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Zweifel als Sub100
Ich habe vor gerade mal einem Monat meinen Herrn kennengelernt.
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Piep,piep,piep,wir haben uns alle lieb....

Piep,piep,piep,wir haben uns alle lieb....
…...für fast alle Bereiche im Leben gibt es inzwischen Selbsterfahrungsseminare.

Aus beruflichen Gründen nahm ich bereits an etlichen solcher Pflicht „Fortbildungen“ teil.

Sicherlich habe auch ich das eine oder andere positive mit nach Hause genommen.

ABER im großen ganzen haben sie mich genervt.
Da werden Fragen wie z.B. „Was hast Du noch nie gemacht und würdest es aber gerne einmal ausprobieren?“ niedergeschrieben und vom Deinem Sitznachbarn für Dich vorgetragen.
ODER „Was war Deine bisher mutigste Tat“?

In diesem Moment kämpfe ich mit mir, nicht irgend etwas völlig absurdes zu schreiben.
Vielleicht würde dann ja die Langeweile verschwinden und eine aufgeregte Diskussion zustande kommen,nur wäre das nicht unbedingt im Sinne von unserem Arbeitgeber.

Diesen oder ähnlichen Fragenkatalog könnte ich jetzt noch Seitenweise ergänzen,doch haben wir nichts besseres zu tun?

Damit wir uns alle wieder so richtig lieb haben, gibt es unendlich viele Kurse,die auch richtig Geld kosten.

Haben wir es verlernt unseren Lebens- und Berufsweg mit Bedacht und Rücksicht ohne professionelle Hilfe zu gehen?
Es gibt sicherlich das eine oder andere Seminar war uns wirklich etwas weiterbringt,trotzdem sehe ich viele Kurse als Geldbeutelschneiderei an.

Wie steht Ihr zu den sogenannten „Selbsterfahrungsseminaren?

Liebe Grüße

Marlis


Ps.: Sollte jetzt ein JC User selbst so Kurse anbieten,mag er meine Kritik und Zweifel verzeihen.
Meine Bedenken gelten auch NICHT beruflichen Fortbildungen in denen ich fachlich neue Erkenntnisse vermittelt bekomme.
ui...
..ich glaub die mutigste tat ist die an solchen seminaren teilzunehmen...*zwinker*

hm...also ich für meinen teil halte da auch nicht sooo viel von, aber es gibt viele menschen die irgendwo gern die lösung von anderen gesagt bekommen.....und ich denk genau denen wird da auch geholfen....

ich glaub früher sind die leut dafür zum pfarrer gegangen...aber ok...wie bei vielem - früher gabs auch noch n kaiser und deßhalb gibt es heut selbstfindungsgruppen bei denen ich nur n "bissl" geld verlier....*zwinker*

aber .....das muss ja zum glück jeder für sich entscheiden...und wenns hilft ist es doch auch ok.....

lg die susi*

ps.....ich möchte damit niemanden angreifen....ist nur meine meinung...*sonne*
********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe Marlis,

ich nehme ja auch an einigen Seminaren teil und bei einer Dozentin macht es wirklich Spaß, weil man da wirklich die Nähe zum Alltag überall spürt.
Also Dinge, die einem ermöglichen sie auch im Alltag umzusetzen und nicht ein großes Rätselraten, was man eigentlich damit bezweckt.
Da tut es mir auch Leid um das Geld, was man sinnvoller ausgeben könnte.

Manchmal drängt sich allerdings bei mir auch der Verdacht auf, daß die Leiter zu lange studieren und somit auch den Bezug zum Alltag verlieren.
Vieles was da kommt, läßt sich eben nur auf dem Papier umsetzen, aber in der Praxis eben nicht.
Allerdings kann ich auch nicht den Mund halten und merke langsam, daß ich gerade wegen meiner Art Dinge auch in Frage oder gar in Abrede zu stellen, Schwierigkeiten mache.
Nicht jeder hat den Mut, sich öffentlich gegen etwas zu äußern.
Ich habe gerade eine dicke Schlappe einstecken müssen, an der ich immer noch kaue. Und ich weiß, daß die "Gegenseite" ihr Meinung nicht ändern wird, selbst wenn sie mittlerweile wissen, daß sie Unrecht haben.
Sie müßten ja dann auf mich zukommen und das einräumen.
Wobei es von meiner Seite dann auch damit genug wäre. Aber es wird nicht so kommen.
Also nix mit Piep,piep,piep,wir haben uns alle lieb....

Mit lieben Grüßen
Rene
*******sima Frau
2.445 Beiträge
Nicht alles in einen Topf werfen, bitte!
Selbsterfahrungsseminare sind dann sinnvoll, wenn die Teilnahme auf auf Freiwilligkeit beruht und wenn man als Teilnehmer weiß, wo, also auf welchem Gebiet, man mehr über sich selbst erfahren möchte.
Im Rahmen einer therapeutischen oder beraterischen Ausbildung sind sie unerläßlich, und da sind die Ausbilder auch entsprechend qualifiziert und setzen lebensnahe Beispiele ein.

Was von Wirtschaftsunternehmen für Mitarbeiter so angeboten wird, ist von ganz unterschiedlicher Qualität. Wenn dort Selbsterfahrung "verordnet" wird, ist Vorsicht geboten. Im Rahmen einer längerfristigen Qualifikationsmaßnahme für Führungskräfte können allerdings auch dort solche Seminare sehr sinnvoll sein, aber da geht es dann auch nicht darum, dass sich "alle lieb haben". Sondern die Teilnehmer erhalten zu verschiedenen Verhaltensweisen Feedback, und das kann durchaus sehr kritisch sein.

Für Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen und Organisationen halte ich persönlich Fortbildungen mit intensiven Selbsterfahrungsanteilen für unumgänglich. Ziel solcher Seminare ist es ja, sich in die Situation derer hinein zu versetzen, mit denen man täglich Umgang hat und in deren Leben und Privatsphäre man häufig sehr regulierend eingreift, und zu erleben, wie man selbst auf solche und ähnliche Eingriffe reagiert und warum. Es geht also um die Reflektion des eigenen Verhaltens auf einer Metaebene und um das Bewußtmachen innerer Haltungen, und das finde ich allemal lohnend und spannend.

"Piep piep piep" ist das jedenfalls nicht. Ich sehe es als Maßnahme der Qualitätssicherung im Rahmen eines verantwortungsbewußten Professionalisierungskonzeptes, gerade im Dienstleistungssektor.

Tantrissima
********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
@*******sima

Ich stimme Dir zu, wenn es darum geht, sich in Situationen zu versetzen, in der andere Menschen stecken. Doch oftmals wir einem da im Alltag etwas vorgegeben, was man in der Praxis nicht umsetzen kann.
Und, da bleibt meines Erachtens dann auch die Menschenwürde auf der Strecke.
Es ist m.E. ein Unterschied, ob man unbewußt einen Fehler gemacht hat oder durch eine Schulung wissend angehalten wird ein falsches Verhalten als Norm anzusehen.
Einfaches Beispiel
Wenn die Pflegeleitung anordnet, man dürfe Patienten/Bewohner bei der Essensanreichung kein Lätzchen umlegen, weil das gegen die Würde verstößt, aber dann dies selben Patienten/Bewohner tagelang mit beschmutzter Garderobe leben müssen, weil diese dann in dem Maße nicht vorhanden ist.

WiB
*******sima Frau
2.445 Beiträge
@ womaninblack

Danke für Dein Beispiel, da bin ich mit Dir einig in der Bewertung.

Möglicherweise gehen wir von einem unterschiedlichen Verständnis der Begrifflichkeiten aus.

"Selbsterfahrungsseminare" sind für mich Seminare, bei denen es darum geht, Erfahrungen mit sich selbst zu machen - und diese unter Anleitung dafür speziell qualifizierter Ausbilder zu reflektieren und aufzuarbeiten.

Dazu gehört, dass ich angeleitet werde, wahr zu nehmen, wie ich selbst "ticke", d.h. spontan auf Menschen, Dinge, Situationen reagiere, und dass ich in diesem Zusammenhang z.B. lerne, dass daran immer(!) drei ganz verschiedenen Vorgänge beteiligt sind, nämlich Wahrnehmung, Interpretation und Gefühl, und weshalb es wichtig ist und sich lohnt, sich dies jeweils bewußt zu machen und auseinander zu halten (Friedemann Schulz von Thun hat dies in seinem Klassiker "Miteinander Reden" eindrucksvoll und überaus nachvollziehbar dargestellt).

Dazu gehört auch, zu erleben, wie ein und die selbe Situation von anderen Teilnehmern unter Umständen völlig anders wahrgenommen wird, oder dass sie anders darauf reagieren, dass es also grundsätzlich unterschiedliche Möglichkeiten der Reaktion darauf gibt, und dass meine eigene nur eine dieser Möglichkeiten ist, der ich selbst eben spontan zuneige.

Dies allein eröffnet bereits die Möglichkeit, mit einer dieser anderen Reaktionen selbst herum zu experimentieren, z.B. in Rollenspielen, in denen ich dann ganz bewußt einmal nicht so reagiere, wie ich "immer" reagiere, und feststelle, was dann passiert. und zwar sowohl in der Interaktion mit dem Gegenüber, als mit mir selbst, als im Ergebnis, zumal wenn es sich um eine Konfliktsituation handelt.

Wenn ich dann innerhalb einer Rollenspielsituation auch noch nacheinander die verschiedene Rollen selbst einnehme, merke ich, wie dieser Perspektivenwechsel zusätzlich meine eigene Wahrnehmung ganz konkret verändert und folglich auch meine Interpretation und die Gefühle, die ich habe.

Es schärft das Bewußtsein für die eigenen blinden Flecken und ermöglicht im Idealfall die Erweiterung der eigenen Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und anderen.

Ich erhalte sozusagen neue Werkzeuge für den Umgang mit mir selbst und werde angeleitet, damit kreativ umzugehen, meine Wahrnehmung wird differenzierter, mein Handlungsrepertoire verbreitert sich.

Neben Seminaren, die derartige Erfahrungen in Bezug auf sich selbst ermöglichen, gibt es auch welche, die z.B. auf gruppendynamische Prozesse abheben und erlebbar machen, wie diese Prozesse funktionieren und was sie beeinflußt, und auch das halte ich für hilfreich, da die meisten Menschen in unterschiedlichsten Zusammenhängen automatisch solchen Prozessen ausgesetzt sind.

Bewußtheit über diese Zusammenhänge und mögliche Auswirkungen von Verhaltensweisen ist für mich im Rahmen einer professionell ausgeübten Tätigkeit, z.B. im Pflegebereich, unverzichtbar.

Dies ändert allerdings nichts daran, dass wir uns alle nicht im luftleeren Raum befinden, sondern uns normalerweise in ganz unterschiedlichen Handlungszusammenhängen und Rollen gleichzeitig bewegen und zu bewähren haben, die weder ideal noch in sich widerspruchsfrei sind, und dass wir dort zusätzlich jeweils ganz unterschiedlichen Freiheitsgraden und Handlungsspielräumen unterliegen, deren Veränderung dementsprechend weder unsere Aufgabe ist, noch in unserem Belieben oder in unserer Macht steht.

Die von Dir kritisierte Anordnung der Pflegeleitung ist lediglich ein konkretes Beispiel dafür, wie sehr auch in einer Einrichtung, die den Anspruch hat, sich am sensiblen Umgang mit ethischen Verhaltensweisen messen zu lassen, dieser Anspruch (Wahrung der Würde der zu Pflegenden) und die von Mitarbeitern und Klienten erlebte Wirklichkeit dennoch auseinanderklaffen können, obwohl man sich seitens der Verantwortlichen durchaus bemüht, dem Anspruch gerade in der Praxis gerecht zu werden, z.B. indem man das "Lätzchenverbot" erläßt.

Das ist aber kein Argument gegen die Sinnhaftigkeit von Selbsterfahrungselementen im Rahmen der beruflichen Aus- und Weiterbildung des Pflegepersonals.

Es sollte allerdings auch keine Rechtfertigung dafür sein, dass das Pflegepersonal, welches feststellt, dass die praktische Auswirkung des Lätzchenverbots das angestrebte Ziel tatsächlich ins Gegenteil verkehrt, dieses resignativ auf sich beruhen läßt und nicht in angemessener Form gegenüber der Pflegeleitung zur Sprache bringt und sich gemeinsam mit dieser darum bemüht, dass eine Lösung gefunden wird, die dem erklärten Ziel besser gerecht wird.

Ob die Führungsebene der betreffenden Einrichtung dies zuläßt, wie sie mit den denkbaren Lösungsansätzen verfährt, und wie glaubwürdig mit einem "kognitiven Dissens" dieser Art (wahrgenommener Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit ) generell umgegangen wird (z.B. durch die Einrichtung regelmäßiger Teamsupervision, wo solche Themen tatsächlich Platz finden und sanktionsfrei besprochen werden können), wie gut sie es versteht, die Entscheidung, die sie am Ende eines Diskussionsprozesses in einer solchen Angelegenheit unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten schließlich zu treffen hat, an die Mitarbeiter zu kommunizieren, ist entscheidend für die Qualität der heute so viel zitierten Unternehmens- oder Organisationskultur und die Motivation der Mitarbeiter. Und das allein ist der Maßstab für den ROI (Return on Investment), also dafür, ob sich die Investition in Selbsterfahrungsseminare für Mitarbeiter für ein Unternehmen rentieren oder nicht.

Tantrissima

P.S. Bitte den vorletzten Absatz nicht mißverstehen als unzulässige "Unterstellung" im konkreten Fall, liebe WiB. Darüber kann und will ich mich selbstverständlich nicht äußern, ok?
*******sima Frau
2.445 Beiträge
@ Hedi1


Haben wir es verlernt unseren Lebens- und Berufsweg mit Bedacht und Rücksicht ohne professionelle Hilfe zu gehen?
Es gibt sicherlich das eine oder andere Seminar war uns wirklich etwas weiterbringt,trotzdem sehe ich viele Kurse als Geldbeutelschneiderei an.

Wie steht Ihr zu den sogenannten „Selbsterfahrungsseminaren?


Das sind für mich mehrere Fragen und unterschiedliche Themen, die Du in Deinem Eröffnungsposting zwar locker miteinander verknüpfst, die aber aus meiner Sicht nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben müssen und die ich deshalb gerne trennen und getrennt betrachten würde:

1. Haben wir es verlernt, unseren Lebens- und Berufsweg mit Bedacht und Rücksicht ohne professionelle Hilfe zu gehen?

2. Es gibt sicherlich das eine oder andere Seminar, das mich wirklich etwas weitergebracht hat, aber bei den meisten war dies nicht der Fall, die haben mich sogar genervt.

3. Ich sehe viele Kurse als Geldbeutelschneiderei an

4. Wie steht Ihr zu den sogenannten Selbsterfahrungsseminaren

ad 1:
Woran würdest Du ablesen können, ob jemand seinen Lebensweg mit Bedacht und Rücksicht geht oder nicht?

Woran würdest du ablesen können, ob jemand seinen Berufsweg mit Bedacht und Rücksicht geht oder nicht?

Was den eigenen Lebensweg betrifft so steht es uns doch frei, ob wir dabei Hilfe in Anspruch nehmen und von wem. Ich selbst habe mehrfach im Leben unvorhersehbare Ereignisse erlebt, die so einschneidend waren, dass alles vorher Überlegte und Geplante keinen Bestand mehr hatte und völlig über den Haufen geworfen wurde.

Es hat mir nie an wirklich guten Freundinnen und Feunden gemangelt, die mich, ebenso wie meine Familie, in diesen Situationen sehr unterstützt haben und auf die ich mich verlassen konnte.

Dennoch habe ich mehrfach sehr bewußt und gezielt zusätzlich dazu auch fremde, und zwar mit Bedacht (!)professionelle, Hilfe in Anspruch genommen, um diese Krisen zu bewältigen und die Erlebnisse zu verarbeiten, und um Rücksicht (!) darauf zu nehmen, dass auch die besten Freunde nicht unbegrenzt belastbar sind.


Du redest allerdings , wenn ich es richtig verstanden habe, hauptsächlich von beruflich veranlassten Pflichtfortbildungen.

Da bin ich grundsätzlich der Ansicht, dass in dem Moment, wo ich einen Beruf professionell ausübe und für diese Leistung eine Vergütung bekomme, egal ob von meinem Arbeitgeber oder als Selbständige von Kunden oder Klienten, dies die (Selbst-)Verpflichtung beinhaltet, dass ich mich tatsächlich auf einem Niveau der Professionalität bewege, welches dem jeweils aktuell anerkannten Standard dieser Berufstätigkeit in Bezug auf Wissen und Methoden entspricht und die legitimen Qualitätsanforderungen derer erfüllt, die mich beauftragen oder denen gegenüber ich eine arbeitsrechtlich verbindliche vertragliche Verpflichtung eingegangen bin oder einzugehen hoffe.

Das Schlagwort von der Bereitschaft zum lebenslangen Lernen ist nicht nur ein Schlagwort. Ein Arbeitgeben kann jedenfalls erwarten, dass Mitarbeiter grundsätzlich bereit sind, berufliche veranlaßte Anpassungs- und Fortbildungsmaßnahmen zu besuchen, die er für notwendig hält, damit die Qualität der angebotenen Erzeugnisse oder Dienstleistungen gewährleistet ist. Das fällt in den Rahmen des sogenannten Direktionsrechtes, das durch den jeweiligen Arbeitsvertrag begründet ist.

Ad 2:

In größeren Unternehmen und Organisationen gibt es eigens die sogenannten Personalentwicklungsfachleute, die dafür ausgebildet und eingestellt sind, den personellen Aus- und Weiterbildungsbedarf eines Unternehmens zu erheben und dafür zu sorgen, dass dem Unternehmen zur rechten Zeit die richtigen Leute mit der richtigen Qualifikation zur Verfügung stehen, und dies so passgenau wie möglich und mit so wenig Kosten wie nötig. Dies tun sie unter anderem dadurch, dass sie für bestimmte Funktionen bestimmte Qualifikationsvoraussetzungen identifizieren, über die ein Stelleninhaber idealerweise für eine bestimmte Funktion verfügen sollte, und dass sie ein innerbetriebliches Qualifikationssystem etablieren, welches sicher stellt, dass diese Qualifikationen auch in ausreichendem Maße vorhanden sind.

Dabei geht es einerseits um Kompetenzen rein fachlicher Art, andererseits aber auch um emotionale und soziale Kompetenzen, die man heutzutage als Schlüsselqualifikationen bezeichnet, welche unerlässlich dafür sind, dass Mitarbeiter auch in unvorhergesehenen Situationen über die notwendige Handlungskompetenz verfügen. Je höher in der Hierarchie jemand angesiedelt ist, desto höher sind dementsprechend die Ansprüche an die dementsprechenden Kompetenzen.

Vorgesetzte, egal auf welcher Ebene, haben heutzutage klare Vorgaben, welche Leistungen pro Zeiteinheit sie in welcher Form und Qualität mit ihren Mitarbeiten zu erbringen haben. Da unterscheiden sich auch die einzelnen Branchen heute kaum mehr voneinander. Die damit verbundene "Durchökonomisierung" sämtlicher Lebensbereiche mag uns nicht schmecken - entziehen können wir uns ihnen nur sehr begrenzt.

Dass vor diesem Hintergrund versucht wird, Bildungsmaßnahmen möglichst modular zu gestalten, um eine größtmögliche Flexibilität zu erreichen, kann nicht verwundern. Kein Unternehmen schickt seine Mitarbeiter zu Fortbildungen, von deren Wert es im Rahmen seines eigenen Bezugssystems nicht überzeugt wäre, jedenfalls nicht, wenn es die gesamten Kosten einschließlich der Opportunitätskosten dafür übernimmt. (Als Opportunitätskosten bezeichnet man die Kosten, die rechnerisch dadurch entstehen, dass der Mitarbeiter während der Zeit seiner Fortbildung nicht am Arbeitsplatz ist und "produziert" oder eine Dienstleistung erbringt, aber dennoch so bezahlt wird, als ob er es täte, sowie die anteiligen Overheadkosten pro Tag und Kopf, also umgerechnete Beträge für Bereitstellung und Unterhalt der Gebäude, Heizung, Beleuchtung, Maschinen- und Gerätewartung etc., die zur Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs notwendig sind).

Da abgesehen von Maßnahmen der rein fachlichen Anpassungsqualifikation allerdings nicht nur die Firma profitiert, sondern auch der Arbeitnehmer, die damit nämlich auch ihre eigene "Marktfähigkeit" auf dem Arbeitsmarkt erhöhen bzw. erhalten, haben sich inzwischen die meisten Unternehmen mit den betriebsräten darauf verständigt, dass auch die Arbeitnehmer einen Teil der anfallenden Gesamtkosten für solche Weiterbildungsmaßnahmen übernehmen. Die konkrete Ausgestaltung ist sehr unterschiedlich und äußerst vielfältig. Manchmal investiert der Arbeitnehmer lediglich einen arbeitsfreien Samstag, manchmal trägt er einen Teil der rein extern anfallenden Kosten, bei umfassenderen Lehrgängen beteiligt sich der Arbeitgeber teilweise zu einem festgelegten Prozentsatz an den Kosten, der sich unter Umständen noch erhöht, wenn mit einer bestimmten Note abgeschlossen wird - da gibt es unendlich viele Modelle, und gewöhnlich entsprechende Betriebsvereinbarungen im Einvernehmen mit den Vertretern der Belegschaft.

Je professioneller die Personalentwicklung in einer Organistaion betrieben wird, desto höher ist die Chance, dass ein Mitarbeiter nicht zu einer Fortbildungsmaßnahme verpflichtet wird, die ihm nach seinem subbjektiven Empfinden nichts bringt, denn professionelle Personalentwickler führen auch sogenannte "Rückkehrergespräche" und werten die Ergebnisse aus. Seminare, die von den meisten Teilnehmern als überflüssig und wertlos angesehen werden, sortieren sie aus und sorgen dafür, dass das, was mit jenem Modul erreicht werden sollte, dann auf einem anderen Weg erreicht wird.

Das setzt allerdings auch voraus, dass die Teilnehmer selbst eine ehrliche und differenzierte Rückmeldung geben und sich nicht ihrerseits passiv verhalten und eine Maßnahme besuchen, obwohl sie bereits von Kollegen, die dort vor ihnen waren, hinlänglich über die Mängel informiert wurden, weil ihnen dies angenehmer ist, als in der Zeit ihrer normalen Arbeit nachzugehen - eine leider eben auch weit verbreitete Mitnahme-Mentalität. (Ich bekenne mich an dieser Stelle dazu, dass ich selbst lange Jahre meines Berufslebens die leitende Personalentwicklerin eines sehr großen Dienstleisters war und sehr genau weiß, wovon ich diewbezüglich rede und wo die diversen Hasen im Pfeffer liegen.)

Manchmal wird auch nicht genügend darauf geachtet, bereits im Vorfeld einer Weiterbildung die Erwartungen der Teilnehmer an die Maßnahme zu erheben und sie abzugleichen mit der des Unternehmens, sowie den Stellenwert zu bestimmen, den eine bestimmte Maßnahme im individuellen Personalentwicklungsprozess des einzelnen Arbeitnehmers hat. Ich habe damals dafür gesorgt, dass mit jedem einzelnen Mitarbeiter im Abstand von maximal 2 Jahren von einem Mitarbeiter meiner Abteilung ein persönliches Weitebildungs- und Entwicklungsgespräch geführt wurde, und zwar bewußt getrennt vom Leistungsbeurteilungsgespräch, bei dem solche Dinge besprochen und möglichst paßgenau abgestimmt wurden.

Leider haben aber sehr viele Betriebe inzwischen ihre Personalentwicklungsabteilungen entweder totgeschrumpft, völlig aufgelöst, oder diese Funktion direkt an externe Anbieter ausgelagert, was zwar die Kennzahlen der Unternehmensbilanz entlastet, aber die Qualität der Qualifikationssicherstellung insgesamt sowie in einzelnen Aspekten drastisch gesenkt hat., teilweise sogar dieser in grotesk anmutenden Weise entgegensteht .

Dies schlägt zumiondest teilweise eine Brücke zum nächsten Punkt.

Ad 3:

Wenn Du Kurse als Geldbeutelschneiderei ansiehst, liebe Hedi, dann vermute ich mal, dass Du sie selbst bezahlen mußt, und dass der Ertrag, den Du aus ihnen ziehst, für Dich nicht in einem angemessenen Verhältnis zu dem Betrag stehst, den Du dafür zu bezahlen hast.

Falls ich Dich diesbezüglich richtig interpretiert habe, will ich Dein subjektives Urteil hier keineswegs in Zweifel ziehen. Du empfindest das so aufgrund eigener Erlebnisse, und das ist okay.

Dass es viele Mogelpackungen auf dem unerschöpflichen Aus- und Weiterbildungsmarkt gibt, ist sicherlich richtig. Aber wo gibt es die nicht?

Die viel interessantere Frage wäre für mich, wieso sie sich am Markt halten können.

Die ökonomische Definition von "Markt" ist "Der Ort, wo Nachfrage und Angebot nach einer Ware oder Dienstleistung aufeinandertreffen", und in einer martktwirtschaftlich organisierten Gesellschaft regelt die Nachfrage nach einem Gut dessen Preis.

Eine hohe Nachfrage garantiert nicht unbedingt auch eine hohe Qualität. Wenn ich nur beschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung habe, muß ich abklären, ob es das, was ich möchte, um den mir möglichen Betrag gibt. Wenn dies nicht der Fall ist, muß ich mich entweder mit einer minderen Qualität begnügen oder darauf verzichten.

Und wie wir ja alle inzwischen hinlänglich oft gehört haben, ist Geiz angeblich geil. Und wir sind ja nicht blöd, oder?

Wendet da etwa jemand ein, man könne doch Bildungsmaßnahmen nicht als eine Ware wie jede andere betrachten???? Oh doch, man kann, genau so wie man die menschliche Arbeitskraft so betrachten kann, oder Sex.

Mainstream ist angesagt, egal wie hirnlos.

Was verkauft werden kann, wird verkauft. Fleisch minderer Qualität wird eben nach dem Verfallsdatum umettiketiert.

"Selbsterfahrung" ist ein Renner? Na dann - pepp ich halt meine alten Ladenhüterseminare etwas auf, mach ein Event draus, vielleicht ein kleiner Feuerlauf gefällig oder eine geile Begegnung mit einer Vogelspinne, was im Dschungelcamp funktioniert, werd ich doch nicht auslassen, Chakka! Fertig ist das neue "Selbsterfahrungsseminar" .

Davon auszugehen, dass ausgerechnet der Sektor, auf dem man offensichtlich so leicht so viel Geld verdienen kann, nur von edlen Gutmenschen wimmelt, erschienen mir schlichtweg als naiv.

ad 4:
Meine Einstellung zu Selbsterfahrungsseminaren habe ich bereits in meinen beiden vorhergehenden Beiträgen genügend erläutert.

Ihre Qualität und der Ertrag für die Teilnehmer hängt entscheidend davon ab, dass es kein Angebot von der Stange ist, sondern eine maßgeschneiderte Maßnahme für eine spezifische Teilnehmergruppe in einem klar definierten Zusammenhang und eingeordnet in ein abgestimtes Konzept zur Erlangung übergeordneter Ziele. und selbstverständlich ebenso von der Qualität und der Seriosität der Trainer ab. Diese Qualität hat ihren Preis. Das muß ich wissen.

Unter "sogenannten" Selbsterfahrungsseminaren verstehe ich genau solche, die diesen Kriterien nicht oder nicht ausreichend entsprechen, aber unter dem selben Etikett auftreten. Das nenne ich dann Etikettenschwindel.

Ich will Dir keinesfalls persönlich zu nahe treten, liebe Hedi, wenn ich jetzt immer noch nicht so ganz sicher bin, was nun Dein eigentliches Anliegen ist, das Du mit der Eröffnung dieses Threads diskutieren möchtest, und über welche Frage Du Dir einen Austausch mit uns wünschst:

• Über das Preis- /Leistungsverhältnis von Fortbildungsmaßnahmen allgemein und Sellbsterfahrungsseminaren im Besonderen?

• Über die Sinnhaftigkeit von Selbsterfahrungsseminaren?

- Über Sinn und Unsinn einer zunehmenden Professionalisierung beruflicher Fortbildung, die sich in deiner Wahrnehmung allmählich auch ins Privatleben ausbreitet ?

- Über die Qualität von Seminarveranstaltungen ganz allgemein? Über beruflich veranlaßte Fortbildungsseminare, die auch den einen oder anderen Baustein enthalten, der zwar locker als "Selbsterfahrung" bezeichnet wird, ohne dass es sich tatsächlich um eine seriöse solche handelt?

Sondern vielleicht eher um eine inszenierte Selbstentblößung, im Niveau vergleichbar einer dieser unsäglichen Talkshows am Nachmittag, die keineswegs darauf abzielt, einer Person bei der Lösung eines Problems zu helfen, die darum gebeten hätte, sondern darauf, dass diese Person wildfremden Menschen, mit denen sie nichts verbindet, intime Informationen über sich preisgibt, die ihr teilweise peinlich sind und lediglich die unverhüllte Neugier und sensationslust der anderen Teilnehmer bedienen.

• Also über die höchst unprofessionelle Simulierung von Professionalität?

- Oder über nichts von alledem, sondern etwas ganz anderes, was ich vielleicht völlig übersehen habe?
********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
@*******sima

Du hast einige wichtige Punkte durchaus verdeutlicht, aber auch die Grenzwertigkeit aufgezeigt.
So kannst Du sicher nachvollziehen, daß die einer der vielen Gründe ist, warum ich mit meiner Art anecke. Ich kann einfach nicht den Mund halten, wenn ich für Menschen "einspringe", die selbst dazu nicht mehr in der Lage sind. Gleichzeitig protestiere ich wohl schon im Zeitgeist dessen, was ich mir selbst für meine Alterszeit wünsche.
Aber gerade dieses eine Seminar hat mir verdeutlicht, das man auch lernen kann sowohl - alsauch zu denken.
Dabei ist davon auszugehen, daß jede Meinung in einem Konsenz auf ein wahrgenommendes Gefühl ist und selbst wenn es von einer Person durch körperliche Einschränkungen anders wahrgenommen wird, doch als Wahrheit und damit als Wirklichkeit gesehen und erlebt wird.
Wieder ein kleines Beispiel

in den Raum waren wir mit 18 Personen, ein Mensch mit Demenz hätte ein eingeschränktes Blickfeld gehabt und sich z.B. die Lautstärke und Anzahl der Personen nicht erklären können, da er weniger sieht.
Trotzdem ist seine Wahrnehmung für ihn die Wahrheit. Etwas, was man bei Situation eben auch nicht aus den Augen verlieren sollte.
Dasselbe gilt für Erfahrungswerte, die man im Leben gemacht hat und die die Wahrnehmung auch beeinflußen können.

Aber es gibt sicher auch schwarze Schafe unter den Anbietern und so manches Seminar hat wohl eher die Alibifunktion, daß den Mitarbeiter etwas geboten zu haben, weil es ja in ist.
Doch man lernt immer noch dazu und ich glaube man kann immer etwas für sich mit nach Hause nehmen.

WiB
***at Mann
2.889 Beiträge
Mitarbeitermotivation
Liebe Tantrissima,
vielen Dank für Deine äusserst ausführlichen Erläuterungen um ein in typisch deutschen Firmen ungeliebtes Thema. Du hast damit Marlis' ursprüngliche Piepshow deutlich erweitert.

In der Industrie, dort wo ich meine beruflichen Erfahrungen machte, ist jede Art von Bildung und Fortbildung Privatsache. Dass das nicht so sein muß erfuhr ich, als ich einmal für fünf Jahre in einem Betrieb der Elektronikbranche arbeitete. Dort herrschte eine hohe Fluktuationsrate im positiven Sinne. Ein Zugang wurde für sein Wissen, das er sich in anderen Firmen erarbeitet hat, begrüßt, Während er beim Abschied als Botschafter der eigenen Technologie in die Welt hinaus ging.

So kamen auch viele Ingenieure in unsere Firma, die bei US amerikanischen Firmen gearbeitet hatten (IBM, DEC ..etc.). Sie brachten auch den Begriff der Motivation mit. Während in deutschen Betrieben noch das Prinzip der Mitarbeiterloyalität dominierte, versuchten die amerikanischen Betriebe den Mitarbeiter so in sein Umfeld einzubetten, dass er seine "Arbeit" als Aufgabe verstand und diese mit hohem Engagement zum Ziel führen.

Ein wichtiges Element dieser Motivation waren auch betriebliche Fortbildungen im Sinne einer psychologischen Bereicherungen der Mitarbeiter. Ganz ähnlich, wie Tantrissima es beschreibt. Solcherart motivierte Mitarbeiter brauchten kein strenges Vorschriftengerüst, wie es die treu-deutschen Betriebe kannten. Gelegentliche Besuche von "deutschen" Betrieben -zum Beispiel zu Projektbesprechungen- waren überrascht über das ganztägige Kommen und Gehen der Mitarbeiter. Zu jeder Tageszeit war irgendjemand da, während in den "deutschen" Betrieben von 7 bis 17 Uhr pünktliche Vollständigkeit und ausserhalb dieser Zeiten gähnende Leere herrschte.

In dieser Zeit hielt auch der Begriff der Kreativität Einzug in in die Bewertung von Mitarbeitern. In US-amerikanischen Betrieben war die unerwartete, neue Idee gefragt. Im Deutschland vor der 68-er Revolution galt Kreativität als Revoluzzertum. Kreativität war den Weißmänteln in den Konstruktionsbüros vorbehalten.

Dies Alles muß in betrieblichen Seminaren an der Realität des Umfeldes um den Arbeitsplatz konkretisiert werden, ganz ähnlich wie Tantrissima es beschreibt.

Es war die reine Freude in solchen Betrieben zu arbeiten!




BFlat
@ tantrissima
In meinem Thread habe ich nur kurz von meinen persönlichen Erfahrungen mit Selbsterfahrungsseminaren berichtet.

Deine bisherigen Kommentare zum Thema liebe "tantrissima" finde ich sehr interessant.

Aus Zeitmangel ist es mir leider nicht immer möglich, an einer entstandenen Diskussion weiterhin teilzunehmen.
Es sollte daher auch ausreichen, wenn ich im Eingangsthread meine persönlichen Erfahrungen und Meinungen einbringe.
WICHTIG FINDE ICH NUR DIE WEITERE DISKUSSION DER USER MITEINANDER.

Meine Meinung muss nicht die absolut richtige sein,aber ich erwarte das Sie respektiert wird.
Genauso wie auch ich jeden anderen Gedanken der User zum Thema respektiere.

Als Gruppen Gründerin bin ich stets bemüht für die User neue abwechslungsreiche Themen einzustellen.Die dafür benötigte Zeit bringe ich gerne auf, aber an vorderster Stelle steht immer noch mein Privat- und Berufsleben.Erst dann kommt der Joyclub für den ich täglich mehrere Stunden mit Freude diese Gruppe leite.

Liebe Grüße

Marlis
********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
@@ tantrissima

Ob die Führungsebene der betreffenden Einrichtung dies zuläßt, wie sie mit den denkbaren Lösungsansätzen verfährt, und wie glaubwürdig mit einem "kognitiven Dissens" dieser Art (wahrgenommener Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit ) generell umgegangen wird (z.B. durch die Einrichtung regelmäßiger Teamsupervision, wo solche Themen tatsächlich Platz finden und sanktionsfrei besprochen werden können), wie gut sie es versteht, die Entscheidung, die sie am Ende eines Diskussionsprozesses in einer solchen Angelegenheit unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten schließlich zu treffen hat, an die Mitarbeiter zu kommunizieren, ist entscheidend für die Qualität der heute so viel zitierten Unternehmens- oder Organisationskultur und die Motivation der Mitarbeiter. Und das allein ist der Maßstab für den ROI (Return on Investment), also dafür, ob sich die Investition in Selbsterfahrungsseminare für Mitarbeiter für ein Unternehmen rentieren oder nicht.

Vielleicht gibt es das von Dir aufgezeigte Modell, leider hab ich es nicht gesehen. Selbst gute Ansätze scheitern, wenn sich Gruppen bilden, die statt miteinander, gegeneinander arbeiten. Und dann entscheidet sich oft durch die Ansicht der Leitung, was gemacht wird.
Allerdings spielt es auch eine große Rolle, wie die Firmenpolitik das sieht und dann treten andere Interessen zurück, selbst wenn es auf lange Sicht Schaden bringt.
Aus meiner Kochzeit weiß ich allerdings, daß es durchaus möglich ist als Team und nur als Team Erfolg zu haben, auch wenn der Chef mit den Sternen das Lob dann offiziell bekommt, als Profi gibt er es auch an sein Team weiter, wenn nicht, hat er sein Team nicht mehr lange.
Doch diese Einsicht ist leider nicht überall anzutreffen und oftmals bleibt das Menschliche auf der Strecke.
Nicht umsonst scheiden viele Menschen vorzeitig aus dem Beruf aus, weil sie mehr Streß mit den Arbeitsbedingungen haben, wie mit der Arbeit selbst.Und meist haben sie selbst einen Schaden erlitten, weil man diesen Streß eben nicht abends mit den Kleidern auszieht.
Gerade die schon langanhaltende Personalpolitik, die in Deutschland wirklich zu wünschen übrig läßt, wo man immer noch auf Kriechertum setzt, statt eigenverantwortliche Eigeninitiative zu fördern, hat ihnen jetzt schon gebracht, was sich niemand wünschte, Arbeiter, die nur noch das machen, was sie machen müssen.
Mitarbeiter, die wirklich Spaß an ihrer Arbeit haben, werden sogar selbst sehen, daß sie auf dem Laufenden bleiben, werden sich eben nicht darauf verlassen, daß das was sie einmal gelernt haben, auch Jahre später noch stimmig ist. Dann sind auch die Krankenzeiten gering und die Teamarbeit fängt zwischenmenschliche Probleme auf.
Doch es gibt auch Firmen, wenn auch seltener, die auf dieses Konzept setzen, die ausbilden und übernehmen, die eigene Kindergärten haben und auch Frauen unterstützen, in ihrem Beruf weiter zu kommen, wo es eben keine Seltenheit ist, daß sogar Generationen in einer Firma arbeiten und wo sich das trotz vieler widersprüchlich vorherrschenden Aussagen für den Firmeneigentümer auszahlt.

WiB
***at Mann
2.889 Beiträge
@WomaninBlack: Kommunikation
Liebe Woman,

ein Thema das bei den hier belächelten Piep-Show Seminaren oft ganz vorne steht ist das Thema der Kommunikation.

Du hast mit Deinem Sterne-Koch ein garnicht so seltenes Beispiel schlechter Kommunikation genannt. Ich nehme einmal an, dass in dem von Dir genanntem Beispiel der Sternekoch, zwar ein Lob immer gerne selbst eingesteckt hat, während ein Tadel ungefiltert auf sein Team durchgedrungen ist.

Du selbst bezeichest das als "unprofessionell". Hätte er seine Piepshow-EUROs nicht in die Zahlschlitze zwielichtiger Amüsemang Etablissements gesteckt sondern hätte ein Piep-Seminar à la Hedi1 besucht, dann wäre ihm dieser Fehler nicht unterlaufen.

Ein wichtiges Thema ist allerdings auch die Querkommunikation in horizontaler Ebene: Gerade wir Deutsche haben uns angewöhnt in vertikaler Ebene besonders gut zu kommunizieren. Es ist das nach oben Buckeln, das viele Karrieren gesichert hat.

In horizontaler Richtung, also zu gleichgestellten Kollegen wird fachlich oft nur auf einem Minimalniveau kommuniziert, um möglichst den eigenen Wissensstand zu erhalten.

Hier wird in den von Hedi angesprochenen und Tantrissima so ausführlich (warum trägt sie wohl einen Superlativ im Namen?) erläuterten Seminaren, an denen möglichst alle Mitglieder einer Hierarchieebene teilnehmen sollen, erarbeitet mit welchen Methoden die Zusammenarbeit verbessert werden kann. Soviel zum "... wir haben uns alle lieb" Teil von Hedi's Piep Spruch.




BFlat
********lack Frau
19.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
@***at

Da hast Du etwas mißverstanden.
Ein Profi gibt auch das Lob an sein Team weiter und in der Teambesprechung wird erarbeitet, wie man den beklagten Mangel ausräumen kann.

In horizontaler Richtung, also zu gleichgestellten Kollegen wird fachlich oft nur auf einem Minimalniveau kommuniziert, um möglichst den eigenen Wissensstand zu erhalten.

Bildet der Profi auch aus, wird er über seine guten Schüler auch wieder Lob bekommen. Ein Chef der sein Wissen nicht weiter gibt, hat keine Kochehre.
In der Küche herrscht zwar ein sehr rauher Ton, aber der Zusammenhalt ist auch gewachsen, weil man nur am Ende zusammen wirklich gute Ergebnisse haben kann. Schlampt einer, müssen alle den Kopf dafür herhalten und die Schlappe wieder wett machen. Das macht man dann aber auch nicht oft!
Und auch die Kommunikation in der Küche ist extrem ausgeprägt, zwar in Kürzeln, denn es ist nie viel Zeit, aber auch unerläßlich, damit es nicht zu Pannen kommt. Und da es permanenten Streß gibt, müssen alle sich irgendwie immer untereinander verständigen.
Wer das nicht beherzigt, bekommt einmal die gelbe Karte.
Und danach die rote und steht vor der Tür!

WiB
Ich kann deinem Beitrag, WIB, hier voll und ganz zustimmen. Ich weiß, dass jeder Mensch einen sinnvollen Platz erfüllen kann und soll, seiner Bestimmung / Begabung gemäß. Un dsicher ist es unsere Aufgabe, unser Können und Wissen weiter zu geben; um gemeinsam zum inneren und äußeren Wachstum beizutragen. Leider gibt es viele Kollegen, denen es woh wichtiger ist den Lorbeer an die eigene Brust zu hefdten,, oder sich keine Konkorrenz heran zu züchten. Ja - das habe ich schon so gehört, als ich als Dozentin mit einer Kolegin den Seminarplan besprach. Mir ist sowas fremd - weil es mich nicht befriedigen würde. Mein Ehrgeiz war es immer wieder meine "Schüler" mindestens so gut werden zu lassen wie mich selbst. Und das verlangt Auseinandersetzung jenseits von "Piep - wir haben uns Lieb". Schon male ein deutlcihes Wort - aber auch eine helfende Hand. Es geht doch um Wahrnehmen - Bewusstwerden - sich entwickeln / qualifizieren und dann entsprechend handeln. Egal ob im persönlichen oderf beruflichen ereich - wobei ich das nicht wertend trenne.
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