Einesteils und andererseits...
Also, mir scheint, ich bin da ganz offensichtlich etwas aus der Zeit gefallen - jedenfalls hab ich keine Ahnung, von wem ihr da die ganze Zeit redet bzw. schreibt , könnt Ihr mich mal aufklären?Meine persönliche Einstellung zu Schönheits-OPs deckt sich im Wesentlichen mit der der hier schreibenden Mehrheit, d.h. ich würde mich einer solchen OP nicht unterziehen, genausowenig wie ich ein Tattoo oder ein Piercing für mich unakzeptabel fände. Ich selbst habe noch nicht mal Ohrlöcher für Ohrringe, weil ich der Meinung bin, dass der unversehrte, vollkommene Körper, der uns von Geburt an geschenkt wurde, auch ein hohes Gut und ein Vermächtnis ist, das man nicht mutwillig zerstören oder verändern sollte. Aber letztlich ist es natürlich reine Geschmackssache und wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich bewertet und gehandhabt. Und damit meine ich nicht nur sogenannte "Naturvölker", denn in mehreren Staaten Lateinamerikas ist es inzwischen quer durch alle Gesellschaftsschichten absolut an der Tagesordnung, dass sich die Frauen quasi routinemäßig jährlich allen irgend möglichen Schönheitsoperationen unterziehen und
es als "ungepflegt" ansehen, wenn jemand dies nicht tut, ungeachtet der Gründe dafür.
Menschen, die das tun, pauschal gleich in die Nähe von "krank" oder gar geistesgestört zu rücken, geht mir allerdings ein wenig zu weit. Ihrer selbst unsicher, das wohl schon. Und bedürftig der Anerkennung, oft eines ganz bestimmten verehrten oder geliebten oder idolisierten Menschen, und gerade dieser Mensch verweigert sie einem, oft ohne sich der Tragweite auch nur im geringsten bewusst zu sein, die das manchmal haben kann, weil er diese spezielle Bedürftigkeit vielleicht weder wahrnimmt noch sich dafür zuständig fühlt, und das oft durchaus auch zurecht, weil er da als Projektionsfläche der Wünsche eines anderen Menschen dient.
In meinem Berufsleben gehörte unter anderem auch jahrelang die Beratung und Begleitung von Jugendlichen zu meinen Aufgaben, wobei ich diesbezüglich der Schweigepflicht unterlag. Und in diesem Zusammenhang habe ich mehrfach erlebt, wie belastend es unter Umständen für einen jungen Menschen sein kann, wenn er oder sie eingeredet bekommt - egal ob von der Peergroup oder von gefühl- und taktlosen Erwachsenen - mit einem körperlichen Makel oder Mangel behaftet zu sein und dafür gehänselt zu werden. Als ein - in meinen und andere Leute Augen - bildschönes Mädchen tatsächlich einen Selbstmordversuch beging aus eben diesem Anlass, wurde mir das ganze Ausmaß der Verzweiflung klar, in der sie sich offenbar befunden hatte. Sie konnte gerettet werden und danach habe auch ich mich in diesem konkreten Fall dafür eingesetzt, dass sie eine Schönheitsoperation bekam, die den vermeintlichen und von ihr als so belastend empfundenen Makel beseitigte. Heute ist sie eine strahlende und glückliche, selbstbewußte junge Frau.