Lustschmerz im Sinne der "Wissenschaft"
Hallo zusammen!
Ein faszinierender Themenbereich – wenngleich auch hochkomplexer Natur!
Und ganz allgemein muss ich gleich wieder mal in den Angriff-Modus gehen:
Es ist einfach kaum zu glauben, dass die Algolagnie (= die Lust am Zufügen und Empfangen von Schmerzreizen) gemäß Weltgesundheitsorganisation WHO unter dem internationalen ICD-Code 10, Version 2019, Kapitel V, allen Ernstes als psychische Verhaltensstörung (!) klassifiziert wird!
Dem entsprechenden ICD-Code F-65.5 zufolge handelt es sich also um eine sexual-psychische Störung!
DAS ist nichts anderes als – gelinde gesagt - ein SKANDAL !
Obwohl es sich beim ICD um die (eigentlich seriöse) internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und um das weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen handelt, haben in den betreffenden WHO-Kommissionen einige Pseudo-Wissenschaftler offenbar Unwissenheit, Überheblichkeit und Arroganz die Tore geöffnet!
Ich kann mir kein besseres Zeugnis wissenschaftlicher Inkompetenz vorstellen.
Fakt ist, dass die Algolagnie, ebenso wie auch die generelle medizinische Schmerzforschung ausgesprochen vielschichtige und breitgefächerte Bereiche sind, die sowohl neurologisch als auch psychologisch erst zu einem winzigen Bruchteil erforscht sind. Darum ist eine solche Klassifikation als unseriös oder zumindest als höchst fragwürdig anzusehen.
Betrachten wir doch mal den Verlauf und die Wirkung von Schmerz im Allgemeinen und von erotisch-sexuellem Lustschmerz im Besonderen:
Ganz allgemein leiten Neuronen der Schmerzbahnen die Schmerzsignale in viele verschiedene Bereiche des Gehirns weiter, wo tausende von Prozessen unter Auswertung des Entstehungsortes des Schmerzes äußerst komplexe Empfindungen und Reaktionen auslösen. Bei diesen zentralen Wirkmechanismen erzeugt ungewollter Schmerz Schutz- und Abwehrreaktionen; gewollter Schmerz hingegen kann bis zu einer bestimmten Verträglichkeitsgrenze eher "willkommen" wirken.
Schmerz kann also sowohl sexuell stimulierende (positive) als auch genau gegenteilige (negative) Empfindungen zur Folge haben. Dies insbesondere dann, wenn der Ausgangsort des Schmerzes ein sexuell hochempfindliches und stimulierbares Organ oder Körperteil ist.
Bekanntlich wirkt das individuelle Schmerzempfinden bei nahezu allen Menschen sehr unterschiedlich. Darum ist es einfach nur unbeschreiblich dumm und entbehrt jeder seriösen Grundlage, den erotischen/sexuellen Lustschmerz pauschal als gestörte Sexualpräferenz darzustellen.
Und das hier, liebe Freunde, schreibt einer, auf den Schmerzen jeglicher Art vollkommen „abtörnend“ wirken: Ich persönlich kann mit Schmerzen, selbst mit den leichtesten, beim Sex oder auch nur schon beim Vorspiel rein gar nichts anfangen. Mir persönlich nehmen Schmerzen jeglicher Art jede Lust.
Und dennoch :
Wenn eine Frau beispielsweise eine heftige Erregung beim nicht gerade zärtlichen Spiel mit ihren Nippeln (oder auch bei richtig harscher Behandlung derselben) empfindet oder wenn es z.B. einen Mann antörnt, wenn heftiger Druck auf seine Eier ausgeübt wird, handelt es sich hierbei ganz sicher nicht um eine „gestörte Person“!
Ich möchte aber auch noch einen Schritt weiter gehen und die Frage in den Raum stellen, ob wirklich jede Person, die durch einen einfachen (womöglich nur gelegentlichen) Lustschmerz stimuliert wird, gleich als „Masochist“ anzusehen ist…
Ich sehe das eigentlich nicht so, wobei ich allerdings auch nur aus der Erfahrung des eigenen Nähkästchens plaudern kann: Keine meiner bisherigen Partnerinnen, die richtig harte Fesselungen, feste Behandlungen ihrer Nippel, nicht zimperliches Flogging oder sogar Nadelspiele wünschte und die bestimmten Schmerzen eine gewisse Lust abgewinnen konnte, war etwa eine „allgemein schmerzverliebte Masochistin“. Und unter einer „gestörten Sexualpräferenz“ litt ganz sicher auch keine von ihnen!
Stimulierender Lustschmerz entsteht bei entsprechenden sexuellen Aktivitäten und wird daher auch als solcher empfunden. Was daran unnormal sein soll, offenbart sich mir nicht. Im logischen Umkehrschluss kann ich mir ja auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein lustschmerzliebender Mensch beispielsweise etwa durch heftige Zahnschmerzen einen Orgasmus bekommt… das wäre dann vielleicht doch ein wenig… nun ja… ungewöhnlich.
Was die eine Person unter Schmerz antörnt, kann bei der anderen Person eine genau gegenteilige Wirkung haben – und das ist bei der vielfältigen Unterschiedlichkeit der Menschen und ihren individuellen Schmerzempfinden auch völlig normal und nachvollziehbar.
Das sollte von der Wissenschaft endlich zur Kenntnis genommen und weiter erforscht werden, anstatt diesen Fetisch kurzerhand als sexualpsychische Störung abzustempeln!
Es ist ja auch so einfach, alles, was man nicht versteht, als „unnormal“ oder „krank“ zu bezeichnen.
Entscheidend sind doch schließlich nur zwei Aspekte:
Zum einen, dass jede Lustschmerzspielerei in gegenseitigem Einvernehmen und mit Vernunft praktiziert wird und zum anderen, wie intensiv jede/jeder zu ihrem/seinem Orgasmus kommt und wie sehr sie/er ihn genießen kann.
In diesem Sinne wünsche ich allen hier in der Gruppe erfüllende Orgasmen, mit oder ohne Lustschmerz!
Sir Henry