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Wahre Episoden aus einer unbegreiflichen Realität

*******ose Frau
793 Beiträge
Verdammt guter Thread!!!
Meine Mutter beschäftigte sich schon immer sehr mit pädagogischen Themen – beeinflusst durch die Ende der Sechziger/Anfang Siebziger an Aktualität gewinnenden unterschiedlichen Erziehungs-Formen. Sie hatte sich schlussendlich nie für eine Form entschieden, aber das Ziel meiner beiden Eltern war klar: uns größtmöglichen Freiraum zu lassen und uns zu eigenverantwortlichen und respektvollen Menschen zu erziehen.

Wenn wich mich in Streit-Situationen mit anderen Kindern befanden, half meine Mutter zwar, indem sie mit mir diskutierte und zu verstehen versuchte, was da gerade tatsächlich passierte, aber sie ergriff ganz selten Partei.

Das ging so weit, dass ich mich manchmal überfordert oder sogar von ihr allein gelassen fühlte, denn meine Schulfreunde reagierten auf meine Versuche, die Situation meinerseits mit Diskutieren zu entschärfen, überhaupt nicht. Sie lachten mich aus, und fanden sich noch bestärkt. Etwas mit „guten Worten“ zu regeln war ziemlich unpopulär in dem Alter und besonders bei manchen Kindern. Ich war im Zwiespalt, ob ich dem einen oder anderen nicht vielleicht doch einfach eine runterhauen sollte – lieber wäre mir natürlich gewesen, meine Mutter hätte das für mich übernommen. Aber dann hätten sich die anderen bei der nächstbesten Gelegenheit gerächt. Und ich fürchte, das wird dem Mädchen mit den Diddel-Heften und dem Handy vielleicht auch passieren.

Ich hab auch mal einem anderen Kind ein wunderschönes „Biene-Maja“ Aufkleber-Sammel-Heft „geklaut“ und meine ansonsten eher „weichgespülte“ Mutter hat das irgendwie mitbekommen (sie konnte kombinieren, dass mein Taschengeld nicht zum Erwerb dieser ganzen Aufkleber samt Heft ausgereicht hätte). Sie fand das gar nicht so cool wie ich und erklärte mir den Unterschied zwischen Dein und Mein sehr deutlich. Als Resultat musste ich umgehend alleine zu dem anderen Kind gehen und das Heft zurück geben. Man war das peinlich, aber peinlicher wäre gewesen, meine Mutter hätte es gemacht oder die Mutter des anderen Mädchens wäre gekommen, um mich zur Rede zu stellen. So war niemand gedemütigt worden und wir konnten uns alle in die Augen schauen. Ich habe nie wieder was geklaut!

Ich glaube, die eigene Erfahrung und das Begreifen der Konsequenz des eigenen Handels ist durch nichts zu ersetzen und es ist gut, wenn die Kids Streitereien oder andere "Missverständnisse" möglichst untereinander regeln, ohne dass Mutti (oder Vati) übernehmen muss (aber merkt, wann sie als „Regisseur/in“ gebraucht wird und auf jeden Fall als Berater/in verfügbar ist).

Übrigens hatte meine Mutter mich als Kind zum Judo geschickt. Nicht um anderen weh zu tun oder mich wehren zu können, sondern um alleine durch meine Körperhaltung zu signalisieren: „ich bin kein Opfer-Typ“. Manchmal reicht das ja schon.
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
@ magic_rose
Danke, allein für diesen Satz:

Übrigens hatte meine Mutter mich als Kind zum Judo geschickt. Nicht um anderen weh zu tun oder mich wehren zu können, sondern um alleine durch meine Körperhaltung zu signalisieren: „ich bin kein Opfer-Typ“. Manchmal reicht das ja schon.

Das kann soooo wichtig sein ...

Und es ist wichtig für die Entwicklung eines jeden Kindes, nach und nach zu lernen, Streitereien allein zu klären und es auf seine Weise zu versuchen, auch mal zu scheitern (und zu lernen, auch damit umzugehen, denn das wird im Laufe des Lebens noch öfter passieren). Alle, die andere davor bewahren wollen (wenn auch in allerbester Absicht), sich auch mal durchzubeißen und die Dinge selbst zu lösen, schaden nach meiner Meinung demjenigen weit mehr, als dass sie ihm Gutes tun.

(Der Antaghar)
*******ose Frau
793 Beiträge
@ Antaghar
Wenn man überlegt, was ein Mensch alles lernen muss, bevor er sich selber als „erwachsen“ einstuft… Wird man das überhaupt jemals? Es hört ja nicht plötzlich auf, nur weil man kein Kind mehr ist. Man lernt doch eigentlich jeden Tag dazu, durch jedes Scheitern genauso wie durch jeden Erfolg.

Man macht sicher nicht immer alles richtig und man tut anderen auch weh. Man verflucht auch schon mal Worte, die einem in einem Moment der Unachtsamkeit entschlüpfen. Es gibt Situationen, in denen man am liebsten davon laufen möchte, aber nicht kann. Es gibt ganz viel, bei dem man sich fragt: „warum schon wieder ich?“. Aber man reift daran und versteht vielleicht irgendwann einmal, wozu alles gut war.

Vielleicht ist der Unterschied zwischen einem Kind und einem Erwachsenen, dass man als Erwachsener die Erfahrung schon gemacht hat und es einem daher leichter fällt, darauf zu vertrauen, dass „alles wieder gut“ wird und man sich nicht in einer machtlosen Opferrolle sieht. Kinder müssen auch dieses Vertrauen noch erst lernen.

Wir möchten Kinder gerne vor den unschönen Erfahrungen schützen, sie davor warnen, aber das können wir nicht wirklich. Wir können ihnen nur helfen, selber stark zu werden.
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