Adventsgeschichten 2022 - Es geschah zu jener Zeit

Hinter dem heutigen ersten Türchen verbirgt sich eine Geschichte mit Kamin, Ohrensessel und Tee. Wer hat sie uns wohl geschenkt?

Es geschah zu jener Zeit …

… wie so häufig saß ich in meinem Ohrensessel, schaute aus dem Fenster, während das Knistern meines Kamins meinem Gefühl zu verstehen gab, dass mein Raum sich erwärmte und ich nicht frieren werde, wenn der Winter einzieht in diese besondere Zeit und Mengen von Schnee erneut den Weg zu meinem Haus unter sich begraben.

Auf meinem kleinen Tisch neben mir steht ein Becher wohlschmeckender Tee, den ich hin und wieder zum Mund führe, wie schon so fot in meinem Leben, denn ich habe schon viele Winter erlebt und es kommt mir vor, als würden nicht mehr viele folgen.

Meine Gelenke schmerzen etwas, wenn ich mich bewege, was aber nicht so häufig vorkommt, wenn ich hier sitze und von einer wärmenden Decke bedeckt, diese Zeilen schreibe. Immer wieder kommen Gedanken oder auch nur Bruchstücke derer in meinen Fokus und ich versinke dann in einer längst vergangenen Zeit. Einer Zeit die vielleicht nicht besser aber ganz anders war.

Hin und wieder komme ich mir vor wie in einer Zeitmaschine, die ich allerdings nicht selbst bedienen und steuern kann, sondern die willkürlich in einer Zeit meiner Vergangenheit anhält, die immer wieder etwas Besonderes zu bieten hatte. Ist es nur die Vergangenheit oder kommt auch noch die Zukunft, obwohl es dann keine Erinnerung mehr wäre, aber sicherlich auch etwas Besonderes bereithalten könnte.

… ich schaue durch ein Fenster in den Innenraum eines alten Hauses. Das Feuer flackert im Kamin, ich kann es sehen und meine Vorstellung sagt mir, dass der Raum gewärmt ist. Eine Tasse Tee steht auf einem kleinen Tisch, der neben einem Ohrensessel steht. Seltsam, denn irgendwie kommt es mir vor wie ein Déjà-vu, aber ich kann keinen Bezug zu dieser Situation herstellen.

Plötzlich tippt mir jemand auf meine Schulter und ich drehe mich herum. Ich schaue in die Augen eines alten Mannes mit weißem Bart und habe irgendwie das Gefühl in einen Spiegel zu schauen. Ich bin aber in einer Realität, denn ich höre Musik im Hintergrund, den ich auch schemenhaft wahrnehme. Wo bin ich nur? Wer bin ich und wer ist die Person in dessen Augen ich schaue?

Ich reibe mir meine Augen und schließe sie kurz dabei. Als ich meine Augen wieder öffne ist der alte Mann verschwunden und ich blicke in eine große Kirche, die ich aber schon einmal von innen gesehen habe. Wo ist diese Kirche oder ist es sogar das Schiff eines Doms? Ich bin ganz alleine und es herrscht eine himmlische Ruhe. Nichts aber auch gar nichts ist zu hören. Gerade so als ob die Situation nicht real ist und ich nur kurz an diesem Platz verweilen werde.

Ich werde durch einen heftigen Knall aus meinen Gedanken gerissen und blicke in die Ferne. Kurz darauf höre ich ein immer lauter werdendes Geräusch und ich erkenne um was es sich handelt. Denn ich erkenne wie sich ein Zug meiner Position nähert und ganz langsam immer größer wird. Auf einmal ist er da und bremst. Als der Zug zum Stehen kommt versuche ich zu identifizieren, um was es sich für einen Zug handelt. Ich erkenne aber nur den Waggon der nun vor mir steht, dessen Türen sich öffnen, um mich zum Einsteigen zu bewegen.

Ich kann mich nicht wehren, obwohl ich auch abwäge nicht einzusteigen. Ich finde mich auf einem Sitzplatz wieder, der mich daran erinnert in einer anderen Zeit diese Reise schon einmal erlebt zu haben. Erneut ist es eine Stimme, die meinen Kopf von ganz alleine nach oben bewegt, um in das Gesicht einer Frau zu schauen, dir mit einem Lächeln reagiert. Sie dreht sich herum und geht durch den Waggon bis zum Ende und bleibt dort stehen, um sich noch einmal zu mir umzudrehen. Instinktiv stehe ich auf und folge dieser Frau, die in ein schwarzes Gewand mit goldenen Akzenten gehüllt ist.

Als ich fast bei ihr bin öffnet sie die Tür und geht in den nächsten Waggon. Bevor ich ihr weiter folgen kann fällt die Tür ins Schloss. Ich betätige den Türgriff um der Frau zu folgen, doch die Tür lässt sich nicht öffnen. Als ich durch die Scheibe der Tür schauen will, stelle ich fest, dass dies der letzte Waggon ist, obwohl ich mir sicher war, dass der Waggon in den ich eingestiegen bin in der Mitte des Zuges war.

Ich drehe mich kurz herum um meine Situation zu bewerten. Als ich wieder zur Tür schauen will muss ich aber feststellen, dass ich wieder durch ein Fenster schaue. Ich höre das Knistern eines Kamins und fühle eine wohlige Wärme. Ich bin zurück in meinem Haus und sitze in meinem Ohrensessel. War das alles nur ein Traum oder doch real. Illusion oder Wunschdenken. Erinnerungen an längst Vergangenes oder doch ein Weg in die Zukunft. Viele Fragen auf die es keine Antworten gibt.

Ich stehe auf, gehe zur Tür und öffne diese. Noch immer ist so viel Schnee vor meinem Haus und den Weg nicht begehbar erscheinen lässt. Schnell spüre ich die Kälte die ins Haus dringen will. Eines aber hat sich verändert. In der Ferne sehe ich Lichter die alles was ich sehe etwas erhelle. Zusätzlich nehme ich den wundervollen Duft von Wald, leckerem Gebäck wie auch Glühwein wahr.

Das ist meine Zeit, zu jeder Zeit und auch zu jener Zeit. Ich freue mich jedes Jahr darauf, das Einmalige und Wunderbare zu erleben und zu genießen, denn was gibt es Schöneres, als andere glücklich zu machen und Freude zu bereiten.