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Die Königin

****aa Paar
1.133 Beiträge
Themenersteller 
Die Königin
So ihr Lieben,
nachdem wir uns brav vorgestellt haben, gibt es hier die erste Geschichte von uns... naja, eigentlich von Johanna *g* ich hoffe, sie gefällt euch ein bisschen.

Die Königin
Langsam schreitet die Königin durch das Schloss ihrer Kindheit. Nicht nur sie ist alt geworden. Von dem Glanz vergangener Zeiten ist nichts geblieben. Beim Anblick der verwilderten Ruine lässt sich die frühere Herrlichkeit nur erahnen. Sacht steifen ihre Finger über die brüchige Mauer. Früher war dieser Ort voller Leben und Lachen. Damals, als sie mit ihrer Schwester unbeschwert durch die Gänge tobte...
Zögernd betritt die Königin die Stufen zum Thronsaal. Die Natur hat sich das Gemäuer zurückerobert. Durch das kaputte Dach tropft Regen. Der einstmals massive Steinboden ist bedeckt von Gräsern und wilden Blumen.
Sie lässt den Blick schweifen und für einen kurzen Moment, erscheint ihr der Saal wie zu ihrer Jugend. Kerzen erhellen den Raum. Musik liegt in der Luft. Paare tanzen anmutig durch den Raum. Ein längst verloren geglaubtes Lächeln stiehlt sich auf das Gesicht der Königin. Jemand fordert sie zum Tanzen auf. Ihr Herz bleibt bei seinem Anblick fast stehen. Sie hatte fast vergessen, wie gutaussehend ihre große Liebe früher gewesen ist. Zusammen schweben sie über die Tanzfläche. Sie schließt die Augen. Verliert sich in Erinnerungen.

Ein kalter Windstoß reißt die Königin aus ihren Gedanken. Weht die Unbeschwertheit der Jugend fort. Die Musik verklingt im Wind. Sie öffnet die Augen. Nein, mit dem Ort ihrer Kindheit, den sie so sehr geliebt hat, hat das hier nichts mehr zu tun.
Zielstrebig setzt sie ihren Weg fort. Den Blick fest auf den Boden geheftet. Sie will sich nicht noch mehr erinnern. Sie durchquert die Gänge, in denen früher weiche Teppiche lagen und von Ritterrüstungen gesäumt wurden.
An der Treppe zu ihrem Turmzimmer bleibt sie stehen. Von weit her erklingt der Todesschrei ihrer Schwester. Die Knie der Königin geben nach. Sie hatte das nicht gewollt. Es war im Streit passiert. Mit zitternder Hand berührt sie sacht den Steinboden, auf dem ihre Schwester das Leben ausgehaucht hat. Tasten nach dem Blutfleck, der auch nach all den Jahren noch deutlich zu sehen ist. Tränen quellen aus ihren Augen. Tropfen auf den Untergrund. So verharrt sie reglos, bevor sie eine kleine Flasche aus der Tasche zieht und sie an die Lippen führt. „Verzeih mir, geliebte Schwester“, flüstert die alte Frau und trinkt das Gift in einem Zug aus.
Und während die Königin ein letztes Mal die Augen schließt, leuchtet das Schloss ihrer Kindheit im Schein der untergehenden Sonne.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine Geschichte
im klassischen Sinne schient mir das nicht wirklich zu sein. Eher... ein Gedankensplitter, eine Momentaufnahme, der Anfang oder das Ende einer größeren Geschichte. Trotz der eigenwilligen Kommasetzung vermochte dieser kurze Abschnitt es, mich mitzunehmen. Das lag wohl eher an der Thematik ansich, statt einer mitreißenden Erzählweise, für die der kurze Text einfach zu wenig ist.
Wäre spannend, das ganze drumherum kennenzulernen. Lass es krachen!


Tom
Getreu dem Motto: „Willst Du den Berg hinauf, dann geh hinauf“ und/oder „Willst Du über einer Sache stehen, bewege dich hinein“, will ich meinen persönlichen Anfang in die Materie des Schreibens wagen und nutze nach Geben und Nehmen und im Schutz unserer Gruppe die Möglichkeit nach Herzenslust in deinem/eurem Text zu wühlen, wie so eine Trüffelsau im Erdreich! Dass dies mitunter unangenehme Gerüche an die Oberfläche befördert, stört UNS hoffentlich ja nicht weiter und ist ferner keiner Rede wert, in der dann doch primär subjektbezogenen Geschichte von den beobachteten Stärken und Schwächen?!.... Insofern will ich mich frei fühlen, mich in deine Geschichte zu bewegen, sie mit den heraufbeschworenen und den herumkreisenden meinigen Gedanken zu verquirlen und das hervorgebrachte Treibgut an der Oberfläche abzuschöpfen, äh, zu erwähnen/thematisieren..

___________

Beim Lesen stellte sich mir die Frage, ob sich klassische und unterscheidende Denkweisen zwischen Schriftsteller und Filmemacher ausmachen lassen - sicher, aber woran mache ich die fest?.. Spiel und Raffinesse mit Worten/Einsatz von Stilmitteln beim einen, schaffen einer Kulisse/von Bildern beim anderen? Schwierig die wahrgenommenen Differenzen ohne Fachtermini zu beschreiben, mit der Frage ob diese überhaupt existieren?!. Jedenfalls sehe ich beim Gesamtblick auf "Die Königin" eher die Szenen eines (bekannten) Filmes als ein Schriftstück vor mir. Weder erkenne ich bewusst - mit Ausnahme vom schon zu Beginn gesetzten und vorhandenen Spannungsbogen, von der Erinnerung der Königin bis hin zu ihrem Selbstmord - gesetzte Details, im Sinne einer Konstruktion, noch eine Auseinandersetzung mit Wortsprache, die ich mit (bewusstem) Stil in Verbindung bringen könnte.

@****aa / Johanna
Wie ich das zeitlebens erfahren durfte ist der erste Schritt die Einsicht - sowohl akzeptieren als auch konkretes Anschauungsmaterial -, dass Gute und/oder Fortgeschrittene, stets eine Harmonie zwischen Konstruktion und Freiheit repräsentieren bzw. eine intuitiv wahrnehmbare Ebene von "mehr-"Bewusstsein aufzeigen können - die fehlt mir leider komplett. Ein Beispiel, um es etwas konkreter zu machen:

Sie lässt den Blick schweifen und für einen kurzen Moment, erscheint ihr der Saal wie zu ihrer Jugend. Kerzen erhellen den Raum. Musik liegt in der Luft. Paare tanzen anmutig durch den Raum. Ein längst verloren geglaubtes Lächeln stiehlt sich auf das Gesicht der Königin. Jemand fordert sie zum Tanzen auf. Ihr Herz bleibt bei seinem Anblick fast stehen. Sie hatte fast vergessen, wie gutaussehend ihre große Liebe früher gewesen ist. Zusammen schweben sie über die Tanzfläche. Sie schließt die Augen. Verliert sich in Erinnerungen.

Im Gegensatz zu einem bewusst eingesetzten parataktischen Sprachstil, wirken die Sätze allgemein und die eingeschobenen Details für sich nicht belebend, sondern spiegeln geradezu eine oberflächliche Wahrnehmung, die aneinandergereiht eher aus dem Verstand als aus der Sinnlichkeit hinzugefügt wurde - "es scheint kein mehr oder länger zu geben", "Warum lässt sie den Blick schweifen" bspw., "Wo ist der emotionale Bezug zur Königin?", "Wo der Sprachfluss?". Unterstützt wird der Eindruck durch ihre (Details) bereits vielfache, und daher unüberraschende, abgenützte Verwendung.

Als impressionistisches, expressives, surrealistisches Stilelement mag ich synästhetische Formulierungen wie "Musik liegt in der Luft" oder "Tasten nach dem Blutfleck, der auch nach all den Jahren noch deutlich zu sehen ist", in deinem Text wirken sie aber unbeabsichtigt.

Was mir gefällt ist der Hang zur Bildlichkeit, die stellenweise den Eindruck vermittelt als würde sie vom auktorialen Erzähler zur Ich-Erzählung (ins Jetzt) kippen. Gibt sicher einige die das anstößig finden, in meiner Wahrnehmung verleiht es einem Text einen brauchbaren Ebenenwechsel, der den Leser zur Selbstreflektion nötigt und Empfindung fördert.
Mal ganz handwerklich
****aa:
Langsam schreitet die Königin durch das Schloss ihrer Kindheit. Nicht nur sie ist alt geworden. Von dem Glanz vergangener Zeiten ist nichts geblieben. Beim Anblick der verwilderten Ruine lässt sich die frühere Herrlichkeit nur erahnen. Sacht steifen ihre Finger über die brüchige Mauer.

Satz 1: Ist klar - es geht um die Königin

Satz 2: Also auch hier geht es um die Königin und noch jemanden - um wen?

Satz 3: Wessen Glanz? Der Glanz der Königin (bis jetzt war nämlich von niemand anderem die Rede *zwinker* )

Satz 4: Ach so, eine verwilderte Ruine (damit ist doch hoffentlich nicht die Königin gemeint?) Und um wessen "frühere Herrlichkeit" geht es jetzt - die der Ruine oder der Königin?

Satz 5: "ihre Finger" müssten ja die der Königin sein, rein logisch - sprachlich bezieht sich "ihre" aber auf das zuletzt genannte weibliche Subjekt/Objekt - es könnten also sowohl die Ruine als auch die Herrlichkeit gemeint sein (so diese denn Finger hätten). Hier sollte statt "ihre" besser "Die Finger der Königin" gesetzt werden.

Also: Sprachlicher Minimalismus ist ja schön und gut (wobei mir dafür viel zu viele Adjektive im Text vorkommen), aber dann muss die Satzkonstruktion sauber sein.

Mir kommt der Text schnell und lieblos konstruiert vor. Beispiele (neben den "steifenden Fingern")?

****aa:
Sie durchquert die Gänge, in denen früher weiche Teppiche lagen und von Ritterrüstungen gesäumt wurden.

Sie durchquert die Gänge, in denen früher weiche Teppiche lagen und die von Ritterrüstungen gesäumt wurden.

****aa:
Mit zitternder Hand berührt sie sacht den Steinboden, auf dem ihre Schwester das Leben ausgehaucht hat. Tasten nach dem Blutfleck, der auch nach all den Jahren noch deutlich zu sehen ist.

Die zitternde Hand tasten nicht, sondern tastet! (Einzahl).

Zudem wird nicht deutlich, was die Königin der Schwester eigentlich angetan hat, was also verziehen werden soll.

Viel Drama, wenig Story. Bilder ja, aber nicht dicht genug gewoben.

Und mir fehlen Absätze. Nicht nur aus optischen Gründen - auch um Gedanken- und Handlungssprünge voneinander abzugrenzen (Textformatierung=handwerkliches Grundelement *zwinker* )

Ich halte diesen Text für sehr Nachbearbeitungswürdig. Verdient hat er es, denn die Stimmung kommt ansatzweise rüber (und ich mag die drehbuchartige Schreibe).

Daher: Nochmal mit geschärften Sinnen drüber gehen *g*
****aa Paar
1.133 Beiträge
Themenersteller 
Danke für eure Kritik
Dann werde ich dir Geschichte wohl bei Gelegeneit mal überarbeiten... *g*
@******den

Da erwähnst Du in deinem Beitrag zwei Beispiele, die ich mit dem Absatz meinte:

Was mir gefällt ist der Hang zur Bildlichkeit, die stellenweise den Eindruck vermittelt als würde sie vom auktorialen Erzähler zur Ich-Erzählung (ins Jetzt) kippen. Gibt sicher einige die das anstößig finden, in meiner Wahrnehmung verleiht es einem Text einen brauchbaren Ebenenwechsel, der den Leser zur Selbstreflektion nötigt und Empfindung fördert.

Ich interpretiere den textlichen Wandel von der zitternden Hand zum "Tasten" als, ob bewusst oder unbewusst, Perspektivwechsel, der durchaus zum parataktischen Stil des Textes passt - in diesem Fall eher zu Ungunsten, da er die skizzenhaften Eindrücke unterstreicht, ebenso bei "ihre Finger" - mir ist nicht klar, ob dies unter "schlechter Stil" fällt oder lediglich deine und meine Präferenzen ausdrückt. Insofern würde mich die Meinung der Anderen dazu interessieren, besonders zu "ihre Finger". Für mein Empfinden ist das eine durchaus legitime Rückbezüglichkeit. "Ihre" bezieht sich auf etwas, warum muss es unbedingt der letzte Satz sein, wenn doch aus dem Kontext der Bezug klar wird und im Grunde auch definiert ist?!. Ähnlich wie bei der Klammersetzung in Formeln, bei der durch Klammern Hierarchien zwischen den Verknüpfungen hergestellt werden können..
Es klingt
einfach ungeschickt *zwinker*

*******ius:
Für mein Empfinden ist das eine durchaus legitime Rückbezüglichkeit. "Ihre" bezieht sich auf etwas, warum muss es unbedingt der letzte Satz sein, wenn doch aus dem Kontext der Bezug klar wird und im Grunde auch definiert ist?!

Original:
****aa:
Langsam schreitet die Königin durch das Schloss ihrer Kindheit. Nicht nur sie ist alt geworden. Von dem Glanz vergangener Zeiten ist nichts geblieben. Beim Anblick der verwilderten Ruine lässt sich die frühere Herrlichkeit nur erahnen. Sacht steifen ihre Finger über die brüchige Mauer.

Fälschung:
:
Langsam schreitet die Königin durch das Schloss ihrer Kindheit. Nicht nur die Herrscherin ist alt geworden, auch dem Gebäude ist vom Glanz vergangener Zeiten nichts geblieben: beim Anblick der verwilderten Ruine lässt sich ihre frühere Herrlichkeit nur erahnen.

Sacht streifen die Finger der Königin über die brüchige Mauer.

You know, what I mean?
@******den

- mir ist nicht klar, ob dies unter "schlechter Stil" fällt oder lediglich deine und meine Präferenzen ausdrückt.

Ich hätte statt "schlechter Stil" "Grammatikfehler" schreiben sollen.

******den:
You know, what I mean?


Meine Frage zielte darauf ab, ob deine Anmerkungen a.) genereller Natur sind, oder sich b.) nur auf den Text oder auf die c.) literarische Gattung beziehen. Mir ging es um a. Natürlich, wie Du illustrierst, gäbe es zahlreiche alternative Formulierungsmöglichkeiten, die dann fähig wären einen Stil und mit ihm Sprachfluss zu transportieren. Dann wirkt es der epischen Gattung entsprechend und weniger "lyrisch" resp. in diesem Fall, weniger wie eine Bildbeschreibung. Auf solche Feinheiten wollte ich in meiner Textkritik gar nicht eingehen, da sie Jahre an regelmäßiger Arbeit bedürften, und umschiffte sie mit "parataktischer Stil".

Jedenfalls sehe ich solche Perspektivwechsel eher in der Lyrik, da hier der Sprachfluss bzw. eher Gedankenfluss, sowieso durch Zeilenumbrüche unterbrochen ist und komprimierter geschrieben wird. Bei einer Kurzgeschichte ist diese sprachliche Komprimierung eigentlich nicht nötig, hindert zumeist den Lesefluss und zeigt sprachliche Ungelenkigkeit.
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.793 Beiträge
Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass dieser Thread gerade zu einer "Two men show" mutiert. Könnt Ihr Eure Diskussion nicht per CM führen?
*zumthema* "Die Königin"
Bitte?
Diskutiere ich etwa?

Ich habe meine Statements zum Werk abgegeben. Ganz pragmatisch.

Im Gegensatz zu manch Anderem *zwinker*
****aa Paar
1.133 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für die Antworten
Hier schreibt Jan. Ich habe die Kurzgeschichte zwar nicht geschrieben sondern Jo, aber ich lese mit großem Interesse mit. Ehrlich gesagt empfinde ich die Diskussion zwischen @******den und @*******ius nicht als Two-Men-Show, sondern durchaus interessant.
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Mir gefällt diese Geschichte ...
Die Erinnerungen einer alten Frau, die im Geiste die Schönheit der Vergangenheit betrachtet und sich davon treiben lässt.
Ein wehmütiges, aber passendes Ende.

*blume*
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