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Geschichtenspiel Teil 45

*********ynter Frau
9.561 Beiträge
@****en: *haumichwech* Fürwahr - ein gutes Gespür schützt vor teurem verführ (Reim dich oder stirb!).

@*****ree,: Ich persönlich mag es ja eher warm (mir ist es gerade schon wieder viel zu kalt *frier*), aber jedem das seine *regen* *g*. Doch was bitte sind französische Fesseln? Klingt ja höchst interessant, bitte klär mich auf *liebguck*.
*****ree Frau
21.403 Beiträge
@*********ynter
Französische Fesseln, wie 😳 die kennst du nicht... *lach* ich auch nicht, ich arbeite noch an der Erfindung *ggg*
*********ynter Frau
9.561 Beiträge
*top2*
*******tia Mann
5.068 Beiträge
Sorry, ich bin noch nicht so schnell wie früher und lege die Geschichte der letzten acht Worte nach. Dann mache ich mit denen von Nina weiter, wenn es klappt.
Weiter geht es mit Peters Kneipengeschichten - auf dem Land ändert sich eben nie etwas ...
*zwinker*
*******tia Mann
5.068 Beiträge
Stereotypisches Thekenmännergespräch (Part 34)
Heatwave

„Was für eine Hitze.“
„Heiß“, stöhnte der stumme Olli neben mir.
Helga hatte alle Türen und Fenster offen, einen richtig schönen Biergarten bot ihre Kneipe leider ja noch nie. Die wenigen Plätze, die sie im Freien im Hof hatte - über den Hinterausgang zu erreichen - wurden von Stechmücken besetzt. Die hockten da und plauderten, während sie jedes lebende Wesen aussaugten, als gäbe es keinen zu sägenden Ast, auf dem die Schmarotzer saßen.

Das Gute an Helgas Kneipe: Es war hier im Sommer immer recht kühl. Kein unnötiger Sonnenstrahl schien durch die Fenster. Während vor der Tür jedes Lebewesen bei lebendigem Leib von der gelben Sau gebraten wurde, hockte der gepflegte Trinker drinnen im kühlen Schatten. Darum waren auch alle da:
Der stumme Olli, in Anzug und Krawatte. Seit er diesen Immobilienjob machte, trug er dieses Outfit wie ein Ritter sein Kettenhemd. Olli schwitzte.

Klaus Schmidt dagegen wußte sich sommerlich locker und kühl zu kleiden, ohne dabei schäbig zu wirken. Helle Leinenhose, hellblaues Leinenhemd. Leger, aber irgendwie doch Business-Casual.
„Hast Du noch was vor, Klaus? So in langer Hose und langen Ärmeln ...“, fragte Herbert nach, der in blutigem T-Shirt und kurzer Hose am Tresen stand. Seine nackten Beine verschwanden in den schmierigen, weißen Gummistiefeln, die eigentlich in die Schlachtküche gehörten. Scheinbar gab es zuhause keine soziale Kontrolle mehr, die ihm verbieten konnte, mit besudelter Arbeitskleidung an die Bar zu gehen.

Neben Herbert saß Aaron, völlig ruhig und entspannt, als nähme er ganz alleine Abschied von Mühsal und Plagen eines arbeitsreichen Tages. Alles in allem die perfekte Abendstimmung mit Freunden und einem kühlen Bierchen, nur Paula fehlte mir. Ich musste es mir eingestehen. Aber wahrscheinlich habe ich es für immer und ewig bei ihr verschissen und sollte mir überhaupt aus dem Kopf schlagen, dass es für mich nochmals eine ernsthafte, tiefe Beziehung geben würde. Mal ehrlich: Wer auf die Fünfzig zugeht und noch nicht unter der Haube ist, der kann sich doch nur noch einen freundlichen, sexuellen Kontakt von der Resterampe abholen. Sollte dabei Viagra nicht helfen, hilft immer noch eines: Geld.

„Sag mal, muss das sein, in diesen blutigen Klamotten durch das Dorf zu laufen, Herbert?“ Die Frage ging von Aaron an Herbert und lenkte mich von meinen trostlosen Gedanken ab.
„Interessiert doch keine Sau, wie ich aussehe. Hauptsache, meine Wurst schmeckt!“, knurrte Herbert in die Runde.
Klaus lachte:“ Nee du, wie deine Wurst schmeckt, will ich gar nicht wissen ...“
„Ich mag Wurst“, flötete eine rauchige, weibliche Stimme aus dem Hintergrund. Die gesamte Männerrunde drehte sich wie auf ein Kommando um. Alle außer Aaron, treues Herz seiner Lebensgefährtin Sylvia.
Aller Männer Blicke durchbohrten zwei Damen, die sich durchaus Mühe gemacht hatten, in Helgas Kneipe eine passablen Auftritt hinzulegen. Ich schätzte beide in unserer Altersgruppe ein, also kurz bevor die Fünf als Zehnerzähler am Anfang steht, vielleicht sogar etwas darüber. Die Falten am Hals verrieten das wahre Alter. Die linke Dame trug kurzgeschorene, dunkelrote Haare und über ihren Augen lag eine schmale Brille, was ihrem schmalen Gesicht einen frechen Ausdruck verlieh. Die Haarfarbe war mit Sicherheit keine Naturfarbe und einige Fältchen wurden geschickt unter professionell aufgebrachtem Make-up versteckt. Die Dame steckte mit ihrer schmalen Figur in einem eng anliegenden, dunkelgrünen Kleid und ihre kleine Brüste brauchten scheinbar keinen BH, den die Nippel zeichneten sich mit einer gewissen Prägnanz durch das hochgeschlossene, ansonsten seriös wirkenden Kleid ab. Eine silbern glitzernde Handtasche klemmte unter ihrem rechten Arm, passen zu ihren hochhackigen, silbernen Schuhen, die eine Körperhaltung erforderten, welche die Rundungen eines kleinen, knackigen Popos betonte.

Der Bürgermeister stieß gerade zu unserer Runde und pfiff schneidend durch die Zähne. Wenig seriöses Gebaren für einen Amtsträger, dachte ich mir.

„Na dann“, schmatzte Herbert selbstsicher, „meine Wurst schmeckt immer!“
„ ... und klebt nicht“, lästerte Aaron gelangweilt, immer noch an der Theke sitzend mit dem Rücken zu den Damen.

Die rechte Dame brachte das doppelte Körpervolumen ihrer einen Kopf kleineren Begleiterin ins Spiel der Begierde. Ihre dralle Erscheinung wirkte deshalb nicht weniger reizend. Der volle Busen füllte ein weißes Kleid und in ihrem tiefen Dekolletee glitzerten kleine, verräterische Schweißperlen. Blondes, wallendes und dauergewelltes Haar unbestimmter Herkunft fiel auf ihre nackten Schultern. Die linke Hand hielt eine schwarze Clutch, die rechte wurde in die Hüfte gestemmt, was ihr ausgestelltes, breites Becken betonte. Die kräftigen Waden steckten in schwarzen Pumps, die rasierte Haut wurde nur scheinbar durch edle Nylons verdeckt. Ihr volles, rundliches Gesicht sendete mit den wulstigen Lippen eindeutige Signale aus, auf der Stirn den Stempel: Ficken!

„Die Metzgerei hat schon geschlossen, hier gibt es nur noch kühle Getränke für die Damen.“ Klaus Schmidt grinste die beiden Frauen neugierig an: „Aber wo kommen sie in dem Outfit denn her?“
Die Frage hatte ihre Berechtigung. Frauen in dieser Aufmachung sieht man sonst nur, wenn auf dem Standesamt eine Hochzeit stattfand. Aber der Bürgermeister war ja hier, eine Trauung kam also nicht in Frage.

„Wir sind auf der Flucht!“ Die Blondine kicherte zur Aussage ihrer Freundin, die scheinbar die Wortführerin des Gespanns war. Ihre rauchige Stimme hatte ein hoch erotisches Timbre.

„Dürfen wir sie auf ein Gläschen einladen?“, fragte ich frech. Komisch, gerade noch grübelte ich darüber, ob ich mich am Beginn einer asexuellen Phase befinden könnte, aber kaum hüpften ein paar Brüste vor meinen Augen auf und ab, war der Kontaktwille wieder hergestellt. Scheinbar strömte doch noch ein wenig Testosteron durch meine poröse Blutbahn.

„Ja gerne“, antwortete die Rothaarige, „ist doch viel angenehmer als bei der Hitze gleich mit der Wurst zu winken“. Der Bürgermeister – baff. Klaus zog die Mundwinkel süffisant nach oben. Aaron schwieg. Olli schwitzte. Ich wartete gespannt darauf, neben wem die Damen Platz nehmen würden, um sich ein Getränk zu bestellen …

„Blödsinn. Wollen keine Wurst. Zickiges Krampfadergeschwader!“ zeterte Herbert laut.
Für einen Moment konnte man eine Stecknadel fallen hören. Oder das Auftreffen eines Schweißtropfens der Blondine auf dem Kneipenboden. Oder das Quietschen der klebrigen Haut in Herberts Gummistiefeln.

„Püh“, stieß die Blondine spitz aus, „komm Christine, wir gehen!“

Das war es dann mit dem gerade erwachten Sommernachtstraum. Sie rauschten davon, so wie sie aus dem Nichts erschienen waren. Das Testosteron im Blut löste sich auf in moralinsaures Plasma.

Helga schüttelte hinter der Theke entrüstet den Kopf: „Ihr Vollpfosten. Vergrault mir die einzige ortsfremde Kundschaft.“
Alle Hände deuteten auf Herbert.
„Schon gut, ich schmeiß' 'ne Runde!“

Woher die Damen geflohen waren, erfuhren wir nie. Manches bleibt sogar auf dem Dorf ein Geheimnis.
*****e_M Frau
8.374 Beiträge
DAS FEST
Heftigst geschmatzt wurde überall und man lutschte und flutschte hörbar in allen Strassen.
Zumeist betraf es die Körper nur von den Fesseln bis zum Mund. Doch gab es auch Lustbarkeitsakteure, die ganz eintauchten. Leicht erkannte man sie an den ölig glänzenden Haaren.
Das Fest fand immer am ersten Junisonntag statt, da hatten die Lindenblüten noch ihren frischen Saft. Vermischt mit Kokosöl gab es diese unbeschreibliche Melange, die süchtig machte.
Selbst die eher als spröde oder gar knochentrocken bezeichneten Nordländer reisten an, verbanden es meist mit einer, wie sie sagten „ Sommerfrische“ und stürzten sich regelrecht mit Entzücken in das orgiastische Treiben.
Um der Verletzungsgefahr vorzubeugen waren ganze Strassenzüge und der Marktplatz mit gepolsterter Latexfolie ausgelegt. Farblich traditionell in den Farben der französischen Trikolore glänzte die ganze Stadt.
Die Parkplätze ringsum waren überfüllt. Alle wollten dabei sein, miterleben, feiern, Grenzen überschreiten. Jegliches Fotografieren oder Filmen war strengstens untersagt, aber in den Köpfen funktionierte das Abspeichern und hinterher wieder Abrufen.
Es waren wunderbare Bilder. Hunderte nackter Leiber rutschten miteinander oder auch aufeinander, manchmal auch ineinander, überzogen von glänzender Paste friedlich durch die Stadt. Alle waren gleich, es gab weder arm noch reich, rechts noch links, oben noch unten. Hinter vorgehaltener Hand wurde geflüstert der Präsident sei auch dabei gewesen. Doch wer gab etwas auf die Anwesenheit des Präsidenten, wo es doch hier um das Glück und die Freiheit aller ging. Das vermaledeite normale Leben kam sicher am folgenden Montag wieder und wie in jedem Jahr kam es zu früh.
*********ynter Frau
9.561 Beiträge
@*******tia: Ich mag deine Thekenmännergespräche sehr und finde dein Genudel um die winkende Wurst des Metzgers(was für ein Bild! *top*) auch sehr unterhaltsam, aber wo sind meine Acht Wörter in deinem Text? *zwinker*
Entweder ist meine Brille zu beschlagen von den puren Testosterondämpfen deiner Herrlichkeiten oder sie sind wirklich nicht da.

@****te: Was für einen herrlich glitschigen Traum aus Lindenblüten und Kokos an nackten Leibern auf Latex servierst du uns hier? *top2* Ich kann es förmlich riechen und sehe deine anregenden Bilder vor meinem inneren Auge. *floet*
*****e_M Frau
8.374 Beiträge
@*********ynter

Plötzlich war mir die Marktplatzszene von „Das Parfüm“ vor Augen.... und dann lief alles ganz von selbst!

*wink* *danke*
*******nd29 Mann
696 Beiträge
Wortfessel

Da soll mich doch die Lustbarkeit der Sommerfrische erhaschen, wenn ich nicht die vermaledeiten Wörter in einen kurzen Text fassen kann. Er soll auch nicht knochentrocken sein, sondern das Lesevolk zum Entzücken bringen. Wie daran Lindenblüten beteiligt sein sollen, kann ich noch nicht so recht überschauen. Sinnhaft wird der Text eher auch nicht, er könnte auch französisch sein. Gut, dann wäre Sinn auch möglich, sofern man diese Sprache beherrscht. Trotz Allem sind die Wörter beim Erstellen eines Textes doch mehr Hilfe als eine Fessel.
*******tia Mann
5.068 Beiträge
@*********ynter

Steht im Post darüber. Ich war zu langsam. War da nicht mal eine Zwei-Wochen-Regel?
Deine 8 hole ich hoffentlich rechtzeitig nach...
**********Engel Frau
25.309 Beiträge
Gruppen-Mod 
Lieber @*******tia ,
für Dich machen wir da wirklich gerne eine Ausnahme!
(Die Zwei-Wochen-Regel ist immer nur zwischendurch, während des Adventsspiels.)

Und diese Ausnahme hat sich gelohnt. Hach! Ich freue mich, wieder die Thekenmännergespräche genießen zu können! *zugabe*

@*****e_M
Heieiei, welche Phantasien Du doch auslöst ... *zwinker*
Mich hat das sehr an dieses Tomatenspektakel erinnert, das jährlich in Spanien (??) stattfindet. *top*
*****e_M Frau
8.374 Beiträge
@**********Engel

Stimmt, dieses Tomatengematsche ging mir auch ma kurz durch den Sinn...

*danke*
*******tia Mann
5.068 Beiträge
@*****e_M
Schönes Fest, man sollte so was einführen ...
*****e_M Frau
8.374 Beiträge
@*******tia

Ja! Such Du schonmal den Ort, ich rühre den Glibber an *lol*
*********ynter Frau
9.561 Beiträge
Ist aber eine ziemliche Lebensmittelverschwendung *klugscheisser* *undwech*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Liebeleien
Der Rosenpavillion ist genau der richtige Ort, um die zwei Tage Sommerfrische - frei von Verpflichtungen jeglicher Art - gebührend zu genießen.
Mazarins sonst eher strenge Gesichtszüge leuchten vor Entzücken und Vorfreude.
Er entnimmt den Satteltaschen französischen Wein, Obst und Brot und übergibt das Pferd dem Lakai.
„Du kannst gehen, bis morgen Abend brauche ich dich nicht mehr!“

Das Erste, was er beim Betreten des Pavillons erspäht, ist die entzückende Fessel seiner Liebsten.
Ihr kaum verhüllter Körper erstrahlt unter den hauchzarten Tüchern im Dämmerlicht und zieht ihn an wie die Motte das Licht.

Schnell stellt er den Wein und das Essen ab und begibt sich direkt zwischen die leicht geöffneten Schenkel. Das Zentrum ihrer Lustbarkeit im Blick entledigt er sich seiner Kleidung.

„Mon Cheri, Anne, endlich etwas Zeit für uns.“ Er flüstert fast, während seine Hände ihre Lindenblüten streicheln und sie teilen. Anne ist ungewöhnlich still unter ihrer Spitzenmaske.

Aber was ist das?! Statt der gewohnten, erfrischenden Oase findet er eine knochentrockene Wüstenei vor. Irritiert schaut er auf und zupft ihr die Maske ab.

Aus vor Schreck geweiteten Augen starrt ihn Annes Zofe an. „Verzeihung, eure Eminenz, aber ich kann nichts dafür, ihre Majestät war nicht abkömmlich, ohne Verdacht beim König zu erregen.“

„Vermaledeite Moralapostel“, schimpft Mazarin vor sich hin und fragt: „Und da hat sie dich geschickt als Ersatz?“ Die Ader an seinem Hals pocht heftig. „Zieh dich an und verschwinde! Vergiss nicht, zur nächsten Beichte zu gehen!“, setzt er noch hinzu und lässt seine erschlaffte Herrlichkeit unter der Robe verschwinden.

Damaris 10.7.19
*******tia Mann
5.068 Beiträge
@******s23
Interessant, wie hier die Lindenblüte eingesetzt wurde 😉
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
“Mythologie der Worte” Der Erzähler Teil 2
Generalmajor Adamus beugt sich ehrfurchtsvoll dem würdigen Herrscher entgegen. Ein wissendes Lächeln umspielt seine Lippen. Eine Locke seines rabenschwarzen Haares fällt ihm vorlaut in die Stirn. Leise klirrt der feine Offiziersdegen an seiner rechten Seite. Das Licht der Fackeln und Leuchter hier im Thronsaal zaubert kleine, tanzende Sterne auf die Kettenhemden der königlichen Ehrenwache. Hier und heute an diesem Hofe zu sein, ist dem hohen Offizier ein persönliches Bedürfnis. Zum einen als Bote und Gesandter seines Kaisers, welcher wichtige Nachrichten überbringen lässt. Mit sicherem Griff erfasst der Generalmajor drei Schriftrollen aus seiner Tasche. Erwartungsvoll blickt der König zu seinem Gast. Hehres Entzücken glänzt freudig in seinen warmen Augen als er die Siegel und Petschaft seines Cousins, des Kaisers, erkennt. „Eure Majestät, ich darf Euch untertänigst diese Schriftstücke überreichen und meiner Hoffnung auf Euer Wohlgefallen aufrichtigen Ausdruck verleihen.“ Mit diesen ehrerbietigen Worten händigt Adamus die wertvollen Dokumente aus. Der versammelte Hofstaat, wie auch die geladenen Gäste verhalten in Anerkennung und Respekt. Andächtige Stille erfüllt den Thronsaal, nur das knistern von Papier ertönt. Der vermaledeite Hofnarr kann sich allerdings ein leises Räuspern nicht verkneifen, was ihm einige strafende Blicke einbringt. Während der König liest huscht freudiges Gefallen über sein markantes Gesicht, der Inhalt scheint ihrer Majestät mehr als zuzusagen. Weitreichende Handels- und Beistandsabkommen, die nur noch unterschrieben werden müssen um den ewigen Pakt der beiden Reiche zu besiegeln. Eine gewisse Prägnanz ist weder dem Pakt selbst, als auch der Person des Boten und Unterhändlers nicht abzusprechen. Genießt Adamus doch in seiner Welt einen sehr, sehr guten Ruf. Zum anderen versteht er sich als weiser Freund der an diesem Hofe Lebenden, in deren Herzen sich Adamus schon lange einen Weg geebnet hat. Allerdings ist Generalmajor Adamus oft ein ruheloser Besucher, Gast und Freund. An einen plötzlichen Abschied seinerseits ist man hier gewohnt, wie auch an vielen anderen Orten. Auch diesmal wird es wieder so geschehen, wie schon so oft zuvor. Nicht nur die leuchtend grauen Augen scheint der tapfere Offizier mit dem vielseitigen Erzähler Britanicus gemeinsam zu haben.

Wir kennen nun einen kleinen Teil seines Geheimnisses, seine Existenz als Gestaltwandler und Zeitreisender. Die Benutzung von Raum/Zeitfalten um schnelle und mystisch anmutende Ortswechsel vornehmen zu können. Aber noch andere geheimnisumwitterte Hilfsmittel stehen dem magischen Wanderer zur Verfügung. In Unwissenheit schweben wir noch ob es einen Auftraggeber gibt, einen Souverän, eine außerirdische Intelligenz oder ob der weise Wanderer selbst die Fäden wirkt, welche sein vielschichtiges Handeln bestimmen.

Friedliche Abendstimmung liegt über der Mittelmeer Insel. Die Menschen hier sind einfach und bodenständig. Sie gehen ehrlichem Handwerk nach, betreiben den Fischfang und führen Handel. Man spricht französisch, allerdings mit einem seltsamen Akzent. Die Lingua Corsa verleiht eine anheimelnde Würze. Der malerisch gelegene Ort Saint-Florent bezaubert mit seiner kleinen, verwinkelten Altstadt. Von leuchtend grünen Höhenzügen umfangen schauen die Häuser hinaus auf die Bucht. Im Hintergrund präsentiert sich trotzig der Donjon, der Wohnturm einer einstmaligen Befestigung der Genuesen, aus dem Jahre 1440. Die kleine pianesische Kirche Santa Maria Assunta, aus dem 12ten Jahrhundert, auch Cathredale di Nebbio genannt schaut aus einiger Entfernung auf das emsige Treiben am Hafen. Wir schreiben das Jahr 1911 und im Städtchen leben etwas über siebenhundert Menschen. Die Fischer des Ortes machen ihre Boote bereit zum nächtlichen Fang. Darunter ein nicht mehr ganz so junger Bursche, stämmig und untersetzt von Gestalt, mit wehendem blonden Haar und einem nordisch anmutenden Bart. Er scheint Wikingerblut in seiner Ahnenreihe zu haben. Seine Kleidung ist aus grobem Stoff und festem Leder, zweckmäßig halt. Der lange Dolch an seiner Hüfte zeigt jedem deutlich das er sich zu behaupten weiß. Auch sein Fischkutter ist etwas anders gebaut als hier üblich. Das Boot wirkt bullig und stark. Am Bug blitzt der Name in silbernen Lettern, Hope. Leuchtend graue Augen mustern den Horizont und schauen der langsam im Meer versinkenden Sonne nach. Jean-Luc Bartoc lautet der Name des Mannes und niemand im Ort weiß so genau woher er kommt. Oft ist er lange Zeit weg, in Geschäften unterwegs, so sagt er wenigstens. Aber da er ein hilfsbereiter und liebenswerter Kerl ist stört sich niemand daran. An Jean-Lucs Eigenarten haben die Menschen sich schon lange gewöhnt. Er weiß spannende und nachdenkliche Geschichten zu erzählen welche die einfachen Leute einer Fessel gleich die Zeit vergessen lässt. Oft lauschen sie bis in den frühen Morgen den Begebenheiten von denen der Monsieur Bartoc berichtet, mythischen Sagen, spannenden Heldengeschichten oder einfach Dinge aus dem Alltag. Nett verpackt und immer ein wenig zum Nachdenken anregend. Jean-Luc wirkt wie ein behutsam lehrender, aber nie aufdringlich werdender Freund. Die Menschen von Saint-Florent mögen ihn sehr und sind betrübt, wenn er nicht unter ihnen weilt. Heute Nacht ist die vorerst letzte Fangfahrt für Jean-Luc, danach wird er einige Zeit weg sein. Verwandte auf dem Festland besuchen, so sagt er. Fremdartig ist allerdings das nie jemand den Fischer Bartoc hat kommen oder gehen sehen. Er ist da oder auch nicht. Schon seltsam und allein daraus resultiert manch kuriose Vermutung der Einheimischen. Der älteste Fischer des Ortes murmelt manchmal leicht wirres Zeug. Etwas von wallenden Nebelbänken welche die, etwas abseits liegende, Kate des Bartoc umhüllen und meist ward er danach auf eine geraume Weile nicht mehr gesehen. In den frühen Morgenstunden des kommenden Tages wird der friedliche Fischer eine weite Reise antreten. Ein fernes, für die Menschen hier, unfassbares Ziel erreichen und dort seiner Aufgabe nachgehen.


Adalbrecht Hohenems ist bekannt für seine hervorragenden Lindenblüten Mittel. Der knapp fünfundvierzig jährige Apotheker führt seinen Laden nach alter Tradition. Sehr viel seiner Waren stellt er selbst her, einige wenige bezieht er von Kräutersammlerinnen oder aus den Apotheken der Nachbarstädte. Hin und wieder reist er zu Boot oder zu Pferd um seine Besorgungen zu erledigen. Oft ist er dann auch länger fort und eine alte Kräuterfrau kümmert sich um seinen Laden. Tagelang streift er manchmal durch die umliegenden Wälder um die Heilkräfte der Natur zu erforschen. Hohenems weiß sehr viel über das empfindliche Gleichgewicht der Schöpfung, und den Schaden welche unbedarfte Menschen anrichten, denn er ist ein gebildeter Mann. Seit Wochen liegt Dürre über dem Landstrich und das Flüsschen Lahn ist nur noch ein schmaler Streifen Wasser. Knochentrocken sind die Böden um die Stadt Limburg und man fürchtet um die Ernte. Einige schieben es auf die neuen Herrscher im Lande. Seit zwei Jahren ist Limburg mit seinen circa 2200 Einwohner dem Herzogtum Nassau zugewiesen. Das weitverzweigte Herzogtum unterteilt sich in drei Hauptlinien. Die Stadt Limburg gehört zur Weilburger-Linie. Adalbrecht weiß, im Gegensatz zu den Menschen in Limburg das das Herzogtum 1866 an Preußen fällt und die Nassauer dafür reichlich entschädigt werden. Aber zurück ins Hier und Jetzt. Wir schreiben das Jahr 1808 und niemand ahnt das die ach so kleine Stadt Limburg in neunzehn Jahren, auf Drängen des Herzogs Wilhelm von Nassau zum Bischofssitz wird und die Pfarrkirche sich zur Kathedrale erhebt. Doch halt, einer kennt die Zukunft. Adalbrecht Hohenems, der sich als Apotheker und Heiler in der Bevölkerung einen guten Namen gemacht hat. Niemand weiß so genau woher der Apotheker kommt, er war irgendwann einfach da. Eröffnete sein Geschäft und betätigt sich geschickt als Heilkundiger. Auch kann er bezaubernde Geschichten erzählen und viele kommen nicht nur wegen seiner Heilmittel und Künste in die Apotheke, sondern auch um seiner wohllautenden Stimme zu lauschen. Besonderen Anklang finden die Erzählungen über die Herrscherhäuser, hier und in fremden Landen. Ängstlich machend sind eher die Schilderungen über bevorstehende Kriege und Gräuel. Oft blitzen Adalbrechts grau leuchtende Augen leidenschaftlich, wenn er die Menschen zum Zusammenhalt, zum Miteinander aufruft. Sein wallendes, weißes Haar ist von weither zu erblicken, wenn Adalbrecht gemessenen Schrittes durch die engen Straßen und Gassen Limburgs schreitet. Mit liebevoll, erhabenem Blick betrachtet er seine Menschen, seine Schutzbefohlenen die er mit seinen Geschichten und Taten wohlmeinend zu lenken versucht, In Kenntnis ihrer Schicksale und Taten. Im Wissen um die kommenden Ereignisse und Veränderungen. Niemand hat je das geheime Gelass geschaut, welches sich im hintersten Winkel seines Kellers befindet. Der Zugang liegt sehr unauffällig im dunklen Schatten eines großen Holzregals welches Hunderten von gelehrten Büchern und Schriftrollen eine sorgfältige Heimstatt bietet. Hinter fest verschlossener Tür verbergen sich goldschimmernde Zeitkugeln welche Adalbrecht den distanzlosen Schritt in ein Anderswo ermöglichen. Für Wanderer wie ihn gibt es viel zu tun auf dieser Welt, gab es immer und wird es immer geben. An vielen Orten und in vielen Gestalten treten sie auf und manchmal spiegeln sie uns Menschen eine weitaus größere Anzahl vor. Denn oft ist es nur Einer und ein Fingerzeig der uns den rechen Weg weist. Und auch für Adalbrecht kommt nun der Moment wo er an einem anderen Ort und in anderer Gestalt wirken muss. Ein leises, schwirrendes Geräusch erklingt aus dem Kellergemach und Limburg muss eine Weile ohne seinen Schutzengel auskommen. Adalbrecht Hohenems ist hier so geheimnisvoll verschwunden wie er ganz woanders in Erscheinung treten wird.

Luigi Casserolle, tritt langsamen Schrittes vor das mächtige Portal seiner Kirche. Sein Blick fällt auf den naheliegenden Vesuv. Seine Gemeinde, Terzigno, liegt nicht weit entfernt von dem immer noch aktiven Vulkanberg und oft hört man ein Grummeln oder spürt ein leichtes Zittern des Erdbodens, so als ob der Vulkan rebellieren möchte gegen die mörderischen Gewalten welche die Menschen entfesselt haben. Von Sommerfrische und Urlaub ist hier nichts zu spüren, die Welt liegt im Krieg und Italien kämpft an der Seite Deutschlands einen fast schon verlorenen Kampf. In wenigen Wochen wird Italien kapitulieren und die ehemals Verbündeten werden sich mit Misstrauen und Feindschaft begegnen. Tausendfacher Tod und unermessliches Leid wird über die Region hereinbrechen. Menschenleben zerstören, so einfach wie ein Bär einen Ast zerbricht. Verteidigungslinien der deutschen Armee, wie die Volturno-Linie oder der Monte Cassino werden Hektoliter von Blut kosten und Tausenden tapferer Soldaten auf beiden Seiten zum Verderben werden. Man munkelt von einer Invasion seitens der Alliierten und vom Umsturz des Mussolini Regimes. Aber noch ist es nicht soweit. Parteibonzen laufen hektisch durch die Stadt, Krawatten wie Henkerstricke um die Hälse geschlungen und verbreiten skurrile Durchhalteparolen. Versprengte, Verwundete, Junge und Alte werden als Notreserve an die zu erwartenden Schwerpunkte geworfen. Vorbereitungen des großen Abschlachtens, wenn es wirklich zum Schlimmsten kommt. Derweil frönen fanatische Vollpfosten ihrer schändlichen Lustbarkeit, feiern wüste Gelage und Orgien, faseln vom Endsieg.
Der kleinwüchsige, zartgliedrige Prediger hat Tränen in den Augen, das leuchtende Grau, sonst auffällig glitzernd, wirkt verschwommen. Die Soutane klebt verschwitzt an Casserolles Leib und sein dunkles Haar wirkt ungekämmt. Luigis Blick wandert in die Höhe, zu den romanischen Figurenreliefs über dem Portal. Auch sie scheinen betrübt in diese Welt zu schauen. Casserolle ist voller quälender Gedanken. Er möchte seine Gemeinde beschützen, sie vor dem Bösen bewahren und er weiß nicht wie. Die drohenden Urgewalten des nahenden Krieges fordern ihren Preis. Seine segensreichen Worte fallen ihm schwer. Seinen Predigten fehlt der Elan vergangener Jahre und seine Geschichten aus aller Welt drohen zu verstummen. Der sonst so heitere Mann droht zu zerbrechen. Er fühlt sich hier zuhause obwohl niemand in Terzigno seine Wege, seine Herkunft, sein Schicksal kennt. Er selbst könnte sich in Sicherheit bringen, jedem Inferno durch einen Zeitspalt entfliehen. Und das muss, wird er auch tun, weil er anderswo gebraucht wird. An einem anderen Ort, einer anderen Zeit, in einer anderen Gestalt. Aber seine Gemeinde verlassen zu müssen wird ihm seine Seele zerreißen……. Hoffen wir auf die Stimmen der Vernunft welche von einer italienischen Kapitulation reden.


Britanicus, oder wie immer ihr ihn auch nennen mögt, fühlt sich einem hohen ethischen und Moralischen Kodex verpflichtet. Dieser Ehrenkodex bestimmt sein Leben, jetzt, in der Zukunft und in tiefer Vergangenheit…. Seit Jahrhunderten folgt der einsame Wanderer zwischen den Zeiten und Welten diesem Ruf! In vielerlei Gestalt und in allen Zeiten, an tausenden von Orten.

Wir sind wieder am Rhein, in tiefer Vergangenheit. Dort wo diese Geschichte ihren Anfang nahm. Der Kreis schließt sich. Nach wochenlanger Abwesenheit sitzt eine starkwüchsige, bärtige Gestalt mit zauseligem Haar und einer Art Dreispitz auf dem Kopf in sich selbst versunken auf der kniehohen Mauer des Ziehbrunnens. Vor dem seltsamen Mann flackert ein kleines Feuer. An einem dünnen Zweig sind zwei Fische aufgespießt und werden von dem muskulösen Mann sorgfältig gebraten. Behutsam agieren die riesigen Hände. Einfache Kleidung schützt den Koloss vor der Kühle. Flugs verbreitet sich die frohe Kunde in der kleinen Stadt. Einer ruft es dem anderen zu und im Nu bildet sich eine große Schar von Menschen. Stimmen schallen durch den beginnenden Morgen. „Britanicus ist zurück, der Erzähler ist wieder da.“ Die Bewohner der rheinischen Lande bestürmen ihren Erzähler, fragen ihn wo er war. Doch Britanicus schweigt… noch… und teilt seinen Fisch mit einem kleinen, vielleicht fünfjährigen Jungen. Dann richtet er sich zu voller Größe auf, erhebt seine Menschenfesselnde Stimme und beginnt zu erzählen… und eine Mythologie der Worte nimmt ihren Fortgang!
Atemlos lauschen die Zuhörer der melodischen Stimme die sie alle immer wieder verzaubert und in ihren Bann zieht. Immer noch strömt Volk herbei, mischt sich unter die bereits Anwesenden. Aufhorchend erfahren sie die Erlebnisse von Generalmajor Adamus, dem Fischer Jean-Luc Bartoc, dem Apotheker Adalbrecht Hohenems und dem Prediger Luigi Casserolle. Mannigfache Empfindungen spiegeln sich auf den Gesichtern der Zuhörer, Stunden vergehen wie Minuten und erst in der beginnenden Abenddämmerung hält Britanicus inne. Mit leuchtenden grauen Augen wendet er sich ab, steigt zum Flussufer hinab und in sein kleines Boot. Mit einigen kräftigen Ruderschlägen erreicht er seine kleine Insel. Begrüßt die wilden Schafe und nascht eine Handvoll Brombeeren. Dann verschwindet er in seiner Kate und streckt sich müde auf seiner einfachen Lagerstatt aus. Tiefes Schnarchen ist zu vernehmen und leicht erstaunte Schafe sammeln sich um die Kate.

Und wir, die einfachen Leser dieser hoffentlich ansprechenden Geschichte, kennen wir nun das Geheimnis des Britanicus oder wie immer man ihn rufen mag.

Kamasutra 10.07.2019
*******iva Frau
1.045 Beiträge
Kamasutra2016

*zugabe*

Einfach nur sensationell!! Die Geschichte zieht mich, wie schon Teil 1, voll in ihren Bann *love* Wundervoll und phantasievoll geschrieben *wolke7* Ich bin sehr stolz und glücklich, einen so begabten und wortgewandten Autor und besonderen Menschen an meiner Seite zu wissen *love4*
*********2016 Mann
2.250 Beiträge
Katzendiva
Ein besonderes Dankeschön für diese tolle Lobeshymne. In der Tat scheine ich mich ein wenig weiter entwickelt zu haben, einiges mit Sicherheit auch durch deine Hinweise und Bemerkungen zu meinen Geschichten.

Ich freue mich sehr das du an meiner Seite stehst *herz* *knuddel*
*****e_M Frau
8.374 Beiträge
Ei, ei, ei ihr Zwei *knuddel* *lach*

Kompliment Kamasutra!
*******tia Mann
5.068 Beiträge
Mist, jetzt wollte ich gerade was schreiben, wo ein Luigi drinnen vorkommt.
Kann ich alles wieder umschmeißen ...
*ggg*
*******tia Mann
5.068 Beiträge
Bank (Ein Märchen)
Mit Entzücken stellte Justus fest, dass irgendein Vormieter eine robuste Gartenbank im Keller hinterlassen hatte.
„Passt genau zu meinem Plan.“
Er trug sie nach oben in den Hinterhof und begann damit, dass alte Holz abzuschleifen. Es war knochentrocken und der Staub, der unter den flinken Bewegungen des Schmirgelpapiers entstand, juckte ihn in der Nase.

Seit fast einem Jahr wohnte Justus in diesem Haus im Erdgeschoss. Der erste Sommer war ein trauriger Sommer, denn er hatte gerade die Trennung von Anastasia hinter sich, mit der er auf einem Bauernhof in Sachsen-Anhalt glücklich werden wollte. Doch jetzt lebte er wieder hier in der Stadt und wunderte sich, dass die Leute nicht miteinander sprachen. Der Hinterhof war ein Traum. Ein wenig verwildert, ein wenig grün, alte Linden und ein verlassener Sandkasten für die Kinder, der hoffentlich nicht zum Katzenklo verkommen war.

„Haaaa-Tschi“, nieste Justus, denn der Holzstaub reizte stark seine Atemwege.
„Schundheit“, hörte er eine fröhliche Stimme. Als er den Blick von der Bank nach oben wandte, stand Ronald vor ihm. Zweiter Stock Mitte, von unbestimmter Behinderung, er wurde von einem gemeinnützigen Kleinbus morgens geholt und nachmittags wieder im Hof abgeliefert.
„Danke“, meinte Justus, „du bist Ronald, oder? Ich habe gehört, wenn dich die Busfahrerin so nannte.“
„Joaaa, Rooonald.“
Er reichte ihm die Hand: „Angenehm, ich bin Justus!“
„Juustus, där mitmuss“, lachte Ronald.
„Du musst mit“, antwortete Justus, „du kannst mir mit der Bank helfen.“
„Joaaa, Rooonald gut, Bänk streische, viel Farb', schee bunt, haha ...“

Justus reichte Ronald einen Pinsel und stellte die wenigen Farben bereit, die er zur Verfügung hatte. Justus hatte andere Vorstellung davon, wie die Bank aussehen könnte, aber die Freude, die Ronald an den Tag legte, strafte jeden Einspruch.
„Arsch von Eva sitzt uff Bank, Rooonald malt Arsch, vermaledeit und zug'nöööht!“
Justus wusste nicht, wen Ronald mit Eva meinte, aber die Lustbarkeit, mit der er Evas Hintern auf die Bank zu malen versuchte, amüsierte ihn und erwärmte gleichzeitig sein Herz.
„Ich hole mal den Wein aus dem Keller, Merlot, französisch, 2015.“
Ronald lachte laut:
„Franzööösisch. Arsch von Eva.“
„Ruhe da unten!“ rief Hermann aus dem Fenster. Dritter Stock, rechtes Eckhaus.
„Schhsssss!“ hielt sich Ronald den Finger vor den Mund. Noch eine ganze Weile schwätzten, kicherten und flüsterten Justus und Ronald auf der Wiese sitzend, während die Farben auf der Bank trockneten.
Am nächsten Abend trafen sich Justus und Ronald wieder, gemeinsam auf der Bank sitzend …

Hubertus fühlte sich niedergeschlagen. Die Probe mit dem Symphonieorchester war nicht gut verlaufen. Er fühlte sich von den jüngeren Musikern abgehängt, gleichzeitig spürte er, wie sehr in die zweite Geige frustrierte. Sein Leben hatte er dieser Arbeit gewidmet, nun war er über fünfzig, ein einsamer, in die Jahre gekommener Mann, mit welchem Erfolg? Zweite Geige, unbekannt.
Hubertus hatte auf dem Heimweg bereits ein paar Bierchen und den einen oder anderen Schnaps in den üblichen Eckkneipen gekippt. Nun war er in einer Welle aus Wut, Melancholie und Enttäuschung bereit, sein Instrument los zu werden. Im Moment eines unkontrollierten Impulses warf er es über das Geländer seines Balkons im ersten Stock. Nur hörte er kein schepperndes Geräusch, mit dem er beim Aufschlag auf das Hinterhof-Pflaster gerechnet hatte …

„Haahahaha, Strativari-Ronald, Ga-ga-ga-geigenmeister!“
Justus blickte nach oben: „Unklug, so ein Instrument über den Balkon zu schmeißen, komm' lieber runter und spiel' uns was!“
Während es in dieser lauen Nacht die Lindenblüten von den Bäumen wehte, als würde in diesem Innenhof Schnee fallen, spielte Hubertus so fröhlich wie nie und warf die Fessel der Konformität eines Orchesters für diesen Abend ab. Dazu kam Eva aus der billigen Kellerwohnung, die mit einer unglaublichen Leichtigkeit über den weiß bedeckten Boden tanzte, Blütenblätter mit ihren weiten Röcken aufwirbelte und Ronald laute, hocherfreute Lachsalven entlockte, die er mit starkem, rythmischem Klatschen begleitete. Justus begann bei diesem Anblick, wieder an die Liebe zu glauben.

Am nächsten Tag startete das Wochenende mit einem brutal heißen Freitag. Jeder, der am Abend in der Wohnung blieb um fernzusehen oder im Internet zu surfen, wurde von Justus, Ronald, Hubertus und Eva für verrückt erklärt. Sie hockten auf der Bank, die Füße in einem großen Becken voller Eiswasser. Hubertus spielte gelassene Melodien, Ronald summte dazu ohne Text, aber mit erstaunlich harmonischen Oktaven.

Hermanns Frau geriet total aus dem Häuschen:
„Jetzt mach doch was, Hermann, den Krach kann doch niemand ertragen!“
Hermann fand den „Krach“ gar nicht so schlimm. Insgeheim erinnerte es ihn an seine Jugend, als er selbst noch für jeden Spaß zu haben war und gerne zur Musik tanzte oder trommelte, egal auf was.
„Na gut, Martha. Ich gehe mal runter und sorge für Ruhe. Aber versprich mir eins: Komm' bitte nicht nach ...“
Der Weg vom dritten Stock, rechtes Eckhaus, bis zur Quelle des Lärms, war lange genug, um über ein paar Dinge nachzudenken.
Als Hermann an der Bank ankam, fragte er nur:
„Sorry, kann ich auch etwas zu trinken haben?“
Er schnappte sich ein Cajon, das irgendjemand von den gut ein Dutzend Leuten, die sich bereits im Hof versammelt hatten, mitgebracht hatte, und trommelte voller Freude zu den Melodien, die Hubertus völlig losgelöst von sich gab.

Zwei Stunden später packte Martha frustriert die Koffer.
„Was soll's, ich wollte doch schon immer mal alleine in die Sommerfrische“, dachte sie sich.

Kein Mensch würde sie in dieser Nacht aufhalten.
Sodo 19
Letuchmysh hat Stunden gewartet, bis Konna das Fenster wieder gekippt hat und er sich durch den Spalt ins Innere zwängen konnte. Erst einmal hat er sich nicht gezeigt, denn sonst hätte er den Looser anfliegen und kräftig in die Halsschlagader beißen müssen.

Verdient hätte Konna das!

So hing er und wartete - und wartet immer noch..

Auf dem Bildschirm vor seiner Kontaktperson räkelte sich eine Blonde und ließ sich französisch verwöhnen. Das Entzücken stand ihr ins verzerrte Gesicht geschrieben und wenn Mysha keine Fledermaus wäre, sondern ein Zweibeiner, hätte er vielleicht auch wie sie der Lustbarkeit Tür und Tor geöffnet und der männlichen Geilheit gefrönt.

Als Fledermaus konnte er der Prozedur aber auch gar nichts abgewinnen. Er fand es nur furchtbar lästig, denn er war zur Untätigkeit verdammt. Flöge er vor dem Gesicht Konnas herum, um auf sich aufmerksam zu machen, könnte dieser ihm gerade in dem Moment mit einem lauten Elchröhren den woderlich klebrigen Sermon entgegenschleudern.
Darauf verzichtet Myscha lieber.

Wenn wenigstens etwas zu trinken im Raum wäre. Alle Gefäße sind knochentrocken, wie er vorhin bei einem Rundflug leider feststellen musste. Also weiterwarten bis dieser vermaledeite Wichser sich abreagiert und den danach folgenden komaähnlichen Schlaf endlich beendet hat.
Dann wird er ihn hoffentlich bemerken!

Danach folgt wie immer das Übliche. Der Finne öffnet eine Dose mit geschlüpften Stechmücken und während Letuchmysh im Zickzack seinen Hunger stillt, öffnet Konna die Schnapsflasche. Er tropft etwas in ein Schälchen, das schon mit Preiseelbeersaft gefüllt ist, sucht am Funkgerät die richtige Frequenz und stellt das Mikrofon unter einen kleinen Galgen, an den sich die Fledermaus hängen und nach Aufforderung des Technikers auf der anderen Seite seinen Bericht abgeben kann.

Dieses Mal wird er ihnen ein paar nette Falschmeldungen auftischen und gekonnt in die Irre führenden Spuren legen.

Der Posten in Tulpipo würde in Kürze abgezogen und die Hütten für die Sommerfrische und Kur verletzter Frontsoldaten hergerichtet werden. So würden die baldigen Erweiterungsmaßnahmen dort in nächster Zeit nicht weiter verdächtig auffallen. Oder dass der befehlshabende Offizier des Nachts eine Soldatin fesselt und kurz darauf kleine spitze Schreie durch das Lager gellen. Dass der Feind in sämtlichen Teemischngen für die Truppe jetzt Lindenblüten mischt, damit der Zusammenhalt in den Batalionen besser wird. Also größtenteils nutzlosen Infomüll.

Die Frage nach Aufklärungsmissionen der eurokanadischen Soldaten über die grüne Grenze würde er verneinen. Schließlich gäbe es auf ihrer Seite ja in unmittelbarer Nähe nichts wirklich Fesselndes.

Und ist sein Bericht fertig, wird er sofort Richtung Fenster flattern und sich hinter dem Schuppen in die zarten Krallen von Mila begeben. Was für eine Fledermaus eigentlich ziemlich verrückt ist.
*********ynter Frau
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Fantastische Geschichten von euch, ich bin begeistert!

Erotisch und frivol mit einer Überraschung bei @******s23.

Geschichtlich spannend bei @*********2016.

Lebenslustig bei @*******tia

Milttärisch Fledermaus lustvoll ist es bei @***ve.

Super, was ihr aus den Wötern gemacht habt!
*top2*
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