Angebot und Nachfrage
Er war allein unterwegs an diesem Abend. Eigentlich war die Planung eine andere gewesen aber da seine beiden Freunde in letzter Minute abgesagt hatten, zog er auf eigene Faust los.
Auf eigene Faust! Ungewöhnlich…aber warum nicht mal was Neues ausprobieren.
Es lag der Geruch von Sex in der lauen Abendluft. Möglicherweise transportierte er selbst diesen Geruch aber auch überall dorthin, wo er sich gerade befand.
Ihm war es egal. Oder besser gesagt: Ihm war es recht!
In der ersten Bar kam er in Versuchung, als die Bedienung ihm auf seine harmlos formulierte Frage mit eindeutigem Blick antwortete: „Heute ist hier ALLES im Angebot.“
Die Versuchung war allerdings nur von kurzer Dauer… Happy Hour war einfach nicht sein Ding.
Ein paar wenige Drinks und eine Bar weiter geriet er in Bedrängnis.
Er wollte doch nur Feuer haben! Und keineswegs diese Hand mit langen Fingernägeln besitzergreifend an seinem Nacken spüren. Schon gar nicht kombiniert mit der gierigen Aussage: „Ich werde dich so ficken, dass du um Erlösung betteln wirst. Du Würmchen!“
Zum Glück hatte er sich bei einem Arbeitskollegen eine neue Fertigkeit abgeguckt, die auch in leicht angetrunkenem Zustand noch funktionierte…und so löste er sich in Luft auf.
Etwas entspannter aber gelegentlich über die Schulter schauend, ob ihm dieser Sukkubus nicht gefolgt war, lehnte er an einer Säule.
Disco!
Die Musik war zu laut aber der Beat zwingend. Benebelt vom Alkohol und umnebelt von der Tanzflächenluft, ließ er sich treiben.
Er bemerkte die gerundete Hüfte und das sich verführerisch bewegende Hinterteil erst, als er die rhythmischen Bewegungen an sich spürte. Seine Reaktion war prompt und kam mit unerbittlicher Härte. Von tanzen konnte nun nicht mehr so richtig die Rede sein.
Natürlich spürte sie seine Reaktion auch und quittierte dies mit einem Lachen, dass sich anhörte wie das alte rostige Gartentor seiner Tante, das in bösartiger Absicht immer wieder auf und zu gemacht wird. Die Wirkung kam einem Guss Eiswasser gleich.
Wenn du geschwiegen hättest…!!
Mit eingezogenem Schwanz trat er den Rückzug an und war schon durch die Tür.
Nun gut…was stärkeres, dachte er und schüttete sich den Doppelten mit Schwung in den Mund. Wo war er eigentlich? Nur Kerle hier? Och nee…
Bitte? Er war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Was faselten diese beiden Typen da zu ihm? Blaskapelle?
Auf sein gemurmeltes „Ihr seht aber völlig unmusikalisch aus!“, folgte er jedoch ihrem Rat und zog weiter.
Fast schwach wurde er in der nächsten Lokalität, als dieses Püppchen ihm ins Ohr säuselte.
Ja! Sie hatte sicherlich recht damit, dass sie wirklich sehr unartig gewesen war und dementsprechend behandelt werden müsse.
Gott sei Dank bemerkte er in seinem unkontrollierten Zustand gerade noch, dass er dafür in dieser Nacht nicht kontrolliert genug wäre.
Außerdem waren Püppchen doch auch gar nichts für ihn…
Also weiter! Schlangenlinien. Vor und hinter ihm.
Die Luft war immer noch lau und angenehm und trotz der Angebote, die weiter auf ihn einprasselten - verlockend, abstossend, wollüstig aus Hauseingängen, sogar flehend, als er an der Kirche vorbeiging - war der Geruch nach Sex in der Luft verschwunden.
Abrupt blieb er vor einem Eingang stehen. Wieso hatte er nicht gleich daran gedacht, hierhin zu gehen?
Sie nahmen sich gegenseitig wahr, sobald er durch die Tür trat.
Keinen Augenblick lösten sich ihre Augen von den seinen, während er zu ihr an den Tisch kam und sich setzte.
Sie sah so irrsinnig gut aus! Wenn man ein Lächeln körperlich spüren könnte, wäre ihres wie einige innige, vertraute und verheissungsvolle Umarmung. Es waren keine Worte zwischen ihnen nötig. Wie so oft.
Er warf den Haustürschlüssel achtlos auf den Tisch und ergriff ihre Hand.
Sorry für das absehbare Ende…aber ich hab noch Kopfschmerzen von letzter Nacht