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Jimmy Page wird 80 : Rockdoktors Hexenwerk

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Jimmy Page wird 80 : Rockdoktors Hexenwerk
von @Loewenherz_2020

Jimmy Page wird 80 : Rockdoktors Hexenwerk
Sein orchestraler Gitarrenstil brachte eine neue Erhabenheit in die Rockmusik: Zum achtzigsten Geburtstag von Jimmy Page, dem Gründer der Band Led Zeppelin.

Von Peter Kemper

Als John Mayall and the Bluesbreakers im Juni 1965 mit Eric Clapton die Pye Studios im Londoner West End betraten, ahnte niemand, dass die Geburtsstunde des modernen Rockgitarren-Sounds unmittelbar bevorstand – und dass der Mann an den Reglern, der gefragte Session-Gitarrist Jimmy Page, als Geburtshelfer fungieren würde. Zugleich sollte diese Session viel von der mysteriösen Aura vorwegnehmen, die später Led Zeppelin, jenen maßlos-auftrumpfenden Million-Seller des aufbrechenden Hardrock, umwehte.

Un als Clapton in Mayalls Stück „I’m Your Witchdoctor“ zu einem heulenden Feedback-Solo ansetzte, kapitulierte der hauseigene Tontechniker: „Diesen Gitarristen kann man unmöglich aufnehmen!“ Erst durch die massive Intervention von Page, der Claptons übersteuerte Gitarre mit einer Prise Hall veredelte, gelang es schließlich, diesen historischen Moment in der Geschichte der E-Gitarre auf Band zu bannen. Gerade erst hatte Page für das „Immediate“-Label von Stones-Manager Andrew Loog Oldham den Produzenten-Job übernommen.
Satanische Tricksereien

Rückblickend scheint es, als hätte die „Witchdoctor“-Nummer für Page noch einen dunklen Subtext gehabt: Zeilen wie „I’m your witchdoctor, got the evil eye. Got the power of the devil, I’m the conjurer guy“ antizipieren jene satanischen Tricksereien, wie sie sich unter dem Einfluss des britischen Okkultisten Aleister Crowley auf späteren Led-Zeppelin-Alben finden lassen. Nicht zufällig erwarb Page im Herbst 1971 Crowleys verwunschenes Anwesen „Boleskine House“, oberhalb des schottischen Loch Ness gelegen – von dem bis heute mysteriösen „ZoSo“-Symbol als Selbstbeschreibung ganz zu schweigen. Und seine Filmmusik für den okkulten Streifen „Lucifer’s Rising“ von Kenneth Anger war auch nicht dazu angetan, Pages düsteres Image als Anhänger des Paranormalen zu korrigieren.

Man kann die Session-Erfahrungen von James Patrick Page nicht hoch genug einschätzen, will man die späteren Leistungen der selbsternannten „one man guitar army“ bewerten. Nicht nur hatte er seine diversen Gibson- und Fender-Gitarren in so unterschiedlichen Bands wie The Who, The Kinks oder den Rolling Stones im Spiel. Als „gun for hire“ sorgte er auch bei Marianne Faithfull, Donovan oder im „Goldfinger“-Klassiker von Shirley Bassey für Alarm. Noch 2003 bekannte Page im Interview auf „NPR“, dass seine präzisen Soundvorstellungen, durch Hunderte von Session-Terminen geschärft, wesentlich für den phänomenalen Erfolg von Led Zeppelin verantwortlich gewesen seien: „Viele Leute sehen in mir nur einen Riff-Gitarristen. Doch ich möchte gern als ‚record producer‘ in Erinnerung bleiben.“
Wanhnwitzige Wucht, skrupulöse Mikrofonierung

Schon das Zeppelin-Debütalbum dokumentiert mit seiner wahnwitzigen Wucht, wie skrupulös Page Mikrofonierung, Hall-Effekte und das von ihm erfundene „reverb echo“ einsetzen konnte. Mit Led Zeppelin setzte er den Standard für alle nachfolgenden Hardrock- und Heavy-Metal-Bands. Agierte er im Studio kühl kalkulierend, so gab er auf der Bühne den exzessiven Live-Performer. Sein orchestraler Gitarrenstil, die übereinandergeschichteten Melodielinien und Powerchords, der virtuose Umgang mit ‚offenen Stimmungen‘, all das brachte eine neue Erhabenheit in die Rockmusik. Dabei verbünden sich in Pages Spiel so unterschiedliche Einflüsse wie Blues, Rock ’n’ Roll, Klassik, keltische Folklore, indische und arabische Skalen. Vielleicht kann man ihm in technischer Hinsicht eine gewisse Schlampigkeit auf dem Griffbrett attestieren, doch wenn man ein Page-Solo hört, dann spricht er unmittelbar zu einem.

Page wirkte immer wie ein musikalischer Schwamm. Viele sehen in ihm bis heute einen begnadeten Aneigner: Den Trick mit dem Geigenbogen, mit dem Page schon 1967 das Yardbirds-Highlight „Dazed And Confused“ adelte, hatte er sich beispielsweise von dem Creation-Gitarristen Eddie Phillips abgeschaut. Teile des Led-Zeppelin-Krachers „Whole Lotta Love“ stammen aus Willie Dixons „You Need Love“, und die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Urheberschaft der berühmten Einleitungs-Arpeggios von „Stairway To Heaven“ – angeblich ein Motiv aus dem Stück „Taurus“ der Band Spirit – zogen sich, letztlich zugunsten von Page, über sechs Jahre hin.

Dabei zeichnet sich sein Gitarrenspiel weder durch die melodische Finesse eines Eric Clapton noch durch den unbedingten Innovationswillen von Jeff Beck aus. Dafür besitzt es jenen triumphalen Gestus, jene schamlos herausfordernde Power, die den Glutkern des Rock ausmacht. Am 28. Februar 2005 wurde das Triumvirat in den Buckingham Palace eingeladen. Page, Beck und Clapton sollten für ihre Verdienste um die britische Musikindustrie geehrt werden. Als der Led-Zeppelin-Superstar Queen Elizabeth offiziell vorgestellt wurde, hatte die nur eine einzige Frage: „Sind Sie auch ein Gitarrist?“ Page konnte nur verdattert nicken. Seine Millionen Fans hätten wohl den Kopf geschüttelt und gesagt: Nicht ein Gitarrist, sondern der Gitarrist des Heavy-Rock. Heute feiert der Unvergleichliche seinen 80. Geburtstag.

Quelle: F.A.Z.

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ahttps://www.faz.net/aktuell/feuilleton/pop/jimmy-page-wird-80-gitarrenstil-brachte-neue-erhabenheit-in-die-rockmusik-19433673.html#void
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