Zero Dark Thirty
Habe ich mir gestern angesehen: Klasse Film!
Da er sehr kontrovers diskutiert wird, muss man das ja extra begründen .... kommt gleich.
Der Film ist von der für ihren "Hurt Locker" bereits einmal Oscar-prämieirten Regisseurin Kathrin Bigelow und beschreibt die Jagd nach und die Aktion zur Tötung von Osama Bin Laden.
Der Film ist eher wie ein Dokumentarfilm aufgebaut und zeigt die Arbeit einer Gruppe von CIA Agenten. Zu ihnen stößt im Jahre 2003, also zwei Jahre nach den WTC Anschlägen Maya (Jessica Castain) und sie wird acht Jahre der Aufgabe widmen, Bin Laden zur Strecke zu bringen. Persönliches erfahren wir kaum von ihr, sie ist geradezu besessen von dieser Mission und läuft dadurch mehrfach auch Gefahr bei ihren Vorgesetzten, hysterisch zu wirken. Aber sie ist diejenige, die konsequent auf die richtige Spur setzt, die letztendlich zur Aufspürung von Bin Laden führt.
Wobei der Film keinen Zweifel läßt, dass es viele solcher Teams mit vielen derartigen "Mayas" oder "Dans" (im Film ihr Mentor) gegeben hat, und hier eben nur die gezeigt werden, die zuletzt das Glück der Tüchtigen auf ihrer Seite hatten.
Der Film zeigt fast zwei Stunden lang zermürbende Agententätigkeit, jenseits von James-Bond-Verklärung - trotzdem hochspannend - und eine halbe Stunde lang in Echtzeit gefilmt den finalen Einsatz auf Bin Ladens Anwesen. Er zeigt Fehlschläge, Selbstmordattentate, Terroranschläge, er zeigt was man mit hochauflösenden Satellitenaufnahmen heute bereits für Informationen gewinnen kann, er zeigt den nächtlichen Angriff aus Sicht der Träger von Infrarot - Nachtsichtgeräten, er zeigt geheime CIA Gefängnisse (eines übrigens auch in Danzig, Polen) - und er zeigt Folter.
Der Vorwurf, den man Frau Bigelow zu diesem Film macht, ist dass er angeblich Folter salonfähig mache, weil gezeigt wird, dass auch unter Folter gewonnene Erkenntnisse zur Ergreifung Bin Ladens führten.
Rein auf den Film bezogen ist diese Aussage falsch, denn "Ahmed", den Dan und Maya im ersten Drittel des Filmes mehrfach der Tortur unterziehen gibt zwar letztendlich ein Stück Information preis, aber auch danach dauert es noch Jahre (und dutzende von Maya ohne erkennbare Gemütsregung durchgesehene Folter- Verhörvideos) bis sich daraus eine erfolgversprechende Spur ergibt.
Und der Film zeigt einfach "Jobs": Leute, so ist es , so war es, ob es Euch nun gefällt oder nicht, schaut gefälligst hin. Hier war eine Weltmacht der Meinung, für ihre eigenen Sicherheitsinteressen die Menschenrechte außer Kraft zu setzen - und so sieht das dann aus.
Folter wird ja nicht vom Erdball verschwinden, wenn man sie aus dem Film verbannt, ebenso wie Rassismus nicht verschwinden wird, wenn man das Wort "Negerlein" aus Kinderbüchern streicht.
Man sieht auch die Gesichter der Agenten, als Obama im Fernsehen spricht und versichert, dass die Vereinigten Staaten "niemals gefoltert hätten" und das auch in Zukunft nicht tun werden. Okay, das "Häftlingsprogramm" (wie sie die Folter im eigene Sprachgebrauch nennen) wird nicht mehr weiter geführt werden, das stellen sie auch nicht in Frage, aber sie sind sich einig: ab jetzt wird alles länger dauern.
Nein, der Film hat zwar eine Hauptdarstellerin aber keine Figur, mit der sich der Zuschauer identifizieren könnte, er ist tatsächlich nur aus der gewählten dokumentarischen Perspektive zu ertragen. Aber er ist ungemein gut.
Man klebt die ganze Zeit förmlich in seinem Kinosessel.
Gesehen habe ich ihn als OmU, das würde ich auch empfehlen, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt.