All of Us Strangers (2023)
Ich konnte letztens in einer Preview „All of Us Strangers“ von Andrew Haigh sehen, der in Deutschland regulär am 08.02.2024 startet. Adam (Andrew Scott) lebt allein in einem Londoner Penthouse. Nachdem sich eine Affäre mit dem ebenfalls im Haus lebenden Harry (Paul Mescal) entwickelt, erzählt er ihm von seinen verstorbenen Eltern und wie er dennoch einen Weg gefunden hat, sie zu besuchen und mit ihnen zu reden.
Die Hauptfigur reflektiert in den Gesprächen mit seinen Eltern sein jetziges Leben, was sie nicht mehr erleben können. Reflexionen sind das zentrale Motiv des Films, sowohl narrativ, als auch in optischer Hinsicht. Hier treten die Gegenwart und die Vergangenheit und die Realität mit einer Scheinwelt in einen Dialog. Auffallend sind dabei die Spiegelungen und Reflexionen des Neonlichts von den Gesichtern der Figuren. Allein auf ästhetischer Ebene, haben wir es mit einem bedachten und atmosphärisch sehr verdichteten Film zu tun.
Hinzukommt die starke Emotionalität, die der Film ausstrahlt. Wenn Adam mit seinen Eltern spricht, stellt man sich unweigerlich die Frage, was man selber noch mit seinen Eltern besprechen sollte oder (und das ist das Tragischere) nicht mehr mit ihnen besprechen kann. Der zuvor befürchtete Kitsch oder eine übertriebene Emotionalität wird durch die realen und nachvollziehbaren Reaktionen der Figuren umgangen, dargestellt von einem schmalen, aber überragenden Cast, allen voran Andrew Scott, in dessen Augen sich die emotionale Komplexität wahrer Sehnsucht widerspiegelt… ich wiederhole, Reflexion ist das zentrale Motiv des Films und das finden wir auch im Schauspiel wieder. Untermalt wird der Film mit nostalgischer 80‘s-Musik. Ich kann mir vorstellen, dass Zuschauer, die in den 80er aufgewachsen sind, sogar einen noch größeren Zugang finden können.
Sofern ich etwas Negatives sagen kann, dann sind es nur einige Fragezeichen, Ecken, Kanten und Wendungen zum Ende hin und die Tatsache, dass ich nun nie wieder das „Always on My Mind“-Cover von den „Pet Shop Boys“ hören kann, ohne dass mir die Tränen kommen.
Fazit: „All of Us Strangers“ ist gefühlvolles, atmosphärisches und ästhetisch sehr ansprechendes Kino.