Es gab bereits einige Studien zu dem Thema, sowohl von Rider und Kollegen, als auch anderen Wissenschaftlern (z.B. Giles et al., 2003; Leitzmann et al., 2004; Rider et al., 2016).
Aussage der Studien: Die Studien schauen sich natürlich alle die Korrelation an, nicht die Kausalität. Das heißt, dass mit weniger Ejakulationen die (statistische) Wahrscheinlichkeit von Prostatakrebs steigt (=Korrelation). Dass der Anstieg ursächlich an den fehlenden Ejakulationen liegt ist damit nicht bewiesen (=Kausalität). Bei einem so starken Anstieg ist ein direkter Zusammenhang aber zumindest wahrscheinlich und sollte näher untersucht werden. Zumal die Autoren diverse andere alternative Begründungen und Ursachen untersuchen und ausschließen.
Statistische Relevanz: Die Anzahl an Teilnehmern ist für eine derartige Studie enorm hoch und die statistische Signifikanz (=Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis korrekt ist, also auch für die verbleibenden >3Mrd. Männer zutrifft) ist sehr hoch. Evtl. kann man ankreiden, dass die Studienteilnehmer aus dem gleichen kulturellen Raum kamen, was Ergebnisse verfälschen kann. Allerdings haben die Forscher verschiedene ethnische Abstammungen und Ähnliches einbezogen (=kontrolliert) und der Effekt besteht trotzdem.
Die Daten der Wissenschaftler liegen öffentlich vor und die statischen Berechnungen können alle nachgerechnt werden. Behauptungen von fehlender Signifikanz und hingedrehten Ergebnissen finde ich persönlich nicht sinnvoll in so einer Diskussion, wenn keine entsprechenden Gegenbelege oder Fehler in den Studien aufgezeigt werden können.
Mögliche Ursachen: Es gibt diverse Studien, die untersuchen, WARUM mangelnde Ejakulation das Prostatarisiko erhöht. Nicht verwendete Spermien werden mehr oder minder nach einer Weile wieder abgebaut. Bei diesem Abbau können möglicherweise Abbauprodukte entstehen, die schädliche Mutation von Zellen begünstigt. Das sind allerdings v.a. Theorien, Belege stehen noch aus.
Bedeutung für Keuschhaltung: Ich ziehe für mich daraus, dass die Ejakulation sinnvoll und wichtig ist, um das Krebsrisiko nicht unnötig zu erhöhen. Ejakulation und Orgasmus sind aber zum Glück unterschiedliche Dinge, so dass regelmäßiges Melken oder ruinierte Orgasmen vermutlich einen ähnlichen Effekt haben, wie richtige Orgasmen.
Es gibt sehr viele Risikofaktoren im Leben, v.a. was Krebs angeht. Von daher kann ich verstehen, wenn man(n) sich diese Art der Erfüllung nicht nehmen lassen will, wegen einiger Studien. Ich persönlich würde den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen und zumindest regelmäßig die Prostata leeren.
Liebe Grüße und viel Spaß beim (nicht) Kommen
Lupus
Ps: Bei solchen recht "neuen" Themen ist es leider manchmal mehr verwirrend als hilfreich, den eigenen Hausarzt oder Spezialisten zu fragen. Viele, v.a. schon lange praktizierende, Ärzte sind nicht immer auf den neusten Stand der Wissenschaft und lesen regelmäßig Fachzeitschriften. Und am Ende sind es auch nur Menschen, die ihre eigenen Schlüsse ziehen. Natürlich immernoch besser, als irgendwelchen Internetseiten oder JC-Posts zu folgen
Aber sich eine eigene Meinung auf Basis wissenschaftlicher Studien zu bilden schadet vermutlich nicht.