Die aktuelle Lage
Ihr Lieben, das Thema berührt mich sehr. Aus aktuellem Anlass, der eher nicht so toll ist.
Eine befreundete Iaidoka hat ein Iaito gekauft. Von einem in Deutschland renommierten Schwert-Restaurator. Da sollte man doch annehmen, dass der Bengel Ahnung hat und keinen Murx verkauft, oder?
Ich habe den Maulkorb auf und darf leider nicht sagen, wer es ist. In einem privaten Gespräch allerdings würde ich eine eindeutige Warnung aussprechen.
Unsere Freundin hatte mitbekommen, dass ich Tsuka Ito mache, auch für den neuen Trend in Japan: Das Bokuto dem Iaito / Shinken entsprechend die exakt gleiche Wicklung und Grifflage zu erreichen. Sie rief mich an und fragte, ob ich mal auf ihr sauteures Iaito gucken kann, die Wicklung würde sich lösen. Kein Ding, natürlich. Sie schickte es mir und tatsächlich, auf der Omote - Seite hat sich gleich der Beginn ca. 1 cm in Richtung Fuchi-Kashira verschoben. Da war wohl der Reiskleber nicht gut!
Hinweis: Der "Erbauer" des Iaito hat aufgrund der Beschwerde unserer Freundin gesagt, dass sie "falsch üben würde!" Das war der Punkt, wo ich mir das Ding genauer angesehen und demontiert habe. Nicht zuletzt, weil die Habaki geklappert hat und das kommt nicht einmal bei Baumarkt-Iaito vor!
Das Ergebnis war niederschmetternd. Die Fuchi, kashira, Menuki waren aus billigem Zink-Druckguss. Das allein wäre kein Beinbruch, aber:
1. Die Mekugi, die die Klinge in der Tsuka halten, waren aus Weichholz? Da ist das Unglück vorprogrammiert.
2. Die Tsuka selbst war aus Fichtenholz! Ist das zu glauben? Weichholz! Die Kräfte, die auftreten, wenn eine 1 Kg schwere Klinge bewegt wird, muss die Tsuka auffangen. Weichholz geht da nicht! GAR NICHT!!!
3. Der Vollpfosten hat unter Garantie den Griff nicht an die Klinge angepasst, sondern mit Furnierblättchen "passend" gemacht.
4. In die Tsuba hat er zum "passend machen" Kupferstreifen eingedengelt.
5. Die Saya ist ebenfalls aus Weichholz und mehrfach gerissen. Man muss dazu wissen, dass unsere Freundin keine Amazone ist, sondern eher zierlich und kein Kraftprotz.
Okay. Ein gutes Iaito darf nach 15 Jahren intensiver Benutzung abgerockt aussehen und kann renoviert werden. Aber nicht nach 2 Jahren!
Die Crux aber ist folgende:
Eine unserer Schülerinnen hat bei Sensei ein Standard - Iaito aus Japan bestellt. Preis: 245 Euro. Das ist die Benchmark. Und BITTE: Alles, was aus USA, Korea, China oder sonstwoher kommt, ist SCHROTT! Glaubt mir. Wenngleich es Iaito aus Belgien schon ab 88 Euro gibt, bleibt es Schrott. Bedenkt: Wer billig kauft, kauft zweimal!
Cheries Iaito hat 590 Euro gekostet, meins 785. Das ist bis 2000 € die Range. Aber: 245 Euro für ein Standard-Iaito von Nosyudo reicht allemal zum Üben, alles andere ist Luxus! Das Iaito unserer Freundin hat den sagenhaften Preis von 1200 Euronen gekostet und allein dafür müsste man den Spinner teeren und federn. Das ist, was mit Anfängern passiert, die nicht ihre Sensei oder erfahrene Mitstreiter fragen.
Dringender Apell: BITTE fragen. Nicht nur einen, mehrere. Die Iaido Gemeinde ist diesbezüglich extrem auskunftswillig.
Zu meinem großen Glück sind wir auch Mitglied im Hamburger Iaido-Verein. Eines unserer Mitglieder ist Schmied. Der Jung macht sagenhafte Klingen. Vor 1,5 Jahren fragte er mich, ob er auch für mich ein echtes Schwert schmieden soll. Die Antwort dauerte 0,2 Sekunden: LOGO! Mittlerweile kenne ich seine Arbeiten und kann sagen: Es gibt in Europa meiner Meinung nach nur 3 Schmiede, die das hinbekommen. Okay, mein Schwert ist noch in Arbeit, aber Geduld ist eine Tugend. Das dauert eben, solange es dauert.
Die Alternative ist: Aus USA bestellen, da kommt 440 C Stahl, Federstahl, 5160er oder irgend ein Monostahl. Beim SChnitttest sind die Dinger direkt krumm und Ersatzanspruch wird.... schwierig!
Von Korea, China (besonders John Lee und co) rede ich garnicht erst. Die andere, taugliche Alternative ist einer der Schwertschmiede aus Japan. Das wird aber teuer. Ein echtes, antikes, mit Papieren versehenes Shinken kommt gut und gerne auf 32000 Dollar. Schnitt-taugliche und gute Shinken kann man in Japan so ab 5000 Dollar bekommen. Ist eine Frage des Anspruches. Mein Schmied macht mein Shinken nach meinen Vorgaben
Ihr seht: So einfach ist es nicht
Tom