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Dichter des Monats 02/2019

Wer soll euer Dichter des Monats Februar sein?

Umfrage beendet
**********gosto Frau
16.059 Beiträge
Themenersteller 
Dichter des Monats 02/2019
Um euch viel Zeit zu geben, euch für den nächsten DdM zu entscheiden, hier die Auswahlliste ...
*******ster Mann
1.877 Beiträge
Victor Hugo
Die Zukunft hat viele Namen:
Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare,
für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte,
für die Tapferen ist sie die Chance.
**********gosto Frau
16.059 Beiträge
Themenersteller 
Falls ihr noch ...
... eure Stimme abgeben wollt, die Umfrage zum Dichter des Monats Februar endet heute Abend um 23.30 Uhr.
Liebe Grüße Luccio
**********gosto Frau
16.059 Beiträge
Themenersteller 
Victor Hugo und Anais Nin liegen auf Platz zwei und drei mit jeweils drei Stimmen.

Das Rennen gemacht hat Erich Kästner mit fünf Stimmen. Ich gratuliere ihm und euch und freu mich auf spannende Wochen mit ihm!
**********gosto Frau
16.059 Beiträge
Themenersteller 
Nun also ...
... herzlich willkommen, lieber Erich Kästner, in deinem Thread „Dichter des Monats Februar“!

Leider hab ich zur Zeit einige gesundheitliche Probleme, deshalb heute von mir nur ein kurzes Zitat:

„Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.
Und werden kann nur, was schon immer war.
Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.
Und dem Dezember folgt der Januar.“

aus: Erich Kästner, Die 13 Monate. Gedichtzyklus (1955)
**********gosto Frau
16.059 Beiträge
Themenersteller 
Über Epigramme
Obwohl, dem Sprichwort entgegen, das Geld nicht auf der Straße liegt, gibt es Menschen, die‘s finden. Sie kommen des Wegs, gucken in die Luft, bücken sich plötzlich und haben ein Geldstück in der Hand.

Martial mit seinen zwölfhundert Epigrammen war so ein Mann. Zwölfhundert epigrammträchtige Einfälle fand er auf seiner Lebensstrasse. Die schmutzigen Münzen rieb er blank. Den fahlen Goldstaub schmolz er ein. Die unscheinbaren Edelsteine schliff er zu Juwelen. Und noch die Quarz- und Glimmerstücke traktierte er, bis man sie für Diamanten hielt. Er fand, auch wenn er nicht suchte.

Im Einfall liegt das Geheimnis, in der Prägung steckt die Kunst des Epigramms, und viel mehr wäre über den Spruch, diese kürzeste Gedichtgattung, kaum zu sagen. Allenfalls noch, dass sie dem Inschriftenkult auf Denkmälern ihr Entstehen verdankt und dass sie sich später, nicht zuletzt durch Martial, „vom Denkmal fort und zum Denkzettel hin“ entwickelte, wie ein neuerer Kunstrichter die Wandlung vom Heroischen zum Satirischen bezeichnet hat.

Schließlich ließe sich anmerken, dass jedes echte Epigramm, der Poetik gemäß, zwei Regeln erfüllen muss: Es soll „Erwartung“ wecken und pointierend „Aufschluss“ geben. So hat es Lessing formuliert, und er hat es noch den größten Meistern schwer angekreidet, wenn und sooft sie das Gesetz übertreten hatten. [...] Dieses Gesetz ist keine Spitzfindigkeit der Philologen, sondern es wohnt dem Epigramm inne.

Erwartung und Aufschluss? Ein beliebiges Beispiel mag die Doppelregel veranschaulichen. [...] Der Vierzeiler steht, in ungelenken Lettern, auf einem Tiroler Marterl und ist dem Andenken an einen tödlich verunglückten Holzknecht gewidmet.

„Es ist nicht weit zur Ewigkeit“

lautet die gewagte, Erwartung weckende Behauptung. Und die dem verweilenden Wanderer Aufschluss erteilenden, wahrhaftig überraschenden Beweiszeilen:

„Um acht ging Martin fort,
um zehn Uhr war er dort.“

[...] Im Schatzhaus unserer Literatur birgt das Gewölbe mit den Epigrammen, diesen kunstvoll geschnittenen Gemmen und vollendet geschliffenen Edelsteinen der Dichtung, unschätzbare Werte.

Man darf sie besichtigen und besichtigt sie nicht. Sie sind wundervoll wie Miniaturen und werden nicht bewundert. [...] Lasst uns den Verlust endlich erkennen, beklagen und wettmachen! Das Epigramm ist tot? Es lebe das Epigramm!

aus: Erich Kästner, Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es. Epigramme. Kurz und bündig.
**********gosto Frau
16.059 Beiträge
Themenersteller 
Über das Verbrennen von Büchern
Am 10. Mai 1933 ließ Joseph Goebbels auf öffentlichen Plätzen nationalsozialistische Kundgebungen veranstalten, bei denen die Studenten der deutschen Hochschulen Berge von Büchern verbrannten, die dem Staatsstreich gegen Freiheit, Toleranz und Intelligenz im Wege standen.

Gegen Abend fuhren Hans Wilhelm und ich mit der Stadtbahn bis zum Lehrter Bahnhof. Dann liefen wir über die große eiserne Brücke und hielten nach den angekündigten Marschkolonnen Ausschau. Hinter dem Lessingtheater kamen sie - links, zwei, drei, vier, links, zwei, drei, vier - angetrottet. Studenten in SA-Uniform zogen als Prätorianergarde voraus. [...]

Mit Büchern vollgeladene Lastwagen schwankten zwischen den Kolonnen. Es war ein trüber, regnerischer Tag. Und trübe war, trotz Gesang und Uniform, die Stimmung der Studenten. Die Methoden der neuen Herren waren im Grunde noch nicht ganz die ihren.

Dass man Bücher nicht nur lieben, sondern auch hassen kann, wussten sie. Dass man Bücher auf Kommando öffentlich verbrennt, mussten sie noch lernen. [...]

Für den Höhepunkt der Veranstaltung aufbewahrte Pechfackeln wurden angezündet. Drüben vor den Bankpalästen, rechts von der Oper, war der Scheiterhaufen errichtet worden. Die Lastwagen rollten heran wie an eine Verladerampe. Tausende von Büchern wurden ausgekippt und von fleißigen Händen hoch ins Feuer geworfen.

Dann tauchte Goebbels auf. Er stand auf einer von Mikrophonen belagerten Estrade und gestikulierte vor dem Feuerschein wie ein Teufelchen vor der Hölle. Er zeterte, salbaderte, rief Schriftsteller bei Namen und überantwortete ihre Bücher den Flammen und dem Vergessen. [...]

Jahre später haben mir Studenten, die damals abends neben dem Scheiterhaufen standen, erzählt, dass sie - und nicht nur sie allein - heimlich Bände aufrafften, die vor ihren Füßen im Dreck lagen, und sie nicht ins Feuer warfen, sondern unter die Uniformjacke steckten, daheim lasen und wie Kostbarkeiten aufbewahrten. Es mag ein Zeichen dafür sein, wie schwer es ist, Bücher wirklich zu verbrennen ...

aus: Erich Kästner, Über das Verbrennen von Büchern
*******inde Frau
41.773 Beiträge
Gruppen-Mod 
Am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

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