Interessant, dass alle die hier bisher gepostet haben, Film so romantisieren. Vor allem wundern mich hier die angeführten Argumente. Wenn wir schon Film romantisieren wollen, wer schwärmt dann hier von den Rottönen eines Velvia 50, oder dem Korn eines Delta 100? Den "look" und das "Feel" dieser Filme digital nachzubilden ist schon eine Kunst, und für wen diese Faktoren essenziell sind, der bleibt natürlich bei seinem Velvia.
In wie weit ist digitale Fotografie also anders? Mal abgesehen von der höheren Auflösung und dem besseren Dynamikumfang?
Mehr Flexibilität, mehr Kontrolle.
Ich muss nicht 24/36 Bilder warten, bis ich Empfindlichkeit des Filmes anpassen kann.
Ich sehe sofort, ob das Ergebnis scharf ist. Ich sehe (bedingt) ob das Bild korrekt ausbelichtet ist. Mir stehen die Bilder nahezu sofort zur Verfügung.
Analog und Digital hat eigentlich nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Selbst ne Canon F1 mit Motor und X-meter Rolle schafft 10 Bilder pro Sekunde und ein Paar Hunder Aufnahmen.
Genau so kann ich an meiner D800 alte AI Nikkore verwenden (was ich auch manchmal tue), und nagelneue Zeiss Gläser (was ich regelmäßig tue). Die Limitationen dabei kann sich jeder selbst auferlegen.
Der digitale Überfluss ermöglicht es uns ja, Risikos einzugehen. Wenn das Ergebnis nicht stimmt, dann können wir es immer noch mal anders versuchen. Und damit meine ich nicht "Ich mach ein Foto und schaue dann hinterher, was ich mit Photoshop noch retten kann", sondern "hm... bei 50mm 1.4 krieg ich als kürzestes 1/20 raus.. na dann mach ich mal nen Burst mit 5 Bildern und wähle dann das am wenigsten verwackelte aus." Oder ich kann ein und das selbe Motiv so oft Fotografieren, bis es passt. Analog würde ich das selbe Motiv fotografieren - gleiches Framing, gleiche Blende, Zeit etc. aber ich sehe erst das Ergebnis, wenn der Moment schon vorbei ist. Wie viele Fotos mache ich also um auf nummer sicher zu gehen? 2? 6? 10? Bestenfalls ist ein gutes dabei, schlimmstenfalls sind alle unscharf, am wahrscheinlichsten ist, dass man grad 1/4-1/3 seines Films für ein einzige Motiv verballert hat.
Ein sehr schönes Erlebnis hatte ich da als ich nach Weihnachten bei einem Freund zu besuch war, großer Iron Maiden Fan, der mir zwei Bildbände von Maiden zeigte. Die Band gibt es seit 1980, und alle Konzertfotos aus dieser Zeit - eigentlich alle Analogen, sahen immer gleich aus - Totgeblitz bei F5,6-F8 oder In Schwarz/Weiß (ISO 800-3200 Filme). Beides genau wie man es NICHT macht... Aber anders gehts halt nicht, wenn man sicher gehen will, dass das Motiv scharf ist, dann halt abblenden und blitzen. Wen interessiert schon die Bunte Lichtershow, die Kostüme und sonst wie, wir fotografieren einfach Schwarz/Weiß...
Ab der Digitalzeit (ca. 2001 Iron Maiden - Rock in Rio) haben wir dann wunderbare Farbfotos von Konzerten.
Was hat sich geändert? Gab es auf ein mal mehr Licht auf den Konzerten? War der AF so Präziese geworden?
Nein, der Fotograf wusste nun einfach, ob er ein scharfes Bild hat, und kann danach zum nächsten Motiv übergehen, oder eifnach so lange an dem Motiv arbeiten, bis er es hat!
Und genau das ist der große Vorteil. Ich kriege das Bild, dass ich haben will, und kein Glücksspiel, ob es nun so passt, wie ich mir das gedacht habe.
Dazu ganz nah aus der Praxis:
Ich hab am Freitag in einem besetzen Haus für eine befreundete Band fotografiert. Wohl wirklich die beschissenste Location in der ich je gearbeitet habe. 20m^2 Raum, statisches Licht auf Höhe der Musiker (Frontstage) und auf den Backdrop ausgerichtet, sprich, die Musiker vorne an der Bühne waren NICHT beleuchtet, nur der Hintergrund und der Drummer waren angestrahlt.
Ich habe auf 3 Bands 700 Fotos "verballert", zig anläufe bis bei einem Bild mal der Fokus gesessen hat. Dazu muss man sagen, das war ein Metalkonzert mit lauter haareschüttelnden Langhaarzotties (so wie ich), die niemals still gehalten haben. Das hat dem AF alles abverlangt (und Canon nutzer hätten da gleich nach hause gehen können...) Aber im Ende sind an dem Abend so 30-40 gute Fotos bei rumgekommen. Für die gleiche Ausbeute bei nem gut ausgeleuchteten Konzert brauche ich im Schnitt 60-80 Fotos, da sitzt eigentlich jedes Bild und hinterher werden dann einfach nur die besten Motive ausgewählt.
Aber, worauf ich hinaus will, sind die beiden Fotos im Anhang -
Manuell Fokussiert (liveview), Manuell belichtet, und ich hab ca. 30 Versuche gebraucht! Derartige Fotos habe ich in Analogzeiten nicht gesehen, und das zeigt, wie weit sich das ganze Entwickelt hat und dass wir heute dank Digitaltechnik momenten einfangen können, die Analog undenkbar gewesen sind.
Bild 1:
Interessant, dass alle die hier bisher gepostet haben, Film so romantisieren. Vor allem wundern mich hier die angeführten Argumente. Wenn wir schon Film romantisieren wollen, wer schwärmt dann hier von den Rottönen eines Velvia 50, oder dem Korn eines Delta 100? Den "look" und das "Feel" dieser Filme digital nachzubilden ist schon eine Kunst, und für wen diese Faktoren essenziell sind, der bleibt natürlich bei seinem Velvia.
In wie weit ist digitale Fotografie also anders? Mal abgesehen von der höheren Auflösung und dem besseren Dynamikumfang?
Mehr Flexibilität, mehr Kontrolle.
Ich muss nicht 24/36 Bilder warten, bis ich Empfindlichkeit des Filmes anpassen kann.
Ich sehe sofort, ob das Ergebnis scharf ist. Ich sehe (bedingt) ob das Bild korrekt ausbelichtet ist. Mir stehen die Bilder nahezu sofort zur Verfügung.
Analog und Digital hat eigentlich nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Selbst ne Canon F1 mit Motor und X-meter Rolle schafft 10 Bilder pro Sekunde und ein Paar Hunder Aufnahmen.
Genau so kann ich an meiner D800 alte AI Nikkore verwenden (was ich auch manchmal tue), und nagelneue Zeiss Gläser (was ich regelmäßig tue). Die Limitationen dabei kann sich jeder selbst auferlegen.
Der digitale Überfluss ermöglicht es uns ja, Risikos einzugehen. Wenn das Ergebnis nicht stimmt, dann können wir es immer noch mal anders versuchen. Und damit meine ich nicht "Ich mach ein Foto und schaue dann hinterher, was ich mit Photoshop noch retten kann", sondern "hm... bei 50mm 1.4 krieg ich als kürzestes 1/20 raus.. na dann mach ich mal nen Burst mit 5 Bildern und wähle dann das am wenigsten verwackelte aus." Oder ich kann ein und das selbe Motiv so oft Fotografieren, bis es passt. Analog würde ich das selbe Motiv fotografieren - gleiches Framing, gleiche Blende, Zeit etc. aber ich sehe erst das Ergebnis, wenn der Moment schon vorbei ist. Wie viele Fotos mache ich also um auf nummer sicher zu gehen? 2? 6? 10? Bestenfalls ist ein gutes dabei, schlimmstenfalls sind alle unscharf, am wahrscheinlichsten ist, dass man grad 1/4-1/3 seines Films für ein einzige Motiv verballert hat.
Ein sehr schönes Erlebnis hatte ich da als ich nach Weihnachten bei einem Freund zu besuch war, großer Iron Maiden Fan, der mir zwei Bildbände von Maiden zeigte. Die Band gibt es seit 1980, und alle Konzertfotos aus dieser Zeit - eigentlich alle Analogen, sahen immer gleich aus - Totgeblitz bei F5,6-F8 oder In Schwarz/Weiß (ISO 800-3200 Filme). Beides genau wie man es NICHT macht... Aber anders gehts halt nicht, wenn man sicher gehen will, dass das Motiv scharf ist, dann halt abblenden und blitzen. Wen interessiert schon die Bunte Lichtershow, die Kostüme und sonst wie, wir fotografieren einfach Schwarz/Weiß...
Ab der Digitalzeit (ca. 2001 Iron Maiden - Rock in Rio) haben wir dann wunderbare Farbfotos von Konzerten.
Was hat sich geändert? Gab es auf ein mal mehr Licht auf den Konzerten? War der AF so Präziese geworden?
Nein, der Fotograf wusste nun einfach, ob er ein scharfes Bild hat, und kann danach zum nächsten Motiv übergehen, oder eifnach so lange an dem Motiv arbeiten, bis er es hat!
Und genau das ist der große Vorteil. Ich kriege das Bild, dass ich haben will, und kein Glücksspiel, ob es nun so passt, wie ich mir das gedacht habe.
Dazu ganz nah aus der Praxis:
Ich hab am Freitag in einem besetzen Haus für eine befreundete Band fotografiert. Wohl wirklich die beschissenste Location in der ich je gearbeitet habe. 20m^2 Raum, statisches Licht auf Höhe der Musiker (Frontstage) und auf den Backdrop ausgerichtet, sprich, die Musiker vorne an der Bühne waren NICHT beleuchtet, nur der Hintergrund und der Drummer waren angestrahlt.
Ich habe auf 3 Bands 700 Fotos "verballert", zig anläufe bis bei einem Bild mal der Fokus gesessen hat. Dazu muss man sagen, das war ein Metalkonzert mit lauter haareschüttelnden Langhaarzotties (so wie ich), die niemals still gehalten haben. Das hat dem AF alles abverlangt (und Canon nutzer hätten da gleich nach hause gehen können...) Aber im Ende sind an dem Abend so 30-40 gute Fotos bei rumgekommen. Für die gleiche Ausbeute bei nem gut ausgeleuchteten Konzert brauche ich im Schnitt 60-80 Fotos, da sitzt eigentlich jedes Bild und hinterher werden dann einfach nur die besten Motive ausgewählt.
Aber, worauf ich hinaus will, sind die beiden Fotos im Anhang -
Manuell Fokussiert (liveview), Manuell belichtet, und ich hab ca. 30 Versuche gebraucht! Derartige Fotos habe ich in Analogzeiten nicht gesehen, und das zeigt, wie weit sich das ganze Entwickelt hat und dass wir heute dank Digitaltechnik momenten einfangen können, die Analog undenkbar gewesen sind.
Bild 1
Iso 1600
85mm @ 1,8
1/80sek
Gelbfilter auf Blitz + Diffusor
ca. 5 von 28 Versuchen hatten guten Fokus, hier sah das "model" motivtechnisch am besten aus.
Bild 2:
alles wie beim vorherigen Bild, dieses mal nur frontal - man beachte, wie perfekt die Schärfe bei 1,8 auf dem vorderen Auge liegt.
1 von 5 Bilder hatte guten Fokus - dieses hier.
[iwas funktioniert wohl mit dem anhang nicht? ich sehe keine Bilder, aber wenn ich den Post editiere sind die Bilder da?]