geht es um Sex oder um gefühle?
Na, ich hab so den Eindruck, daß über die Bedeutung des Wortes "Gefühle" (und natürlich auch auch "fühlen") reichlich unterschiedliche Ansichten herrschen. Das kommt natürlich auch daher, weil das Wort an sich mehrere Bedeutungen hat. Meist läßt sich die gemeinte Bedeutung aber aus dem Zusammenhang heraus erkennen, und für mich war das im Eingangsposting durchaus klar: es geht um die Gefühle des Herzens bzw. des Denkens (und nicht um rein körperliche Empfindungen).
Sicher haben alle je nach Tagesform unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse beim Sex. Auch ein MMF läuft bestimmt bei den meisten nicht immer nach dem genau gleichen Schema ab. Ich zum Beispiel wünsche mir ganz gelegentlich auch mal, daß nur jemand an mir rummacht, ohne daß ich mich auf dessen Persönlichkeit und Lebensumstände einlassen muß - sozusagen "ohne Gefühle".
Aber ich habe festgestellt, daß ich so was auch nur dann wirklich genießen kann und was davon habe (einen Orgasmus, zum Beispiel), wenn sich der Betreffende wenigstens ein bißchen auf mich einstellt, guckt, was mir gefällt und welche Wirkungen sein "Rummachen" haben. Schrubbt er aber nur geistesabwesend zweimal über meine Brüste, steckt dann ohne Federlesen seinen Schwanz in mich, hoppelt vor sich hin und verschwindet dann wieder in die Weiten des Universums, frag ich mich schon, was mir das gebracht haben soll ...
Wenn ich jemandem befriedigenden ("geilen") Sex verschaffen will, dann geht das nicht ohne daß ich mich wenigstens ein bißchen für ihn (oder sie) "erwärme" - daß mir die Bedürfnisse und Wünsche des anderen zumindest in dem Moment wichtig sind, daß ich ihn sympathisch und angenehm finde und auf ihn und seine Reaktionen achte. Dazu gehört für mich dann aber auch - als Zeichen von Respekt, Höflichkeit und eventuell Dankbarkeit -, daß ich anschließend zumindest irgendwas sage. "Danke, hat mir auch gefallen" oder "freut mich, daß du es genossen hast" wären Möglichkeiten, manchmal reicht es ja auch, das durch Gesten auszudrücken. Jeder Mensch möchte schließlich wahrgenommen werden, und Höflichkeit ist eine Möglichkeit, das zu tun.
Das sind jetzt mal Erfahrungen aus dem Club, wo es oft üblich und auch nicht anders möglich ist, miteinander umzugehen.
Bei privaten MMF-Treffen, bei denen ich ja dann die einzige Frau bin (die ja angeblich immer so dermaßen im Mittelpunkt steht!), fände ich es auch ganz schön, wenn ich wahrgenommen werden würde - und zwar nicht nur als stöhnende Muschi. (Ich sollte vielleicht noch anmerken, daß ich ausdrücklich bei solchen Treffen kein BDSM haben will.) Wenn mich jemand so wenig beachtet, daß ich mich noch nicht mal erregt fühle, frage ich mich schon, ob der überhaupt den Unterschied zwischen mir und einem Astloch bemerken würde?
Sex an sich wär vielleicht möglich, aber er wäre für mich nicht befriedigend. Ich wage sogar zu behaupten, daß er dann auch für so "gefühllose" Mitspieler unbefriedigend ist - Abspritzen allein ist nicht befriedigend.
Lange Rede, kurzer Sinn: Sex ohne Gefühle ist doof. Und Gefühle können wir weder einfach so abschalten noch gänzlich verhindern.