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Harzer Sagen, Mythen und Märchen

Bischof Ernst
Der Halberstädter Bischof Alberti war gestorben. Und die Halberstädter Domherren wollten keinen Bischof niederen Standes wieder. Man wünschte sich den Grafen Ernst von Hohnstein als neuen Bischof, der Propst in Fritzlar war. So wurde er dann auch vom Domkapitell gewählt und vom Papst bestätigt.

Aber Bischof Ernst hatte wenige Eigenschaften, die einen Kirchenmann auszeichneten. Er war streitsüchtig, kriegerisch und kein guter Herr. Besonders mit Herzog Friedrich von Braunschweig lag er ständig im Streit. Vor allem die armen Leute hatten unter den ständigen Raubzügen und Brandschatzungen zu leiden und waren oft in arger Not.

Die Domherren forderten, dass sich der Bischof auf seinen kirchlichen Eid besinnen möge, aber er trieb es immer ärger. Daraufhin stattete der Dompropst mitsamt Ritterschaft dem Bischof einen Besuch ab um ihn aufzufordern, das Amt niederzulegen, bevor er das Stift vollends ruiniert habe. Doch der Bischof sprach: „Das machst du nur, weil du selbst Bischof sein willst. Warte nur, ich will es dir heimzahlen.“ Aber er konnte den Dompropst nicht aus der Stadt bekommen.

Da sann er wie üblich nach Gewalt. Er ergriff den Dompropst mit seinen Rittern mitten in einer Prozession, lies ihn auf ein Pferd binden und ritt mit ihm aus dem Harslebener Tor nach Gröningen. Dort steckte er ihn in einen dunklen Keller und band ihm ein langes, starkes Seil um den Hals. Dann lies er umliegende Bauern holen, um ihm zu helfen, ein Fass Bier aus dem Keller zu ziehen. Die zogen in dem guten Glauben an dem Seil, dass am anderen Ende ein Fass Bier hing. Und sie zogen so kräftig, dass sie dem Dompropst den Kopf abrissen.

Bischof Ernst kam daraufhin in den Kirchenbann, blieb aber ohne Zustimmung von Papst und Kirche Bischof. Und er hatte alle umliegenden Pfaffen fortan zum Feind, die beteten von ihm bald befreit zu werden. Ihre Gebete wurden erhört. Nach nicht langer Zeit starb der Bischof an einer Seuche. Man wollte seinen Tod nicht glauben, erst als man ihn tot im Sarge liegen sah, hatte man Gewissheit. Da war die Freude groß!

Aber man konnte ihn nicht begraben, weil er im Bann gestorben war. So wurde er in einen bleiernen Sarg gelegt, an dem vier Ketten befestigt wurden. Der Sarg wurde an den Ketten in das Gewölbe der Kirche zu Wegeleben gehängt, wo er sieben Jahre hängen blieb
Der Graf von Regenstein und der Landmann
Ein Regensteiner Graf war einmal in große Geldschwierigkeiten und ließ sich von einem Wohlhabenden Landmann aushelfen. Als der aber auf die Burg kam, um sein beträchtliches Darlehen zurück zu fordern, wurde er mit Hohn und Spott abgewiesen.

Einige Zeit später kehrte der Graf von einem seiner häufigen Raubzüge nicht zurück und allerlei sonderbarer Gerüchte machten die Runde.

Nun hoffte der betrogene Landmann von den Erben doch noch die Schuld beglichen zu bekommen. Aber die behandelten ihn noch viel schlechter und jagten ihn von der Burg. Unverrichteter Dinge musste er von dannen ziehen! Wie er nun so betrübt den Berg hinab schritt, vernahm er plötzlich ein lautes Geräusch – so als wenn Flammen knisterten. Er schaute sich um, bemerkte eine Spalte im Berg, aus der starker Rauch herausquoll.

Neugierig näherte er sich der höhlenähnlichen Bergöffnung und schaute hinein. Er blickte in einen tiefen Schlund, aus dem ihm Pech- und Schwefelflammen entgegenschlagen. Mitten drin in dem Feuer sah er eine menschliche Gestalt, an der die Flammen emporlodern, ohne sie allerdings zu verbrennen. Die Gestalt jammerte, stöhnte und schrie und versuchte den Flammen zu entrinnen, sank aber immer wieder ins Flammenmeer zurück.

Anfangs konnte der Landmann vor Angst und Entsetzen keinen klaren Gedanken fassen, dann aber erkannte er in der Gestalt des Wehklagenden seinen Schuldner, den Grafen von Regenstein. Und auch der erkannte den Landmann und rief ihm mit schmerzverzerrter Stimme zu: „Oh sieh, wie ich hier für meine Schuld und meine Missetaten leiden muss! Habe Erbarmen mit meinen Höllenqualen und erlöse mich aus dem Flammenmeer! Nimm meinen Siegelring und gehe nochmals zurück auf die Burg und zeige meinen Nachkommen diesen Ring zur Bekräftigung der Wahrheit. Sie werden dann sicher bereit sein dir die Schuld samt Zinsen zu bezahlen und ich bin erlöst.“

Der Landmann nahm den Ring und kehrte auf die Burg zurück, wo man ihn sogleich wieder davon jagen wollte. Da zeigte er den Nachkommen den Siegelring, erzählte ihnen von den Höllenqualen ihres verstorbenen Vorfahren und drohte ihnen die gleiche Strafe an, wenn sie die Schuld nicht begleichen würden. Seine Schilderungen wirkten, er erhielt sofort sein Geld samt Zins und Zinseszins zurück und konnte den goldenen Ring als Geschenk behalten.

Als der Landmann den Rückweg antrat und wieder an der Bergspalte anlangte, war diese zwar noch da, von Feuer und Flammen war aber keine Spur mehr zu sehen.
Das stille Volk zu Plesse
Tief unter dem Burgberg der Plesse wohnte einst ein stilles Zwergenvolk, das sich unsichtbar zu machen vermochte und durch jede verschlossene Türe, durch jede Mauer wandelte, so es ihm beliebte.

Das Zwergenvolk war den Menschen wohl gesonnen, es war hilfreich und guttätig, blieb aber immer im Verborgenen. Die Leute wussten, dass es dieses Zwergenvolk gab, denn sie wussten um ihre guten Taten, jedoch wurde nie einer der Zwerge gesehen. Daher nannte man es das Stille Volk von Plesse.

Einmal, die Kreuzzüge waren längst vergessen, verirrte sich ein Student aus Göttingen auf die Burg. Er war in ein Unwetter geraten und irrte auf der Burg umher. Dabei stieß er auf den Burgbrunnen und blickte in die Tiefe hinab. Aus ihr kam dem jungen Mann ein Licht entgegen. Dieses entpuppte sich als Laterne, die von einem Zwerg getragen wurde. Schweigend bedeutete der kleine Wicht dem Menschen ihm zu folgen. Sie traten gemeinsam auf eine kreisrunde Platte, die sich sofort in die Tiefe absenkte.

Unten angekommen öffnete der Zwerg eine schwere Tür, die eine dunkle Höhle verschloss. Sie traten in die Höhle, der Zwerg eilig voran, der Göttinger Student zögerlich hinterdrein. Bald schon wurde es hell – vor ihnen lag eine weite, blühende Wiese, die von sanften Hügeln, wie auch von steilen Bergen umrahmt war. Auf der Wiese standen winzige Häuser, die alle in einem Halbkreis angeordnet waren. Die schmucken Häuschen waren aus edlen Steinen erbaut und überall mit Gold, Silber und Edelsteinen geschmückt. Vor den Häuschen standen prächtig gedeckte Tische mit feinsten Speisen und herrlichen Getränken beladen. Bequeme Sessel standen bereit und dienende Menschen luden wortlos zum festlichen Mahl. Obwohl kein Wort fiel, wusste der Student nun, er war zu Gast bei dem liebevollen Stillen Volk von Plesse. Der Student aus dem Leinetal labte sich an den köstlichen Speisen, dem guten Wein und war begeistert von der Freundlichkeit der Zwerge.

Auch stimmten die kleinen Wichte, ob jung, ob alt, ihm zu Ehren ein Liedchen an. Er merkte sich den Text und der ging so:

„Nicht Rank und Stand - hat unser Land,
nicht Hass und Neid - nicht Zank und Streit,
nicht Trug und List - weil einer des anderen Bruder ist …“

Dann kam ein altes Männlein, nahm den Gast und führte ihn in eine verborgene Höhle. Die war voller Gold und Silber sowie edlem Gestein und wertvollen Schmuckstücken. Mit einer Geste wurde der Student aufgefordert, sich so viel von dem Reichtum zu nehmen wie er wolle. Nachdem er sich alle Taschen gefüllt hatte, führte ihn der alte Zwerg wieder zurück in die oberirdische Welt. Über Eddigehausen und über Bovenden wanderte er zurück nach Göttingen. Aber wo er auch seine Geschichte erzählte, keiner wollte ihm glauben – dabei sprach der Inhalt seiner Taschen für sich. Es muss wohl stimmen, was der verirrte Student da erzählte, woher sollte er sonst seine Reichtümer haben?
Diie drei Schwestern von Andreasberg
Einmal lebten in St. Andreasberg drei Schwestern. Die hatten alle Drei einen Liebsten. Die Älteste hieß Sophie und hatte einen Jäger. Die Mittlere hieß Anneliese und ihr Schatz war ein Soldat und die Jüngste, das Lenchen, liebte einen Bergmann. Alle drei Paare waren aber so arm, dass vorerst ans Heiraten nicht zu denken war.

Einmal saßen die drei Paare mit anderen jungen Leuten in der Spinnstube, wo man sich ab und zu traf. Sie plauderten und witzelten und irgendwie kamen sie auf die Geister und Kobolde zu sprechen. Da sagte Lenchen: „Wenn mir nur mal einer begegnen würde und wenn es Frau Holle selbst wäre, ich würde alles tun was verlangt wird, wenn es mir gut bezahlt würde. Damit wir nicht mehr so arm wären und endlich heiraten und eine Familie haben können.“. „Dir kann geholfen werden.“ antwortete darauf ein junges Mädchen. „Heute ist Johannistag, wenn da drei Schwestern mit ihren Spinnrädern zu dem Dreijungfernbusch gehen und dort auf dem Kreuzweg rufen: Frau Holle!, dann erscheint sie und gibt einem, was man nur haben will. Aber man muss sehr folgsam sein, wenn sie etwas verlangt.“.

Das ließen sich die drei Schwestern nicht zweimal sagen. Sie verabschiedeten sich, nahmen ihre Spinnräder und gingen ins Gebirge, dorthin, wo der genannte Kreuzweg lag. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto banger wurde ihnen ums Herz. Aber die drei sprachen sich gegenseitig Mut zu und die zwei älteren Schwestern folgten Lenchen, die mutig voranschritt.

Den ganzen Weg hatten die Drei kein Wort gesprochen. Nun aber, an dem Kreuzweg angelangt, riefen sie wie aus einer Kehle: „Frau Holle!“. Da wurde es urplötzlich stockdunkel und ein Donner rollte von weit her über den Wald heran und brachte ein bläuliches Lichtlein mit, das auch immer näher kam. Die drei Mädchen umklammerten sich und klapperten vor Furcht und Angst sogar mit den Zähnen.

Es war wirklich Frau Holle, die da heran rauschte. Aber sie war nicht wie erwartet schön und elegant, sondern alt und hässlich. „Warum habt ihr mich gerufen?“ fragte sie. Da erzählten die Drei ihre Geschichte und äußerten die Bitte, sie doch so reich zu machen, dass sie heiraten können. Da lacht Frau Holle und sagte: „Wenn ihr euch was verdienen wollt, ich habe reichlich Arbeit, die ich gut entlohne. Aber ihr seid sicher faule Leute, denn wer arbeitet, hat was er braucht. Hier ist Eimer und Scheuersand, Bürste und Tuch. Wer mir hilft, den Hahnenklee zu scheuern soll’s nicht bereuen.“.

Die zwei älteren Schwestern lachten, denn der Hahnenklee ist ein ziemlich großer Felsen der sicher auch zahlreiche scharfe Kanten und Ecken hat. Diese Arbeit wollten sie nicht tun und so zogen sie mit ihren Spinnrädern wieder nach Hause. Dabei versuchten sie vergeblich Lenchen zu überreden mitzukommen. Als die Sonne aufging, lagen sie schnarchend in ihren Betten. Sie hätten glauben können alles sei nur ein Traum gewesen, wenn nicht Lenchens Bett unberührt gewesen wäre.

Lenchen aber ergriff die Scheuermittel, kletterte mutig auf den Felsen hinauf und scheuert ihn so gut sie konnte. Dabei merkte sie nicht wie es Morgen wurde. Da nahm sie ihr Spinnrad, sagte Frau Holle „Guten Morgen“ und ging nachhause. Da musste sie selbst über ihr Abenteuer lachen. Doch ihre Taschen waren immer noch leer, obwohl sie sich die ganze Nacht gequält hatte.

Ihre Eltern schimpften tüchtig mit ihr, dass sie die ganze Nacht nicht zu Hause war und sagten ihr auch, dass man sich mit Geistern lieber nicht einlasse. In den nächsten Tagen entzweiten sich dann ihre Schwestern mit ihren Liebsten. Da wurde es Lenchens Bergmann ganz Angst, dass er sich mit seinem Lenchen auch entzweien könnte. Und er drang darauf, so arm er auch war, sein Lenchen bald zu heiraten. Das in Anbetracht der baldigen Hochzeit immer fleißiger beim Spinnen, wogegen ihre Schwestern immer fauler wurden. Die sind dann auch alte Jungfern geworden, so sehr sie auch nach einem neuen Bräutigam suchten.

Als nun Hochzeit war und Lenchen an der Hochzeitstafel saß, kam Frau Holle plötzlich zur Tür herein und reichte ihr einen Beutel voller Andreasberger Taler und sagte: „Reicht das der fleißigen Braut?“. Da war die Freude riesengroß und Lenchen und ihr Mann bedankten sich bei Frau Holle, denn nun hatte sie ein gutes Startkapital.

Wenn nun im Harz ein Mädchen keinen Mann finden kann sagt man, dass sie den Hahnenklee scheuern soll.
Der silberne Krug
Einst ging ein Bergmann namens Frick mit seinen beiden Töchtern zum Brocken um Heidelbeeren zu pflücken. Es war ein herrlicher, milder Spätsommertag und es war so angenehm im Walde, dass die drei den herannahenden Abend nicht merkten. Als die Dunkelheit hereinbrach, hatten sie den rechten Weg noch nicht wieder gefunden und sich im dichten Tannengestrüpp verlaufen. Die beiden Mädchen bekamen Angst, hatten sie doch schon so oft von den Brockengeistern gehört.

Der Vater aber führte seine ängstlichen Töchter hinter große schützende Felsblöcke. Dort entfachte er ein Feuer, um die bösen Geister zu vertreiben und um sich und seine Töchter zu wärmen. Bald schon wurde es zwischen den Felsblöcken warm und behaglich. Die Mädchen streckten ihre müden Glieder auf dem weichen Moos aus, betrachteten den leuchtenden Sternenhimmel und glitten ins Land der Träume. Der Vater wachte über den Schlaf seiner beiden Kinder.

Der Bergmann hockte still zwischen den Felsblöcken, schaute in die Nacht und lauschte dem Flüstern des Waldes. Da sah er plötzlich ein wandelndes Licht auf sich zukommen. Hin und her gerissen zwischen Schreck und Neugier rief er das Licht an: „Wer bist du? Was willst du?“ Und siehe da, aus dem Lichtschein traten drei Gestalten. Es waren drei fremdländisch aussehende, freundliche Männer, die an das Feuer traten und dem Bergmann anboten, ihm in der Nacht Gesellschaft zu leisten.

Als es Morgen wurde rüsteten sich die geheimnisvollen Fremden zum Aufbruch. Bevor sie gingen, nahmen sie dem Bergmann noch das Versprechen ab, seinen Töchtern nichts von ihrer Anwesenheit zu erzählen. Er versprach das auch den Fremden und hielt sich bis zu seinem seligen Ende an sein Versprechen.

Am Tage seines Todes erschien in der Hütte des Bergmanns ein Fremder, der seine Anteilnahme an die trauernden Töchter aussprach. Dabei befragte er sie, ob ihr Vater ihnen von drei fremden Männern erzählt habe, die in jener Nacht, in der sie sich am Brocken verirrt hatten, bei ihnen gewesen seien. Doch davon wussten die Mädchen nichts, wie der Fremde schnell erkannte. Da freute er sich über die Verschwiegenheit des toten Bergmanns und über die Einhaltung seines Versprechens. Er griff in seinen Tornister, holte einen silbernen Krug heraus und sprach zu den Töchtern: „So nehmt den Lohn, der für euren Vater bestimmt war!“ Dann stellte er den silbernen Krug auf den Tisch und sagte: „Der silberne Krug ist für die ältere Schwester, der jüngeren gehört, was er enthält.“ Mit diesen Worten verließ der sonderbare Fremde die Hütte auf nimmer wieder sehen.

In dem reich verzierten Krug aus feinstem Silber befanden sich lauter feine Silbergulden. Nun war die Freude der armen Bergmannstöchter groß, denn ihr Vater hatte ihnen fast nichts hinterlassen.
Gerätselt wurde nur, wer denn wohl der geheimnisvolle Fremde gewesen sei und woher er so viel Silber hatte, dass er es einfach so verschenken konnte. Gesagt wurde, dass er, sowie die drei Männer vom Brocken, Venediger gewesen seien. Venedig war damals eine reiche Handelsstadt und ihre Schätze waren in der ganzen Welt berühmt und bekannt.
Der Schimmelreiter von Ballenstedt
Still ist die Nacht. Aber ob sie auch verschwiegen ist?
Nein, sie plaudert alles aus, früher oder später bringt sie alles zu Tage.

Da war es einmal einem Wachtmeister auf dem Oberhof zu Ballenstedt ganz seltsam ergangen. Er hatte seinen Schimmel versorgt, ihn in den Stall gebracht und diesen verschlossen. Dann war er müde zu Bett gegangen. Plötzlich wachte er auf, mitten in der Nacht, vom Turm her schallten zwölf Schläge. Was nichts Besonderes war, aber er hörte auch Rasseln, Rufe, Türschlagen und Pferdegetrappel. Schnell sprang er auf, ans Fenster, um nachzusehen was da los war.

Was er sah, hätte er nicht geglaubt, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Doch schon sein seliger Vater, der auch Ballenstedter war, hatte ihm von diesem seltsamen Ereignis folgendes erzählt: Es war einmal ein Edelmann, der liebte Pferde über alles. Er wollte nicht lernen und was er lernen musste, vergaß er schnell wieder. Er dachte nur an Pferde und ans Reiten.

Auch sein Vater war schon so ein verrückter Pferdenarr. Und als der gestorben war, hinterließ er seinem Sohn nur Schulden. Was sollte der arme Edelmann machen? Sollte er dienen, oder arbeiten? Aber er konnte ja nichts außer mit Pferden umgehen und ein Pferd besaß er nicht.

So entschloss er sich, ohne den rechten Glauben, ins Kloster zu gehen. Aber bei allem was er im Kloster tat, dachte er nur ans Reiten. Wenn das Messglöckchen läutete, wenn die anderen Mönche beteten oder Buße leisteten, immer ging ihm das Reiten durch den Kopf. Darüber wurde er alt und grau und sein letztes Stündlein kam. Der fromme Bruder, der ihm den letzten Liebesdienst erwies, hörte von den Lippen des sterbenden Mönches nur den Wunsch reiten zu können. Das war sein letzter Wunsch, der aber unerfüllt blieb!

Als man ihn zu Grabe trug, hörten die Mönche mit Entsetzen das Stampfen von Rosshufen und das fortwährende Wiehern eines Pferdes. Von da an war in den Klosterställen nichts mehr wie vorher. Nachts klapperten die Stalltüren und Pferdegeschirr rasselte. Und jeden Morgen aufs Neue waren alle Pferde in ihren Ställen von ihren Fesseln befreit.

Die Zeit verging, das Kloster wurde aufgegeben. Die Ställe beherbergten keine Pferde mehr, stattdessen wurden sie von Knechten und Handwerkern bewohnt. In jener Nacht, als der Wachtmeister aus dem Schlaf gerissen wurde, sah er an der Mauer entlang seinen Schimmel traben. Auf dessen Rücken saß ein großer Mönch, der sehr zornig dreinblickte. Dem Wachmann lief es eiskalt den Rücken runter und er sprang wieder in sein Bett und zog die Bettdecke über seinen Kopf. Als er am Morgen erwachte, lachte er über seinen bösen Traum.

Aber das Lachen verging ihm, als er ans Fenster trat und seinen Schimmel auf dem Hofe stehen sah. Die Stalltür stand weit offen! Als es wieder Abend wurde verrammelte der Wachtmeister die Stalltüren und verdoppelte die Ketten. Aber das half wenig, früh stand der Schimmel wieder auf dem Hof und die Stalltür stand offen. Da brachte er sein Pferd in einen weit abgelegenen Stall. Aber in der Nacht polterte, trappelte und rasselte es nur umso schlimmer, so dass alle auf dem Hof erwachten und ihnen Angst und Bange wurde. Da reichte es dem Wachtmeister, er nahm seinen Schimmel, quittierte den Dienst und zog fort. Sollte doch der Mönch reiten worauf er wolle, nur nicht auf seinem Schimmel.

Viel Zeit ist vergangen, der Oberhof ist lange weggerissen, eine Villa steht an seiner Stelle. Und wo der Pferdestall stand, ist nur noch Garten. Aber der Mönch erscheint noch immer und sucht nach Pferden zum Ausreiten.
Luther bei der Nordhäuser Schusterzunft
Die evangelische Gemeinde der St. Blasiikirche und die katholische Gemeinde des Domes Zum Heiligen Kreuz in Nordhausen stehen heute für ein friedliches Miteinander der Konfessionen. Martin Luther spaltete mit seinen Gedanken vor ca. 500 Jahren die christliche Welt; die Zeit der Reformation hat sich auch in den Sagen erhalten...

Als Martin Luther noch lebte, besuchte er seine Freunde und Anhänger in Nordhausen kurz vor dem Martinstag am 10. November. Auf dem Weg dahin begegnete er der Nordhäuser Schuhmacherzunft. Die Handwerker luden ihn freundlich ein, sie des Weges zu begleiten und bei ihnen Herberge zu halten. Martin Luther sagte gern zu. In ihrer Freude verbreiteten die Schuhmacher großen Lärm in der Stadt. Daher kamen alle Leute in Nordhausen mit Lichtern an die Fenster, um nach der Ursache des Radaus zu fragen. Darauf hin zündeten die guten Handwerker ebenfalls Lichter an und antworteten im doppeldeutigen Sinne auf das bevorstehende Fest: „Herr Martin kommt, der brave Mann, zünd’t hunderttausend Lichter an!“ In Andenken daran ist bis heute der Martinstag ein Lichterfest in Nordhausen.
Die Sachsenwerdung
Über den Namen der Sachsen haben die Geschichtsforscher vielfältige Thesen. So wird geschrieben, dass der Name von dem lateinischen Wort „saxum“ abgeleitet ist, was Stein bedeutet, weil die alten Sachsen in ihren Kriegen gleichsam steinern und unbeweglich gewesen sein sollen. Oder weil sie eine „steinerne“, das bedeutet eine unverwüstliche Natur, gehabt haben sollen.
Eine weitere These spricht von ihren „cordibus saxis“, ihren steinernen Herzen. Die alten Sachsen, ehe sie sich in Germanien und am Harz ansiedelten, sollen bereits Alexander dem Großen gefolgt sein, in dessen Heer sie die alte Welt eroberten. Später verjagten sie die Thüringer vom Harz, wie in alten Thüringer Sagen geschrieben steht.


Von einer Herkunft der Sachsen aus dem Harz weiß eine alte, volkstümliche Harzer Überlieferung zu berichten. Sie erzählt folgendes:

Die Sachsen sind mit ihrem ersten König Aschanes aus den Harzfelsen herausgewachsen, mitten im grünen Walde bei einer sprudelnden Quelle. Wie der Fels die Bäume gebar, so wuchsen aus ihm auch die Menschen hervor.

Ein altes Lied scheint die Geschichte vom Ursprung der Sachsen noch anders zu wissen. Es ist zu einem Volkslied geworden und lautet:

Wir sind gewesen in Sachsen.
Wo die jungen Mädel auf den Bäumen wachsen.
Wenn wir hätten es eher bedacht.
Hätten wir eine mitgebracht.

In diesem Lied klingt alter Germanenglaube nach, der die Menschen aus Bäumen entstehen ließ.
Der Ochsenweg bei Goslar
Im 16. Jahrhundert verlor die kaiserlich freie Reichsstadt Goslar immer mehr an Macht und Einfluss. Und so wollte Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel die fatale Situation der Stadt für sich ausnutzen und den schönen wildreichen Forst und die erzreichen Gruben im Rammelsberg an sich reißen.
Da die Stadt sich aber nicht freiwillig von ihrem Eigentum trennen wollte, so versuchte der Herzog es gewaltsam und überzog die Stadt mit Krieg. Er besetzte alle Heerstraßen rings um Goslar und schnitt jede Aus- und Einfuhr ab, so dass bald große Hungersnot und Elend bei den Belagerten entstanden. In Goslar wusste man weder Rat, noch sich zu helfen.

Vom Kaiser war keine Hilfe zu erhoffen, da der zornig auf die Stadt war, weil sie als eine der ersten im Reich der Reformation die Tore geöffnet hatte. Allein aber fühlte man sich dem mächtigen Nachbarfürsten gegenüber zu schwach und so entschloss sich der Rat, den Herzog um Frieden zu bitten. Heinrich von Wolfenbüttel aber war unnachgiebig. Er beanspruchte den vollen Besitz der Bergwerke und des gesamten städtischen Forstes. Und somit konnten die Ratsherren keine milderen Bedingungen aushandeln.

In Ihrer Not schickten sie drei hübsche junge Bergmannsfrauen zu ihm. Die sollten ihn bitten, der Stadt doch wenigstens so viel Wald zu lassen, wie sie für ihren dringendsten Bedarf nötig hätte. Der Herzog mochte ihnen diese Bitte nicht abschlagen. Er sprach: "Die Stadt soll einen Ochsen neun Monate lang mästen. Nach eben diesen neun Monaten soll der Ochse den Wald umschreiten und so viel Wald er in einem Tage umschreiten könne, so viel Wald solle der Stadt gehören.

Da suchten die Goslarer den kräftigsten Ochsen aus den sie hatten und fütterten ihn neun Monate lang. Alsdann schritten sie mit ihm durch das Okertal, dann im Gebirge hinauf bis zum Auerhahn, wo dieser zu Hause war. Unterhalb von Hahnenklee geriet man auf einen abschüssigen Weg, auf welchem das ermüdete Tier stolperte und ins tiefe Granetal hinabstürzte.

Die Stelle heißt noch heute der Ochsenweg. Auf diese Weise wurde der Fluss Grane die Grenze des Goslarschen Forstes.
Der Jües und der Ochsenpfuhl bei Herzberg
Das Schloss Herzberg liegt auf den letzten südwestlichen Ausläufern des Harzgebirges. Unterhalb des Schlosses befinden sich zwei große Teiche. Der eine heißt Jües und der andere wird Ochsenpfuhl genannt.
Der erstere, an der Ostseite des Schlosses gelegen, verwundert zuweilen mit merkwürdigen Erscheinungen, bei denen verfaulte Tannenstämme empor tauchen, obwohl in der Nähe keine Tannen wachsen. Die Mitte des Teiches gilt beim Volke als unergründlich und bei klarem Wetter soll man alte Gemäuer auf seinem Grund erblicken können. Der Sage nach soll dort vor vielen Jahren ein Graf gehaust haben, der ein wildes und gottloses Leben geführt haben soll. Da er sich trotz aller Warnungen nicht zu Gott bekehrte, sondern nur nach seinen Gelüsten gelebt haben soll, versank eines Tages sein Schloss unter Donner und Blitz in einem Erdschlund. Dann soll Wasser empor getreten sein und bedeckte die Gemäuer geheimnisvoll in schauriger Tiefe.

Der andere Teich, der Ochsenpfuhl, liegt dicht am Schlossberg und wird wohl durch verborgene Quellen genährt, denn sichtbaren Zufluss hat er nur selten. Er fließt in eine dunkle Felsenschlucht ab und wo sein Abfluss einmündet weiß keiner zu sagen.

Um die Entstehung dieses Erdfallteiches rankt sich folgende Sage:

Vor einigen hundert Jahren hatten sich, einer alten Sitte entsprechend, am Ostermontag die jungen Burschen und Mädchen der Umgebung auf einer Wiese versammelt. Diese grüne Wiese befand sich damals dort, wo jetzt die unheimlichen Wellen des dunklen Teiches im Schein der Abendsonne glitzern. Die jungen Leute trafen sich dort, um zu spielen, zu tanzen und um fröhlich zu sein. Schon nach kurzer Zeit hatten sich viele Paare gefunden und tanzten im lustigen Reigen. Da kam auf einmal ein ungewöhnlich großer, schwarzer Ochse des Weges. Zuerst machte ihn das Getümmel und Gejauchze der jungen Leute unsicher. Dann neckten und verfolgten ihn die Knaben und seine Unsicherheit schlug um in Wildheit und Tollheit und so stürzte er sich unversehens auf die Wiese zu den fröhlich Tanzenden und Singenden. Alle anwesenden Mädchen, Weiber und Kinder flüchteten und suchten Schutz hinter Bäumen, Zäunen und in den nächsten Höfen. Nur die jungen Burschen hielten stand und wollten ihren Mut beweisen.

Jeder der Burschen bewaffnete sich so gut er konnte mit Steinen, Knüppeln und allem was so herum lag, dann sammelten sie sich und stürmten los, um das schwarze Ungetüm von ihrem Tanzplatz zu vertreiben. Aber das gewaltige Tier interessierte sich nicht für die Knaben, sondern tobte mit Gebrüll der schrecklichsten Art auf der grünen Wiese umher. Dann begann es an den vereinzelten Bäumen seine langen Hörner zu wetzen, wobei es heiße Dampfwolken aus seinen offenen Nüstern stieß. Dann trabte es mitten auf die Wiese, senkte sein breites Haupt, riss mit den gewaltigen Füßen die Grasnarbe auf und bohrte seine gewaltigen Hörner tief in den Boden. Durch den Widerstand der sich ihm im Boden entgegenstellte, wurde er immer wütender und begann regelrecht zu toben. Er ließ nicht nach mit wühlen und scharren und schleuderte Erde und Steine in die Luft. Immer tiefer arbeitete er sich so in den aufgebrochenen Boden ein und plötzlich schoss ein Wasserstrahl aus dem aufgebrochenen Boden. Das Wasser schoss mehrere Meter hoch und binnen kurzer Zeit hatte es alles ringsum überflutet. Der Ochse war zuerst verwundert, dann soff er, durstig wie er war gierig von dem frischen Wasser. Aber es ließ nicht nach und so zog sich das Tier zurück und trabte ein Stück davon. Dort war der Ochse wieder beruhigt und ließ sich fangen und fesseln.

Das Fest war zu Ende und alle gingen nach Hause. Aber am folgenden Tag quoll das Wasser noch immer aus der Wiesenöffnung und hatte bereits eine teichgroße Wasserfläche gebildet. Die umliegenden Gehöfte hatten schon Angst, dass ihre Grundstücke gefährdet seien. Aber so rätselhaft wie das Wasser hervorquoll, so geheimnisvoll suchte es sich in einer engen Schlucht am Schlossberg auch seinen Abfluss. Wo das Wasser herkommt und wo es hin fließt, man weiß es bis heute nicht! Der entstandene Teich aber, wurde Ochsenpfuhl genannt und hat diesen Namen bis heute behalten.
Achtermann
Am Heidenweg, einem uralten, nord-süd verlaufenden Handelsweg, befindet sich der Achtermann mit seiner gut erkennbaren Felsenkuppe. Wenn der Reisenden wissen wolle, wann er die halbe Wegstrecke erreicht habe, soll man auf diesen Berg achten : daher der Name "Achtermann". Geachtet werden musste aber auf Wölfe und zunehmend auch auf Ritter Grieto, der sich vom Beschützer der Reisenden zum Räuber wandelte.
Um sich der drohenden Verhaftung durch den König zu entziehen, schloss er mit dem Teufel einen Vertrag. Für die Seele des Ritters sollte der Teufel ihm bis zum nächsten Hahnenschrei eine uneinnehmbare Burg auf dem Gipfel des Achtermanns bauen.
Also stopfte der Teufel vorsichtshalber dem Hahn den Schnabel mit einem Pfropf, setzte ihn vorsichtshalber weitab bei den Hahnenkleeklippen ab und machte sich ans Werk. Als er gerade dabei war den letzten Trittstein zu holen, scheuchte des Ritters Weib versehentlich den Hahn, der in seiner Angst den Pfropfen herauswürgte und krähte.
Wütend zerschlug der Teufel die Mauern der neuen Burg. Ihre Trümmer liegen seit dem als Blockhalte am Fuße des Gipfels.
*********buch Paar
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Achtermann mit Blick zum Brocken
Die Kaisersteine von Altenrode
In Altenrode, das heute zum Ilsenburger Ortsteil Darlingerode gehört, gibt es einen Steinkreis. Dessen Steine werden von den Altenrödern als Kaisersteine bezeichnet.

Solche Steinkreise dienten im Mittelalter und auch in vorherigen, heidnischen Zeiten als Heiligtümer und Gerichtsstätten. Unter Königsbann wurde an diesen Standorten von den königlichen Lehnsherren Gericht gehalten. Es war also eine Grafengerichtsstätte.

Die Sage berichtet, dass König Otto III. am 07. Juli 995 auf seinem Weg von Quedlinburg nach Ilsenburg dort Gericht hielt. In Ilsenburg hatte er zuvor eine Urkunde ausgestellt, in der er das Kloster Drübeck unter seinen Schutz stellte. Dieses Ereignis soll sich im Gedächtnis der Altenröder gehalten haben und so soll diese Stätte zu ihrem Namen „Kaisersteine“ gekommen sein.

Die Sage nennt diese Stätte aber auch Kaiserplatz oder Freistätte und sie will wissen, dass, wenn im Gerichtsbezirk ein Mord oder Raub begangen worden war und der Täter sich in diesen Steinkreis flüchten konnte, er die Rechte der Unverletzlichkeit erworben hatte. Dieses Frei- oder Asylrecht gab es schon zu uralten Zeiten. Es war an Heiligtümer geknüpft, deren Gottheit dem Asylsuchenden nach Brauch und Glauben Schutz bot.

Eine andere Sage berichtet von einem Femegericht (Strafgericht) und nennt die Steine „Freisteine“. Die Verbrecher konnten sich dort Freilaufen, wenn sie in einer vorgegebenen Zeit eine festgelegte Strecke zurücklegten. Dieser alte Brauch soll noch von den Kindern des Dorfes zu Beginn des 19. Jahrhunderts gespielt worden sein.
Der Güldene Mann
Vor langer Zeit wohnte in Kelbra ein Mann, der als wahrer Geizhals bekannt war. Der wollte mit allen Mitteln zu Reichtum kommen und so beschloss er, mit dem Teufel einen Vertrag zu schließen.

Der Satan bestellte den Geizhals zu Mitternacht ins wilde Steintal. Der war auch pünktlich zur Stelle. Der Teufel wartete dort schon auf ihn und wies ihn an, den vor ihm liegenden Berg zu besteigen. Aber sagte dem Geizhals auch, dass er sich dabei nicht umdrehen oder nach rechts oder links schauen dürfte. Schafft er es bis auf den Gipfel, so soll er soviel Gold bekommen, wie er begehrt. Gelingt es ihm aber nicht, so hätte er seine Seele an den Teufel verloren.

Der Geizhals lachte in froher Erwartung seines Reichtums und machte sich auf den Weg.

Plötzlich sah der Geizhals, dass über all am Weg herrliche Edelsteine lagen und je höher er stieg, je mehr wurden es. Zunehmend fiel es ihm schwerer diese Pracht am Wegesrand unbeachtet zu lassen. Nur wenige Meter trennten ihn noch vom Gipfel, da konnte er sich nicht mehr beherrschen und blickte zur Seite.

Auf der Stelle wurde der Geizkragen zu Stein!

Der Felsen im Steintal, zu dem er wurde, heißt heute noch „Güldener Mann“.
****ni Frau
170 Beiträge
Die raffgier...herrlich ..😆
Die Seelöcher
An der Mittagsseite des Harzgebirges, in der Grafschaft Hohnstein, giebt es eine Menge von Erdfällen. Die beiden größten sind beim Dorfe Haffrungen auf einer beträchtlichen Anhöhe dicht bei einander. Sie heißen: die Seelöcher, haben eine steile mit Rasen bewachsene Abdachung, und sind unten mit tiefem klaren Wasser angefüllt. Der Umfang des größeren mag wohl 600 Schritt betragen. Beide liefern Fische und Krebse in großer Menge, und sind mit einer Pflanze bewachsen, deren Blätter die Größe und Form eines Pferdehufs haben, welche an langen strickförmigen, fingerdicken Stielen aus der Tiefe heraufwachsen und auf dem Wasser schwimmen. Die Blume ist weiß oder gelb, und hat viel Aehnlichkeit mit gefüllten Tulpen.

Von allen Erdfällen der Gegend ist kein einziger bei Menschen Gedenken entstanden. Da es nun auch aus ihrer Entstehungsperiode keine Nachrichten darüber giebt, so erzählt man sich Legenden über ihren Ursprung, welche den Mangel an Urkunden ersetzen sollen. Von den Haffrung'schen Seelöchern giebt es folgende:
An dem Orte, wo sie jetzt sind, weideten immer zwei Bauerjungen ihre Pferde. Gegen Abend setzten sie sich gewöhnlich vertraulich beisammen, ihr Abendbrot zu essen, und zu kosen. Einst, als das auch geschah, bemerkte der eine, daß der andere viel weißeres und besseres Brot habe, als er. Er bat, ihm etwas davon mitzutheilen. Jener weigerte sich aber, und sagte:

»Nein, kriegst nichts, ess' selber gern!«

Darüber wurde dieser sehr erbittert, aß nicht mehr, sondern nahm sein Stück schwarzes Brot, band es an eine Weide, und hieb mit der Peitsche so lange darnach, bis es allmählich in kleinen Krumen auf die Erde gefallen war.

Während dem hatten sich am Horizonte dicke finstere Wolken aufgethürmt. Es blitzte und donnerte, und mit großer Schnelle wälzte sich das heftigste Gewitter herauf und nach der Gegend hin, wo die Knaben waren. Ein alter Mann, der vorüberging, rief ihnen zu, daß sie nach Haus gehen möchten, das Gewitter sei ein sehr schweres. Da koppelte der eine Knabe auch sehr schnell seine Pferde zusammen, schwang sich darauf, und jagte dem Dörfchen zu. Der andere, der Verächter des schwarzen Brotes, wollte es auch tun, konnte aber, so sehr er sich auch tummelte, mit dem Aufzäumen seiner Pferde gar nicht fertig werden. Als er's endlich war, und sich nun aufsetzen wollte, da entfiel ihm bald ein Schuh, bald die Peitsche, oder der Wind nahm ihm den Hut vom Kopfe, kurz, immer neue Hindernisse hielten ihn auf, und er kam nicht von der Stelle. Donner und Blitz krachte und leuchtete indessen fürchterlich zischend dicht um ihn her. Er zitterte und bebte. Jetzt hatte er endlich alles wieder beisammen, saß auf, und wollte nun im vollen Gallop davon jagen, da fuhr ein Blitz in einem zweifachen Strahle, von einem schrecklichen Donner begleitet, herab, und schlug den Knaben in den einen und die Pferde in den andern Abgrund.

So entstanden diese beiden Seelöcher, und seitdem schwimmen auf beiden in den Pflanzenblättern die Hufe der erschlagenen Pferde herum.
Der Teufel in Duderstadt
In Duderstadt gibt es einen Turm, der hat ein ganz eigenartiges und einmaliges Dach. Es ist der Westernturm dessen eigentümliche Dachform einem Besucher schon von weitem ins Auge fällt. Für diese Dachform gibt es mehrere Erklärungen, aber alle haben eines gemeinsam – sie haben mit dem Teufel zu tun.

Die sicherlich bekannteste davon besagt, dass der Teufel einmal die Männer in Duderstadt zum übermäßigen Trunke verführt hat. Den Frauen gefielen diese Saufgelage gar nicht und so suchten sie nach dem Schuldigen, um ihn zur Rede zu stellen. Da erkannten sie, dass der Teufel höchst persönlich der Missetäter war, denn er konnte seinen Pferdefuß nicht vor den keifenden Weibern verbergen.

Der aufgebrachten Weiberschar nicht gewachsen, ergriff der Böse die Flucht. Er schwang sich auf den Kirchturm, von dort sprang er über die Spiegelbrücke zum Westernturm. Durch den gewaltigen Sprung hatte er so viel Wucht als er sich an der Turmspitze festklammerte, dass sich das gesamte Turmdach in sich verdrehte. Von dort aus verschwand der Teufel auf Nimmerwiedersehen.

Da das Westernturmdach aber durch die teuflische Attacke nicht an Stabilität verloren hatte, ließ man den Turm in seinem verdrehten Zustand – bis heute.
Die Bremerhöhe bei Clausthal
Auf der Bremerhöhe bei Clausthal stand einstmals eine Windmühle. Diese Höhe, die Mühle und der ganze Wald ringsum gehörten einem Manne mit Namen Bremer. Nach ihm, der sehr reich gewesen sein soll, wurde auch die Bremerhöhe benannt.

An einem schönen Frühlingsmorgen ging Bremer in seinem Forst spazieren, um nach dem Rechten zu sehen. Er hatte gut gefrühstückt und war guter Dinge, da hörte er einen Kuckuck rufen. Ach, dacht er sich, es wäre doch nicht verkehrt zu wissen, wie lange du noch zu leben hast. Also fragte er den Kuckuck, wie lange er noch zu leben haben wird. Da ruft der Vogel: Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck.

Oh, denkt Bremer, nur noch drei Jahre, da ist nicht mehr viel Zeit. Da werde ich es mir in der verbleibenden Zeit so angenehm wie möglich machen. Und er begann alles zu Geld zu machen, was er besaß: den Berg, den Forst, die Mühle, sein Haus und was er sonst noch so sein Eigen nennen konnte. Nach drei Jahren war alles weg und das Geld verprasst. Wer aber nicht kam, war der Tod! Bremer war verzweifelt und seufzte: „Oh, du schlechte Welt! Nicht mal einem Kuckuck kann man mehr trauen!“

Der dumme Schelm war nun so arm, dass er betteln musste, um nicht zu verhungern und der Tod wollte noch sehr viele Jahre nicht kommen. Immer wenn er dann in Clausthal oder in Zellerfeld um Almosen bat, so hat er gesagt: „Seid doch so gut und gebt einem armen, alten Mann etwas, den der Kuckuck betrogen hat!“
Der Graf von Klettenberg
In Ellrich kamen einst die Harzgrafen des Südharzes zum Wetttrunk zusammen. Als Preis für den Sieger, der alle anderen unter den Tisch trinken musste, war eine goldene Kette ausgelobt. Es wurde getrunken was das Zeug hielt: Bier, Wein und Gebrannter.

Nach nicht langer Zeit lagen alle Herren am Boden, dort wo sonst die gräflichen Hunde ihren Platz hatten. Nur Ernst Graf von Klettenberg stand noch wie eine Deutsche Eiche, die allerdings im Sturm schwankte. Er hatte den Wettkampf gewonnen, nahm den Siegerpreis, die goldene Kette, band sie sich um, bestieg sein Pferd und ritt los nach Klettenberg.

An der frischen Luft entfaltete der Trunk seine ganze Wirkung und vernebelte den Geist. Schon von weitem hört er aus der Niklaskirche Gesang. Wie von Sinnen ritt er durch das Dorf Klettenberg, in die Kirche, bis vor den Altar. Das fromme Lied verstummte augenblicklich.

Aber kaum hatte das Ross des Grafen die Altarstufen betreten, da fielen ihm die vier Hufeisen ab und Ross und Reiter sanken nieder.

Zum Gedenken an dieses sichtbar göttliche Zeichen wurden die vier Eisen an die Kirchentür genagelt, wo sie noch bis heute hängen sollen.
Die Kaiserkrone von Otto II.
Einstmals wurde der kaiserliche Kronreif Ottos II. durch dessen Schwester, der Äbtissin Mathilde, dem Marienkloster auf dem Münzenberg in Quedlinburg gestiftet.

Als das Kloster im 16. Jahrhundert untergegangen war, kam die Kaiserkrone nebst vieler anderer Kleinodien an das weltliche Damenstift von Quedlinburg. Dort hatte aber der Stiftvogt Herzog Moritz ein Auge darauf geworfen und so schaffte die listige Äbtissin die Krone nebst Stiftschatz zu ihrem Bruder Graf Wolf von Stolberg auf die Burg Wernigerode. Von dort ist die Krone nie wieder nach Quedlinburg zurückgekommen.

Sie ist verschollen – anscheinend für alle Zeit!

Glaubt man der Sage, so erscheint in Silvesternacht zur zwölften Stunde, dann wenn das alte Jahr in das neue übergeht, im alten Mauerwerk des Wernigeröder Schlosses ein kleines vergittertes Fenster, welches sonst nicht zu sehen ist.

Sonntagskindern soll es manchmal glücken dort hineinzuschauen. Sie sehen dann auf der Purpurdecke eines schlichten Altars die goldene, edelsteingeschmückte Krone des Kaisers liegen.

Die Kaiserkrone strahlt dann in wundersamem Eigenglanz – es gibt kein anderes Licht in diesem geheimnisvollen Raum
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