Ich lebe und kenne nur die dominant-sadistische Seite. Auch ich nenne einen gewissen Teil meines Antriebs oft "Reaktionsfetischismus" obwohl es kein Fetisch ist.
Das ist ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass dieser Begriff meist einigermaßen verstanden und in die richtige Richtung interpretiert wird, auch wenn für mich die tatsächlichen Hintergründe deutlich komplexer sind.
Weiter oben hat jemand geschrieben, dass der eigentliche Antrieb Sadismus ist. Das kommt der Sache schon näher, ich würde das aber noch um den Punkt "Lust an der situativen Kontrolle" erweitern.
Ja, ich will eine Reaktion, aber keine beliebige, keine die sich pauschal mit Geilheit oder Lust umschreiben lässt. Ich will genau die Reaktion, die ich mir in diesem moment vorstelle. Das kann vom einfachen Unbehagen, über Schmerzlaute und Schmerzreaktionen, Gänsehaut, Abwehr, Ankuscheln, Jammern, Weinen, Squirten bis hin zum Fallenlassen und den vielfältigen Orgasmen und auch besonders gern Überreizung sein.
Mein Fokus liegt scheinbar völlig bei meiner (... in der Regel passiven) Partnerin, aber ich erreiche damit auch, dass ihr Fokus auf mir liegt und bei dem was ich von ihr will, was ich mit ihr mache.
Dabei sehe ich durchaus auch eine gewisse Ichbezogenheit. Ich will diese Reaktionen beherrschen und dirigieren. Ich kontrolliere mich, meine Lust und sie, ihre Lust und eben auch ihren Schmerz. Sie bekommt was ich ihr zugestehe, nicht was sie sich wünscht.
Das ist mein Top-Space, das was mich antreibt und zum fliegen bringt. Nicht Kontrollverlust Kontrolle abgeben, mich fallen lassen, sondern eher das ganz bewusste Gegenteil.
Auch wenn ich sie nur benutze, einfach penetriere, will ich sie und ihre Mumu in einem ganz bestimmten Zustand haben, will dass sie sich zu hundert Prozent auf diesen Moment fokussiert, sich "auflöst" für mich. Damit bin ich dann vermutlich auch zu hundert Prozent bei mir selbst.
Es ist meine Sexualität für die ich ein passendes gegenüber gefunden habe. Ich kann nicht anders, ich brauche diesen Anteil. "Normaler Sex" macht mich in keiner Weise an, bringt mich nicht wirklich in Stimmung. Dann lieber SB mit Kopfkino.
Ich für mich komme daher eher zu dem Schluss, dass in meinem "Reaktionsfetischismus" eine gehörige Portion Egoismus steckt. In Verbindung mit ihrer ausgeprägten Devotion ist es dann aber auch wieder eine Win-Win-Situation. Ambibalent eben, komplex und nicht so einfach mit diesem Begriff "Reaktionsfetischmus" zu beschreiben. Aber eben auch kein reiner Sadismus, denn dann würde sie emotional und sexuell verhungern.
Es ist aber auch ihre passive Sexualität, für die sie auch ein passendes gegenüber gefunden hat, die sie gar nicht selbst und alleine erleben und steuern will und kann.
"Aktionsfetischismus" trifft auf "Reaktionsfetischismus".
Sadismus und Dominanz treffen auf Devotion mit einem Anteil Initialmasochismus.
Und ja, ich ziehe schon einen Teil meiner Befriedigung aus ganz realem Leid. Deswegen "Initialmasochismus", denn mit zu viel oder gar reinem Masochismus beim Gegenüber fände ich mich als Dienstleister wieder.
LG, BoP (m)