Ich sehe das im BDSM nicht anders als abseits davon. Ich bin selbst polyamor. Ich kann mehrere Leute gleichermaßen lieben und entsprechend hatte ich auch mehrere Beziehungen gleichzeitig.
Der Trugschluss, dem viele hier verfallen, ist der gleiche, dem du erlegen bist: wenn man mehrere Personen "braucht", ist dann etwa eine nicht genug? Und andersrum - ist das nicht unfair und kann man wirklich allen gerecht werden?
Der springende Punkt ist: Zuneigung ist keine begrenzte Ressource. Wenn ich zwei Menschen liebe, dann muss ich deshalb niemanden weniger lieben. Und wenn ich zwei Subs habe muss ich zwar meine Zeit, aber nicht meine Zuneigung aufteilen.
Was geht denn dabei verloren?
Ich verstehe natürlich, dass es Menschen gibt, denen es wichtig ist, "der einzige" Mensch für jemanden zu sein. Um sich von der Masse abzuheben, um sich geliebt und begehrt zu fühlen. Und natürlich passen Menschen, die dieses Bedürfnis wie einengend Empfinden, und solche, die genau das brauchen, nicht zusammen.
Aber es ist mitnichten so, dass dieser "1:1" Deckel auf Topf Zustand das einzige ist, dass funktioniert.
Bleibt die Frage, warum man das braucht. Ich kann nur von mir sprechen, aber: ich "brauche" das nicht, ich bin einfach so. Wenn ich in einer Liebesbeziehung bin, werden andere Menschen nicht einfach uninteressant. Ich kann mich, einfach so, nochmal verlieben. Und wenn das passiert, Liebe ich aber die bisherige Partnerin einfach weiter. Wenn das für alle ok ist, wieso sollte ich mir dann selbst Liebeskummer bereiten und die Gefühle unterdrücken?
Es kann im Übrigen sogar sehr befreiend sein, nicht alleine dafür zuständig zu sein, einen Partnermenschen glücklich machen zu müssen. Sondern zu wissen - wenn ich das mal nicht kann, ist das nicht schlimm. Es gibt andere, die übernehmen können.