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Schemata

Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
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Schemata
Von einer Psychologin wurde ich auf folgenden Ansatz aufmerksam gemacht, wie jeder die eigenen Gefühle und Reaktionen hinterfragen kann.

Dabei kann man sich bewusst machen, auf welchen in der Kindheit/Jugend erlernten Schemata die eigenen Verhaltensweisen und Reaktionen beruhen könnten.

Warum stelle ich derart umfangreiche Texte ein?
Ich glaube, gelegentlich in euren Fragen und Anliegen zu erkennen, wo ihr euch möglicherweise selbst im Weg steht bei der Suche nach der Begegnung mit anderen Menschen und einer glücklichen Beziehung oder auch nur nach einer Gespielin für Sex.
Vielleicht helfen euch ja die nachfolgenden Betrachtungen dabei, herauszufinden, wo es hakt?

FRÜHE MALADAPTIVE SCHEMATA: WAS SIE SIND UND WIE SIE FUNKTIONIEREN

Ein frühes maladaptives (fehlangepaßtes) Schema ist ein extrem stabiles und überdauerndes Muster oder Thema, welches sich während der Kindheit entwickelt und während des ganzen Lebens weiter ausgearbeitet wird.
Schemata sind das Resultat eines angeborenen Temperaments des Kindes im Zusammenspiel mit ungesunden Erfahrungen, die das Kind mit seiner Umwelt (Eltern, Geschwistern, Peers) gemacht hat. Wir betrachten die Welt durch unsere Schemata wie durch „Brillen“. Solche Schemata werden als „fehlangepaßt“ bezeichnet, weil sie der Befriedigung zentraler menschlicher Bedürfnisse (z.B. Bindung, Autonomie, Selbstausdruck, Spontaneität) im Wege stehen und zu schädlichen Konsequenzen für das Individuum selbst oder für andere Menschen führen.
Schemata sind wichtige Annahmen und Gefühle über uns selbst, die Umwelt und andere Menschen. Diese Überzeugungen werden selten in Frage gestellt. Schemata sind selbst-aufrechterhaltend und sehr resistent gegen eine Veränderung. Ein Kind, welches ein Schema der Inkompetenz entwickelt, hinterfragt diese Überzeugung selbst als Erwachsener selten. Solche Schemata lassen sich ohne Therapie meist nicht verändern – selbst offensichtlicher Erfolg im Leben eines Menschen ist oft nicht ausreichend, solche Schemata zu verändern. Die Schemata kämpfen selbständig um ihr Überleben – gewöhnlich sehr erfolgreich.
Obwohl diese Schemata ständig vorhanden sind, sind sie uns meist nicht bewußt. Sie arbeiten unterschwellig, außerhalb unserer bewußten Wahrnehmung. Wenn aber unsere Schemata durch bestimmte Ereignisse ausgelöst werden, werden unsere Gefühle und Gedanken durch diese Schemata dominiert. In solchen Momenten erleben wir dann extrem unangenehme Emotionen und Gedanken.
Es gibt eine ganze Reihe solcher Schemata, die meisten Menschen haben zwei bis drei dieser Schemata, manchmal aber auch mehr. Im folgenden werden diese Schemata kurz dargestellt, sie sind nach fünf übergeordneten Themen geordnet. Jedes dieser fünf Themen (Schema-Domänen) bezieht sich auf wichtige zentrale Bedürfnisse eines Kindes. Wenn solche grundlegenden Bedürfnisse in der Kindheit nicht ausreichend befriedigt wurden, entwickeln sich Schemata.

Dieses und die Zitate in den nachfolgenden Beiträgen aus:

Informationen zur schema-fokussierten kognitiven Therapie

(D.C. Bricker & J.E. Young, 1991; Übersetzung und Bearbeitung Dr. A. Wittorf, 2000)
Beauty's favourite @Argunar (2013)
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Trennung und Zurückweisung
Trennung und Zurückweisung
• Verlassenwerden/Instabilität (VI): Dieses Schema bezieht sich auf die Erwartung, daß man jemanden verlieren wird, dem man emotional verbunden ist. Man glaubt, daß enge Beziehungen – aus dem einen oder anderen Grund – plötzlich zu Ende gehen. Als Kinder haben Menschen mit diesem Schema möglicherweise die Erfahrung einer Trennung der Eltern oder gar des Todes eines Elternteils machen müssen. Dieses Schema kann aber auch Resultat sein, wenn Eltern den Bedürfnissen ihrer Kinder nur sehr unregelmäßig Aufmerksamkeit geschenkt haben; zum Beispiel mag es viele Gelegenheiten gegeben haben, zu denen das Kind allein gelassen wurde für längere Zeit.
• Mißtrauen/Mißbrauch (MM): Dieses Schema bezieht sich auf die Erwartung, daß andere einen in irgendeiner Weise absichtlich ausnutzen oder übervorteilen. Menschen mit diesem Schema erwarten, daß andere sie verletzen, betrügen oder sie nieder machen. Oft handeln diese Menschen dann nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ oder schmieden Rachepläne. In der Kindheit sind solche Menschen möglicherweise mißbraucht oder ungerecht behandelt worden von Eltern, Geschwistern oder Mitschülern.
• Emotionale Deprivation (ED): Dieses Schema bezieht sich auf die Überzeugung, daß die eigenen emotionalen Bedürfnisse von anderen nicht erfüllt werden. Dies können Bedürfnisse nach Versorgung, Anteilnahme, Fürsorge, Schutz oder Anleitung sein. Oft haben die Eltern solchen Menschen emotionale Unterstützung in der Kindheit vorenthalten.
• Defekthaftigkeit/Scham (DS): Dieses Schema bezieht sich auf die Grundannahme, daß man fehlerhaft oder minderwertig ist. Nähe und Intimität wird oft vermieden aus Angst, daß andere die eigenen angenommenen Charaktermängel entdecken und einen dann verlassen. Diese Überzeugungen in Bezug auf die eigene Minderwertigkeit führen oft zu starken Schamreaktionen oder Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, Schuldzuweisungen oder Zurückweisung. In vielen Fällen waren die Eltern sehr kritisch gegenüber ihren Kindern und haben ihnen das Gefühl gegeben, nicht liebenswert zu sein.
• Soziale Unerwünschtheit (SU): Dieses Schema bezieht sich auf die Überzeugung, daß man zutiefst unattraktiv auf andere Menschen wirkt: Daß man häßlich, dick, linkisch und unbeholfen ist oder es einem an sozialem Status fehlt. Gewöhnlich gibt es bei diesem Schema eine sehr direkte Verbindung zu Erfahrungen in der Kindheit – dem Kind wurde durch Familie oder andere Kinder vermittelt, daß es nicht begehrenswert ist.
• Soziale Isolation/Entfremdung (IE): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, daß man vom Rest der Welt isoliert ist, andersartig im Vergleich zu anderen ist und/oder nicht Teil einer Gruppe oder Gemeinschaft ist. Diese Grundannahmen sind für gewöhnlich durch frühe Erfahrungen bedingt, durch die das Kind zu der Ansicht gelangt ist, daß es selbst oder seine Familie andersartig im Vergleich zu anderen Menschen ist.

Beauty's favourite @Argunar (2013)
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Beeinträchtigte Leistung und Autonomie
Beeinträchtigte Autonomie & Leistung
• Abhängigkeit/Inkompetenz (AI): Dieses Schema bezieht sich auf die Überzeugung, daß man nicht fähig ist, die Verantwortlichkeiten und Herausforderungen des Alltags in kompetenter und selbständiger Weise zu bewältigen. Menschen mit diesem Schema verlassen sich oft sehr stark auf andere, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder neue Aufgaben anzugehen. Oft haben die Eltern ihre Kinder zu wenig ermutigt unabhängig zu handeln und ihre Zuversicht untergraben, selbständig für sich sorgen zu können.
• Anfälligkeit für Unglück und Krankheit (UK): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, daß man immer knapp am Rande einer größeren Katastrophe steht. Diese Befürchtungen drehen sich oft um finanziellen Ruin (mittellos zu enden), körperliches oder geistiges Unglück (schwere Krankheiten zu bekommen oder verrückt zu werden) oder umweltbedingte Desaster (Opfer eines Kriminellen zu werden, mit dem Flugzeug abzustürzen, im Aufzug hängen zu bleiben etc.). Führt oft dazu, daß man vielfältige Vorsichts- oder Vermeidungsmaßnahmen trifft, um sich selbst zu schützen. Gewöhnlich waren die Eltern überängstlich oder vermittelten dem Kind die Überzeugung, daß man einer gefährlichen und unberechenbaren Welt hilflos ausgeliefert ist.
• Verstrickung/Unterentwickeltes Selbst (VU): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, daß man selbst zu wenig individuelle Identität oder innere Richtung besitzt. Oft besteht eine übermäßige emotionale Verwicklung und Nähe mit einem oder mehreren bedeutsamen anderen Menschen (z.B. Eltern oder Partner) und man hat das Gefühl erstickt zu werden oder verschmolzen zu sein. Dieses Schema führt oft zu Gefühlen von innerer Leere, Abgequält-sein oder Orientierungslosigkeit. Dieses Schema wird oft von Eltern verursacht, die so kontrollierend, kränkend und beschimpfend (im Extremfall mißbrauchend) oder überbeschützend waren, daß es dem Kind nicht möglich wurde, ein sicheres und eigenständiges Selbstgefühl aufzubauen.
• Versagensangst (VA): Dieses Schema bezieht sich auf die Überzeugung, daß man niemals so gute Leistungen (z.B. beruflich, sportlich etc.) bringen kann wie andere Menschen. Solche Menschen fühlen sich dann dumm, ungeschickt, untalentiert oder ungebildet. Oft versucht man gar nicht erst, Herausforderungen zu meistern, weil ein Scheitern vorhergesehen wird. Dieses Schema kann sich entwickeln, wenn Kinder herabgesetzt werden oder so behandelt werden, als ob sie Versager in der Schule oder anderen Bereichen wären. Gewöhnlich haben die Eltern ihren Kindern nicht genug Unterstützung, Ermutigung oder Disziplin angedeihen lassen, um beharrlich und erfolgreich Ziele und Leistungen (z.B. schulisch, sportlich) erreichen zu können.

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Beeinträchtigte Grenzen
Beeinträchtigte Grenzen
• Anspruch/Grandiosität (AG): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, man sollte alles tun, sagen oder haben können – unmittelbar und ohne Rücksicht darauf, ob das andere verletzt oder diesen angemessen erscheint. Solche Menschen sind wenig an den Bedürfnissen anderer interessiert und erkennen meist nicht die langfristigen negativen Folgen ihres Handelns. Eltern die übermäßig nachsichtig mit ihren Kindern waren oder ihnen keine Grenzen aufgezeigt haben bezüglich dessen, was sozial angemessen ist, können so zur Entwicklung dieses Schemas beigetragen haben. Alternativ mögen manche Kinder dieses Schema als Kompensation (Ersatz) für Gefühle emotionaler Deprivation (Vernachlässigung), Defekthaftigkeit oder sozialer Unerwünschtheit entwickelt haben (vgl. die entsprechenden Schemata).
• Ungenügende Selbstkontrolle/Selbstdisziplin (US): Dieses Schema bezieht sich auf die Unfähigkeit, Frustrationen ertragen zu können, um Ziele zu erreichen. Ebenso haben Menschen mit diesem Schema Schwierigkeiten, ihre Impulse und Gefühle zu bändigen. Wenn der Mangel an Selbstkontrolle extrem ausgeprägt ist, wird das Leben von süchtigem oder kriminellen Verhalten beherrscht. Eltern, die den Kindern nie eine gewisse Selbstkontrolle vorgelebt haben oder die ihre Kinder nie angemessen diszipliniert haben, mögen sie für dieses Schema anfällig gemacht haben.

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Fremdbezogenheit
Fremdbezogenheit
• Unterwerfung (UW): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, sich der Kontrolle anderer unterwerfen zu müssen, um negative Konsequenzen zu vermeiden. Oft befürchten solche Menschen, wenn sie sich nicht unterwerfen, werden die anderen ärgerlich auf sie oder weisen sie ab. Menschen die sich derart anpassen, betrachten ihre eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Meinungen als unberechtigt oder unbedeutend für andere. Neben der übermäßigen Fügsamkeit ist häufig auch eine Überempfindlichkeit gegenüber jeder Art von Einengung oder Beschneidung der persönlichen Autonomie zu beobachten (Autonomie-Beweis-Not). Dies alles führt normalerweise zu einem Aufstauen von Ärger, der sich dann in Form von Reizbarkeit bis hin zu unkontrollierten Wutausbrüchen oder in Form passiv-aggressiven Verhaltens (vornherum angepaßt sein, hintenherum sabotieren) äußern kann. Auch psychosomatische Beschwerden können Ausdruck eines solchen aufgestauten Ärgers sein. Um den heruntergeschluckten Ärger zu bewältigen, greifen manche Menschen auch zu Drogen wie z.B. Alkohol. Gewöhnlich waren die Eltern sehr kontrollierend oder dominant und das Kind mußte sich selbst sehr stark zurück stellen, um Zuneigung oder Anerkennung zu bekommen.
• Selbstaufopferung (SA): Dieses Schema bezieht sich auf das ausgeprägte Zurückstellen eigener Bedürfnisse, um anderen Menschen zu helfen. Oft fühlen sich solche Menschen schuldig, wenn sie ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen zuviel Aufmerksamkeit schenken. Um solche Schuldgefühle zu vermeiden, werden fremde Bedürfnisse über die eigenen gestellt. Menschen, die sich derart aufopfern, gewinnen dadurch das Gefühl eines gesteigerten Selbstwerts oder einer besonderen eigenen Bedeutung. In der Kindheit mußten solche Menschen oft sehr viel Verantwortung für ihre Eltern oder Geschwister (Elternersatz) übernehmen – wofür sie Anerkennung bekommen haben. Das Kind wagte nie eigene Bedürfnisse nach Schutz und Versorgtwerden zu äußern – daher werden dieses nicht akzeptierbaren Bedürfnisse auf andere Menschen projiziert und dort stellvertretend befriedigt (Selbstaufopferung als Kompensation für Emotionale Deprivation).
• Streben nach Anerkennung/Zustimmung (AZ): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, jederzeit Zustimmung, Anerkennung oder Aufmerksamkeit von anderen bekommen zu müssen. Menschen mit diesem Schema glauben sich anderen sehr stark anpassen zu müssen, um dazu gehören zu können. Diese übermäßige Betonung von Anerkennung und Zustimmung geht häufig auf Kosten der Entwicklung eines sicheren Selbstgefühls – der eigene Selbstwert ist überwiegend abhängig von der Reaktion anderer auf einen. Solche Menschen legen oft gesteigerten Wert auf Statussymbole, Leistung oder Geld, um die Bewunderung und Aufmerksamkeit anderer zu erhalten. Häufiges Resultat sind wichtige Lebensentscheidungen, die als nicht authentisch oder unbefriedigend erlebt werden. Häufig wurde in den Familien die soziale Anerkennung oder das Ansehen der Familie über die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes gesetzt.

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Erhöhte Wachsamkeit & Hemmung
Erhöhte Wachsamkeit & Hemmung
• Negativismus/Pessimismus (NP): Dieses Schema beinhaltet die Überzeugung, daß irgendetwas (Arbeit, finanzielle Angelegenheiten, zwischenmenschliche Beziehungen etc.) ernstlich schief gehen wird oder daß die Lebensbereiche, die scheinbar noch gut laufen, letztlich auch fehlschlagen werden. Häufig haben Menschen mit diesem Schema die übertriebene Furcht Fehler zu machen, die zu finanziellem Ruin, Verlust einer Beziehung, Schuld- oder Schamgefühlen oder sonstigen unangenehmen Situationen führen könnten. Weil mögliche negative Folgen überschätzt werden, zeichnen sich solche Menschen oft durch chronische Sorgen und Grübeleien, übermäßige Wachsamkeit, Klagen oder Unentschlossenheit aus. In den Familien lag häufig, zumindest unterschwellig, eine Tendenz zu Pessimismus und Sorgen vor – daß die Dinge fehlschlagen könnten, wenn man nicht jederzeit vorsichtig ist.
• Emotionale Hemmung (EH): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, eigene Gefühle oder Impulse, besonders Ärger, zurückhalten zu müssen. Solche Menschen haben aber auch Schwierigkeiten, eigene positive Gefühle oder eigene Verletzlichkeit, Bedürfnisse etc. auszudrücken. Es wird befürchtet, der Ausdruck eigener Gefühle könnte andere verletzen, zu einem Verlust von Selbstachtung führen oder Peinlichkeiten, Zurückweisung oder Verlassenwerden provozieren. Menschen mit diesem Schema fehlt es oft an Spontaneität oder sie werden von anderen als „zugeknöpft“ (wenig zugänglich, verschlossen) angesehen. Solche Menschen leben oft nach dem Motto „Verstand geht über Gefühl“. Die Basis für dieses Schema legen oftmals Eltern, die emotionalen Ausdruck unterbinden.
• Unerbittliche Standards/überkritische Haltung (SÜ): Dieses Schema bezieht sich auf die Überzeugung, stets höchste Standards bezüglich Leistung und Verhalten erfüllen zu müssen, gewöhnlich, um Kritik zu vermeiden. Es resultieren oft Gefühle unter Druck zu stehen oder Schwierigkeiten langsamer zu tun oder auch mal mit etwas zufrieden sein zu können (Perfektionismus). Solche Menschen zeigen oft eine sehr kritische Haltung sich selbst und anderen Menschen gegenüber. Dabei kommen Vergnügen, Entspannung, Gesundheit oder befriedigende soziale Kontakte meist zu kurz. Gewöhnlich waren die Eltern niemals mit etwas zufrieden und gaben ihren Kindern nur Wertschätzung und Aufmerksamkeit für außergewöhnliche Leistungen.
• Bestrafungshaltung (BH): Dieses Schema bezieht sich auf die Annahme, daß Menschen für Fehler streng bestraft werden sollten. Menschen mit diesem Schema tendieren dazu, ärgerlich, intolerant, strafend oder ungeduldig mit Menschen - einschließlich sich selbst! –zu sein, die nicht den eigenen überzogenen Maßstäben gerecht werden. Solche Menschen haben oft große Schwierigkeiten damit, anderen und sich selbst Fehler zu verzeihen („mildernde Umstände“ zählen nicht), menschliche Schwächen anzuerkennen oder sich in Gefühle anderer hinein zu versetzen (Empathie). Die Familie war oft geprägt von Pflichterfüllung, Ehrgeiz, Einhalten von Regeln und Fehlervermeidung. Oft folgten empfindliche Strafen für den Verstoß gegen diese herrschende Familienordnung.

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Wie die Schemata funktionieren
WIE DIE SCHEMATA FUNKTIONIEREN

Zunächst einmal ist es ganz wichtig zu sagen, daß diese frühen Schemata in der Kindheit durchaus ihren Sinn und Zweck hatten: Diese Schemata ermöglichten es dem Kind, seine Lebensumwelt zu verstehen und zu ordnen. Kinder eignen sich ferner bestimmte Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien) an, um sich an ihre Schemata und die als bedrohlich erlebte Umwelt anzupassen. Manche Kinder finden Wege, ihren seelischen Schmerz abzublocken oder ihm zu entfliehen (Schema-Vermeidung); andere lernen sich zur Wehr setzen oder sich anderweitig Ausgleich zu verschaffen (Schema-Kompensation). Es gibt aber auch Kinder, die sich keine solchen Bewältigungsstrategien aneignen konnten, sondern sich dem Einfluß ihrer Schemata hilflos ausgeliefert sahen. Sie bestätigen ihre Schemata wieder und immer wieder (Schema-Aufrechterhaltung). Welche Strategien sich Menschen aneignen, hängt einerseits von ihrem angeborenen Grundtemperament (z.B. eher introvertiert oder extravertiert), andererseits aber auch von den „Modellen“ in ihrer Umgebung ab. So übernehmen Kinder unbewußt z.B. bestimmte Bewältigungsstrategien vom Vater oder von der Mutter oder auch von beiden Elternteilen.
Während des Erwachsen-werdens verlieren diese Schemata und ungünstigen Bewältigungsstrategien zunehmend ihre begrenzte Nützlichkeit. Wenn Schemata durch bestimmte Situationen, welche für das Schema relevant sind, aktiviert werden - z.B. kann das Schema von Verlassenwerden/Instabilität durch tatsächliche oder angenommene Trennungen ausgelöst werden - führen sie zu Ängsten und/oder Depressionen. Unglücklicherweise behalten die meisten Menschen ihre fehlangepaßten Bewältigungsstrategien auch als Erwachsene bei, selbst wenn sie diese eigentlich nicht mehr zum Überleben bräuchten. Das führt meistens dazu, daß sich solche Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung selbst blockieren: Zum Beispiel mißbrauchen sie Alkohol, isolieren sich von anderen Menschen, hören auf ihre Emotionen zu spüren, werden extrem eigensinnig oder rechthaberisch oder mißhandeln andere Menschen.

Um besser zu verstehen, wie Schemata im „Hier und Jetzt“ funktionieren, müssen die drei oben bereits genannten Schemaprozesse (nämlich Schema-Aufrechterhaltung, Schema-Vermeidung und Schema-Kompensation) genauer ausgeführt werden. Denn über diese drei Prozesse üben die Schemata ihren Einfluß auf unser Verhalten aus und halten sich damit letztlich selbst am Leben (selbstaufrechterhaltende Eigendynamik).

Beauty's favourite @Argunar (2013)
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Aufrechterhaltung
(1) Die Schema-Aufrechterhaltung bezieht sich auf die Routineprozesse, über welche die Schemata arbeiten und sich selbst verstärken. Da Schemata sehr früh im Leben entstehen, werden sie einem sehr vertraut und gewohnt. Daher tendieren wir dazu, die Schemata immer wieder zu wiederholen und zu bestätigen. Dies geschieht durch die sogenannten kognitiven Verzerrungen und selbstschädlichen Verhaltensmuster.
• Die kognitiven Verzerrungen sind ein zentraler Teil der kognitiven Therapie. Diese Verzerrungen bestehen aus negativen Interpretationen oder Vorhersagen bestimmter Ereignisse. Viele dieser kognitiven Verzerrungen dienen der Schema-Aufrechterhaltung. Das Schema unterstreicht oder übertreibt bestimmte Informationen (z.B. logischer Fehler der „Magnifizierung“), welche das Schema bestätigen oder vernachlässigt Informationen, die es widerlegen könnten („Minimierung“).
• Die Schema-Aufrechterhaltung geschieht aber nicht nur kognitiv sondern auch über das Verhalten (behavioral). Das Schema führt zu Handlungen und Verhaltensweisen, welche das Schema intakt halten. So könnte beispielsweise ein junger Mann mit dem Schema der „Sozialen Unerwünschtheit“ Gedanken und Verhalten zeigen, welche dem Schema entsprechen: Bei einer Einladung könnte er z.B. denken „Keiner hier mag mich“ und „Es wird mir nicht gelingen, neue Leute kennen zu lernen“. Verhaltensmäßig würde er sich bei so einer Einladung zurückziehen oder früh wieder gehen. Die Konsequenzen dieses Verhaltens verstärken dann natürlich wieder seine Sicht – nämlich daß er unerwünscht ist und keiner Interesse an ihm hat. Häufig halten Menschen ihre Schemata auch durch eine ungünstige Partnerwahl aufrecht: So mag eine Frau mit einem Schema der Unterwerfung immer wieder sehr dominante Männer aussuchen. Indem sie eine solche Partnerwahl trifft, begibt sie sich immer wieder in eine untergeordnete Rolle, welche ihr vertraut ist. Darüber hinaus verstärkt sie ihre Sicht, daß sie jemand ist, der von außen bestimmt wird.

Beauty's favourite @Argunar (2013)
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Vermeidung
(2) Schema-Vermeidung: Wie schon erwähnt, resultieren extrem unangenehme Emotionen, wenn Schemata aktiviert werden. Diese Gefühle können sein: Intensiver Ärger, Angst, Traurigkeit, Schuld oder Scham. Daher entwickeln Menschen bestimmte willkürliche oder automatisierte Strategien, um eine Schema-Aktivierung oder das Erleben von unangenehmen Affekten, welche aktivierte Schemata begleiten, zu vermeiden. Diese Vermeidung kann auf der kognitiven (gedanklichen), emotionalen (gefühlsmäßigen) oder behavioralen (handlungsmäßigen) Ebene stattfinden:
• Die kognitive Vermeidung bezieht sich auf bewußte (willkürliche) oder unbewußte (automatisierte) Versuche, Gedanken oder Vorstellungsbilder abzublocken, die ein Schema auslösen könnten. Menschen mögen sich zum Beispiel willkürlich dafür entscheiden, nicht über bestimmte Aspekte ihrer Persönlichkeit oder ein beunruhigendes Ereignis nachzudenken. Es gibt aber auch unbewußte Prozesse, die Menschen helfen, zu belastende Informationen auszublenden (Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Unterdrückung oder Verleugnung). Menschen „vergessen“ häufig besonders schmerzliche Ereignisse: Zum Beispiel haben sexuell mißbrauchte Kinder oft jegliche Erinnerung daran verloren. Eine andere Strategie der kognitiven Vermeidung kann auch die sogenannte Depersonalisation (Dissoziation) sein; ein Prozeß, bei dem sich die Person psychologisch aus der Situation entfernt, die ein Schema auslöst (Gefühl des Entrückt-seins). Auch Zwangsverhalten dient häufig derselben Funktion: Die ständige Beschäftigung mit Zwängen (z.B. zwanghaftes Putzen) lenkt von unangenehmen Gedanken oder Vorstellungen, die ein Schema auslösen würden, ab.
• Emotionale Vermeidung bezieht sich auf die automatischen oder willkürlichen Versuche, unangenehme Affekte abzublocken, die aktivierte Schemata begleiten. Manche Patienten fügen sich selbst Verletzungen (z.B. Schnittwunden) zu, um die unerträglichen Qualen, die durch aktivierte Schemata ausgelöst werden, zu überdecken. Häufiger sind jedoch Menschen, die bestimmte automatische Prozesse gelernt haben, um ihre emotionalen Reaktionen zu betäuben. Solche Menschen verspüren selten starken Ärger, Traurigkeit oder Angst, selbst in solchen Situationen, welche bei den meisten anderen Menschen intensive Gefühle auslösen würden. Zum Beispiel mag ein Mann darüber sprechen, wie seine Frau ihn zutiefst gekränkt hat und dabei sagen, er verspüre weder Ärger noch Traurigkeit, sondern nur eine „gewisse Verärgerung“. Eine solche affektive Vermeidung kann also sogar in Abwesenheit einer kognitiven Vermeidung stattfinden: Im Angesicht eines sehr beunruhigenden Lebensereignisses können solche Menschen dann detailliert über ihre Gedanken berichten, verneinen jedoch Gefühle zu spüren, die normalerweise solche Gedanken begleiten würden. Oft mißbrauchen Menschen auch Alkohol oder andere Drogen oder verschlingen viel Nahrung, um ihre Gefühle zu betäuben, welche durch die Schemata erzeugt werden. Andere Menschen versuchen sich möglichst viel Ablenkung oder Aufregung zu verschaffen (Kaufräusche, Spielen, riskante Aktivitäten, exzessive körperliche Anstrengung), um nicht von ihren Gefühlen überwältigt zu werden. Das Resultat dieser affektiven Vermeidung sind häufig chronische und diffuse Emotionen und psychosomatische Symptome. Die Körpersymptome können dann als indirekter Ausdruck von Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen interpretiert werden – so sagt man ja etwa „Man hat viel um die Ohren“ oder „Dieses oder jenes bereitet mir Bauchschmerzen“ oder „Das stößt mir unangenehm auf“. Menschen ohne solche affektiven Vermeidungsstrategien verspüren dagegen intensivere und akutere Emotionen, die schnell wieder vorüber gehen und von normaler Stimmungslage gefolgt werden.
• Der dritte Typ der Vermeidung ist die verhaltensmäßige (behaviorale) Vermeidung: Menschen handeln oft so, daß sie Situationen vermeiden können, die Schemata aktivieren würden. So vermeiden sie psychischen Schmerz. So könnte etwa eine Frau mit dem Schema der „Versagensangst“ einen anspruchsvolleren Job ablehnen – obwohl dieser eigentlich sehr gut zu ihr passen würde. Indem sie diese Herausforderungssituation vermeidet, vermeidet sie damit intensive Ängste, die durch ein antizipiertes Scheitern (Schema „Versagensangst“) ausgelöst werden. Der junge Mann mit dem Schema der „Sozialen Unerwünschtheit“ aus dem Beispiel weiter vorne, würde z.B. irgendwann seine sozialen Aktivitäten ganz einstellen und keine Einladungen mehr besuchen und sich bevorzugt einzelgängerischen Aktivitäten widmen. Extreme verhaltensmäßige Vermeidung zeigt sich also z.B. durch soziale Isolation bis hin zu Agoraphobien (im schlimmsten Fall Unfähigkeit das Haus verlassen zu können) oder sozialen Phobien. Auch die Unfähigkeit, irgendeine Form einer produktiven Karriere umzusetzen oder familiäre Verantwortlichkeiten zu übernehmen, ist am extremen Pol verhaltensmäßiger Vermeidung angesiedelt.

Zusammenfassend gesagt erlauben es also alle drei Vermeidungsformen Schmerzen zu entfliehen, die mit frühen Schemata assoziiert sind. Der Preis dieser Vermeidung besteht jedoch darin, daß (a) das Schema niemals vollständig offensichtlich und damit hinterfragbar wird und (b) neue Lebenserfahrungen ausgeschlossen werden, welche die Gültigkeit des Schemas widerlegen könnten.

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Kompensation
(3) Der dritte Schemaprozeß ist die sogenannte Schema-Kompensation. Das Individuum verhält sich dann in solcher Art und Weise, die dem eigentlich widerspricht, was man aufgrund des Schemas erwarten würde (die Psychoanalyse spricht hier von Reaktionsbildung). Solche Menschen versuchen also ihr Schema auszugleichen, indem sie sich selbst und anderen nachdrücklich Glauben machen, das Gegenteil sei der Fall. Man fühlt, denkt und verhält sich dann so, als wäre man perfekt, überlegen, unfehlbar oder etwas ganz Besonderes. An diese Rolle klammert man sich verzweifelt. Überkompensation entwickelt sich, weil sie eine Alternative darstellt zu früheren Erfahrungen von abgewertet-, kritisiert-, vernachlässigt-, gekränkt- oder verletzt-werden. Überkompensation hilft also, die schmerzhaften Affekte, die mit den frühen Schemata verbunden sind, zu bewältigen.
Menschen mit dem Schema der Abhängigkeit und Inkompetenz mögen z.B. Aspekte ihres Lebens so gestalten, daß sie von nichts und niemandem mehr abhängig sind – auch wenn dies letztlich zu ihrem Schaden ist. So könnte ein junger Mann zum Beispiel jegliche Verabredungen mit Frauen ablehnen und sich als jemanden präsentieren, der keine anderen Menschen braucht - er betont seine eigene Unabhängigkeit sehr stark. Dieser Mann geht also ins andere Extrem, um zu vermeiden, daß er sich abhängig fühlt. Oder die Patientin mit dem Schema der Defekthaftigkeit, die sich vehement aller Kritik verschließt und schließlich niemals mehr konstruktive Kritik erhalten wird, die ihr tatsächlich weiter helfen könnte. Und noch ein weiteres Beispiel: Der erfolgreiche Börsenmakler, der sein Schema der Emotionalen Deprivation durch arrogantes und extrem selbstsicheres Verhalten kompensiert. Er ist sehr kritisch gegenüber anderen Menschen und gesteht eigene Fehler nur selten ein. Er erscheint schließlich zur Therapie, weil seine Frau ihn zu verlassen droht, wobei er die Probleme aber nur bei seiner Frau sucht.
Bis zu einem gewissen Grad sind solche Kompensationsstrategien also als teilweise erfolgreiche Versuche zu betrachten, die eigenen frühen Schemata zu bekämpfen und frustrierte Bedürfnisse doch noch erfüllt zu bekommen. Wenn diese Überkompensation allerdings zu extrem wird, schlägt sie schließlich oftmals fehl und führt zu schädlichen Konsequenzen:
Überkompensation kann auf den ersten Blick durchaus als gesundes Verhalten erscheinen. Viele angesehene und beliebte Leute unserer Gesellschaft sind Überkompensierer (z.B. einige Film-Stars, Politiker, Rock-Musiker). Auch wenn solche Menschen perfekt in unsere Gesellschaft passen und in den Augen der anderen Menschen als erfolgreich erscheinen, sind sie oftmals nicht im inneren Einklang mit sich selbst und fühlen sich in ihrem Innersten defekthaft. Um mit diesem Gefühl von Unzulänglichkeit umzugehen, begeben sich solche Menschen in Situationen, in denen sie Applaus ernten. Diesen Beifall zu gewinnen ist eigentlich der Versuch, das tiefe Gefühl eigener Wertlosigkeit auszugleichen. Aber egal, wie perfekt solche Menschen auch zu sein versuchen, irgendwann schlägt irgend etwas fehl. Überkompensierer lernen also nie wirklich, mit Niederlagen umzugehen; sie übernehmen keine Verantwortung für ihre eigenen Fehler oder erkennen ihre eigenen Grenzen nicht. Schema-Kompensation beinhaltet also unglücklicherweise auch, daß meistens die eigene zugrundeliegende Verletzlichkeit nicht wahrgenommen werden kann. So bleibt man dann unvorbereitet auf den mächtigen, emotionalen Schmerz wenn die Kompensation irgendwann nicht mehr funktioniert und das Schema ausbricht: Wenn solche Menschen einen größeren Rückschlag erfahren, bricht die Überkompensation oftmals zusammen und das Individuum wird sehr depressiv.
Überkompensation kann auch zu Isolation führen: Überkompensatorisches Verhalten kann auf unfaire Art und Weise die Rechte anderer Menschen verletzen. Schließlich kann es geschehen, daß man von diesen Menschen verlassen wird oder daß diese Vergeltung üben.
Überkompensation steht meist auch echter Intimität im Wege: Menschen, die überkompensieren, verlieren oftmals die Fähigkeit, zu vertrauen, sich verletzlich zu zeigen oder enge emotionale Bindungen zu anderen aufzubauen. Solche Menschen würden es manchmal eher in Kauf nehmen alles zu verlieren, ihre Partnerschaft eingeschlossen, als das Risiko einzugehen, sich verletzlich zu zeigen.

Zusammenfassend gesagt, halten also alle genannten schema-gesteuerten Verhaltensweisen (Schema-Prozesse) die Schemata intakt bzw. ermöglichen es dem Individuum die Konfrontation mit seinen Schemata zu vermeiden und mit so wenig Distress wie möglich durchs Leben zu gehen. Dabei läuft das Individuum aber ständig Gefahr, daß dieses zerbrechliche Gleichgewicht, welches durch die schema-gesteuerten Verhaltensweisen aufrecht erhalten wird, durch bestimmte Auslöser (z.B. belastende Lebensereignisse) zerstört wird und das Individuum von schmerzhaften Affekten, die mit den aktivierten Schemata verknüpft sind, völlig überflutet wird (Dekompensation).

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Fallbeispiele
Fallbeispiele

In diesem Abschnitt werden sechs Fallbeispiele dargestellt. In jedem werden die Schemaprozesse demonstriert. Wenn Sie diesen Abschnitt lesen, werden Sie ein besseres Verständnis dafür bekommen, wie die Schemaprozesse in konkreten Lebenssituationen funktionieren.

Fr. A. ist eine junge Frau, deren Hauptschema die „Unterwerfung“ ist. Sie neigt dazu andere Menschen als sehr kontrollierend zu betrachten, auch wenn diese angemessen selbstsicher auftreten. Sie hat dann Gedanken wie „Ich kann nicht für meine Bedürfnisse eintreten, sonst werden sie mich nicht mögen“; auf der Verhaltensebene gibt sie in solchen Situationen dann oft nach (Schema-Aufrechterhaltung). In anderen Situationen entscheidet sie dann, daß keiner sie mehr ausnutzen wird und verhält sich sehr trotzig und rechthaberisch (Schema-Kompensation). Wenn andere Menschen unverhältnismäßige Ansprüche an sie stellen, kommt es aber auch vor, daß sie die Bedeutsamkeit ihrer eigenen Bedürfnisse verleugnet und Gedanken hat wie „Eigentlich ist es mir ja egal, was geschieht“. Es kann aber auch sein, daß sie Begegnungen mit solchen Menschen vermeidet, bei denen sie Schwierigkeiten hat, sich durchzusetzen (Schema-Vermeidung).

Das Hauptschema von Hrn. S. ist das der „Versagensangst“. Wann immer er mit möglichen Herausforderungen konfrontiert wird, glaubt er, diese nicht bewältigen zu können. Oft versucht er es dann nur halbherzig, was dann dazu führt, daß er tatsächlich versagt und ihn in seinen Versagensängsten bestätigt (Schema-Aufrechterhaltung). Manchmal strengt er sich aber sehr an, sich in einem unrealistisch positiven Licht darzustellen, indem er viel Geld für teure Kleidung ausgibt oder ein Luxusauto fährt, das er sich eigentlich nicht leisten kann (Schema-Kompensation). Oft vermeidet er eine Schemaaktivierung dadurch, indem er Herausforderungen überhaupt aus dem Wege geht und sich selbst einredet (Rationalisierungen), daß es sich sowieso nicht gelohnt hätte, diese Herausforderung anzugehen (Schema-Vermeidung).

Zentrales Schema von Fr. R. ist die „Defekthaftigkeit und Scham“. Sie ist der Überzeugung, daß etwas mit ihr grundsätzlich nicht in Ordnung ist und daß jeder, der ihr zu nahe kommt, sie daher zurückweisen wird. Sie wählt Partner, die extrem kritisch sind und sie in ihrer Sicht bezüglich ihrer eigenen Defekthaftigkeit bestätigen (Schema-Aufrechterhaltung). Manchmal zeigt sie extreme Defensivreaktionen und Gegenangriffe wenn sie auch nur mit leichter Kritik konfrontiert wird (Schema-Kompensation). Sie vermeidet darüber hinaus echte Intimität mit ihren Partnern, so daß diese ihre vermeintlichen Mängel nicht erkennen und sie nicht zurückweisen (Schema-Vermeidung).

Hr. M. ist ein Mann in mittleren Jahren, dessen Hauptschema das der „Abhängigkeit/ Inkompetenz“ ist. Er sieht sich selbst als unfähig, alltägliche Aufgaben selbständig zu erledigen und sucht sich generell die Unterstützung anderer. Wenn irgend möglich, arbeitet er mit Menschen zusammen, die ihm in beträchtlichem Maße aushelfen. Das verhindert, daß er Fertigkeiten erwirbt, die er zum selbständigen Arbeiten bräuchte und verstärkt seine Annahme, daß er jemand ist, der auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen ist (Schema-Aufrechterhaltung). Zu Zeiten, wenn er gut daran täte Hilfe und Rat von anderen anzunehmen, verweigert er diese (Schema-Kompensation). Seine Ängste reduziert er dadurch, daß er vieles vor sich herschiebt so lange es irgend möglich geht (Verzögerungstaktiken) (Schema-Vermeidung).

Zentrales Schema von Fr. A. ist das der „Sozialen Isolation“. Sie betrachtet sich selbst als verschieden von anderen Menschen und glaubt, daß sie nicht zu ihnen paßt. Wenn sie mit einer Gruppe etwas unternimmt, beteiligt sie sich nicht wirklich (Schema-Aufrechterhaltung). Manchmal wird sie auch sehr feindselig gegenüber Gruppenmitgliedern oder nimmt eine sehr kritische Haltung gegenüber der ganzen Gruppe ein (Schema-Kompensation). Ein anderes mal entscheidet sie sich, Gruppenaktivitäten ganz zu vermeiden (Schema-Vermeidung).

Hr. S.‘ Hauptschema ist das der „Emotionalen Deprivation“. Er wählt Partnerinnen, die nicht fähig sind, sich anderen Menschen tatsächlich hinzugeben und verhält sich so, daß er es seinen Partnerinnen noch zusätzlich erschwert, sich ihm emotional zuzuwenden (Schema-Aufrechterhaltung). Manchmal verhält er sich sehr fordernd oder aggressiv und provoziert Streit mit seinen Partnerinnen. (Schema-Kompensation). Hr. S. vermeidet es Beziehungen zu eng werden zu lassen und leugnet, überhaupt Probleme in seiner Beziehungsgestaltung zu haben (Schema-Vermeidung).
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Beauty's favourite @Argunar (2013)
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Veränderung
Ziel der schema-fokusierten kognitiven Therapie ist es, die frühen maladaptiven Schemata so weit wie möglich zu schwächen und die „gesunde Seite“ des Menschen zu fördern. Der Therapeut verbündet sich mit dem gesunden Anteil des Patienten (der „Gesunde Erwachsene“) gegen die Schemata. Dazu ist es notwendig, dem Patienten dabei zu helfen, seine ungünstigen Bewältigungsstrategien zu überwinden, um so wieder in Kontakt mit seinen zentralen Gefühlen und Bedürfnissen zu kommen.

Der erste Schritt in der Therapie besteht in einer ausführlichen Befragung des Patienten. Ziel ist es, die Schemata zu identifizieren, welche den bedeutsamsten Einfluß auf die Persönlichkeit des Patienten haben. Neben der Befragung über aktuelle Probleme, welche zur Therapie geführt haben, wird in der Therapie die Lebensgeschichte des Patienten diskutiert. Häufig finden sich in der Lebensgeschichte schon Episoden, in denen die Schemata eine Rolle gespielt haben. Daneben bearbeitet der Patient einen Schema-Fragebogen, der verschiedenste Überzeugungen und Gedanken erfaßt, die in Bezug zu den Schemata stehen.

Es gibt aber auch imaginative Techniken (Vorstellungsübungen), die helfen können, Schemata zu identifizieren. Eine spezifische Übung besteht zum Beispiel darin, den Patienten zu bitten, seine Augen zu schließen und vor dem geistigen Auge Erinnerungen aus der Kindheit wach werden zu lassen. Oftmals führen solche Vorstellungsbilder zu den Kernschemata.


Es gibt verschiedene Techniken, mit denen der Therapeut dem Patienten helfen kann, seine Schemata zu schwächen. Diese Techniken werden in vier Kategorien eingeteilt: Emotiv-erfahrungsmäßige, interpersonelle, kognitive und behaviorale (verhaltensmäßige) Techniken. Jede dieser vier Kategorien wird nachfolgend kurz angesprochen; dazu werden jeweils Beispiele gegeben.
Emotive Techniken ermutigen den Patienten, die emotionalen Aspekte seines Problems zu erfahren und auszudrücken. Ein Weg dies zu bewerkstelligen besteht darin, den Patienten zu bitten, seine Augen zu schließen und sich einen Dialog mit der Person vorzustellen, an welche das Gefühl adressiert ist. Der Patient wird dann ermutigt, seinen Emotionen während dieses imaginativen Dialoges freien Lauf zu lassen.


Interpersonelle Techniken beschäftigen sich mit den zwischenmenschlichen Beziehungen des Patienten, so daß der Einfluß der Schemata auf den zwischenmenschlichen Bereich entlarvt werden kann. Eine Möglichkeit die Beziehungsgestaltung des Patienten zu untersuchen besteht darin, die Beziehung zwischen Therapeut und Patient kontinuierlich zu reflektieren. Häufig stimmen Patienten mit einem „Unterwerfungs“-Schema allem zu was der Therapeut will, auch wenn sie selbst die therapeutische Aufgabe oder Anregung als wenig sinnvoll betrachten. Solche Patienten spüren dann zunehmend Ärger gegenüber dem Therapeuten, welchen sie aber nur indirekt ausdrücken. Dieses Muster von vordergründiger Angepaßtheit und indirektem Ärgerausdruck (passive Aggression) kann dann zum Wohle des Patienten untersucht werden. So mag sich etwa zeigen, daß der Patient auch in anderen Beziehungen (z.B. zu Freunden, zum Partner, zu Kollegen) einen solches Muster passiv aggressiven Verhaltens zeigt. Ziel wäre es dann, daß der Patient lernt, mit seinen Aggressionen besser umzugehen.


Ziel kognitiver Techniken ist es, die Schema-gesteuerten kognitiven Verzerrungen zu modifizieren. Dazu ist es zunächst einmal wichtig, die dysfunktionalen Gedanken zu identifizieren und auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen. Dann wird nach alternativen Gedanken gesucht, die weniger Angst oder Traurigkeit erzeugen und die angemessener oder realistischer sind. Diese Techniken können dem Patienten dabei helfen, neue Sichtweisen für bestimmte Situationen zu entwickeln.

Der erste Schritt, um an den Schemata kognitiv zu arbeiten, besteht darin, Beweise für und gegen bestimmte Schemata zu suchen. Das bedeutet, daß der Patient seine Lebenserfahrungen sichtet und nach Beweisen forscht, welche das betreffende Schema bestätigen oder widerlegen könnten. Die Beweise werden dann kritisch untersucht, ob sie auch tatsächlich das Schema bestätigen. Oftmals zeigt sich dabei, daß diese vermeintlichen Beweise nicht wirklich für das Schema sprechen.


Behaviorale Techniken sollen dem Patienten helfen, seine überdauernden ungünstigen Verhaltensmuster zu verändern, so daß schema-aufrechterhaltende Verhaltensweisen (also die maladaptiven Coping-Strategien) reduziert und gesündere Bewältigungsstrategien aufgebaut werden können.

Zu den behavioralen Interventionen gehört es, wünschenswerte Veränderungen im Leben des Patienten zu besprechen und zu fördern. Manchmal mag es z.B. wichtig sein, dem Patienten bei der Wahl eines Partners zu helfen, der tatsächlich zu ihm paßt und in der Lage ist, eine gesunde Beziehung zu führen. Patienten mit dem Schema der „Emotionalen Deprivation“ tendieren oft dazu, immer wieder Partner zu wählen, die zu echtem emotionalen Kontakt gar nicht fähig sind. Der Therapeut, der mit einem solchen Patienten arbeitet, würde diesen dann durch den Prozess der Einschätzung und Auswahl eines neuen Partners begleiten.

Zu den behavioralen Techniken gehört auch die Verbesserung von kommunikativen Fertigkeiten und die Steigerung selbstsicheren Verhaltens. Z.B. mag eine Frau mit dem Schema der „Unterwerfung“ glauben, eine Beförderung bei der Arbeit zu verdienen, aber nicht wissen, wie sie bei ihrem Chef darum nachfragen könnte. Hier bieten sich Rollenspiele an, um der Patientin zu helfen, ihre Wünsche auf angemessene und sichere Weise zu formulieren. Die im Rollenspiel erworbenen Fertigkeiten sollen dann von der Patientin in der Realität angewendet werden.

Zusammenfassend kann die Schema-fokusierte Therapie Menschen also dabei helfen, ihre überdauernden problematischen Verhaltens- und Erlebensmuster zu verstehen und zu verändern. Die Therapie besteht daraus, die frühen maladaptiven Schemata zu identifizieren, sie systematisch in Frage zu stellen und ihren Einfluß zu schwächen.

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