Die Kumpelschiene

Ich denke es einfach sagen hilft. Wenn man merkt, dass man sich näher kommt aber Gründe sieht, warum das auch in eine andere Richtung abschwenken könnte, dann sollte man einfach sagen "Du, ich habe Gefühle für dich und einfach nur Freunde sein wird dem einfach nicht gerecht. Ich möchte nicht in der Friendzone landen. Lass' uns doch sehen wohin das führt."...

Ich denke am Ende des Tages hilft halt nichts besser und klärt die Situation nichts besser auf als zu sagen wie es ist bzw. was man fühlt und was man sich wünscht. Zu versuchen Signale hintenrum zu schicken endet doch nur in Kaffeesatzleserei oder es kommt beim Gegenüber dann eben doch was verkehrt an...

Ich hatte bei meiner Freundin tatsächlich dieses Problem, dass ich ihr in einer sehr schweren Zeit zur Seite gestanden habe und mir dann eingestehen musste, dass ich mich in sie verliebt habe. Mein Weg war dann eben den Mut zusammenzunehmen ihr das zu sagen bzw. das ich eben nicht in der Friendzone rein als "Der Tröster" landen möchte...

Und wie ist sie damit umgegangen? Hat sie sich auf das "Experiment" eingelassen oder wollte sie dich weiter nur als Kumpel behalten?

Sie hat sich dann darauf eingelassen, d.h. wird haben uns dann beide ineinander verliebt. Gut möglich, dass diese klare Ansage da mit die Basis für war. Es war aber auch ganz klar so, dass ich da eine kleine "Ansprache" vorbereitet hatte um ihr klar zu machen was ich fühle, dass ich aber nicht erwarte, dass mir jetzt um den Hals gefallen wird (was auch nicht der Fall war bzw. wir sind nachdem ich die Bombe habe platzen lassen nicht übereinander hergefallen - das hat dann noch eine ganze Weile gedauert). Ich war dabei natürlich nervös bis Oberkante Unterkinn, schließlich hätte sie (zumindest meiner Phantasie nach) mich auch hochkant rausschmeißen können. Was stattdessen geschah war, dass sie mich erst mal mit großen Augen ansah noch während ich redete. Danach verbrachten wir einen Moment schweigend auf dem Sofa was mir ganz gelegen kam, denn mein Kreislauf lief zunächst noch am Limit und brauchte ne Pause...

Ansonsten kam zunächst nur, dass sie mich sehr mag (wir waren da ja schon gute Freunde) und das ihr das durchaus schmeichelt wie es wahrscheinlich immer schmeichelt wenn man von jemanden gesagt bekommt, dass man sehr gemocht wird. Der Wunsch nicht in der Friendzone zu landen wurde da als verständlich angenommen und so gesehen notiert. Abseits davon passierte aber nichts außer das man in enger Freundschaft aneinandergelehnt noch viel Zeit verbrachte und redete...

Ich habe "...meine Freundin" gelesen. Dann scheint es ja funktioniert zu haben.
Das klappt leider nicht bei jedem, Geständnis hin oder her.

Steuern kann man das nicht. Eine klare Ansage in deinem Fall verhindert nicht einmal, dass es zum Verlieben kommt. Ich kenne das nur zu gut (die von mir ignorierten Ansagen).
Wichtig ist trotzdem rechtzeitig darüber reden.
Gefühle von anderen lassen sich nunmal sehr schlecht bis gar nicht beeinflussen. Und Gefühle können sich auch schnell mal ändern.

Okay, die schlechten Neuigkeiten zuerst: In der Friendzone zu landen ist vor allem ein männliches Schicksal, Frauen übernehmen hier eher die komplementäre Rolle als Friendzoner (wie es dir ja passiert ist).

Dazu kommt, dass Frauen deutlich seltener zu individuellen Männern sexuell hingezogen sind als umgekehrt (was unter anderem auch der Grund ist, warum Männer es in der Regel sind, die Flirts und Dates initiieren, Swingerclubs und Datingseiten Männer bezahlen lassen anstatt Frauen, Prostitution vor allem ein Markt für männliche Abnehmer ist, und auf OkCupid Frauen 80% aller Männer als unterdurchschnittlich bewertet haben). Frauen passiert es dementsprechend deutlich seltener, dass sie sich in platonische Freunde des entgegengesetzten Geschlechts verlieben als umgekehrt, und sie sehen sich dagegen deutlich häufiger in der Situation, dass sie eine platonische Freundschaft wollen, diese dann aber doch wegen einseitigen Gefühlen scheitert.


Gar nicht - der Mensch muss ja selber entscheiden, wie er dich sieht.
Es wäre zwar praktisch, wenn man es selbst beeinflussen könnte, dass alle Menschen, die man heiß findet, einen ebenfalls attraktiv finden; und die Menschen, an denen man kein (sexuelles) Interesse hat, ihrerseits auch keines haben, aber so läuft es nicht.

• Frauen, die ganz hübsch aussehen und auch noch umgänglich sind, werden fast zwangsläufig von männlichen Freunden in die "potenzielle Partnerin"-Schublade sortiert. Und gerade in deiner Altersklasse kommt noch dazu, dass Männer ohne allzuviel Erfahrung dazu neigen, erst mal eine Freundschaft mit einer Frau zu suchen, an der sie im Vorfeld schon interessiert sind (das hat verschiedene Ursachen, die ich hier jetzt nicht auswalzen möchte) - da zu vermeiden, in eine Friendzoning-Situation zu kommen, ist schon eine harte Nuss.
• wenn du nicht attraktiv bist, wird das mit der Kumpelschiene einfacher, aber das Problem ist dann natürlich auch, dass dann auch die Typen nicht wirklich interessiert sind, die du willst (wie gesagt, Menschen entscheiden selber).
• wenn du nicht umgänglich bist, wird das mit der Freundschaft schwierig.

Wenn du diese Situation grundsätzlich vermeiden möchtest, gibt es folgende Möglichkeiten:
1. Du hältst dich an Typen, die bereits in glücklichen Beziehungen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese sich in dich vergucken, ist gering.
2. Du hältst dich an Typen, die keine Probleme mit dem Dating haben - wenn einer keinen romantischen Notstand hat, dann wird er auch besser damit leben können, wenn eine Frau zur Abwechslung mal nicht auf ihn abfährt. Ist aber, wie gesagt, in deiner Altersklasse eher selten.
3. Wenn dir ein Freund seine unsterbliche Liebe gesteht, dann versuch ihn um Himmels Willen nicht zu friendzonen - und "nicht friendzonen" heißt hier:
• du sagst ihm nicht, wieviel er dir bedeutet, und wie gerne du mit ihm zusammen bist, und was für ein großartiger Freund er ist.
• du gibst ihm auch keine Signale, dass du es dir möglicherweise anders überlegst.
• du lässt dich nicht auf "verdeckte Verträge" ein (d.h. wenn er dir irgendwelchen scheinbar unschuldigen Freundschaftsdienste anbietet - er spielt den Chauffeur für dich, er leiht dir sein Ohr, wenn du Stress mit deinem Freund hast, er ist immer da, wenn du Hilfe gleich welcher Art benötigst usw. LÄSST DU DICH UM GOTTES WILLEN NICHT DARAUF EIN)
• wenn er sich von dir distanziert, dann lässt du ihn.
• wenn er sich nicht von dir distanziert, aber du ganz stark das Gefühl hast, dass er nicht über dich hinweg ist, dann halte ihn auf Abstand. Solange er noch in dich verknallt ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er nicht für andere Frauen offen ist.
• wenn du ihn mit einer anderen Freundin verkuppeln kannst, dann tu das (das setzt allerdings voraus, dass er dafür offen ist. Wenn du ihm versuchst, eine unterzujubeln, für die man nicht würfeln würde, wird das eher schwierig)

Ich gehe mit deinem Beitrag fast in allen Punkten konform, aber hier muss ich mal kurz relativieren: Natürlich kann man beeinflussen, wie jemand einen sieht. Man kann es nicht zu 100 % steuern, aber man hat durchaus einen gewissen Einfluss darauf.

Sprich: Mit ein wenig Erfahrung ist man sich normalerweise bewusst, wann man Flirtsignale aussendet, Nähe sucht, das Gegenüber verstärkt spiegelt, sich bemüht, zu gefallen. Und wenn man sich dessen bewusst ist, sollte man es auch bewusst abstellen oder zumindest einschränken können.

Das Problem, das v. a. Frauen oft haben: Sie bemühen sich grundsätzlich immer, zu gefallen, sodass auch ein harmloses Gespräch leicht als Flirt wahrgenommen werden kann. Und das trägt sicherlich mit dazu bei, dass Frauen so viel öfter "friendzonen" als "gefriendzoned" zu werden.

Das Problem ist wie gesagt, dass die Kombination aus "die gefällt mir" und "die ist nett zu mir" bei nicht wenigen Single-Männern schon genug ist, ernsthaftes Interesse zu entwickeln - und je weniger romantische Erfahrung (dh je weniger romantischen Erfolg) der Betreffende hatte, desto wahrscheinlicher wird es.
Ich meine, ich kann das gut nachvollziehen - war bei mir ja nicht anders. Wenn du in romantischer/sexueller Hinsicht ohnehin schon unterperformst, steckst du irgendwann immer mehr Hoffnung in jede Beziehungsoption.


Für Leute, die fit im Englischen sind - ich habe auf Reddit mal eine wirklich gute Liste gefunden, wie man als Frau sicher gehen kann, hoffnungsvolle Männer möglichst nicht zu ermutigen:

https://archive.is/jvyc4

Als Mann muss ich sagen: Für den beabsichtigten Zweck ist es eine Top-Liste.

Sie ist allerdings inkompatibel damit, Freundschaften zu schließen. Auch das ist übrigens so eine Erkenntnis, die der man sich als Frau früher oder später anfreunden muss: Platonische Freundschaften sind nicht immer machbar, und es gibt als Frau ebensowenig ein Anrecht auf eine solche mit einem bestimmten Mann wie dieser kein Anrecht auf intime Beziehung mit der betreffenden Frau hat.

"Das Problem ist wie gesagt, dass die Kombination aus "die gefällt mir" und "die ist nett zu mir" bei nicht wenigen Single-Männern schon genug ist, ernsthaftes Interesse zu entwickeln"

Das kenn ich so gut. Besonders schlimm sind solche, die von Natur aus nett zu allen sind. Du bildest dir dann wirklich ein, dass du was besonderes für sie bist, in Wahrheit behandelt sie jeden so.

Ich finde j0hnny_b´s Ausführungen ganz zutreffend. Für jemand unerfahrenes scheint es einfacher, erst mal über eine Freundschaft zu schauen ob es passt, als dass man "ein Risiko eingeht" und direkt sagt, was man will. Mal abgesehen davon, dass man wie du schon sagt eh tendenziell mehr Frauen als potentielle Partner sieht.

In welche Schiene man rutscht, kann man glaub nur sehr schwer ändern. Wer eher zurückhaltend ist und schüchtern, der wird sich sehr schwer tun, über seinen Schatten zu springen. Wenn man das schafft und das ein paar mal, könnte es vielleicht klappen (kann ich jetzt nicht aus eigener Erfahrung sagen, ich hab den Sprung noch nicht geschafft )

Wie gesagt, es gilt, was ich oben geschrieben habe: Genausowenig, wie ein Mann einen Anspruch auf eine Beziehung geltend machen kann, hat eine Frau einen auf eine platonische Freundschaft.

Wenn du in der Friendzone landest, gibt es eine ganz einfache Lösung: Spiel das blöde Spiel nicht mit (wie heißt es so schön: "play stupid games, win stupid prices"). Und das kann ich gar nicht genug unterstreichen: Es ist egal, warum du es tust - ob du nun meinst, durch geduldiges Herumscharwenzeln und Wünsche-von-den-Augen-ablesen würdest du sie irgendwann davon überzeugen können, was für einen großartigen Partner du doch abgeben würdest; oder ob du glaubst, du wärest dazu verpflichtet, weil du ansonsten ja "so wie die anderen" wärst: Lös dich so schnell wie möglich von solchen Vorstellungen.

Hierzu möchte ich allen ganz allgemein diesen Post von mir ans Herz legen - der bezieht sich in weiten Teilen ebenfalls auf die Thematik "zu nett für Beziehungen": Wie wenig Arschloch muss ich mindestens sein?

Und dabei ganz insbesondere auf den letzten Absatz:

Die Lektion mit der Friendzone hab ich inzwischen gelernt War mir irgendwann einfach viel zu stressig und es bringt letzten Endes ja nichts.
Aber nur weil man eine Friendzone vermeiden kann heißt das nicht, dass man aus der Kumpelschiene raus kommt.

Das ist sowohl schwierig bei neuen Bekannschaften, wo von vornherein Freundschaft oder mehr drin ist als auch beim (Online) Dating, wo man beim ersten Treffen überzeugen muss oder raus ist.
Ich hab bei beidem meine Probleme und denke, dass sie auf die gleichen Gründe/Verhaltensweisen zurück zu führen sind

Irgendwo hatte ich auch mal gelesen, dass der größte Fehler, der beim Dating generell durch die Bank betrieben wird der ist, dass man Zeit und Energie in etwas bzw. viel mehr jemanden steckt, der einen gar nicht will. Wenn es euch also wirklich nur um's reine Daten geht und eine Freundschaft nicht das ist was ihr langfristig wollt, dann solltet ihr aufhören in so etwas Energie reinzustecken. Damit meine ich nicht plötzlich von der Bildfläche verschwinden wenn man meint das wird sich nicht in die gewünschten Bahnen lenken lassen, aber wenn man mehr will sollte man nicht künstlich einen auf Freund machen. Das wird in der Regel zu enttäuschter Hoffnung führen ist und kostet euch Herzblut, das bei jemandem, der euch will, viel besser angelegt wäre...

Grundsätzlich kann ich aus meinem bescheidenem Erfahrungsschatz nur sagen wie ich hier auch schon mal schrieb, dass man offen und ehrlich sagen sollte was Sache ist. Wenn ihr euch mit jemandem gut versteht und mehr wollt, dann sagt das offen und direkt (dabei meine ich natürlich kein "Ich will dich ficken!" oder so mit dem man herausplatzt, aber das sollte klar sein ). So gerät man denke ich auch gar nicht groß in Gefahr ungewollt in der Friendzone zu landen. Wenn euer Gegenüber sich mit euch nichts Engeres vorstellen kann müsst ihr überlegen was ihr tut. Mein persönlicher Rat wäre auf Abstand zu gehen wenn ihr tatsächlich Gefühle für euer Gegenüber habt. Zumindest für eine ganze Weile. Auf einer Freunschaft auszuharren während man eigentlich mehr will ist nämlich verdammt bescheiden und auch wenn man sich einreden kann, dass daraus dennoch noch was werden könnte - solange es keine außerordentlichen Gründe gibt wird das stets einen faden Beigeschmack haben. Entweder ihr erreicht das Herz von eurem Gegenüber oder nicht. Lange Wartetaktiken und "Daraus könnte sich doch noch was entwickeln!" Gedanken sind da eher fehl am Platz. Was höchstwahrscheinlich nämlich passieren wird ist, dass eure Partnerin sich in jemand anderen verguckt. Das hat dann weniger mit euch oder das ihr nicht gut genug seid zu tun, sondern ein Zusammenkommen muss eben auch für die Dame passen. Wenn sich da einfach nichts entwickelt, ihr euch da aber mehr wünscht steckt ihr wie erwähnt nur Arbeit in jemanden, der euch in dieser Form nicht will und verschwendet irgendwo Zeit und Mühe. Wenn euch die Freundschaft was bedeutet und ihr die Gefühle wirklich (und das heißt WIRKLICH) ruhen lassen könnt, dann behaltet die Freundschaft natürlich. Bei einer unerwiderten Liebe solltet ihr aber eher früher denn später den Rückzug antreten...

@ Le1denschaftler:

Da stimme ich zu. Bin auch mal so richtig böse in so was reingerutscht und war auch noch so doof, eine Freundschaft zu probieren.

Habe daraus gelernt. Kommt nicht frühzeitig auch einiges zurück, dann trete ich den Rückzug an.