Grenzen oder Gesprächsstoff?
Irgendwo muss ich hier auch mal in die Diskussion einsteigen und greife dazu mal den Eingangspost auf:
*******e_67:
Ich denke für mich wäre eine solche Grenze, wenn ich zu der Partnerin sagen würde: Ich liebe Dich. Oder durch die Aussage der Partnerin: Ich liebe Dich; förmlich dazu "genötigt" werden würde "Farbe zu bekennen", denn dann würde eine neue Qualität in dieser Beziehungsart entstehen und diese beenden.
Ich sehe in beidem keinen Grund, eine Freundschaft zu beenden. Ich kann, wenn ich mich nicht in einer festen Partnerschaft befinde, durchaus Liebe empfinden und diese äußern, wahrscheinlich sogar viel unbefangener. Vielleicht ist es sogar eine gute Gelegenheit, über Liebe zu reden. Denn IMHO wird Liebe bei uns viel zu oft auf einen hohen Thron gesetzt, wo sie unerreichbar bleibt. "Ewige Liebe", "wahre Liebe" ... alles Bullshit.
Ich liebe sowohl meine Freunde als auch meinen Sohn. Beides auf jeweils eine andere Art, aber es ist Liebe, nämlich die höchste Form emotionaler Zuwendung bezüglich des jeweiligen Adressaten und der Beziehung zu ihm.
Ich kann an einem Menschen nur das lieben, was ich zu diesem Zeitpunkt von ihm kenne. Vielleicht kenne ich jemanden erst seit ein paar Stunden, aber das, was ich kennengelernt habe, reicht, um ihm meine ganze Zuneigung in diesem Moment zu geben. Das mag sich ändern, wenn ich mehr von der Person kenne. Weil ich vielleicht viele Seiten entdecke, die ich nicht liebe. Dann laufe ich eben weg. Aber hier und jetzt ist es Liebe.
Freunde liebe ich, weil sie mit mir ihre Freundschaft teilen, weil sie verlässlich sind. Aber da ist kein Gedanke an emotional-sozial-ökonomische Partnerschaft. Die Mutter meiner Kinder liebe ich auch heute noch, weil uns einmal etwas sehr tiefes verbunden hat. Aber da ist kein Gedanke an Ehe. Meine Jugendliebe, mit der ich den ersten Sex hatte, werde ich immer lieben, weil mir die Erinnerung niemand nehmen kann. Aber da ist kein Gedanke an eine Bindung.
Vielleicht sollten wir der Liebe etwas mehr Platz im Alltag einräumen, damit sie eine Chance in dieser Welt hat. Wir haben doch auch kein spirituelles Problem, wenn wir sagen: "Ich liebe Schokoladeneis!"
Die imaginäre Grenze einer Freundschaft + ist für mich dagegen erreicht, wenn kein gemeinsamer Konsens mehr über die Definition von Freundschaft herrscht. Wenn Besitzdenken auftritt, Hierarchie entsteht oder schlimmer noch, die Freundschaft missbraucht wird.