Nur ein paar Tage...
... oder... was hat der einzelne nach Ansicht der "Mehrheit" zu tolerieren?
Ich will mit der Frage jetzt weder zu sehr auf die Klangwellen, noch auf den Kunstrasen eingehen. Beides sind Veranstaltungen, die mir bzw. uns gefallen. Und ich möchte hinzufügen, dass wir eher ländlich/dörflich wohnen und nicht zu den betroffenen Anwohnern gehören. Trotzdem finde ich, dass man das Ganze differenzierter und nicht ausschließlich aus der egozentrierten Perspektive des Kunst-, Kultur und Musikliebhabers betrachten kann.
Als wir letztens auf dem Kunstrasen waren, haben wir uns gefragt, wie weit unsere Toleranz gehen würde. Ja, das Konzert war super, aber im Gegensatz zu Betroffenen haben wir uns den Besuch dort aussuchen können und es war die Musik, die wir mögen. Aber das war EIN Abend und anschließend sind wir zurück in unsere Stadtrandidylle gefahren. Und es ist egal, ob das Konzert auf dem Kunstrasen oder an einem anderen Ort stattgefunden hätte.
Perspektivwechsel:
Da wohnt jemand irgendwo, nicht über einer Kneipe, nicht in der Einflugschneise Köln/Bonn, der seine Wohnung als das Begreift, was es auch für die meisten von uns ist: ein Ort, an dem ich mich zurückziehen kann, an dem ich den Stress hinter mir lassen und Ruhe finden kann... my home is my castle! Ach ja... Ruhe? Jetzt findet zukünftig nebenan ein Festival mit regelmäßigen Konzerten über den Sommer verteilt statt. Ach, alles gut, schließlich mag man ja Pop und Rock. Und die ersten Konzerte... kein Problem, auch wenn man sich auch die Bands anhören MUSS die man nicht mag. Ach ja... entspannen und zur Ruhe kommen kann man nur noch an bestimmten Tagen. Heute einen schlechten Tag im Job gehabt, Grippewelle hat dich erwischt, oder die Migräne? Pech gehabt... Und vielleicht kommt auch der größte Rock-, Pop- oder Reggaefan als Anwohner zu dem Ergebnis, dass das so nicht weitergeht.
Was ich sagen will ist, dass ich als Konzertbesucher immer sehr locker mit meinem Urteil über Dauerbetroffene aus der Hüfte schießen kann. Der hat es zu tolerieren, damit ich meinen Spaß haben kann.
Die Frage ist doch, wieviel die Einzelnen zum Wohle der (vermeintlichen) "Mehrheit" hinzunehmen haben und wo die Schmerzgrenze des Einzelnen ist. Und dann sind wir auch nicht nur bei Kultur und Kunst, sondern Stuttgart 21 oder der nächsten Flughafenerweiterung mit neuen Einflugschneisen über bisher nicht betroffenen Gebieten etc.
Ein Freund hat mal gesagt, ich hätte eine Toleranzschwelle von hier bis Berchtesgaden. Ok, aber auch ich hab meine Schmerzgrenze. Wenn einer auf die Idee käme, nebenan ein mehrwöchiges Trachten- und Volks-blas-musikfestival zu veranstalten, dem würde ich die Lederhosen ausziehen... garantiert, selbst wenn alle Trachtenfans anschließend hier über mich herfallen würden.
Euer Kunstbanause (Halloweeny - ER)