eigene Texte und Geschichten
Your own BluesIrgendwie gehören zum Blues ja auch immer ein paar Worte, mit denen eine Situation, eine Geschichte oder ein Gefühl beschrieben wird, die dann durch den Gesang und die Musik verstärkt werden.
Hier soll es um Texte und ums Schreiben gehen.
Lust darauf, euren eigenen Blues zu schreiben?
Okay, schön, dann will ich mal den Anfang machen.
Look in the mirror Blues
Schon wieder ein Jahr vergangen, Himmel Schimmel, die Zeit vergeht wie im Fluge. Zeit, was ist eigentlich Zeit? Leben, jeden Tag aufs Neue, spüren, das Leben spüren, das ist Zeit. Genießen, wie die Momente und Ereignisse an mir ziehen, mich mitnehmen auf meine eigene Reise. Ich lasse mich einfach forttreiben. Viel zu lange habe ich mich gewehrt gegen meinen größten Widersacher, gegen mich selbst. Die ganzen Erwartungen, die ständig an mich gestellt wurden, nein, die ich an mich stellte, erscheinen hilflos und unnütz, haben mich keinen Meter näher gebracht, mich selbst zu finden. Das Einzige, was zählt, ist mein immer und immer wiederkehrender Blick in den Spiegel. Das ist es. Der Spiegel meiner Seele ist der einzige Maßstab für mein Glück.
Also gehe ich raus, hinaus an die Luft. Dorthin, wo das Leben sein Konzert gibt. Da gibt es immer was zu entdecken und zu erfahren. Die Leute sind mir wohl gesonnen. Überall ein freundliches Wort. Man nimmt mich plötzlich ernst, legt Wert auf meine Meinung, die nicht selten hart rüberkommt. Gedanken darüber habe ich mir genügend gemacht. Es bringt nichts, so zu tun, als ob. Ein alter Song schießt mir durch den Kopf. Ich weiß, einer von euch wird jetzt sagen, dass Songs nicht durch Köpfe schießen können, weil das Bild dazu fehlt. In meiner Welt schießen sie aber. Sie schießen sogar verdammt gut, ballern, krachen und explodieren noch dazu. Was wiegt eigentlich so ein gedankenvoller Kopf? "Viel zu viel", denke ich mir. So ein paar Schusslöcher machen ihn sicher um Einiges leichter, auch nicht schlecht.
Ich lernte nie richtig schreiben. Trotzdem empfinde ich große Freude daran, mit Stift und Papier bewaffnet draußen zu sein und immer wieder zu versuchen, meine Gedanken einzufangen und festzuhalten. Das ist Zeit. Eine verdammt gute Zeit ist das. Gedanken aufs Papier kritzeln, das gerade erst Geschriebene wieder durchstreichen, es anders definieren, neue Wortspiele erschaffen und dabei herzhaft über sich selbst lachen. Ein Schluck Kaffee gibt mir Gelegenheit, meine Blicke umherschweifen zu lassen. Mindestens drei Menschen haben mich beobachtet. In ihren Gesichtern ist Ausdruck von Freude zu erkennen. Schmunzelnd lächeln sie mir zu. Aber keiner fragt, was ich da mache oder weshalb ich über mich selbst lache. Das geht wohl zu weit. Nein, geht es nicht. "Es wird Regen geben", kommt es rüber vom Nachbartisch. "Das ist doch schön! Endlich, ja endlich wieder barfuss tanzen", entgegne ich und kann es kaum erwarten, den von der Sonne erwärmten Boden unter meinen Füßen zu spüren.
Dann ist er da, der Song. Ein Lied, das mir durch meinen Kopf schießt. "Wisst ihr, welchen Song ich meine?"
Tomboy, 12 Januar 2017
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Tom (the Sun)