Never give up! Schonmal Schäden am und um's Moped gehabt?
Wir sind ja mehr oder weniger alle auf der Suche nach zwischenmenschlichen Kontakten hier, denke ich. Mir ist aufgefallen, dass man besonders schnell mit Fremden warm wird, wenn man sich selbst in eine sehr sehr schlechte Lage bringt, meistens unverschuldet und unbeabsichtigt. Aber diese Erlebnisse haben die Eigenschaft, dass sie besonder wertvoll sind und in guter Erinnerung bleiben.
Mich interessieren eure Geschichten, in denen ihr eine Panne oder keinen Sprit mehr hattet, wer euch wie geholfen hat und ob ihr erotische Dienste für die Hilfe erbringen musstet oder angeboten bekommen habt.
Setzt euch ans digitale Lagerfeuer und erzählt mal einen Schwang aus eurem Leben auf zwei Rädern.
Und ich mache da gleich mal den Anfang:
2016 komme ich vom Flachköpper machen von Korsika, lande nachmittags um 3 Uhr in Nizza mit der Fähre an und will nur noch raus aus dieser viel zu heißen, vollen Stadt in der ich bei 32 Grad mit voller Montur zwischen 1000en Autos eingequetscht bin.
Etwa 2 Stunden später, am Col de la Bonette wiederum sind nur noch 2 Grad und im Schneeregen werfe ich die Griffheizung meiner F800 GS an, während ich mich für einen harten Kerl halte, hier oben zwischen Schneefeldern auf einer regennassen Straße herumzukurven.
Zumindest so lange, bis mir erst ein Pärchen mit ner Vespa entgegenkommt und ich dann noch einen Radelrentner auf 2700m Höhe treffe, der sich gerade in aller Ruhe die Regenhose über die Bikershorts zieht.
Mir ist schon in meiner Kombi kalt, also schnell wieder runter ins Tal, eine Unterkunft für die Nacht suchen!
Kurz vorm nächsten Ort, Barcelonette, gibt's eine lange Gerade, auf der mich eine italienische Ducati-Gang mit völlig überhöhter Geschwindigkeit abzuziehen versucht. Das lass ich mir natürlich nicht bieten, drehe rechts und höre, wie der Motor auftragsgemäß hochdreht. Nur der Schub bleibt aus!
Verwundert schaue ich hinter mich, wo ich nichts finde. Weder einen Ducati-Fahrer noch eine Mopedkette.
Ich rolle bis zum ersten Haus am Ortseingang und stelle fest: 5 von 6 Kettenradmuttern haben sich aus dem Staub gemacht! Gut, dass das nicht im Unwetter da oben in den Bergen vor einer halben Stunde passiert ist!
Nach kurzer Überwindung gehe ich in das merkwürdige Gebäude, vor dem ich gestrandet bin und frage mit gebrochenem französisch, ob die Dame hinterm Schreibtisch im Empfangsraum mir weiter helfen kann. Die etwa 50-jährige Französin in dem Atelier kann! Sie kümmert sich darum, dass der örtliche Schrauber mich und die BMW mit dem Transporter abholt und eine Stunde später ist mein Bike wieder einsatzbereit, sodass ich theoretisch meinen Zielort am nächsten Stausee in 30 km Entfernung erreichen könnte.
Doch mein Anstand und meine Dankbarkeit für die mir zuteil gewordene Hilfe treibt mich dazu, nochmal den Kilometer zurück zu fahren und mich ausdrücklich zu bedanken.
Weil in dem Büro der Dame ziemlich viele Kunstgegenstände herumstehen und das Haus merkwürdig groß ist, frage ich aus einem Impuls heraus wo ich mich eigentlich befinde. Ein Atelier, eine Kunsthalle? Nein! Es ist eine Helikopterfabrik, in der drei Franzosen aus Italien 30.000 verschiedene Teile bestellen und zu flugfähigen Leichthelikoptern zusammenbauen, sogenannten Ranabots. Darin werkeln im Prinzip dieselben Rotax-Motoren wie in meiner BMW, um die 400kg schweren Leichtfluggeräte von der Landeplattform hinterm Haus in die französischen Alpen starten zu lassen.
Und da die Drei nicht nur Helikopter verkaufen, sondern dazu auch immer Flugstunden gehören, sind sie Übernachtungsgäste gewohnt. Mir wird angesichts des ausgehenden Tages also vom Inhaber die Bedientafel für Licht und Lüftung erklärt und kurzerhand der Schlüssel für das Haus in die Hand gedrückt mit den Worten: "I believe in people!".
Und so kam ich durch den Verlust meiner Radmuttern zu einer völlig verrückten Geschichte eines Motorrad-Reisenden, der "Übernachtung in einer Helikopter-Fabrik".