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Vom wir zum WIR

*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Vom wir zum WIR
Mit fiel nix besseres ein für den Titel des Themas - aber es ist vielleicht auch so ersichtlich: Es geht um den Weg vom "kleinen Wir", also dem Paar, zum "großen Wir", also der Beziehungsstruktur mit mehr als nur einem Partner.

Wenn man sich in den Gruppen hier im JC wie auch der realen Welt umsieht, gibt es offenbar immer mehr Menschen, die nicht nur heimlich fremdgehen, sondern ihre Beziehung im Einvernehmen miteinander öffnen. Egal, ob sie nun gemeinsam Swinger werden, sich gegen seitig sexuelle Affairen erlauben (mit und ohne "Talk about" *zwinker* ) oder auch die Liebe mit einschließen - es gibt viele Spielarten.

Manche Paare scheinen mit so einer Öffnung wunderbar klar zu kommen, andere hadern oft später damit und nicht selten führt es über Kurz oder Lang zu einer Trennung (oder als Notfallplan B der Rückführung in einer geschlossene Beziehung, was dann aber auch selten gelingt). So zumindest mein Eindruck.

Ich möchte hier darüber diskutieren, woran das liegen mag, dass manche Beziehungen von einer Öffnung profitieren und andere letztlich dadurch ihr Ende besiegeln. (Es geht nicht um Beziehungen, die von Anfang an offen geführt werden)

Meine These:
Öffnet man eine Beziehung, weil es bereits kriselt (und sei es "nur" im sexuellen miteinander), kann es kritisch werden. Ist auch bereits die Liebe zwischen beiden Partnern zumindest auf einer Seite weitgehend erloschen, ist eine Öffnung der Beziehung bestenfalls (wenn man es so sehen mag) eine Herauszögerung der unvermeidbaren Trennung (die dann oft auch im Streit endet).

Andererseits scheinen Öffnungen der Beziehung "ohne Not", also ohne dass in der bestehenden Beziehung einem der Partner etwas grundlegendes fehlt, oft zu einer Bereicherung in der Beziehung und einem erneuten Auffrischen der Liebe und Zuneigung zueinander zu führen.

Wie seht ihr das? Wie sind eure Erfahrungen?
*******nari Frau
10 Beiträge
Ich persönlich denke, dass der Erfolg einer geöffneten Beziehung davon abhängig ist, wie vertraut und offen man miteinander ist. Ganz gleich aus welchen Beweggründen heraus man so entschieden haben mag, ist es doch anhängig von der Liebe zueinander. Wichtig sind auch Absprachen und Regeln. Und der achtsame Umgang miteinander, Entscheidungen sollten gemeinsam getroffen werden, Grenzen gemeinsam festgesteckt werden. Davon ist der Erfolg einer offenen Beziehung doch abghängig, oder?
Mal ganz wertfrei den Grund des Eröffnens nicht betrachtet 😄✌️
******ter Mann
1.282 Beiträge
Nur mal kurz, vielleicht werde ich später noch ausführlicher.

Ich denke es hängt viel vom persönlichen Standpunkt der Beteiligten des WIR ab. Meines Erachtens gelingen Mehrfachbeziehungen nur, wenn tatsächlich "frei" geliebt werden kann. Dies erfordert, dass jeder mit sich im Reinen ist, keine Abhängigkeit zu den anderen oder einem/einigen davon aufbaut - welche dann wiederum zu Eifersucht, Forderungen, Beschränkungen, Unzufriedenheit, Streit ... und somit letztlich zu Chaos und Trennung führt.

Eine Gruppe von Menschen, die bereits mit sich zufrieden ist und andere "nur" noch als Bereicherung ansieht, nicht aber als Erfüllungsgehilfen zum eigenen Glück hat sehr gute Chancen auch als Polykül zu funktionieren.
****are Frau
239 Beiträge
In meiner Erfahrung ist das gar nicht so klar.

Das WARUM ist sehr wichtig. Und auch, ob beide wirklich davon überzeugt sind, dass es das richtige ist, oder ob einer es mehr macht, damit die Beziehung jetzt nicht kaputt geht, weil der andere das unbedingt will / unglücklich ist. Letzteres ist meist mit sehr viel Druck für denjenigen verbunden, der monogam ist/sein will. Da sind Erwartungen, Wünsche, Bedürfnisse und ähnliches, die (plötzlich) in Frage gestellt und kippelig werden. Die Trauer um die Beziehung, die es in der Form nicht mehr gibt - am Ende verliert man hier immer was, auch wenn man auch dazu gewinnt. Und aber auch Botschaften, die wir seit kleinauf mitbekommen, wie Liebe aussieht. Mononormativität, man kann nur einen lieben, "Wenn ich mich nach jemand anderen sehne, dann ist mein Partner nicht genug" etc.

Dann ist die Frage, wie kompatibel die neuen Bedürfnisse sind. Wenn einer swingen will, nur zusammen, der andere egalitär polyamor sein will, oder auch nur unterschiedliche Konstrukte innerhalb der verschiedenen Gruppen leben will, dann kommen beide auch eher schwer zusammen. Nicht-monogam ist einfach ein sehr, sehr weites Feld, und oftmals sind die Bedürfnisse der beiden Partner doch sehr unterschiedlich, und damit schwer oder sogar gar nicht zusammen zu bringen.

Und dann kommen dazu eben noch die ganzen Skills, die es braucht, damit das funktioniert, die wir in der Regel gar nicht wirklich lernen. Die wenigsten reden über ihre Bedürfnisse und Erwartungen. In Mono geht das teilweise ganz gut, auch, weil Veränderungen oft langsamer passieren. Es ist unwahrscheinlicher, über Unterschiede zu stolpern, weil es (idealerweise) weniger Möglichkeiten dafür gibt bzw. wenn, dann häufig weniger darüber gesprochen wird und sie nicht auffallen, solange sie nicht ins Gesicht explodieren.
Auch hieran kann es also scheitern.

Dazu kommen alte, eingefahrene Beziehungsstrukturen und -muster zwischen den beiden. Manche davon können in Nicht-Monogamie sehr schnell sehr viel kaputt machen, während sie in der Monogamie funktioniert haben.

Wie du schon sagtest, kommt es natürlich auch darauf an, wie stabil und gesund die Beziehung selbst ist, wie sehr beide sich vertrauen.

Das Tempo ist auch entscheidend. Wenn einer deutlich langsamer oder schneller ist als der andere, dann führt es schnell dazu, dass selbst die stabilste Verbindung erschüttert wird. Das ist zum einen die interne Entwicklung (was will ich? kann ich mich rantasten oder muss es jetzt sofort sein?) und zum anderen auch die externe Entwicklung (welche Möglichkeiten eröffnen sich?).

Insgesamt leuchtet Nicht-Monogamie dann eben durch die deutlich werdenden Veränderungen und die Konfrontation mit (mehr) anderen Menschen, die v.a. auch leicht als Konkurrenz wahrgenommen werden (Mono-Normativität) auch sehr deutlich auf alles, was in der Beziehung nicht oder nicht gut genug funktioniert. Das war auch alles vorher da, in monogamen Beziehungen kann man diesen Dingen aber häufig leichter aus dem Weg gehen, weil sie nicht durch äußerliche Situationen hervorgehoben / betont werden.
Ich sehe das etwas anders. Nach meiner Erfahrung (auch bei meiner Frau und mir) ist der Auslöser für den Beginn eines Umdenkens, oft von einem gefühlten Defizit in der Beziehung zumindest begleitet.
Was darüber entscheidet, ob eine Beziehung dann zerbricht oder nicht, sind Toleranz, Vertrauen und Ehrlichkeit. Eine einseitige oder beidseitige Abhängigkeit kann nur über den formellen Halt einer Ehe mitentscheiden. Über gemeinsame für einander empfundene Liebe nicht.
Es ist wie mit einem Medikament. Bei manchen hat es Nebenwirkungen.
Micha
******Fox Mann
2.206 Beiträge
Bezug zum TE Thema:

Ich kenne diese Gedankengänge von mir uns habe sie auch im Stammtisch öfter so erlebt, als würden sie sich bestätigen. Das war zu meinem Anfängen, als ich aus der monogamen Welt ausstieg.

Heute sehe ich viel mehr Zusammenhänge, z.B. die Beziehungsdynamiken usw usf.

Ich sehe in obigen Gedankengängen eher eine Verkürzung aller Aspekte, den Versuch eine Wahrheit zu finden durch ein möglichst weites runter reduzieren auf ein oder wenige Kernaspekte.
Manchmal ist das extrem hilfreich und ein Augenöffner.

Wir sprechen aber hier ungefähr darüber, wie das für alle existierenden Paare ist die ihre Beziehung erstmalig öffnen.

Vielleicht ist das in der Mehrheit so, wie du Sorbas geschrieben hast. Ich glaube es jedoch nicht. Dafür gibt es zu viele "Unbekannte" Anteile.
*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Deshalb auch nur einfach als These in den Raum gestellt *g*

Und natürlich gibt es eine Vielzahl verschiedenster Persönlichkeiten und Beziehungen zwischen diesen - die kann man nicht alle über einen Kamm scheren. Aber vielleicht doch Tendenzen? Es geht mir um einen Erfahrungsaustausch dazu - nicht mehr und nicht weniger.
Sie schreibt
Meine Meinung:

Beziehungen, die monogam begannen und später „geöffnet“ werden, enthalten allesamt kritische Elemente.

Es scheint nur einfacher, harmonischer wenn beide sich quasi gemeinsam hin zur Öffnung entwickeln - was aber tatsächlich in den Beteiligten vorgeht?

Und ich zweifle auch daran, dass Beziehungen generell so sind wie sie scheinen.
Wenn zB betont wird, wie gut doch alles klappt. Wie schön alles läuft etc.


Die Frage stellt sich mir auch nach der Nachhaltigkeit. Das beschriebene Auffrischen der Liebe - zeigt das nicht schon, dass davor weniger war?

Wenn Paare durch die Öffnung inniger, verbundener werden - dann waren sie es davor im geringeren Maße.


Vielleicht gab es dann doch eine gewisse Not zur Öffnung, nur wurde diese nicht so benannt, erkannt, gesehen?

Und wie lange halten sich diese Effekte? Was passiert wenn Elemente der Öffnung wieder wegfallen? ZB ein Geliebter usw usf.


Ich sehe das Ganze eher wie mit „normalen“ Bekannt- und Freundschaften. Manche laufen ewig als beste Freunde durchs Leben, andere verlieren sich mal mehr, mal weniger aus den Augen.
Andere funktionieren am besten, wenn weitere Freundschaften vorhanden sind. Andere scheinen davon unabhängig zu scheitern oder zu glänzen.


*nixweiss*


Tendenzen...

Am besten läufts, wenn man auf jemanden trifft, dessen innere Bedürfnisse sich mit den eigenen gut ergänzen.
Je verschiedener, desto schwieriger.

Das was wir meinen zu brauchen/wollen, ist nicht unbedingt das, was wir wirklich brauchen.
******Fox Mann
2.206 Beiträge
O.k. Sorbas, ich wollte meine Beziehung öffnen weil ich die Idee entdeckte und hier im Joy sah, das Menschen so leben. Das war vor 10 Jahren hier im Polyforum. Für mich war das damals eine echte Offenbahrung.
Ich war also bei uns zweien damals der Initiator.

Mit meiner Liebsten war es am Krieseln, eigentlich dauerhaft. Ich glaube aber selbst heute noch nicht, das der Aspekt eine Rolle dabei spielte. Und wenn, dann würde ich den Anteil auf 5% oder 10% schätzen. Aber nicht als bedeutend einstufen.

Die Beziehung auf körperlicher Ebene zu öffnen kam damals noch für uns beide in Frage, wir näherten uns dem sachte an. Schließlich war da auch ein Schnuckie den sie anziehend fand, und wo etwas am entstehen war.

Für mich kam aber auch ziemlich schnell die Vorstellung, das ich emotional genauso frei fließen können wollte. Die Grenze davor konnte ich recht schnell nicht mehr verstehen.

An der Stelle war ich für unser Wir zu schnell, von ihr gab es dazu eine klare Ansage die das ausschloss, und die hieß: Ich oder eine andere.

Dazu kam es nicht mehr, wir eierten noch sehr lange rum ohne das sich an ihrer Vorgabe etwas änderte, und wir uns im Sande verloren.

Klar ist hier leicht zu sagen, daß das Ende der Beziehung am dauerhaften krieseln lag, und die Öffnung nur irgend ein Auslöser war.

Für mich war die Ansage "ich oder eine andere" der Moment, wo ich innerlich kippte und das Engagement für die Beziehung stückchenweise verlor. Zumal ich mich hier im Polyforum wesentlich mehr verstanden fühlte.

Da ich nur diese eine Öffnung erlebte, habe ich auch nur dieses eine Beispiel parat.
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Sorten von Beziehungen separieren
Eigene Erfahrungen kann ich leider nicht beitragen, da meine Liebesbeziehungen immer von Anfang an entweder geschlossen oder offen waren.

Was ich (wie schon anderswo) beitragen kann, ist meine Unterscheidung zwischen verschiedenen Sorten von Beziehungen:

  • Erotische Beziehung
    D.h.: Ich habe Sex mit jemandem.
  • Liebesbeziehung
    D.h.: Ich trage ein Liebesgefühl für jemanden in mir und lebe das tätig mit dieser Person aus. Idealerweise ist auch auf der anderen Seite ein Liebesgefühl zu mir.
  • Partnerschaft
    D.h.: Ich bewältige mein Leben gemeinsam mit einer anderen Person und wir stemmen gemeinsame Projekte (Kinder, Haus, ...).


Die Romantische Zweierbeziehung (RBZ) sagt, dass dies alles unauflöslich miteinander verknüpft ist und außerdem exklusiv mit einer Person zu sein hat.

Hier irrt die Romantische Zweierbeziehung *zwinker*.

Es ist m.E. sehr hilfreich, diese drei Formen von Beziehung getrennt voneinander zu betrachten - auch wenn das für RBZ-Anhängerinnen und -Anhängeriche schwierig sein mag.

Ich möchte hier darüber diskutieren, woran das liegen mag, dass manche Beziehungen von einer Öffnung profitieren und andere letztlich dadurch ihr Ende besiegeln. (Es geht nicht um Beziehungen, die von Anfang an offen geführt werden)

Meine These:
Öffnet man eine Beziehung, weil es bereits kriselt (und sei es "nur" im sexuellen miteinander), kann es kritisch werden. Ist auch bereits die Liebe zwischen beiden Partnern zumindest auf einer Seite weitgehend erloschen, ist eine Öffnung der Beziehung bestenfalls (wenn man es so sehen mag) eine Herauszögerung der unvermeidbaren Trennung (die dann oft auch im Streit endet).

Andererseits scheinen Öffnungen der Beziehung "ohne Not", also ohne dass in der bestehenden Beziehung einem der Partner etwas grundlegendes fehlt, oft zu einer Bereicherung in der Beziehung und einem erneuten Auffrischen der Liebe und Zuneigung zueinander zu führen.

Ich lese ja schon lange hier mit und erlebe immer wieder, dass die o.g. Trennung gedanklich nicht vorgenommen wird. Das führt dann dazu, dass wunderbare Partnerschaften infrage gestellt werden, nur weil die erotische Beziehung nicht mehr klappt. Was für ein Unsinn!

Wenn das Unbehagen in der RBZ sich auf eine der o.g. Sorten bezieht, dann kann es helfen, diese unbehagliche Sorte außerhalb zu führen. Wobei der Kern der RBZ gewöhnlich die Partnerschaft ist und die also nicht zur Disposition steht. Aber die Partnerschaft ist eher selten die Quelle des Unbehagens. Häufiger ist es, dass die Partnerschaftsthemen alle abgeschlossen sind.

Eine Problemquelle stellt aber oft die nicht vorgenommen Separierung der Beziehungssorten dar. Dann ist die Ideologie der RBZ noch nicht überwunden.


Gruß
Stefan
*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von ******XXL:
Aber die Partnerschaft ist eher selten die Quelle des Unbehagens. Häufiger ist es, dass die Partnerschaftsthemen alle abgeschlossen sind.
... und dagegen gibt es ja eine einfache Abhilfe:

Man sucht sich neuen gemeinsame Aufgaben, geht neue gemeinsame Ziele an und gibt so der Partnerschaft einen neuen Sinn.

Was das Tolle dabei ist: Nicht selten erwacht (oder entsteht) dadurch das Gefühl der Liebe wieder. Wobei das weder garantiert ist noch das Ziel sein sollte - es ist aber mitunter ein angenehmer "Nebeneffekt". *ja*
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