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Multiples Vermissen

*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zur Frage, was das mit Abhängigkeit (wobei ich ausdrücklich betont habe, dass Abhängigkeit nicht per se etwas schlechtes ist) zu tun hat?

Zitat von ****ko:
1. sich mit Bedauern bewusst sein, dass jemand, etwas nicht mehr in der Nähe ist, nicht mehr zur Verfügung steht, und dies als persönlichen Mangel empfinden
"die Kinder, die Ehefrau, den Freund sehr vermissen"
Hier ist es wesentlich, dieses "nicht mehr in der Nähe sein" als "persönlichen Mangel" zu empfinden.
Wann ist es ein Mangel?

Zitat von ****ko:
2. das Fehlen von etwas bemerken
"ich vermisse meine Handschuhe"
Wann bemerkt man, dass etwas fehlt? In der Regel dann, wenn man es braucht.
____________

Es geht hier vor allem um die persönliche Wahrnehmung, wenn etwas nicht mehr in meiner Nähe ist, was ich mir aber in meiner Nähe wünsche.

Ich kann es vermissen, indem ich mich auf den momentanen Verlust konzentriere, auf das Fehlen und mich so innerlich von dem Anwesendsein abhängig mache. Also wie das Jammern über ein verlorenes, ggf. zerstörtes Ding. Bringt einen DAS voran?

Oder ich kann mich an dem in der Erinnerung freuen, was ich hatte, als es noch in meiner Nähe war - und so gleichzeitig auf das nächste Beisammensein freuen. Wie zum Beispiel auch die Vorfreude auf ein Geschenk, von dem ich ahne, dass ich es bekomme und es gern jetzt schon hätte.

Das sind zwei völlig verschiedene Herangehensweisen (und es gibt mit Sicherheit noch viele Abstufungen dazwischen), durch die wir unser persönliches Glücklichsein maßgeblich selbst bestimmen können *g*
****on Mann
16.108 Beiträge
Für mich sind Vermissen und Sehnen synonym. In beiden Fällen wünsche ich mir von Herzen Nähe zum Betreffenden.

Ich vermisse X.
Ich sehne mich nach X.

In beiden Fällen kann das sehnen/vermissen fast körperlich schmerzhaft sein. Es ist ein süßer Schmerz. In beiden Fällen geht es um den Wunsch nach Nähe. Kein Unterschied für mich zu entdecken.
*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Gruppen-Mod 
Tja, andere unterscheiden da etwas feiner:

Ich vermisse X --> Es schmerzt, es bereitet mir Unbehagen, es zieht mich runter

Ich sehne mich nach X --> Es bereitet mir Vorfreude (ggf. in Verbindung mit freudiger Erinnerung), es macht mich glücklich, es gibt mir ein wohliges Prickeln im Bauch ...

Es ist eine Frage des generellen persönlichen Umgangs damit, und den kann jeder üben.
Wichtige Voraussetzung ist natürlich erst einmal, zwischen beiden Ansätzen zu unterscheiden *zwinker* *ja*
Sorry, slightly offtopic, aber:

Ich vermisse in fast allen threads auf JC die radikale Ehrlichkeit und Offenheit, emotionale Tiefe und eloquente Intelligenz, die Ihr hier alle teilt.

Ich liebe Euch!

Danke!
*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von ********oete:
Ich vermisse in fast allen threads auf JC die radikale Ehrlichkeit und Offenheit, emotionale Tiefe und eloquente Intelligenz, die Ihr hier alle teilt.
Lass dich davon nicht runter ziehen - immerhin hast du ja unsere Gruppe hier gefunden *top2* *ggg* *ja*
****on Mann
16.108 Beiträge
Zitat von *****s42:
Ich vermisse X --> Es schmerzt, es bereitet mir Unbehagen, es zieht mich runter

Ich sehne mich nach X --> Es bereitet mir Vorfreude (ggf. in Verbindung mit freudiger Erinnerung), es macht mich glücklich, es gibt mir ein wohliges Prickeln im Bauch ...

Verstehe! Bei mir sieht das anders aus:

• Ich vermisse X --> Ich spüre mit einem schmerzhaft-süßen Gefühl ohne Unbehagen, dass es noch viel zu lange dauert, bis wir uns wiedersehen
• Ich sehne mich nach X --> Ich spüre mit einem schmerzhaft-süßen Gefühl ohne Unbehagen, dass es noch viel zu lange dauert, bis wir uns wiedersehen
• Ich freue mich auf X --> Ich erlebe Vorfreude auf X, weil es nun nicht mehr lange dauert, bis wir uns wiedersehen

Unbehagen, das mich runterzieht, habe ich in so einem Zusammenhang noch nicht gehabt. Im Grunde geht es bei dem süßen Schmerz immer um Vorfreude gemischt mit der viel zu langen Wartezeit. Ungetrübte Vorfreude entsteht daher bei mir immer dann, wenn die Wartezeit dem Ende entgegengeht. *g*
*****al4 Mann
797 Beiträge
Sorbas, ich weiss nicht ob es hierhin gehört, aber schon bei Deinem ersten Beitrag in diesem Thread ist mir eine ganz sehr liebe Freundin in den Sinn gekommen, die vor ein paar Jahren gestorben ist; ich habe sie begleitet. Ich vermisse diesen Menschen, und immer wieder in ganz speziellen Situationen, wo irgendetwas passiert und ich mich nach dem Austausch mit ihr sehne; der ganz speziellen intimen Nähe, die wir miteinander viele viele Jahre geteilt haben.
Und jetzt? Ich vermisse sie, und ja es gibt natürlich andere Menschen, die in meinem Leben sind - aber nicht mehr sie. Ja, wir haben einander sehr viel gegeben und ja, es gibt für diesen Menschen keinen Ersatz. Und in bestimmten Situationen fehlt sie mir - ja, ein Stück Abhängigkeit in Deinem Sinne. Und? Natürlich lebe ich weiter, und ich fühle mich ohne sie in den gewissen Situationen allein ohne sie, ja und dann bin ich traurig, und natürlich schätze ich die Zeit mit ihr sehr.

Hier ist es wesentlich, dieses "nicht mehr in der Nähe sein" als "persönlichen Mangel" zu empfinden.
Wann ist es ein Mangel?

Ganz ehrlich, ich bin so heilfroh, solch einen Satz nicht zu denken. Mir nicht zu erlauben, einen Menschen, der nicht mehr in meiner Nähe ist, als Mangel zu empfinden. Sry, ist für mich an jeder gelebten Liebe und Lebendigkeit vorbei.
@*****al4 Danke, ich finde, das passt hier sehr gut hinein!

Für mich ist dieses Vermissen kein Mangel in mir. Wie beschrieben kann das ja auch jemandem gelten, der nicht mehr unter uns weilt. Oder jemandem, der den Kontakt zu mir ablehnt; aus welchen Gründen auch immer.

Unter diesem Vermissen liegen für mich nämlich meine eigenen Gefühle. Und egal, ob das Liebe, Trauer, Angst oder ein anderes Gefühl ist: Es ist meins! Mein Gefühl, das in mir ist.

Und damit kann ich dieses Gefühl liebevoll in mir wahrnehmen und annehmen. Es ist ja mein Baby, meine Schöpfung, und der Adressat löst das ja nur in mir aus. Und unter jedem Gefühl, das ich in mir da sein lasse, liegt Liebe und Frieden.

Zum Beispiel wäre mein Opa vorgestern 108 Jahre alt geworden. Ich habe an ihn gedacht, und an die wunderbare Zeit mit ihm in meiner Kindheit. Da ist mir so richtig warm ums Herz geworden, auch wenn diese Zeit vorbei ist.

Diese Wärme spüre ich auch, wenn ich an meine Partnerin denke, da wir uns nur am Wochenende sehen. Und für mein Kind und und und.

Die Zeit, in der ich vom vermissten Menschen getrennt bin, ist eben so; das akzeptiere ich, und bin und bleibe bei mir und fühle meine Gefühle. Egal, welche. Für mich ist das der Schlüssel. Ich akzeptiere das, was ist, und lasse meine Gefühle in dieser Zeit in mir sein und fließen...
*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vielleicht bin ich da zu sehr philo-sophisch und auch philo-logisch veranlagt *ggg*

verMISSen - da steckt doch der Makel, der Mangel, das "Miss" schon im Wort.
Deshalb verwende ich es wohl auch nur im negativen Kontext. Oder besser: mit Fokus auf das FEHLEN von etwas. Aus dieser Sicht heraus kann ich da keine Freude verspüren.

Sehnen - das ist doch ein vorwärts gerichtetes Wort, man sehnt sich einen Zustand herbei, freut sich auf ihn. Hier liegt der Fokus auf der ERWARTUNG, auf dem SCHÖNEN in der Zukunft. In diesem Zustand ist es völlig unwichtig, dass oder ob gerade etwas fehlt.

Zitat von *****al4:
Sorbas, ich weiss nicht ob es hierhin gehört, aber schon bei Deinem ersten Beitrag in diesem Thread ist mir eine ganz sehr liebe Freundin in den Sinn gekommen, die vor ein paar Jahren gestorben ist; ich habe sie begleitet. Ich vermisse diesen Menschen, und immer wieder in ganz speziellen Situationen, wo irgendetwas passiert und ich mich nach dem Austausch mit ihr sehne; der ganz speziellen intimen Nähe, die wir miteinander viele viele Jahre geteilt haben.
Ich kann das gut nachvollziehen, ich habe vor fast genau 10 Jahren meine allerbeste Freundin, die Geliebte für den größten Teil meines Lebens und auch meine Ehefrau über viele Wochen hinweg bis zu ihrem viel zu frühen Tod begleitet.

Vermisse ich sie?
Ja, es gibt auch nach 10 Jahren noch ab und zu Momente, in denen ich das Gefühl habe, sie zu vermissen. Da ist dann wirklich dieses schmerzhafte Gefühl der Leere da - vor allem, wenn mir bewusst wird, dass ihr Fehlen in meinem Leben endgültig ist.

Aber überwiegend vermisse ich sie nicht - selbst wenn ich mich nach ihren weisen Worten, ihrer liebevollen Art, ihrem ganz besonderen Humor nicht selten sehne.
Da ich dieses alles im realen Leben nie wieder erleben kann, erlebe ich sie in meiner Erinnerung, meiner Fantasie, in dem Nacherleben schöner Momente oder einfach auch nur, indem ich mir vorstelle, wie sie in dieser oder jener Situation reagieren würde.
Genau das hilft mir, sie eben nicht zu vermissen (fast immer).

Wie gesagt - entscheidend ist, wie man selbst mit dem Fehlen von etwas (einer geliebten Person) umgeht. ob man sein Denken (und damit auch seine Gefühle) auf das Fehlen ausrichtet (also auf den MISS-Stand) oder ob man sich eher auf die schönen Momente konzentriert, die man erlebt, wenn derjenige bei einem ist oder war oder sein wird.
*****al4 Mann
797 Beiträge
Cool. Das ist so ziemlich exakt das Supergegenteil dessen, was ich tue *g*
Ich stelle mir eben nicht vor, wie sie in dieser oder jener Situation reagiert hätte - genau das geht garnicht. Denn dann bin ich in einer Vorstellung, und die war genau und exakt das Gegenteil dessen, was wir miteinander hatten. Wir waren einfach da. Ich will keine Vorstellung, wie sie hätte - nein. In diesen Momenten ist sie nicht da, und das spüre und fühle ich dann und gehe in keine Vorstellung. Ich fühle, vermisse, bin traurig; das lasse ich zu.
Merke gerade, das mir das auch mit Menschen geht, die noch leben.
Ich glaub, ich finde gut, das ich dann fühle.

Nachtrag: nein, zieht mich nicht runter. Ich fühle das, und die Traurigkeit darf sein. Komische Vorstellung, mich oder meine Gedanken so auszurichten, das ich das nicht fühle.
Ich für mich möchte lieber im Jetzt sein, anstatt es zu verlassen. Das was war kann ich als erlebt in mir nachfühlen. Und das wärmt mich.

Das, was sein KÖNNTE ist und bleibt Spekulation und damit auch Projektion. Damit verlasse ich doch das Jetzt, und konjunktiviere, anstatt da zu sein in meinem Gefühl.
******ore Frau
4.536 Beiträge
Vermissen hat für mich mit Veränderung zu tun oder dem Akzeptieren, dass Veränderung nicht möglich ist.

Meine Großmutter vermisse ich tatsächlich nicht, denn sie hat ihr Leben gelebt. Ich erinnere mich an sie und ich kann mir auch etwas vorstellen: wie sie auf etwas, was jetzt ist, reagiert hätte .

Ehemalige Partner vermisse ich nur solange, solange ich glaube, dass es noch gemeinsame Möglichkeiten gibt (und noch nicht akzeptiert habe, dass es diese nicht gibt).

Meinen Partner vermisse ich, denn die Veränderung, dass wir zusammen leben, ist möglich. Nur jetzt gerade technisch nicht, aber angestrebt.
Vermissen ist also auch Motor zur Veränderung.

Ist die Veränderung nicht möglich, muss ich mich vom Vermissen zur Erinnerung durcharbeiten, sonst fühlt es sich so an, als ob ich festhänge.
******ter Mann
1.282 Beiträge



Nach den letzten Beiträgen kam mir dieser Ausschnitt in den Sinn. Aber auch wenn es hier um Sterbende geht, die Aussagen gelten für Lebende in gleicher Weise.


*yoda* : "... sie betrauern tue nicht, sie vermissen tue nicht. Enge Bindung führt zur Eifersucht, der Schatten der Raffgier das ist.
... dich darin Üben du musst loszulassen, alle Dinge von denen du fürchtest sie zu verlieren."

Trauer, Vermissen - gehören zur Angst und werden somit der dunklen Seite (Star Wars) bzw. dem Gegenteil der Liebe (Neale Donald Walsch) zugeordnet.
In diesem Sinne finde ich den Unterschied Vermissen - Sehnen/Vorfreude durchaus relevant, insbesondere da eine Vorfreude keine Abhängigkeit schafft (solange man auf ein Ausbleiben der Situation nicht mit Enttäuschung reagiert).
Vorfreude kann zu doppelter Freude werden, aber auch die Vorfreude selbst sollte als schönes Gefühl für sich dankbar angenommen werden.
Sorgen hingegen sind zusätzliches Leid - oder bleiben sogar das einzige Leid, wenn sie sich als unbegründet herausstellen.
Die Ausführungen zb von sorbas oder Tangokrieger sind bestimmt zutreffend - aber sie beschreiben Idealzustände, also das End-/ bzw. Zielstadium von Entwicklungsprozessen.
Idealtypen sind wichtig zur Orientierung oder zum zwischenzeitlichen Überprüfen gegenwärtigen Handelns.
Sie können aber auch selbstwert- und motivationshemmend wirken, wenn sie in Richtung „moralischer Imperativ“ gehen. So ging es jedenfalls mir beim Lesen.
Ich kann gerade nicht präziser begründen, worauf genau der Effekt beruht - ich stelle es nur fest.
Ich will mich nicht schlecht oder defizitär fühlen müssen, bloß weil ich trotz gesetzter Reflektiertheit manchmal vermisse; traurig oder - schlimmer noch - „gar“ eifersüchtig oder missgünstig bin.
Je mehr man solche Empfindungen als „nieder“ abqualifiziert und somit in die dunkle Bäh-Ecke verschiebt, umso weniger kann man sie „loslassen“. Vielmehr geht es darum, sich ihnen ehrlich und mutig zu stellen, ihnen die Hand zu reichen und sich mit diesen inneren Anteilen zu versöhnen. Dann gehen sie sogar von allein. Der Weg zu Yoda ist dann automatisch frei.
*******ge59 Mann
323 Beiträge
Zitat von ******ton:
Die Ausführungen zb von sorbas oder Tangokrieger sind bestimmt zutreffend - aber sie beschreiben Idealzustände, also das End-/ bzw. Zielstadium von Entwicklungsprozessen.
Idealtypen sind wichtig zur Orientierung oder zum zwischenzeitlichen Überprüfen gegenwärtigen Handelns.
Sie können aber auch selbstwert- und motivationshemmend wirken, wenn sie in Richtung „moralischer Imperativ“ gehen. So ging es jedenfalls mir beim Lesen.
Ich kann gerade nicht präziser begründen, worauf genau der Effekt beruht - ich stelle es nur fest.
Ich will mich nicht schlecht oder defizitär fühlen müssen, bloß weil ich trotz gesetzter Reflektiertheit manchmal vermisse; traurig oder - schlimmer noch - „gar“ eifersüchtig oder missgünstig bin.
Je mehr man solche Empfindungen als „nieder“ abqualifiziert und somit in die dunkle Bäh-Ecke verschiebt, umso weniger kann man sie „loslassen“. Vielmehr geht es darum, sich ihnen ehrlich und mutig zu stellen, ihnen die Hand zu reichen und sich mit diesen inneren Anteilen zu versöhnen. Dann gehen sie sogar von allein. Der Weg zu Yoda ist dann automatisch frei.

Sehr gut gesagt! Ich finde, die absolute Grundvoraussetzung für jede gelingende Auseinandersetzung mit so einer Frage ist, dass Gefühle, die nun mal da sind, nicht bewertet (geschweige denn abgewertet) werden. Sie sind da, punkt. Und das hat meist auch seine Folgerichtigkeit, die, wenn ich sie einmal verstanden habe, mir ein wichtiger Wegweiser werden kann.

Ich finde es wichtig, unangenehme Gefühle nicht wegzaubern zu wollen, nur, weil sie unangenehm sind. Meist merkt man (zumindest geht es mir - aber nicht nur mir - so), wenn man sich in das Gefühl bereitwillig hineinsacken lässt, dass es aushaltbar ist, und dass ein Teil der Lösung schon in diesem annehmen und hineinsacken lassen liegt. Denn der Schmerz kommt letztlich immer von innen und weist auf etwas in uns selbst, das nicht befriedet ist.

Meine eigene Erfahrung ist, dass jedes Annehmen schliesslich mit einem kleinen Stück weiterer Heilung belohnt wird. Irgendwann ist die Eifersucht, das unglücklich verliebt Sein, wohl auch das Vermissen, nicht mehr schlimm, schliesslich nicht mehr spürbar.

Ein bischen so wie mit einem verkürzten Muskel, den man dehnt: erst tut es tierisch weh, man glaubt kaum, das aushalten zu können, aber man lässt sich in den Schmerz hineinsacken...und nach 50 Sekunden oder so, in denen scheinbar nochts passiert ist, stellt man plötzlich fest, dass da immernoch dieses Gefühl ist, dass man es aber nicht mehr “Schmerz” nennen muss: es ist auf einmal o.k., und irgendwann im Grunde: weg!
*****s42 Mann
11.868 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe ja auch meist darauf hingewiesen ( ich denke schon ausreichend), dass Gefühle - egal wie sie sind - sein dürfen. Es gibt keine generell "guten" oder "schlechten" Gefühle. Wichtig ist, wie sie individuell wirken und wie man mit ihnen umgeht. Da kann sogar Schmerz ein "gutes" Gefühl sein.

Mir ging es vor allem darum aufzuzeigen, dass die Gedanken, die wir uns zu Situationen oder auch unseren Gefühlen machen (und diese Gedanken können wir sehr wohl mehr oder weniger bewusst steuern - man kann es auch trainieren) bestimmen, welche Gefühle wir entwickeln und wie sie auf uns wirken.
******ter Mann
1.282 Beiträge
Wie schon geschrieben ist es einfach wichtig diese gefühle und ihren Ursprung zu erkennen, bzw. bereit zu sein, dies zu überprüfen.

Sicherlich ist dieses Ideal nicht einfach zu erreichen, Anakins handern mit dieser Situation füllt ganze 6 Filme, in denen er zwischenseitlich daran zerbricht.

Wichtig ist immer nur, sich seiner selbst bewusst zu sein, achtsam mit seinen Gefühlen umzugehen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Wer sich entscheidet sie als gegeben hinzunehmen, sich in Verdrängung und Ohnmacht flüchtet, der wird nur weiter leiden.

Stellt man sich hingegen der Situation erfährt man "ein kleines Stück Heilung", wie Stephan es nannte. Und diese Heilung wiederum ermöglicht uns letztlich sogar für das ursprüngliche, das schmerzhafte Gefühl dankbar sein zu können.
Sie schreibt...
Ich denke, wir sind in unserer Gesellschaft zu sehr auf der Suche nach Fehlern, zu bestrebt unsere Bedürfnisse möglichst umfänglich und schnell zu stillen, zu geneigt unangenehmes zu betäuben, ja nicht zu spüren.


Ich empfinde Mangel nicht als negativ, sondern als normalen, natürlichen Zustand.
Immer satt können wir jetzt, in der heutigen Zeit und richtigen sozialen Schicht sein.
Wirklich normal ist das aber nicht.

Mangel gehört wie Schmerz einfach zum Leben.
Es ist ein Signal.
Und oft eine verschleierte Motivation für unser Handeln.

Dem Mangel nachzuspüren hilft mir einfach, mich zu erden.
Zu erkennen, was wirklich fehlt, schafft bei mir Ruhe.
Nicht nur, weil sich Lösungswege auftun. Auch das Erkennen, dass es gerade keine Lösungen gibt, erst recht keine schnellen.

Es reicht mir völlig zu erkennen, was mir fehlt.


Vieles von dem, was wir tun um Mangel zu beseitigen, ist letztlich eher Ersatzbefriedigung.

Ist auch nicht per se schlecht. Aber es tut gut, das zu erkennen. Dann kann man abwägen.


Und da es hier ja speziell um das Vermissen von Personen geht:
Wir sind soziale Wesen.
Wir „brauchen“ andere, so sind wir angelegt, geboren.
Wer meint, dass er sich selbst alles „geben“ kann, der lügt sich vermutlich selbst an.
Es darf auch mal schmerzen, wenn wir etwas brauchen. Das ist nur ein Signal.
*******ge59 Mann
323 Beiträge
Diffeomorph...was für ein schöner Name für ein Paarprofil 😉
*****_78 Frau
307 Beiträge
Themenersteller 
Liebe Beitragende,
ich freue mich wirklich sehr, dass ich diese anregende Diskussion angestoßen habe, vielen Dank für Eure Gedanken!

Ich muss zugeben, dass ich mich in gewisser Weise in Abhängigkeiten befinde. Dazu kommt häufig die Unklarheit, wann man sich wieder treffen kann, und diese Kombination macht das Vermissen für mich teils schmerzhaft, denke ich. Der Versuch, dieses Gefühl anzunehmen und damit zu leben, der läuft, daran versuche ich mich schon eine ganze Weile. Ich merke auch, dass ich besser damit klar komme als früher, manchmal ist es dennoch schmerzhaft. Es tut mir aber gut zu lesen, wie es Euch so geht, das hilft auf jeden Fall!
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