Du interessierst dich für Workshops?
Ein kleiner Leitfaden, den richtigen Workshop-Anbieter zu finden hier auf Bondageworkshops bezogen!Mit dem ständig wachsenden Interesse an Bondage, besonders dem Shibari
oder der japanisch orientierten Fesselung, sind auch die Angebots-Offerten für
„Workshops“ zum Thema, förmlich explodiert.
Somit entstand das stetig wachsende Problem der Orientierung für Interessierte in der Flut der Angebote, da hier die Spanne von unprofessionell und unseriös bis hin zum adäquaten, qualifizierten und soliden Fachmann reicht.
Mangelnde Qualifikation und Verantwortung gehen beim Thema Bondage ganz klar auf Kosten der Sicherheit, sowie der Gesundheit der Workshopteilnehmer. Aus diesem Grund, ist die fachliche Kompetenz des Anbieters unabdingbar, aber leider nicht immer gegeben.
Nun damit haben wir folgendes Problem, dass diese Angebots-Situation eben so
ist, wie oben beschrieben, nämlich, dass es hier keine mit Brief und Siegel geprüfte Ausbildung, entsprechende Qualifikation oder einen Abschluss gibt, wie wir ihn aus den „normalen“ Berufsfeldern und Branchen kennen.
Die einzig mir bekannte Ausnahme in Deutschland, ist das Studio Six in Berlin, welches u.a. von Osada Steve ins Leben gerufen wurde und somit als Vorbild eine Ausbildungs-Infrastruktur schafft und Lehrgänge bietet, die feste Basics und Techniken in einem in sich erschließendem Gesamtpaket der Shibari-Systeme vermittelt.
Jedoch ist damit erst der Anfang geschaffen, für die ausreichende Entwicklung einer soliden Infrastruktur.
Es wurde bisher leider versäumt, die verschieden Stilrichtungen, sowie Eigenentwicklungen der qualifizierten Rigger (aktiver Fesselkünstler) bundesweit und über die Grenzen hinaus, zu erfassen.
Auch dürfen wir nicht vergessen, dass Bondage ganz klar eine Kunstform darstellt, welche fundierte, entwickelte Techniken zu Grunde legt, unter Berücksichtigung des Körpers, seiner Eigenschaften und Beschaffenheit. Das Seil kann hierbei nicht wahllos um den Körper gelegt werden. Verschiedene Systeme und Wege bestimmen die notwendige Struktur.
Die künstlerische Freiheit eines Riggers ist an die Problematik der Sicherheit und des medizinischen Wissen gebunden, um Verletzungen beim Model vorzubeugen, bzw. diese zu verhindern.
Trotz der rasanten Entwicklung des Bondage und der qualitativ hohen Bondage-Kunst stehen wir noch in der Anfangsphase einer soliden Infrastruktur. Ob es irgendwann messbare Fähigkeitsstufen geben wird, ist fraglich. Transparenz in der aktuellen Marksituation halte ich jedoch für dringend erforderlich, da mich die aktuellen Gegebenheiten hinsichtlich der Angebote alarmieren.
Vorweg muss erstmal differenziert werden:
Workshop Art / Typ
Was will ich in dem Workshop lernen?
Es muss nicht jeder Workshop so stark Praxis bezogen sein, dass Mann/Frau nach 3 Stunden
heraus geht und bestimmte Fesselungen beherrscht. Ein Workshop hat auch dann einen qualitativ hohen Stellenwert, wenn sauber und korrekt referiert wird und der praktische Anteil entfällt. Aus diesem Grund ist auch nichts gegen eine Teilnehmerzahl von über 30 Personen einzuwenden.
Der Referent kann hier anhand seiner Vorführungen interessantes und lehrreiches vermitteln, somit verlässt der Teilnehmer den Workshop nicht, in der falschen Annahme, plötzlich viele Fesslungen zu beherrschen, hat aber einiges über das Thema gehört, kann also Tipps und andere Kleinigkeiten im späteren „Spiel“ berücksichtigen, welche sonst, aus Unwissenheit nicht zum tragen gekommen wären.
Sollte ich als Interessent aber eher Wert auf ausführende Praxis legen, so müssen die Ausschreibungen für Workshops stärker unter die Lupe genommen werden.
Fotos sind hier ganz klar Referenzen, aber allein nicht entscheidend.
Wer in nur drei Stunden für 20 Teilnehmer zahlreiche Fesselungen und Techniken zeigen und auch (!) beibringen will, zusätzlich medizinisches, Materialkunde von mindestens 10 Seilarten und zum Abschluss eine Suspension (Hängebondage) lehren will, dieses dann auch noch als Shibari deklariert, sowie Kaffee und Kuchen reicht, kann nicht seriös sein. Die einzige ehrlich erbrachte Leistung ist wohl dann nur der Kaffee und Kuchen.
Bei einer zu hohen Teilnehmerzahl hat der Anbieter nicht die Möglichkeit, genügend Aufmerksamkeit, auf das Lehrverhalten seiner Interessenten zu richten. Man kann hier ganz klar davon ausgehen, dass der Anbieter sein Interesse ehr auf den Geldbeutel seiner Workshopteilnehmer gesetzt hat.
Workshop-Kritiken sollte man auch genauer lesen bzw. differenzieren.
Nicht selten werden Workshops mit Lobeshymnen in verschiedenen Threads überschüttet.
Natürlich glaubten die Teilnehmer oft gut beraten zu sein. Erst der Besuch eines weiteren Workshops bei einem anderen Anbieter öffnete die Augen, da man erst jetzt einen Qualtiätsunterschied erkennen konnte.
Kommunikation mit den Threadschreibern ist grundsätzlich hilfreich. Interessant ist auch, ob der Schreiberling Vergleichsmöglichkeiten hatte.
Sprecht die Teilnehmer im Forum an, hinterfragt es, sprecht den Referenten an, lasst euch erklären, was sein Anlegen ist, was er erreichen möchte, solltet ihr am einem Workshop Interesse haben!
Stellt Fragen!
Warum war der Workshopleiter gut?
Das er vielleicht lustig war und sein Konzept mit Humor und einem gewissen Spaßfaktor präsentiert hat? Dies ist sicher nicht verkehrt, denn wir alle wissen aus der Schulzeit, wie es ist, sich durch trockenen Unterricht zu kämpfen.
Hier haben wir es mit unserem Hobby zu tun und dennoch muss das Thema Sicherheit mit dem nötigen Ernst behandelt werden, besonders wenn es um Shibari und Suspension geht.
Waren die Erklärungen wirklich plausibel und logisch?
Sind die Ausführungen nach vollziehbar und korrekt?
Ist wirklich das Beigebrachte hängen geblieben?
Konnte ich kurze Zeit später das Gelernte noch anwenden?
Fotos
Ein Rigger mit langjähriger Erfahrung ist durchaus in der Lage mit Fotos seine Arbeiten zu dokumentieren. Fehlen diese, ist das schon etwas zweifelhaft, denn wie will man erkennen können, ob die Fertigkeiten des Fesselkünstlers den Lernzielen, welche der Anbieter in seiner Workshopbeschreibung deklariert, entsprechen.
Aber(!) auch mit den Fotos des Riggers haben wir unser Ziel noch nicht erreicht. Wir sind ja noch Anfänger. Wie können wir nun, anhand von Fotos, einen seriösen von einem unseriösen Rigger unterscheiden?
Die Fotos auswerten
Dies ist der schwierigste Part für den Laien.
Wie kann ich erkennen, wo ein gut ausgeführtes System dargestellt ist, wo Fehler im Detail stecken oder ob es sich doch um eine hochwertige, qualitativ saubere Bondage handelt.
Die Antwort hier, ist sehr ernüchternd, denn als Laie sehe ich Qualitätsunterschiede im Feinheitsbereich nicht.
Aber, ich kann mein Augenmerk auf Sauberkeit der ausgeführten Wicklungen legen, ob die Seile verdreht oder übereinander liegen, wenn kein Knoten gearbeitet ist.
Wüstes Durcheinander, erkennbar lockeren Fesselungen bei welchen die Seile zu verrutschen drohen bieten kleine Ansatzpunkte, denen man unbedingt Aufmerksamkeit schenken sollte.
Referenzen
Wenn in ferner Zukunft eine Ausbildungs-Infrastruktur geschaffen ist, können Referenzen die Auswahl der Angebote zumindest etwas erleichtern.
Mein Wunsch wäre, dass fachlich kompetente, engagierte Workshopleiter mit gutem Ruf,sich langfristig durchsetzen können und somit der Wert ihrer Arbeit, insbesondere ihrer Workshops erkennbar wird.
Bis dahin sollten wir Angebote mit kritischem Auge prüfen.