Masochismus eine "Sache" der Endorphine
Gerade für Neulinge auf dem Gebiet ist es sicherlich ganz hilfreich das eine oder andere theoretisch zu wissen um es in der Praxis noch ein wenig besser einordnen zu können. Aber auch erfahrene SM'ler können vielleicht hiermit das ein oder andere nutzen um Grenzen neu zu entdecken und zu verstehen was im Körper der Sklavin oder des Sklaven so vor sich geht wenn sie/ er sich dem Masochismus hingibt.Ob nun eine Berührung als angenehm oder als Schmerz empfunden wird, hängt von der Intensität des Reizes und von der persönlichen Einstellung dazu ab. Ein plötzlicher Reiz wird intensiver wahrgenommen und löst eher einen Fluchtinstink aus. Wenn der Körper jedoch längere Zeit diesem Reiz ausgesetzt ist und dieser eine individuell verschiedene Schwelle überschreitet, kommt es zur Ausschüttung von Endorphinen.
Endorphine sind endogene Morphine, opiatähnliche Stoffe. Sie dämpfen das Schmerzempfinden, haben Einfluss auf die Atmung, den Blutdruck, die Darmtätigkeit und die Wärmeregulation. Besonders das Beta-Endorphin-System im Zwischenhirn scheint bei euphorischen Zuständen in existentiellen Grenzerfahrungen eine Rolle zu spielen. Ebenso wurde bei der Verabreichung von Antidepressiva eine Vermehrung der Endorphin-Bindestellen (sogenannte 'Opiat-Rezeptoren') im Gehirn festgestellt.
Eine Möglichkeit, den eigenen Körper zur Ausschüttung von Endorphinen zu veranlassen ist Extremsport - eine andere, sich wohldosiert Schmerzen zufügen zu lassen.
Wie lange es dauert, bis die Endorphine ausgeschüttet werden, ist individuell verschieden. Es kann durchaus 20 min dauern und erfordert, dass Sklavin/ Sklave sich darauf einlässt. Mit der Zeit (insbesondere nach Erleben des ersten Endorphinrausches) wächst die Bereitschaft, sich auf diesen Ausnahmezustand des Körpers einzulassen. Masochisten unterscheiden sich also vom Rest der Menschheit durch die Gabe, auf Schmerzen sehr schnell mit der Ausschüttung von Endorphinen zu reagieren - sofern sie wollen.