Sooo...
Nun werd ich mich auch mal zu Wort melden.
Ich war nun selbst ein knappes Jahr lang bei einem Stammtisch in Essen (SMart in der Zeche Carl), der neben einem "Rumklönen", wie es sich für das Sitzen am eigentlichen "Stammtisch" gehört, noch etwas beinhaltet:
"Gruppen", also Gesprächsrunden. Vor dem eigentlichen "Stammtisch-beisammen-sitzen" läuft die Gruppe.
Und keine Gruppe ohne vorherige "Info-Runde"!
Termine, Wichtiges, Informationen aus dem Verein (denn ja, der Stammtisch, bei dem ich da war, ist Teil von SMart Rhein-Ruhr e.V.), Nachrichten aus dem Vorstand etc.
Info-Runde beendet, kleine Raucherpause, dann "Gruppe".
In der einen Woche ist es eine große Runde, natürlich zu einem Thema. Ob da nun wer kommt (extern) und Infos zum Thema Schlagwerkzeuge vermittelt und gleich noch am mitgebrachten Opfer vorführt, oder ob der für diesen Abend benannte "Teamer" sein vorbereitetes Thema an die Gruppe bringt (und dieselbe zur aktiven Beteilung in Form von Diskussionen animieren möchte) - es ist halt eine an Tischen (kreisförmig aufgestellt) sitzende Gruppe in einem Gruppenraum, vom Gastronomie-Betrieb des Ladens mehr oder weniger abgeschottet.
Und in der anderen Woche ist es dann der Abend der "Aktiven- und Passiven-Gruppe". Die Aktiven gehen mit ihrem "Gruppenleiter" in den einen Gruppenraum und diskutieren Themen, die Passiven verschwinden mit ihrer "Führungskraft" in den anderen Gruppenraum, sitzen dort im Stuhlkreis und kommunizieren ebenfalls zu einem (an diesem Abend im Grunde gleich bleibenden und oftmals schon Wochen vorher festgelegten) Thema.
Erst danach gehts zurück in den Gastronomie-Teil des Gebäudes, es folgt der "Stammtisch": essen, trinken, klönen.
Wie gesagt: ich war nun ein Jahr dabei, fühlte mich da von Anfang an sehr wohl, es war für mich die optimale "Stammtisch-Version" in der Zeit meines Einstiegs in die Szene überhaupt.
Nur... inzwischen hat sich für mich herauskristallisiert, was ich möchte, was ich mag, wie "mein BDSM" aussieht.
Und irgendwie... bin ich damit in DER Stammtischgruppe plötzlich nicht mehr richtig; ich mag nicht, was da die meisten mögen (hauen, noch fester hauen, mit anderen Werkzeugen hauen, Schlagwerkzeuge rumzeigen, von Parties erzählen, die SMart-Party überhaupt für die tollste Fete halten, Gruppenthemen immer um die selben Grundgedanken herum stricken,...) - meine spezielle Leidenschaft teilt dort in der Form praktisch so gut wie niemand (Bondage, speziell die japanische Form, die Ästhetik dieser Seil-Kunst, das künstlerisch-kreative daran, die Art der Hingabe, wie sie eben den fesselnden Momenten ganz eigen ist).
Und obwohl ich bei diesem Stammtisch Menschen kennen lernen durfte, die ich bis heute sehr schätze und mag, ist mir die Lust daran vergangen. Plötzlich nervt mich das Gruppen-Getue, geht mir die Vereins-Meierei auf die Nerven, mag ich Worte wie "Vorstands-Sitzung", "Mitgliedschafts-Anträge", "Teamer" (der ein Thema vorbereitet und dann der Gruppe zur Diskussion präsentiert) bei einem STAMMTISCH nicht mehr hören.
Auch dass von "ganz oben" der Stammtisch so wichtig genommen wird, dass man sogar die Teilnehmer immer wieder aufs deutlichste darauf hinweist, sich doch bitte in der SZ auch für eben diesen Stammtisch (oder die dazu gehörende Gruppe) einzutragen - denn (O-Ton) "je mehr Leute da auf unserer Liste drauf stehen, umso einladender und interessanter wirkt das nach außen!".
All das sind Gründe, die mich inzwischen dazu bewegen, mich von all dem zu lösen.
Ich bin in der glücklichen Lage, inzwischen genau das richtige Treffen für mich gefunden zu haben (denn dort geht es dann um Bondage, und das trifft halt genau mein Interesse, und zwar aktiv, sprich: Trainings- und Übungs-Treffen für Bondage-Begeisterte), und bislang stand ich eben noch als Teilnehmer in der SZ-SMart-Stammtisch-Liste eingetragen.
Das hab ich vor 2 Tagen geändert, bin da quasi aus der Teilnehmerliste ausgetreten (ja, obwohl sich damit die Teilnehmerzahl dramatisch um einen Teilnehmer verringert und ICH dann Schuld bin, wenn der Stammtisch nach außen nicht mehr interessant genug wirkt *grinz*), und ich bin froh, diese Entscheidung für mich getroffen zu haben.
Der Essener SMart-Stammtisch (ich war auch bei SMart in Bochum - läuft im Grunde genauso ab, nur dass in Essen vielleicht der Altersschnitt etwas niedriger liegt) ist sicherlich nicht schlecht, aber für mich (rein subjektiv betrachtet) nach diesem einen Jahr (das durchaus viel Gutes hatte!) jetzt einfach nicht mehr der richtige.
SMart ist sicherlich nicht verkehrt, wenn man erstmal neu in der Szene ist und einen Einstieg braucht, Informationen haben möchte, Themen, Ideen und Gedanken kennen lernen will ("Erstbesucher-Betreuung" in Form eines mehr oder weniger aufgezwungenen Gesprächs mit einem der "Gruppen-Leiter", wenn man das erste Mal dort aufschlägt...". Aber sobald man anfängt, über den SMart-Tellerrand zu blicken, ist man irgendwie schnell ein Außenseiter dort.
Das Ruhrgebiet hat sicherlich einige gute Stammtisch, aber grad, wenn man etwas neues machen möchte (zum Beispiel jetzt aktuell die Gründung des Fessel-Treffens, denn derartiges ist im Ruhrgebiet bislang halt "unterbesetzt"), hat man im Ruhrgebiet ein großes Problem:
Den Verein SMart und seine allgegenwärtige (selbstgemachte) "Wichtigkeit". So gut die auch organisiert sein mögen - die NRW-Szene hat da halt einen müden Verein sitzen, der sich permanent um Finanzen, Vorstand, Themenfindung für Gesprächsgruppen etc dreht. Selbsthilfegruppe SMart...
Klingt böse, deshalb wiederhol ichs nochmal:
MIR tats gut, den Einstieg über SMart zu finden.
Nur jetzt geh ich eigene Wege, mag die SMart-Trampelpfade nicht weiter im Gänsemarsch hinter all den anderen SMart-Gruppen-Mitgliedern her durchschleichen.