Die BDSM-Sesamstraße oder: "Demut Stand-by"
Catta, deine Fragen sind erhellend. Durch Fragen kommt man den Dingen auf den Grund. So denke ich durch deine Frage über mein Empfinden nach.
Wieso, weshalb, warum wer nicht fragt, bleibt dumm...
Sorry, wenn es nun wieder ein längerer Beitrag wird. Scheltet mich, ich kanns nicht in 2 Sätzen erklären...
Tatsächlich empfinde ich das, was ich (für mich) als Demut bezeichne, gegenüber der "Gesamtsituation" - gegenüber dem gesamten Wesen meiner Partnern (das gilt auch dann, wenn sie nicht meine Lebens-, sondern "Spielpartnerin" ist, wenngleich es sich dann vielleicht weniger stark ausgeprägt anfühlt), die stets auch Frau ist, selbst wenn diese in bestimmten Situationen ganz weit hinten und die Sub ganz weit vorne ist.
Innerhalb gewissen Situationen tritt meine Demut wirklich in den Hintergrund. Wohlgemerkt - in den Hintergrund heißt nicht, dass sie völlig ausgeschaltet wird. Sie ist gewissermaßen im "Standby-Modus":
Am stärksten ist dies nicht einmal bei einer Session ausgeprägt, sondern beim Sex. oft genug rückt hier der Tyrann in den Vordergrund. Dann, wenn meine Partnerin Lust darauf hat, mich zu verführen, über mich herzufallen (besonders bei einer Fernbeziehung durch die Beschränkung auf die Wochenenden...). Ich genieße das absolut, es macht mich natürlich auch an, wenn die Frau ihrer Lust frei vom Rahmen auslebt, den der Dom ihr als Sub gibt. Schließlich ist auch bei mir nicht alles BDSM, wo Sex und Sinnlichkeit draufsteht...
Doch gerade dann wird die Lust des Tyrannen am stärksten, wenn die Frau am geilsten ist (die Frau, nicht die Sub). Er wittert, und oft genug übernimmt er das Ruder, überwältigt die Frau, und am Ende liegt dann doch gerne mal wieder Subbie gefesselt und geknebelt vor ihm und wird benutzt... (jep, Simone de Beauvoir hat dazu ihre eigene Theorie, nicht ganz falsch, siehe "Das andere Geschlecht)
In diesen Momenten ist nix mit Demut, da der König verschwindet.
In einer Session dagegen, für viele ein Synonym für BDSM, sind Tyrann und König meist im Einklang. Da kämpft der Tyrann nicht mal um die Vormacht, da weiß er, dass seine Wirkung alleine nie so intensiv wäre bei ihr, wenn der König nicht ebenfalls aktiv beteiligt wäre. Und da die Demut auf Seiten des Königs liegt, wie ich zuvor schrieb, ist in einer Session auch die Demut mit im Spiel. Eben im Standby-Modus, denn sonst wäre es nix mehr mit Einfühlungsvermögen. Und ohne das kann eine Session leicht kippen, wenn man sich anschickt, Grenzen zu überschreiten. Und selbst bekannte, vertraute Dinge, die man schon oft miteinander gemacht hat, können eines Tages, und sei es nur auf Grund der Tagesform, plötzlich anders wirken. Hier ist die Demut mein Wissen um die Grenzen und das Wohlbefinden von Sub UND Frau, die ich als gegeben annehme. Und in meinem Herzen weiß ich, welches Geschenk die Frau mir macht, in dem sie sich mir so ausliefert.