„Sadismus hat erstmal nichts mit Empathie zu tun.
Sadismus ist einfach die Lust am/durch Schmerz Anderer, nicht mehr und auch nicht weniger.
Sadismus hat auch nur indirekt mit der von Dir beschriebenen Situation zu tun, es geht viel mehr um Deine starke Erregung, die durch die Session ausgelöst wurde.
Das Problem, das Du beschreibst ist eine Grenzüberschreitung und die hat mit Kontrollverlust und Impulskontrolle bzw. dem Verlust von Impulskontrolle zu tun.
Dazu kommt das Übergehen des Nein, was ein klarer Machtmissbrauch und Konsensverstoß ist. Das ist ein Problem im D/s Bereich und bei m Konsens.
Somit ist die Frage, wie Du zukünftig kontrollierter und verantwortungsvoller agieren kannst.
Dir sollte auch bewusst sein, dass eine ein solche Situation, bei einer Anzeige, auf Körperverletzung und zu mindest sexuelle Nötigung hinauslaufen kann.
Dem würde ich jetzt mitm dem Hinweis auf das Buch "Sadisten" von Lyria Benecke widersprechen, da mir in deinem Posting zu viele Schlagworte und Absolutismen transportiert werden, die du eventuell gar nicht so meinen könntest wie sie auf mich wirken.
So hat der inklinierende Sadismus durchaus etwas mit Empathie zutun, wenn man selbige als gemeinsame Erfahrung versteht bei der der zugefügte Schmerz nicht nur auf Konsens beruht, sondern an der Freude am Lustschmerz der masochistischen Person.
Damit unterscheidet sich diese - nun sehr sehr sehr kurz und simplifiziert definierte - Form des Sadismus elementar vom perikulären Sadismus, bei dem es um nonkonsensuale Schmerzzufügung geht, bei der dem pathologischen Sadisten mitunter egal ist was er beim Opfer auslöst oder er gar den nonkonsensualen Schmerz erzeugen will. Er kann dabei dennoch sexuelle Erregung verspüren oder erfahren. Diese kann sogar Ziel seines Sadismus sein. Wir sind dann aber jenseits dessen, was wir im BDSM-Bereich praktizieren, weshalb ich sofort aufschreien möchte, wenn jemand diese Form des einseitigen und in seiner Wirkung auf die Zielperson egalisierten Sadismus als "okayig" definiert.
Mein Sadismus basiert nicht nur auf Konsens, sondern auch auf die langfristigen Auswirkungen.
Natürlich darf meine Partnerin in der Situation heulen, schreien, toben, betteln und auf Dritte absolut den Anschein erwecken als wäre das absolut garstig und bösartig. Wichtig ist mir, dass es das im Kern aber nicht ist, da sich alles im Rahmen des Metakonsens bewegt.
Sollte dieser verlassen werden, so sind wir nicht mehr im inklinierenden Sadismus, sondern im perikulären, bei dem es mir nur um das Zufügen von Schmerz "koste es was es wolle" ginge. Das ist dann kein BDSM mehr, so wie ein "roter Vorhang", bei dem ein "Nein" oder ein "Stopp", bzw. ein Verlassen des (Meta-)Konsens nicht und niemals okay sind! Das hat hier zum Glück (noch!?) niemand geschrieben, obschon ich es in den letzten Monaten zu oft vernahm.
Ich unterstelle dir, Threaderstellerin, nun keine bewusste Grenzüberschreitung.
Es passiert schnell, dass man (gerade potentiell unerfahren) im Eifer über Dinge hinausgeht oder aufgegeilt weiter geht als man es nüchtern würde. Dringend anraten würde ich jedoch zu schauen was da nun eigentlich passierte.
Ein Kontrollverlust auf der agierenden Seite kann massiv nach hinten los gehen.
Die Dinge, die ich mich fragen würde wären:
• was hat den Kontrollverlust genau ausgelöst?
• wie fühlst du dich damit?
• welche Mechanismen könnten einen solchen Kontrollverlust für das nächste Mal vermeiden?
Gerade letzteres fände ich sehr wichtig, denn ein Stop ist ein Stop ist ein Stop!