*********lpert:
Wer sich nur ein wenig die Mühe macht und sich mit dem Begriff SUCHT mal 10 Minuten auseinander setzt wird schnell die Gewissheit erlangen, dass eine Sucht schnell völlig zerstörerisch wirkt. Das ist das Wesen einer SUCHT. Keine Steuerung mehr möglich, da wechselt der Alkoholiker nicht mal eben die Trinkgewohnheit und der Süchtige nach dem Schmerzensschrei der Sub wird nicht mal eben ins entspannte Shibarizimmer wechseln.
Das von reingestolpert Geschriebene geht dann ja wohl an meine Adresse, und das wird wohl auch das gewesen sein, was AnotherLove8476 meinte. Einen Teil der Kritik, einen Teil des Schuhs muss ich mir auch anziehen davon, also nehme ich hier dazu Stellung und präzisiere das Ganze, um nicht den Vorwurf im Raum stehen zu lassen, dass ich Süchte verharmlose. Denn eine Sucht ist, da hast du völlig recht, ganz und gar nichts Harmloses.
Am Beispiel "Alkoholsucht" lässt sich das gut festmachen. Denn es gibt verschiedene Suchtarten davon. Beide sind sehr gefährlich, aber auf unterschiedliche Art und Weise.
Wovon ich hier schrieb, sind die sogenannten "Gewohnheitstrinker". Also jene, die z.B. ihr Bier nach Feierabend brauchen, und extrem grantig werden, wenn sie dieses nicht zum Feierabend kriegen. Jene, die diesen "kleinen Schwipps" als "brauche ich zum Entspannen" oder mit "dann bin ich so schön gelöst und entspannt" begründen.
Wer jetzt sagt "das ist doch noch keine Sucht, das ist doch harmlos": Nein, ist es nicht!
Genau hier fängt Sucht an! Eine Definition von "Sucht" ist nämlich
"übersteigertes Verlangen nach etwas, einem bestimmten Tun", gemeint ist damit, dass Dinge so sehr aus Gewohnheit geschehen, dass es ohne dieses gar nicht mehr geht. Wobei es hier nicht auf die Menge, sondern auf die Häufigkeit ankommt: Wer mindestens täglich, gar mehrmals täglich, Sex braucht um sich "zu entspannen" beispielsweise, kann genauso als "süchtig" bezeichnet werden.
Diese Art von Sucht ist insofern noch eine harmlose Variante, weil sie dem Menschen nicht über Gebühr schadet. Nimmt die Menge zu, lässt sie sich durch einen Wechsel der Gewohnheiten gut regulieren. Das Verlangen danach ist zwar real und nicht mehr umkehrbar, es lässt sich aber kanalisieren und ein Stück weit beherrschen. Wie, beschrieb ich oben.
Was du, reingestolpert, ansprichst, ist die zweite Definition von Sucht: "Krankhafte Abhängigkeit von einem Genuss- oder Rauschmittel".
Auch Endorphine können ein Rauschmittel sein. So entstehen dann Sexsucht, Sucht auf Gefahrensituationen etc., weil sie einen Endorphinausschuss fördern. Auch BDSM ist da möglich, beim Schlagen beispielsweise kommt solch eine Endorphinausschüttung häufig vor. Sie erzeugen ein Glücksgefühl, und dieses Glücksgefühl kann (nicht muss!) hochgradig süchtig machen. Wenn man es nicht nur immer wieder will, sondern zwingend braucht, um weiterleben zu können.
Diese zweite Art von Sucht kommt meines Erachtens eher selten vor bei BDSM. Es mag Fälle, Menschen geben, bei denen es so ist, bislang beobachtete ich Tendenzen in diese Richtung allerdings nur bei Menschen, die ohnehin suchtgefährdet in jeglicher Hinsicht waren oder auch bereits einer Sucht anheimgefallen sind. Andere, die im täglichen Leben sonst keine Auffälligkeiten vorher zeigten, habe ich bislang auch bei BDSM es nicht ausufern sehen.
Und um das noch einmal ganz klar hier zu sagen:
Diese krankhafte Abhängigkeit ist kein Spaß und gehört definitiv behandelt! Jemand, der krankhaft alkoholsüchtig geworden ist, zerstört damit sein ganzes Leben. Jegliches Maß geht da verloren. Und: Wer da raus will, bei dem geht es nur darüber, dass er, wenn er ausgestiegen ist, nie wieder in seinem Leben Alkohol anrühren wird. Denn tut er es, hängt er sofort wieder an der Nadel im übertragenen Sinne, die Kontrolle ist in nullkommanix wieder verloren und das Saufen geschieht dann i.d.R. sofort wieder ohne jegliche Selbstdisziplin. Eine echte Sucht dieser Art ist schlicht nicht aufhaltbar, ist derjenige über einen bestimmten Punkt rüber. Ohne fremde Hilfe in der Regel nicht zu schaffen.
Davon ist BDSM aber weit entfernt! Es endet höchstens in der ersten Version von Sucht, dass das Verlangen danach höher ist als man als "normal" annehmen könnte.
Das allerdings kommt ziemlich häufig vor.
: Ähnlich wie ein "Gewohnheitstrinker" werden viele extrem unentspannt, wenn sie ihre "Dosis BDSM" eine Weile nicht mehr hatten. Und sind dann die Ruhe selbst wieder, sobald sie diese hatten.
Darin unterscheiden sie sich wiederum aber auch nicht sonderlich von Menschen, die zum Tier werden, wenn sie eine Weile keinen Sex hatten.
Ich hoffe, es gibt diesbezüglich keine Missverständnisse mehr jetzt.
Es lag und liegt mir jedenfalls fern, eine ernsthafte Sucht mit einer "Gewohnheitssucht" gleichzustellen. Das ist sie definitiv nicht.
Liebe Grüße,
Euer schwarzschaf.