*******chaf:
Habt ihr schon mal "nein" gesagt in einer Session? ...
Mit dem "nein" meine ich ein ernsthaftes "nein". Also eins, das auch wirklich so gemeint ist. Wahlweise also auch das Safewort, oder das "Rot" der Ampel, sprich: Das mache ich definitiv nicht mit. Das geht mir zu weit. ...
Wer hat damit schon Erfahrung? In welcher Situation habt ihr es schon einmal gemacht, gesagt?
Auch: Wie ging es dann weiter? Wie war die Reaktion eures Gegenübers?
Es gab eine Situation, in welcher ich bereits über meine Grenze der Belastbarkeit gegangen bin. Aber ich wollte dennoch nicht abbrechen. Ich weiss nicht, ob ich zu stolz oder sogar zu feige war, das Safewort zu nutzen. Ich kann es mir selbst nicht erklären, warum ich nicht genug bekam. Mein damaliger Spielpartner wusste schon bevor die Grenze überschritten war, dass wir abbrechen sollten und fragte immer wieder nach, ob es mir gut geht und ob ich ein Pause einlegen wolle. Stur verneinte ich mehrfach. Er spürte, dass es in dem Moment wichtig war, dass er mich dazu bringen MUSSTE, dass ich das Safewort ausspreche. Also sagte er: "Gut, wenn du dir also absolut sicher bist, dass wir weitermachen sollen, dann soll dein Wunsch in Erfüllung gehen
." Ab dem Moment dauerte es dann nicht mehr lange und ich bekam endlich das Safewort über die Lippen und brach mehr oder weniger zusammen. Er fing mich im wahrsten Sinne des Worte auf. Wir kuschelten viel und sprachen darüber, was geschehen war. Er war sehr ernst, als er sagte, dass es wichtig sei, dass ich lernen müsse, auch nein zu sagen. Dieses Erlebnis hat dazu geführt, dass ich mich ihm noch näher fühlte. Es tat mir unheimlich gut zu wissen, dass er mich so gut lesen konnte und noch vor mir wusste, wo meine Grenzen sind.
Manch einer wird das wohl für unverantwortlich halten, dass er nicht abgebrochen hat. Für mich war es aber genau der richtige Weg, gezwungen zu werden, mir meine Grenze der Belastbarkeit auch selbst einzugestehen und dies nicht als Versagen zu empfinden. Bei den Sessions zuvor hatte er immer eine Zwangspause verordnet, wenn er merkte, dass ich nicht mehr konnte. Doch bei diesem einen Mal entschied er sich dazu, mich soweit zu bringen, dass ich endlich auch selbst erkannte, wann genug war. Nach diesem Erlebnis wurden unsere Spiele noch inniger und ich konnte mich komplett fallen lassen.
*******chaf:
Zudem: Gab es auch einmal Situationen, in denen ihr "nein" eigentlich hättet sagen sollen, euch aber nicht trautet? Falls dem so gewesen sein solltet: Warum? Was hielt euch davon ab?
Einmal habe ich mich auf ein Spiel mit jemanden eingelassen, den ich noch nicht gut kannte und mit dem ich vorher auch nicht wirklich über Tabus etc gesprochen hatte. Das Spiel war nicht geplant, sondern ergab sich aus einer sehr schlechten Ausgangslage. Ich war emotional total aufgewühlt und hätte in meiner Verfassung überhaupt nicht spielen sollen. Schnell glitt das Spiel auch in einen Bereich, den ich als "nicht mehr einvernehmlich" beschreiben würde. Ein Safewort hatte wir vorher auch gar nicht abgesprochen. Also sagte ich nur nein, aufhören, stop, das will ich nicht!! Der Mann jedoch irgnorierte das und sagte, dass ich das doch wolle und brauchen würde. Ich habe versucht ihm klar zu machen, dass ich nicht mehr will. Das Wort Mayday ist mir in dem Moment nicht eingefallen. Immer härter und aggressiver wurde sein Handeln und da fiel bei mir innerlich eine Klappe und ich zog mich in mein innerstes Selbst zurück. Ich habe alles teilnahmslos über mich ergehen lassen, bis er endlich von mir abgelassen und mich weggestossen hat. Ich war wie in einem Schockzustand. Mechanisch setzte ich mich in Bewegung und schleppte mich ins Bad, schaute auf das Blut, dass an mir herunterfloss und fühlte nichts. Nachdem ich mich angezogen hatte, fuhr ich nach Hause. Ich sprach eine Weile nicht über das Erlebte bis es mich irgendwann später ganz massiv einholte. Ich hatte einen fürchterlichen Absturz, der erst in dem Moment ans Tageslicht kam, als ich mit jemanden eine eigentlich ganz harmlose Unterhaltung hatte. Dieser Mensch hat mich dann aufgefangen und das Erlebte mit mir aufgearbeitet.
Eine solche Situation möchte ich nie wieder erleben. Ich habe daraus gelernt, dass ich mich nie wieder auf jemanden einlasse, den ich nicht gut genug kenne und auch nie wieder in einem so emotional instabilen Zustand spielen werde.