Erziehung und Bestrafung, Ritual und Ästheti – eine These
Die ErziehungUnter Erziehung versteht man die pädagogische Einflussnahme auf die Entwicklung und das Verhalten meist Heranwachsender, aber auch einer Sub. Obwohl man bei Erwachsenen eher von Belehrung, Unterweisung oder Unterricht spricht. Dabei beinhaltet der Begriff sowohl den Prozess als auch das Resultat dieser Einflussnahme. In Bezug zu einer Sub kann in expliziten Fällen auch von Dressur gesprochen werden.
Erziehung zur Demut, zum reinen Lustobjekt, zur Orgasmuskontrolle, etc., das mittels Lektionen.
Die psychologische Komponente im Erziehungsprozess betrifft vor allem das Erziehungsklima zwischen Sub und Erzieher. Dauerhafte Wirkung auf ihre Entwicklung hängen entscheidend von der Überzeugungskraft und Einsatz entsprechender Mittel des Erziehers ab.
Kritik an Verfehlungen sollen nicht mit Emotionen und Beschimpfungen angebracht werden, sondern mit Selbstbeherrschung und Ruhe selbst bei Provokationen.
Beschimpfungen und verbale Demütigen erscheinen wieder in eigenem Kontext.
Strafmaßnahmen, angemessen oder unangemessen erwachsen als Konsequenz aus adäquatem Benehmen der Sub.
Dem Erzieher obliegt die Erziehungsverantwortung.
Die Bestrafung
Die sanfte Form von Bestrafung beginnt mit dem Tadel und kann in Konsequenz in die körperliche Bestrafung führen.
Der Tadel (auch Rüge oder Schelte) bezeichnet eine meist verbale missbilligende Beurteilung, die oftmals mit dem Ziel einer Mäßigung oder Verhaltenskorrektur verbunden wird und gelegentlich als Strafe fungiert.
Die Strafe, eigentlich ein zentraler Begriff des Strafrechts, ist eine Sanktion gegenüber einem bestimmten Verhalten, das in der Regel vom Erziehenden als in einer entsprechenden Situation den Umständen gemessen vollzogen wird. Die Strafart wird daraus abgeleitet und richtet sich an diesbezügliche Umstände.
Die Frage nach der Legitimität von Strafe äussert sich in der individuellen Straftheorie des Doms. Sie orientiert sich in der Regel am Strafzweck bzw. an moralischen- ästhetischen Vorstellungen.
Damit Strafe das unerwünschte Verhalten effektiv abbaut, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, dazu gehören:
• die Strafe muss erkennbar mit dem Verhalten zusammenhängen, also u. a. zeitnah erfolgen
• die Strafe muss jedes Mal erfolgen, wenn das unerwünschte Verhalten gezeigt wird (nicht nur sporadisch)
• die Strafe muss kann von Anfang an massiv sein oder durch stufenweises Steigern erfolgen.
Die Kognitive Psychologie hat gezeigt, dass harte Strafen oft nicht wirken, zum einen, weil sie Widerstand provozieren, zum anderen, weil sie als externe Rechtfertigung nur solange funktionieren, wie der Strafende anwesend ist
Ein Problem des Strafens ergibt sich auch aus dem Umstand, dass das Strafen allein nicht zwangsläufig die Alternative zum bestraften Verhalten deutlich oder wahrscheinlich macht; ausser die Bestrafte erhält Gewissheit über Möglichkeiten alternativer Verhaltensweisen, deren Bestrafung unterbleibt oder weniger wahrscheinlich wird.
Neben der körperlichen Züchtigung werden psycho-soziales Verhalten zu den Strafen gezählt: ein schlechtes Gewissen machen, verletzen, auslachen, anklagen, ironisieren, herabsetzen, drohen, gehässig kritisieren, triumphierend provozieren, Vorwürfe machen, ausschimpfen, ein leidendes Gesicht machen, sich zurückziehen.
Als Strafmethoden und Erziehungsmittel in Bezug auf Körperstrafen können beispielsweise die flache Hand, der Lederriemen, die Peitsche, das Paddel, die Weidengerte, der Teppichklopfer, die Fliegenklatsche, oder ein dünner Rohrstock zur Anwendung kommen.
Wie im früheren Schulmilieu, können Strafen, außer auf den Hosenboden, oft auch auf die ausgestreckte Hand gegeben („Tatzen“) werden. In der Schule kamen dabei früher die Rute, später der Rohrstock und auch das Lineal zum Einsatz. Andere häufig gebrauchte Körperstrafen waren die Ohrfeige, die Kopfnuss, das Ziehen an den Haaren oder Ohren oder das Knienlassen des Kindes auf einem spitzen, dreikantigen Holzscheit.
Im Englischen wird die Züchtigung auf dem Gesäß „Spanking“, im Französischen „Fessée“ genannt, im Hochdeutschen „Versohlen“. Verbreitet sind eine Vielzahl von regionalsprachlichen Dialektwendungen, solche sind „Arsch versohlen / 'nen Arsch vollkriegen“, „ein paar hintendrauf kriegen“ oder „den Hosenboden voll kriegen“ im Berlinischen, im Süddeutschen „Hosenspannes“, „ne Jachtreise machen“ und in Norddeutschland, „wat auf die Bollen“ sowie „dann hat der Hintern Kirmes“ im Ruhrgebiet.
Eine erste theoretische Rechtfertigung für die Praxis der Körperstrafe findet man bei den Hebräern im Alten Testament. Hier wird die Züchtigung nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar immer wieder empfohlen, vor allem im Buch der Sprichwörter.
„Wen der Herr liebt, den züchtigt er,
wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat.“
„Wer Zucht liebt, der wird klug; aber wer Zurechtweisung hasst, der bleibt dumm.“
„Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn,
wer ihn liebt, nimmt ihn früh zur Zucht.“
Im antiken Athen waren Züchtigungen an der Tagesordnung. Von den Römern sind vor allem die Körperstrafen an den Schulen übermittelt. Züchtigungsinstrumente waren dort
• die scutia (Lederriemen),
• ferula (Rute) und virga (Birkenrute) und
• das flagellum (Peitsche mit Knotenschnüren; Flagellation war lange Zeit der Begriff für Auspeitschung).
Gegenstimmen: Das Wörterbuch der Erziehung von 1997 hält Strafe grundsätzlich für ein ungeeignetes Erziehungsmittel. Strafe könne eine Zeit lang ein bestimmtes Verhalten unterdrücken, es aber auf lange Sicht nicht beseitigen. Als Revanche eigne sich Strafe nicht. Strafe bewirke aggressives Verhalten, Groll, Misstrauen, Hass und Rebellionsneigung; sie verfehle damit ihre Intention. Strafen hätten grundsätzliche Makel.
Das Ritual
Ritual. 6 Buchstaben nur und zusammengesetzt umschreibt dieser Begriff Welten in verschiedensten Deutungs- und Umsetzungsformen.
Das Ritual ist prinzipiell eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche und auch sinnlich-geile Handlung mit hohem Symbolgehalt. Häufig von Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet und kann religiöser oder weltlicher Art sein.
Rituale sind ein Phänomen der Interaktion mit der Umwelt und lassen sich als geregelte Kommunikationsabläufe beschreiben. Sie finden überwiegend im Bereich des menschlichen Miteinanders statt, wo rituelle Handlungsweisen durch gesellschaftliche Gepflogenheiten, Konventionen und Regeln bestimmt und in den unterschiedlichsten sozialen Kontexten praktiziert werden können (Begegnungen, Familienleben, Herrschaftsvollzüge Veranstaltungen, Feste und Feiern, religiöse Kulte und Zeremonien usw. So natürlich auch innerhalb des BDSM).
Das dann in Folge von ereignisbezogenen Ritualen, Interaktionsritualen, das Grußritual, Rituale des Körperabstandes oder Körperhaltung. Macht- und Unterwerfungsrituale bis hin zum Abschluss eines Dom/Sub Vertrages.
Ein Konsequenz von Ritualen ist die Konditionierung (kommt aus der behavioristischen Lernpsychologie) und betrifft die inneren Vorgänge wie Gefühle und Gedanken.
In Bezug auf BDSM kann man sagen, dass bei der operanten oder auch instrumentellen Konditionierung das ursprünglich spontane nachhaltig verändert wird. Es kommt durch Lernen durch Belohnung/Bestrafen zum Ausdruck (und betrifft auch den Begriff Erziehung)
Den Lernprozess, nach dem die vorher bedingte Reaktion nicht mehr gezeigt wird, bezeichnet man als Extinktion. Dabei handelt es sich weder um Vergessen, noch um Verlernen, sondern um ein zusätzliches Lernen.
Soweit die Theorie. In der Gestaltung der eigenen D/S Beziehung sind natürlich kaum Grenzen gesetzt, bedingen aber als Basis Vertrauen, Offenheit, Hingabe, Empathie und viel Kreativität. Aber auch Formen von Liebe können förderlich sein, falls die Rituale nicht nur auf Sadismus bezogen sind.
Förderlich sicher auch ein psychologisches Grundwissen, weil die Anwendung viel mit Selbsterkenntnis- und verwirklichung zu tun hat, auch mit einem Vordringen zu dunklen, unausgelebten Schattenseiten des Ichs, das in einer Gesamtheit zu finden sein kann..
Die Ästhetik
Ästhetik war bis zum 19. Jahrhundert vor allem die Lehre von der wahrnehmbaren Schönheit, von Gesetzmäßigkeiten und Harmonie in der Natur und Kunst.
Ästhetik bedeutet wörtlich: Lehre von der Wahrnehmung bzw. vom sinnlichen Anschauen. Ästhetisch ist demnach alles, was unsere Sinne bewegt, wenn wir es betrachten: Schönes, Hässliches, Angenehmes und Unangenehmes. Eine Lehre, die sich nur mit schönen Dingen beschäftigt, heißt Kallistik.
Alltagssprachlich wird der Ausdruck ästhetisch heute meist als Synonym für schön, geschmackvoll oder ansprechend verwendet. In der Wissenschaft bezeichnet der Begriff die gesamte Palette von Eigenschaften, die darüber entscheiden, wie Menschen wahrgenommene Gegenstände bewerten.
In der Philosophie wird das Wort oft abweichend gebraucht. Ästhetik bezeichnet dort entweder die Theorie der sinnlichen Wahrnehmung allgemein (nicht nur von Kunst), oder aber eine philosophische (oder etwa soziologische) Theorie von Kunst bzw. Design.
Man spricht (wie im Alltagssprachgebrauch) von Ästhetik auch unter Bezug darauf, wie Menschen Dinge – auch jenseits der Kunst – als „schön“ oder „hässlich“ beurteilen und untersucht etwa, nach welchen empirisch zugänglichen Kriterien derartige Urteile zustande kommen.
Zusammenfassend kann Ästhetik wie folgt erscheinen:
1. Ästhetik als Theorie des Schönen
2. Ästhetik als Theorie der Kunst
3. Ästhetik als Theorie der sinnlichen Erkenntnis
Das Fazit
Welche Umsetzungen, welche Anwendungspraxis in Anbetracht dieser 4 Betrachtungsweisen angegangen werden, das entspringt einer persönlichen und individuell geprägten Interaktion.
NACHTRAG:
Geschätzte Leser. Unter dem Arbeitstitel „Planet BDSM“ arbeite ich an einer Publikation und einem Fotoprojekt (siehe Profil) zum ebengenannten Thema und hoffe mir so, Einschätzungen und Meinungen einzuholen, die ich an in entsprechenden Auswertung einflössen kann. Wer sich nicht öffentlich äussern will, hat die Möglichkeit, dies direkt über mein Profil zu tun.