Ich antworte mal ernsthaft auf die Eingangsfragen des TE und gehe auf die ganzen Blödeleien dazwischen einfach mal nicht ein.
*******l_El:
Anlässlich einiger schöner Beiträge habe ich mich gefragt, wie sich HSP auf den BDSM auswirkt.
Im Idealfall: Gar nicht.
Da BDSM ja für so ziemlich jeden eine Art Reizüberflutung ist, verwischen da eh die Grenzen zwischen HSPlern und Nicht-HSPlern.
Oder, anders gesagt: In einem lauten Raum werden viele Menschen schwerhörig, sodass die Schwerhörigen unter ihnen gar nicht mehr so recht auffallen.
Wie fühlen diese Menschen allgemein?
Allgemein? Nicht anders als alle anderen. Denn "allgemein" fühlt ohnehin jeder anders.
Nein, im Ernst: Es gibt nicht DEN HSP. Genauso wenig, wie es DEN Autisten gibt oder DEN Masochisten - oder, oder, oder. Es ist immer individuell verschieden.
Und wie nutzen sie es in ihrem BDSM-Spiel?
Bei den stark ausgeprägten: Indem sie das, was sie sonst machen müssen, nämlich aktiv dichtmachen, da halt einfach mal nicht zu machen brauchen. Das entspannt.
Doms haben da immerhin ein paar Vorteile, weil sie im Zweifel schneller eine kippende Stimmung bei Sub erkennen können und somit möglichen Abstürzen schneller vorbeugen. Da sich das durch Empathie, gute Beobachtung und Erfahrung mit dem/der eigenen Sub gut ausgleichen lässt, verwischen hier auch schnell die Unterschiede.
Worauf muss ich ggf. achten, wenn ein(e) HSP ist?
Eigentlich dasselbe, was man doch eh nie machen sollte: Nicht lügen. Denn ein/e HSP merkt so etwas üblicherweise schneller.
Ansonsten aber - hm - fällt mir nichts ein.
Beim BDSM haben auch HSPler einen Mund zum Reden.
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Ich habe die negativen Situationen verstanden. Aber warum sind die "anderen" dann so positiv davon überzeugt?
Meine Vermutung: Weil es besser fürs Ego ist, sich als etwas "Besonderes" zu fühlen, statt auf ein Defizit reduziert zu werden.
Oder, anders gesagt: Je mehr man die positive Sichtweise benötigt, desto vehementer wird er diese verteidigen. Und, wenn es Widerspruch gibt, die negativen Seiten aktiv kleingeredet werden. Manchmal auch: Weil nicht sein darf, was nicht sein darf.
Ebenso die Gegenseite dann - wenn dann der HSPler im "Sturmodus" ist, regt das die Kritiker umso mehr auf, die dann diese andere, negative Seite des HSP-seins dann auch irgendwie gar nicht mehr erwähnen, sondern nur noch entweder HSP als etwas nichts Besonderes oder als etwas voll Doofes hinstellen. So ganz allgemein und so.
Um es mal etwas klarer auszudrücken: Das Phänomen findet sich immer, wenn jemand das, was ihn/sie "auszeichnet", als total toll darstellt. Da gehen viele auf Widerspruchs-Autopilot, was dann wiederum den Tollfinder aufregt. Eine normale Diskussionskultur ist dann nicht mehr möglich.
Andere Beispiele für Voll-Toll-Finder des (ggf.) neu Entdeckten:
1) Vegetarier
2) Exraucher = Neu-Nichtraucher
3) Gothics
4) BDSMler
5) Fahrradfahrer
Nur fünf Beispiele, aber zu allen habe ich schon ähnliche Diskussionen wie hier über HSP erlebt. Typische Sätze bei 1) bis 5) der Tollfinder und Gegner:
Zu 1)
Befürworter: "Ihr Fleischesser seid alle Mörder"
Gegner: "Ihr auch, ihr tötet schließlich Pflanzen"
Zu 2)
Befürworter: "Ihr verpestet die Umwelt, wir nicht"
Gegner: "Ihr seid dafür viel schlimmer, ihr schreibt anderen vor wie sie leben sollen"
Zu 3)
Befürworter: "Wir haben einen viel besseren Lebensstil"
Gegner: "Ihr fühlt euch so elitär und seid dabei alle nur eingebildet"
Zu 4)
Befürworter: "BDSM ist viel intensiver als normaler Sex"
Gegner: "Ihr könnt doch eh keinen normalen Sex mehr haben, ihr Perverse"
Zu 5)
Befürworter: "Ihr verpestet die Umwelt"
Gegner: "Ihr behindert den Straßenverkehr und sorgt so für viel mehr Unfälle"
In allen Fällen gibt es dasselbe Muster: Beide Seiten beleidigen sich gegenseitig irgendwann.
Vor allem aber wird irgendwann grundsätzlich in WIR und IHR Kategorien gedacht. Es wird nicht mehr differenziert - und es ist auch alle unentspannt.
Nun, dazu brauche ich nur noch zu sagen: Es lohnt sich zu differenzieren, und es lohnt sich, entspannt zu sein bei solch brisanten Themen.
Wie man an Beiträgen u.a. von fledermaus1324 sieht, lohnt es sich auch einfach mal, ein bisschen zuzuhören. Und neugierig nachzufragen. Wie man mit dieser Eigenschaft umgeht, wie sie sich auf den Alltag auswirkt beispielsweise.
Neugierde hilft im übrigen auch sehr, um aus einem Streit wieder "nur" eine lebhafte Diskussion zu machen.
So. Meine
(Für nur 2 Cent ist's zu lang )