Die Geburt war der Weckruf für mein SM
Ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, scheine aber mit meinen Erfahrungen eher allein zu stehen.
Ist aber vielleicht auch ein besonderer Fall. Verzeiht mir, dass ich etwas aushole, für mich ist das ein komplexes Thema.
Ich habe seit ich 14/15 war starke Endometriose. Inzwischen, 13 Jahre später, auch die Diagnose.
Daher hatte ich von Anfang an massive, wirklich massive Regelschmerzen. Ich habe mich bei den Krämpfen so dermaßen ausgewrungen, dass ich regelmäßig ohnmächtig wurde und teilweise in diversen Körperflüssigkeiten aufgewacht bin.
Der Vorteil war, dass mein Beckenboden so dermaßen trainiert war, dass ... nun es hat auch Vorteile.
Warum erzähle ich das?
Damals machten einige Freunde ihre Witze, dass ich, würde ich einmal entbinden, bestimmt so an Schmerzen gewöhnt und trainiert sei, dass das Baby bestimmt innerhalb weniger Minuten rausgeschossen käme.
Nun.
Als ich schwanger wurde und der Entbindungstermin näher rückte, stellte ich tatsächlich fest, dass ich überhaupt keine Angst vor den Entbindungsschmerzen hatte. Mir war nur wichtig, dass es ein progressiver Prozess sein würde, ich wusste es würde sich richtig anfühlen und das ist essentiell. Durch meine langjährigen Erfahrungen hatte ich Selbstvertrauen, wusste, dass ich "alles" aushalte und hatte die Panikreaktion, die von starken Schmerzen für gewöhnlich ausgelöst wird, längst im Griff. (Für meine SM-Neigungen hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen Namen, sie waren noch relativ unbewusst. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mir meinen Masochismus durch die Krämpfe, die ich zu gern mit Sex bekämpft habe, ankonditioniert habe. Allerdings ist das wie die Frage nach der Henne und dem Ei.)
Der Geburtsprozess war für mich eine regelrecht magische Erfahrung.
Klar, waren das die intensivsten Schmerzen, die ich je erlebt hatte, aber tatsächlich gelangte ich durch sie das erste Mal in einen reinen Zustand der Existenz. (Und das trotz diverser Erfahrungen mit Meditation und anderen Trance-Zuständen). Ich wusste genau, was zu tun war, ich war voll mit meinem instinktgesteuerten Muttertier verschmolzen und rein gar nichts und niemand lenkte mich ab oder durfte sich mir in den Weg stellen. Ich fühlte mich sehr klar.
Ich hatte keine Angst, obwohl ich eigentlich ein sehr ängstlicher Mensch bin.
Ich spürte meine innere, wie auch körperliche Kraft.
Ich spürte wie richtig und gut dieser Prozess war und dass ich von guten Menschen begleitet wurde.
Ich war stolz und demütig zugleich.
Und nein, ich war nicht geil. Aber in mir ist in diesem Moment die Sub aufgewacht, wenn man so will. Es war eine unbändige Freude.
Zuvor habe ich zwar auch schon mal Lustschmerz empfunden und sadistisch bin ich schon lange, aber dieses Gefühl der Demut und des Stolzes, der völligen Hingabe, des freiwilligen Leidens, das Loslassen und Fühlen... Im Grunde bin ich bei der Entbindung meines Sohnes das erste Mal geflogen (nach meiner Definition zumindest). Und die besten Sessions kommen gerade mal nahe an das Gefühl heran.
So schmerzhaft und zugleich so richtig kann sich, glaube ich, nur eine Geburt anfühlen.
(Fisting ging bei mir übrigens vorher kaum. Seitdem ein Kindskopf dieses Tor passiert hat, hat sich allerdings meine Meinung über meine Grenzen der Dehnbarkeit ziemlich geändert und ich stehe inzwischen tierisch drauf. Ich fand aber in der SS die Damm-Massagen immer sehr schön, um sich in liebevoller Weise auf die Geburt vorzubereiten.)
Ich muss also der Aussage, dass diese Schmerzen GAR NICHTS miteinander zu tun haben, widersprechen. Allerdings fällt es mir schwer klar auszumachen, was genau es ist, was für mich SM-Schmerz/Haltung und die Niederkunft gemein haben.
Die Nähe zu mir selbst, das vollkommene Loslassen und Genießen einer Tortur, weil es sich einfach so verdammt richtig anfühlt? Ich glaube, besser kann ich es nicht beschreiben.
(Btw. Mein Sohn kam wirklich mit so viel Druck rausgeschossen, dass er sich auf dem Tisch noch ein paar mal um sich selbst drehte. :D)
Liebe Grüße und bitte überlest es, wenn es euch zu lang ist.
Phlux