Das ist doch nicht nur als Sub oder im BDSM so, sondern auch in der "ganz normalen Welt".
Wer liebt macht sich verletzlich.
So sehe ich das prinzipiell auch. Durch BDSM kommt allerdings noch eine Ebene der Empfindungen hinzu, die eine Beziehung komplizierter, zumindest komplexer macht.
Nun ist es im BDSM gerade bei Spielbeziehungen nicht anders als in "normalen" sexuell bezogenen Beziehungen/Affären: Es treffen zwei Menschen aufeinander mit ihren unterschiedlichen Wesensarten, Empfindungen, Hoffnungen, Erwartungen, Wünschen. Einer verliebt sich im Laufe dieser Spielbeziehung in den anderen, der andere kann oder will diese Gefühle nicht erwidern.
Versteckt der eine nun seine Gefühle, weil er Angst hat, den anderen sonst zu verlieren, verleugnet er sich. Nicht gut auf Dauer. Erklärt er jedoch seine Gefühle, kann genau dies passieren: Der andere zieht sich zurück, sei es, weil er bereits eine bestehende Beziehung hat (und sich nicht auf eine polyamore Konstellaton einlassen kann/will), sei es, weil er schlichtweg diese Gefühle nicht teilt, sei es, weil er sie nicht zulassen kann.
Das ist schmerzhaft, mitunter für beide, aber dann wenigstens eine klare und authentische Entscheidung, die es zu akzeptieren gilt. Ich finde es daher wichtig, wenn zwei Menschen, die sich auf eine Spielbeziehung einlassen, zu Beginn ihre "Grenzen" in dieser Hinsicht deutlich miteinander besprechen. Hat einer von beiden z.B. eine feste Beziehung und steht dazu, dass er deshalb weitergehenden Gefühlen zum Spielpartner nicht einräumen kann, so kann er damit zwar nicht der Entwicklung von Gefühlen - evtl. auch auf beiden Seiten - vorgreifen, aber er kann damit kommunizieren, was möglich ist und was nicht. Grenzen können sich zwar verschieben, aber manche sind und bleiben unveränderbar, und damit müssen dann alle Beteiligten umzugehen lernen. Schmerzhaft, aber dennoch fair, auch wenn es manchmal Menschen gibt, denen es schwerfällt, damit umzugehen oder die die Schuld dann bei anderen suchen, bei dem Partner, der ihre Gefühle nicht erwidert hat oder gar bei anderen, denen sie dann Einflussnahme unterstellen.
Das kann nun auch nicht nur Sub passieren. Auch als Dom macht man sich verletzlich, einfach, weil man Mensch ist. Ich habe es auch schon erlebt, dass ich mich in eine Frau verliebt habe, mit der ich eine Spielbeziehung führte, die diese Gefühle nicht erwidern konnte bzw. nicht zulassen wollte. So bliebt uns nichts anderes als eine Trennung übrig, weil mit diesem emotionalen Ungleichgewicht weiterzuspielen konnten wir nicht. Es wäre zutiefst unbefriedigend geworden. Wir haben uns gegenseitig Raum gegeben, weiter den Weg zu gehen, den wir für uns als besser empfunden haben.
Und auch innerhalb einer festen Beziehung können durch die BDSM-Ebene emotionale Verunsicherungen und Erschütterungen entstehen, sei es durch Trigger ausgelöst, sei es durch unterschiedliche Entwicklung beider Partner auf der BDSM-Ebene oder auch auf der partnerschaftlichen Ebene, die wiederum Auswirkungen auf BDSM haben können. Auch dann ist es wichtig, sich selbst und dem Partner gegenüber offen darüber zu sprechen und nach Lösungen zu suchen, sich also "angreifbar" und verletzlich zu machen, im Vertrauen darauf, dass ohne diese Authentizität es gar nicht möglich sein wird, eine Lösung zu finden.