Welches Bild in der Gesellschaft?
Hallo liebe TE,
ich frage mich gerade bei deiner ersten Frage, was ich antworten soll....Ich bin erst seit circa 1 Jahr mit BDSM in Berührung gekommen. Ich bin kein Mensch der die Welt nicht gesehen hat, nicht viel rum kam, sich nicht in Subkulturen rumdrückte, kontaktscheu, desinteressiert oder nicht neugierig sei, tolerant und weltoffen...
Aber ein Bild von BDSM in der Gesellschaft, kann ich nur erahnen alles andere wäre Stammtischgelaber( Nein,man!Kein BDSM Stammi!), wenn ich mich hineinversetze in ein stinomäßiges(meine ich nicht abwertend) Leben, also mehr mit Karriere und Kindererziehung beschäftigt, vielleicht sogar einem Hobby nachgehend, mal feiern gehen oder zum Fußball, Diäten machen oder was das Leben einem noch so abverlangt..., mich nicht wirklich mit meiner Sexualität auseinandersetzend, weil zu müde vom Rest des Tages..... Menschen die sich mit ihrer Sexualität beschäftigen, haben sicherlich ein anderes Bild von BDSM als Menschen, die das nicht tun. Die sexuell offeneren Menschen schütteln vielleicht den Kopf, verlassen im Swingerclub den Raum wenn gespielt wird, oder sagen: "Meins, isses nicht.".
So, wenn ich mich jetzt mal anderthalb Jahre zurück beame und überlege was ich so von BDSM dachte kann ich dir ganz klar sagen: `Pervers! Krank! Oder: Denen ist so langweilig, dass sie sich rote Bälle in den Mund stopfen müssen....`(Heute weiß ich jedoch, dass es eine Abwehrhaltung meinerseits war, damit ich nicht vor mir zugeben musste, was meine tatsächliche Neigung ist.) Jetzt ist die Frage: Ist es ein Bild oder ist es nur ein flatterhaftes,bequemes Klischee, was durch die Gesellschaft geistert? Ein bequemes Klischee daher, sich nicht weiter mit den Menschen auseinanderzusetzen, die es lieben, ja sogar teilweise ihr Brot damit verdienen( Echt jetzt? Ja,man!). Nicht zu vergessen gibt es ja noch die fiese von der WHO deklarierte ICD 10 Diagnose: F65.5 . Eingeordnet zwischen den Kapiteln Persönlichkeitsstörungen und Intelligenzklassifizierungen, legitimiert also mit dem "richtigen Spezialisten" BDSM`ler offiziell als krankhaft zu bezeichnen. Diskussionen hin oder her , ob die Diagnose im ICD 11 abgeschafft werden soll, Fakt ist: Sie existiert und sie berechtigt die Gesellschaft dazu, Personen offiziell(!) und mit allen Konsequenzen für die Person, zu pathologisieren. Demnach ist das gesellschaftliche Bild, Klischee oder was auch immer in erster Linie ein Gemisch aus einer F-Nummer und einem "Ruf mich an" Sextelefon, SM-Tinder- Wirrwarr. Dahinter eine tatsächlich existierende Parallelgesellschaft einer Subkultur mit ihrem eigenen funktionierenden Business.
Zu 50 Shades Of Gray kann ich dir nichts sagen. Kenn ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob es was für die Szene getan hat oder nicht, da ich erst später dazu kam. Das Einzige was ich mitbekomme ist, dass alle abkotzen, weil es jetzt mehr Dumm-Doms/-Subs gibt, was Verwirrung und Ärger stiftet, sowie Gefahr mit sich bringt. Oder sich eigentlich prüde Kolleginnen ein haufen Sekt reinpfeifen, bevor sie mit ihren Freundinnen den Film gucken, um dann zu sagen....."Also, mir wär dat nüscht!" und dabei rot anlaufen. Ich sitz in solcher Situation daneben und lehne dankend die Einladung ab, wohl wissend, dass sie jetzt denken, ich sei prüde.
Ob ich mir Medien dazu wünsche? Bitte nicht! Ich finde es als Neuling gerade eher verwirrend irgendwas darüber zu Lesen oder zu konsumieren. Ich will die Praxis erleben, der Rest ist ein Abbild von jemanden, wie er/sie BDSM versteht/erlebt....das ist mir egal. Da schließe ich mich meinen Vorednern an: Jeder hat sein eigenes BDSM und das ist gut so, solange es einvernehmlich und sicher stattfindet. Jeder sollte auch die Chance haben, dies für sich erfahren zu dürfen ohne "belehrt" zu werden von der Gewalt des geschriebenen Wortes, oder der Macht der laufenden Bilder....in perfekter Schnittkunst serviert.
Will ich das das Bild verändert wird in der Gesellschaft? Will ich also das die F-Diagnose nicht mehr potentiell die Leben von Menschen zerstören kann: Ja, ich will! Will ich dazu etwas beitragen?: Ja, ich will! Übrigens sehr schön hat jemand schon hier geschrieben: Jeder von uns trägt seinen Teil dazu bei und ja es ist auch unser aller Verantwortung!
Wie rechne ich mir die Chancen aus, dass das Bild verändert werden kann: Kopf oder Zahl?
PS. Ich hoffe du nimmst die Frage: "Welches Bild in der Gesellschaft von BDSM existiert?", nicht mit in deine BA-Thesis.....viel zu undifferenziert .....und gibst Joy nicht als Quelle an....
Machst du bestimmt nicht,ODER???????