Zwei Facetten meiner selbst:
In einem Spaßthread schrieb ich unlängst,ich möchte so klein sein,dass ich in die Hand meines Dom passe. Dieser devote Teil meiner selbst,liebt es,auch im Alltag verwöhnt und umsorgt zu werden. ....nix Gleichberechtigung...ja bitte:Tür aufhalten,Rosen schenken,alle Entscheidungen abnehmen,beschützen.
Dann hab ich eine andere Facette:Feministin,völlige Gleichberechtigung fordern und leben. Diese Facette sieht dieses "auf Händen tragen"als Teil eines patriarchalischen Unterdrückungssystems.
Diese beiden Facetten stehen sich manchmal gegenüber und schreien sich an.
Wie kriegt ihr das zusammen?
Auch ihr Männer...denn da wird es auch mehrere Gacetten geben,denke ich.
In einem Spaßthread schrieb ich unlängst,ich möchte so klein sein,dass ich in die Hand meines Dom passe. Dieser devote Teil meiner selbst,liebt es,auch im Alltag verwöhnt und umsorgt zu werden. ....nix Gleichberechtigung...ja bitte:Tür aufhalten,Rosen schenken,alle Entscheidungen abnehmen,beschützen.
Dann hab ich eine andere Facette:Feministin,völlige Gleichberechtigung fordern und leben. Diese Facette sieht dieses "auf Händen tragen"als Teil eines patriarchalischen Unterdrückungssystems.
Diese beiden Facetten stehen sich manchmal gegenüber und schreien sich an.
Wie kriegt ihr das zusammen?
Auch ihr Männer...denn da wird es auch mehrere Gacetten geben,denke ich.
Ich denke das große Missverständnis in der ganzen Debatte (und da ist Feminismus doch Thema) ist, zu denken, dass das alles gleichzeitig passieren muss und deswegen nicht vereinbar sei. Aber du TE machst das ja schon in deinen Formulierungen auf: "es gibt diese und jene Seite von dir", "im Alltag" etc. sprechen alle die Sprache, dass der Konflikt, in Form kognitiver Dissonanz, erstmal in dir ist (womit ich sicher nichtmal ansatzweise sagen wollen würde, dass der Konflikt einem im Leben nicht auch dauernd um die Ohren geklatscht wird, aber dazu evtl weiter unten)
Und auch gerade zu deinem ersten Absatz: Das Problem ist mMn nicht, dass du das möchtest. Das Problem ist, wenn auch Mann das mal möchte und das aber ausschließt, dass er gleichzeitig derjenige ist, der dich auf Händen tragen darf. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass das heutige System dafür sorgt, dass immer mehr Menschen immer häufiger das Bedürfnis haben, mal nicht die souverän-und-in-Kontrolle-Maske aufzuhaben sondern einfach mal passiv zu sein und darin angenommen zu werden. Und das wird halt schwierig, wenn 1. dieses Bedürfnis nur bei einem Geschlecht akzeptiert wird und 2. gerade keine/r der Beteiligten mehr den Fels in der Brandung mimen kann. Wobei letzteres nur in Teilen stimmt, solange der Fels für die andere Person ausreicht und der Fels nicht gerade auch noch Haue verteilen soll.
Und ich würde das, was du als Teil des patriarchalen Unterdrückungssystems beschreibst auch etwas umdefinieren: Es ist erstmal vollkommen ok, auf Händen getragen zu werden. Es ist sogar ok, wenn das in einer bestimmten Beziehung zwischen Menschen immer in gleicher Rollenverteilung passiert, wenn das so vereinbart ist. Es ist selbst dann ok, wenn das automatisch und "ungeplant" passiert - dann aber eben jede/r für jede/n unabhängig vom Geschlecht. Solange es um "auf Händen getragen werden" (im Sinne einer positiven Aktion, wenn man die Herkunft außer Acht lässt) geht, reicht mir persönlich (natürlich als Mann, deswegen vielleicht widersprüchlich), dass Absprache herrscht. Wenn's aber um Dinge geht, die implizit-angenommene weibliche Schwäche als Auslöser haben, dann gilt das eben nicht mehr, weil dann eben nicht mehr die Absprache einer Situation, sondern ein im (kollektiven) Hirn verankertes Rollenungleichgewicht ausschlaggebend ist - und dann steh ich gerne, den Mantel haltend, hinter der Feministin vom zweiten Absatz, während sie den zugrundeliegenden Sexismus "argumentiert".
Aber damit kommen wir zum kniffligen Punkt: Die wenigsten Situationen sind eindeutig dies oder eindeutig jenes. Ich löse das für mich damit, mich möglichst viel mit Grundsätzen von Sexismus (edit hat hier ein falsches "Feminismus" ersetzt) etc auseinander zu setzen, ihn in meinem eigenen Verhalten und Denken zu erkennen und zu überdenken (ja ich bin toll, hab sogar für jeden die Gasmaske für's Eigenlob mitgebracht). Das führt bei mir aber (hoffentlich) niemals dazu, dass ich dann lieber ner Frau nicht die Tür aufhalte - ich bin aber zugegebenermaßen noch nicht genauso schnell bei der Sache, wenn hinter mir "nur" ein Mann ist. Das ist Sexismus in mir. Der kann weg. Das Tür aufhalten selbst ist vollkommen in Ordnung (das Beispiel ist etwas cheesy, sorry dafür). An solchen Punkten steht der Wunsch, gleichberechtigt zu handeln mit anderen Gründen für Verhalten in Konflikt: in dem Fall reiner Höflichkeit. Und mein Ziel für die Motivation ist halt, dass die Höflichkeit zum einziger Auslöser vom Tür aufhalten ist und Sexismus garnicht mehr.
Und dann kommen irgendwann noch so die Probleme, dass ich ja auch gerne mal auf Händen getragen würde (bitte nur metaphorisch). Mal für ne gewisse Zeit keine eigene Entscheidungsmacht haben. Oder mich anlehnen würde. Aber das kann ich teilweise garnicht zulassen, weil das macht Mann ja nich. Und das ist genauso Sexismus. "Nen Switcher kann ich als Dom nicht ernst nehmen" ist genauso Sexismus (der Sicherheit halber: patriarchal). Ich kann bei solchen Sätzen nur mit den Augen rollen und bin froh, dass ich keinen Anspruch an Dominanz hab. Aber das macht's nicht weniger unsinnig (aber ist halt auch emotional begründet, von daher kein Vorwurf an diejenigen, die das so sehen).
Um das mal zur Ausgangsfrage "Wie kriegt ihr das zusammen?" zurück zu bringen: Immer besser. Über Kommunikation. Über Reflexion. Über Beobachtungen von Freund*innen und der Absprache, dass ich hören möchte, wenn ich Dinge unreflektiert sexistisch oder sonstwie in meiner eigenen Historie begründet aber doof tue.
Und bzgl. BDSM: primär mit zeitlicher und evtl räumlicher Trennung. Also in dem Sinn, dass ich innerhalb dieser Seifenblase eben Seiten ausleben "darf", die aus persönlichen und gesellschaftlichen Gründen im Alltag nicht ungefiltert nach außen sollen. Das ist ne Vereinbarung mit mir selbst. Und im Idealfall geht das mit jemandem zusammen sehr organisch und mit möglichst wenig Grenzkontrollen und "Garderobenwechsel" zwischen Alltag, Beziehung und meinem Hirn.
Der dritte Aspekt, der der Unterwerfung, mag gerade komplimentär dazu an Relevanz gewinnen – je stärker die Frau im Alltag ist, desto stärker ist der Gegensatz zur devoten Rolle im BDSM.
tl;dr: ich glaube weder, dass das auf Frauen beschränkt ist, noch dass der Mechanismus "stark im Alltag - schwach im Bett" so grundlegend ist, auch wenn ich ebenfalls denke, dass da ne gewisse Korrelation ist.
Ausführlich:
Ich glaube, diese Wirkrichtung gibt es, aber ich frage mich, in wie weit dem auch Sexismus zugrunde liegt. Die Herleitung ist folgende: dominantes Auftreten ist für Frauen heute noch um einiges schwieriger als für Männer (aus diversen sexistischen Gründen), weswegen es mehr Energie kostet, zu konkurrieren und damit eine Erholungsphase dementsprechen stärker oder länger sein muss. Das ist bei Männern tendenziell weniger so, weil Privileg und so und weil wir ja immernoch davon ausgehen, dass Männer "sowieso stark und entscheidungsfreudig und dominant und konkurrenzorientiert" sind (das ist nicht nur sexistisch sondern auch kapitalistisch begründet, aber das Thema mach ich garnicht erst auf). Und das geht für mich so weit, dass Mann dieses Bedürfnis bei sich garnicht erkennt (natürlich nich alle und wir werden immer besser) und DAS führt dann dazu, dass eine trotz aller Privilegien vorhandene innere Spannung zwischen Alltagsmaske und eigenen emotionalen Bedürfnissen (z.B. auch mal "schwach" sein zu dürfen oder auch mal nicht dauernd drüber nachdenken zu müssen, ob das jetzt sexistisch is) zu stark wird und sich deswegen auf andere, für Männer akzeptablere Weise entlädt. Sei es durch Sport, häusliche Gewalt oder Sadismus in einer konsensuellen BDSM-Beziehung (Anmerkung: das ist statistisch-korrelativ gemeint und meint nicht, dass das bei jedem so ist | und sorry für den Zynismus). Heißt für mich, dass der gleiche Mechanismus bei Männern genauso vorkommt, sich aber aus sexistischen Gründen anders entlädt, weil, wenn er sich auf die gleiche Weise entladen würde, die Folgen für diese Männer auch wieder zu Anspannung führen würden - plakatives Beispiel hierfür ist der fiktive Manager, der natürlich niemals dabei erwischt werden darf, wie er sich bei der Sexworkerin vermöbeln lässt.
Der andere Aspekt davon ist, dass der Gegensatz "stark im Alltag - schwach im Bett" nicht sein muss, wenn dieses "Stärke" zeigen für diejenige Person nichts ist, was sie übermäßig Energie kostet (wobei ich mich da gegen den Begriff "Stärke" wehre, weil damit Eigenschaften wie Konkurrenzdenken und Dominanz systembedingt ungerechtfertigt positiv besetzt werden, die eigentlich gute und schlechte Seiten haben, aber das ist wiederum ein anderes Thema). Da kommen wir sehr schnell in Richtung der Threads zu "wahrer Dominanz" etc., wo ich das letztens so gelesen hatte, dass "wahre Dominanz" sich aus einem Verhalten mit gleichzeitiger innerer Haltung zusammen setzt und im Gegenschluss jemand ohne eins von diesen in seinem Dominanzverhalten nicht authentisch rüber kommt.
Also sowohl bei Männern als auch bei Frauen, die gerne und mühelos "in Führungsposition" sind, führt ein darauf ausgerichteter Alltag mMn. eher dazu, dass weniger Ausgleich im BDSM nötig ist - wenn wir davon ausgehen, dass man im BDSM auch andere Bedürfnisse kompensieren kann/möchte. Oder im Umkehrschluss hat jemand, der ein großes Bedürfnis nach Dominanz und Kontrolle hat, mehr zu kompensieren, wenn ersie im Alltag eher wenig davon ausleben "muss".
Allerdings kenne ich auch Beispiele, wo das genau gegensätzlich ist, weswegen ich eh denke, dass das durch andere Persönlichkeitseigenschaften und Umstände moderiert/mediiert wird.