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Sinn und Unsinn der Psychologie?!

Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.183 Beiträge
Themenersteller 
Sinn und Unsinn der Psychologie?!
Bereits seit geraumer Zeit aber auch immer wieder aus aktuellem Anlass mache ich mir Gedanken zur immer weiter fortschreitenden Durchdringung unserer Gesellschaft durch Psychologie, Psychotherapie, Psychoanalyse.

Es ist nun über ein Jahrhundert her, dass die Grundlagen der Wissenschaft der Psychoanalyse von ihrem Pionier Sigmund Freud erforscht und dargelegt wurden. Trotz aller im Lichte der modernen Wissenschaft auch umstrittenen Thesen und der Entwicklung immer neuer Theorien, Strömungen und wissenschaftlicher Schulen bleibt ihm eine Leistung unbenommen: die, zu erkennen, dass ein Mensch nicht nur am Körper sondern auch an der Seele erkranken kann und dass es oftmals ein Wechselspiel zwischen beidem gibt. Viele der vormals und bis in die Sechziger Jahre als unheilbar geltenden Störungen können nun therapiert werden und zumindest gelindert oder medikamentös behandelt werden. Über Sinn und Zweck, welche Methoden richtig oder eher falsch sein könnten, mögen Berufenere - nämlich die fach-Menschen diskutieren.

Mir geht es in diesem Thema um eine andere Fragestellung, von der ich mir wünsche, dass sie zwar kontrovers und engagiert aber bitte mit Respekt vor den Ansichten des Gegenübers und vor allem vor der jeweils sprechenden Person geäußert werden.

Mir fallen gesellschaftlich zwei Tendenzen auf:

Die psychischen Erkrankungen wie Burn out, Depressionen im klinisch relevanten Grad, psychosomatische Störungen nehmen zu aufgrund der Anforderungen einer Post-modernen kaum noch industriell sondern eher digital-bestimmten Gesellschaft. Auch die Konflikte, die jeder einzelne individuell zu lösen hat oder jene zwischenmenschlicher Art in Beruf (Mobbing, bossing, etc.) und Privatleben eskalieren oft in einem Maße, das vielleicht "früher" nicht so erkannt wurde aber vielleicht auch aufgrund des Potentials der Selbstheilung in einer Großfamilie eher gelöst und damit unüblicher war. Das vormals Private wird durch ständige Pseudo-Prominenten-Präsenz in den Medien zum gewohnheitsmäßigen Öffentlichen, womit der arme Habermas und die Frankfurter Schule endgültig widerlegt scheinen, und auch Krethi und Plethi wollen seit Erfindung des Internet täglich ihre "15 Minutes of Fame" und teilen der desinteressierten Welt ihre intimsten Details mit.

Die Bereitschaft, diese Probleme und Anliegen in professioneller Hand therapeutisch beleuchten zu lassen, ist jedoch minimal bis nicht vorhanden, denn dadurch gäbe Mann oder Frau sich ja den Anschein der Schwäche und "ich bin doch nicht verrückt!"

Mancher muss erst dramatisch zusammenbrechen, bis er seine Schwierigkeiten tatsächlich lösen will und kann - bis zu diesem Zeitpunkt prävaliert Jammern! (auf hohem Niveau)

Der zweite Aspekt, der mich oft erschreckt, ist die Durchdringung des Alltags mit psychologisierenden Komponenten, Aspekten und Kommentaren. Es vergeht kaum ein Tag, an dem in Themen, die medial aufbereitet werden, in Diskussionen im Internet, im persönlichen Gespräch nicht Bemerkungen von erkennbar nicht professionell vorgebildeten sondern nur maximal eingebildeten "ZeitgenossInnen" fallen, die vor-schnell zur Stelle sind mit Einschätzungen, die zwar maximale Ahnungslosigkeit erkennen lassen aber ebenso maximale Anmaßung, alles zu wissen, pseudowissenschaftlich analysieren zu können und auch noch den Patenten Rat für jedwedes Problem zu wissen.

Da wird in fünf Sätzen ein Problem anal-üsiert, jedweder Beteiligte mit griffigen angelesenen Begriffen aus den in jeder Buchhandlung in 1001 Ratgebern zu findenden Laienliteratur belegt und am Ende folgt die im Brustton der Überzeugung als wissenschaftliche Tatsache verkaufte Diagnose und ein Lösungsvorschlag.

Ich persönlich habe - in eigener Therapieerfahrung und in zahlreichen Schulungen durch professionelle Psychologen und durch Supervisionen nach Situationen, bei denen ich selber als beratende nicht-professionelle Nicht-expertin aber erste Ansprechpartnerin bei Problemen im beruflichen Umfeld gefragt war, gelernt, dass

1) Laien sich tunlichst mit psychologisierenden Diagnosen zurückhalten sollten

2) Laien zwar durchaus im Freundeskreis engagiert zuhören können und sollen und von ihren eigenen Erfahrungen berichten als mögliches Modell für eine eigene Einschätzung der Betroffenen

3) kein professionell ausgebildeter Therapeut sich anmaßt, die Probleme eines Ratsuchenden mit vorgefertigten Meinungen und Espresso-kurzen Ratschlägen für diesen zu lösen sondern die Klientel durch Gespräche über das Anliegen selbst zu einer Lösung kommen lässt.

Nur wenige der AkademikerInnen hier (oder auch nicht-verbildete im allgemeinen Forum) werden die einschlägige Ausbildung besitzen - viele hier oder auch anderorts gerieren sich aber so.

Ich wollte nun diese meine Wahrnehmung schildern und über Erfahrungen anderer zu diesen Einschätzungen meinerseits diskutieren.

Und auch ein Bewusstsein dafür wecken, dass es vielleicht oftmals unangebracht oder sogar schädlich sein kann, andere mit der als psychologische Weisheit verkauften eigenen Meinung zu klassifizieren und mit unerbetenen Ratschlägen und *geheimtipp* zu überrollen.

beautydankendfürIhroaufmerksamkeitundeinespannendeDiskussionwünschend
*******liv Frau
10 Beiträge
. . . kurze Reflektion von meiner Seite
Guten Morgen bjutiful,

später gerne mehr zu Deinem Thema, was Du hier eingebracht hast.

Zum einen möchte ich Dir dahingehend widersprechen, dass Sich Menschen nur sehr ungerne bzw. gar nicht in professionelle Behandlung begeben. Doch tun sie, sonst hätten die kassenzugelassenen Therapeuten keine Wartezeiten bis zu einem Jahr.

Einen guten Ratschlag oder eine Meinung zu bestimmten Themen kann man/ frau sich auch immer wieder bei einem wohlmeinenden Freund abholen, sollte aber wissen, dass dieser sich nicht 'neutral' äußern will und kann. Aber es ist ja eine Meinung mehr zu bestimmten Themen, die man sich so in seinem eigenen Quark so gebildet hat.

Andererseits wenn ich Probleme mit der Elektrik habe, gehe ich damit ja auch nicht zu meinem Friseur.

Insgesamt ist das Thema Psychcologie etc. dermaßen komplex und die Themen wie z. B. unser Gehirn funktioniert, sind noch lange nicht abgeschlossen.

. . . und ich bin vom Fach und weiß wovon ich rede . . .

Liebe Grüße und ich freue mich auf weiteren Austausch - LG barbaraliv
*******liv Frau
10 Beiträge
Sorry,
. . . jetzt habe ich Deinen Namen falsch geschreiben ;-(
******tro Mann
264 Beiträge
Psycho...
Hallo Bjutifool,

ich stimme dir zu - mit der Einschränkung von barbaraliv und dem Hinweis, dass die früheren Großfamilien gewiss nicht nur der (retrospektiv oft idealisierte) Hort der Geborgenheit und Selbstheilung waren. Auch dort gab es Ausgrenzung, Unterdrückung und seelisches Leid - oft als lebenslanges Gefängnis.

LG Encuentro
*********erin Frau
324 Beiträge
..wartezeiten...
...also, ich glaube, die Wartezeiten sind nicht automatisch ein Beleg dafür, dass Menschen sich bereitwillig in Therapie begeben. Ich bin zwar Laie - aber ich beobachte die Menschen und fühle sehr oft , wenn im Leben eines Gegenübers etwas nicht richtig läuft, dass jemand eigentlich Hilfe braucht... Mit wenigen "ergibt sich dann das Thema" - und noch weniger glauben, dass sie Hilfe brauchen. Die allermeisten verbeißen sich in äußere Umstände, als deren Opfer sie sich fühlen - und klagen in endlosen Schleifen. Ich gebe zu, dass ich mich dann meistens zurückziehe - weil es ihnen nicht hilft, mehr als ein, zwei, dreimal zuzuhören.... Dass es dennoch diese Wartezeiten gibt, ist meiner Ansicht nach eher ein Zeichen dafür, dass es sehr viel Druck gibt in der Welt, an dem die vielen allein lebenden, teils emotional eher unversorgten Menschen irgendwann bröselig werden.... interessant wäre, ob die Patienten, die zum Psychiater gehen, mehr Männer oder mehr Frauen sind.... Du weißt so was doch immer, bjuti.....
*******use Mann
3.197 Beiträge
Psychische Probleme gehören zum Leben
1. Allgemein

Zunächst mal einen Dank an @******ool für diese interessante weil vielschichtige Thema.
Inzwischen hat sich ja auch schon eine Fachfrau geäußert -danke auch dafür und bitte
mehr davon!

Nun also die Meinung eines Laien:

1. Die Anmaßung beginnt für mich dann, wenn der Laie aus psychologischen Problemen eine
psychologische Erkrankung macht. Hier eine Trennlinie zu ziehen, scheint mir ausgesprochen
schwierig und tatsächlich nur für Fachleute leistbar.
Ein persönliches Beispiel:
Als ich vor den Trümmern meiner ersten Liebe stand, brauchte ich 6 Monate, um damit fertig
zu werden. Eine "normale" Dauer oder hatte dies schon pathologische Züge?

2. Situationen, die mit erheblichen psychologischen Belastungen einhergehen, hatte jeder
Mensch schon zu bewältigen -der eine mehr, der andere weniger.
Menschen neigen dazu eigene Erfahrungen auf andere zu übertragen, denn sie sind
mindestens in gleichem Maße gesellschaftliche Wesen wie Individualisten. Trotz Überbetonung
letzteren ist das "Kooperationsgen" nicht totzukriegen.
Nur Hilfsbereitschaft und Spezialisierung führten zum modernen Menschen. Eine Grundintelligenz,
um (mögliche) Hilfestellung von Laien und Spezialisten zu unterscheiden, unterstelle ich jedem
-also auch dem Hilfebedürftigen.
Auch hier ein persönliches Beispiel:
Schon mehrfach war ich mit der Situation konfrontiert, daß unerwartet (also auch unvorbereitet)
der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung in Tränen ausbrach. Hätte ich da mit der
Bemerkung, doch Fachfrau/ -mann aufzusuchen, einfach auflegen sollen, weil ich womöglich
einen falschen Rat geben könnte?
Werfen sich mehr Menschen vor den Zug (im Schnitt 50 je Woche in D) wegen falscher Ratschläge
oder wegen Desinteresses des Umfeldes?

3. Die gesellschaftliche Dimension

3.1. Eine Gesellschaft deren Entwicklung zu zunehmenden physiologischen Problemen führt,
muß auch zu vermehrten psychologischen Problemen führen. Bei einer Vermehrung dieser
steigt auch die Gefahr, daß die Grenze der Verkraftbarkeit überschritten wird
= psychologische Erkrankungen treten vermehrt auf.

3.2. Möglicherweise sinkt bei unserer Lebensweise auch die psychologische Belastungsgrenze
mit dem gleichen Ergebnis -psychol. Erkrankungen nehmen zu.

3.3. Der Gedanke von @*******liv an die langen Wartezeiten für Patienten kam auch mir schnell
in den Sinn. Mit mehr Fachärzten allein wäre das Problem ja keineswegs gelöst, denn mW.
sind Behandlungen der Psyche besonders langwierig, die Kosten im ebenfalls schon
erkrankten Gesundheitswesen würden also geradezu explodieren.
Ein Problem, das nur die Gesellschaft lösen kann.

Soweit mal meine Laiengedanken.
*****uja Frau
2.471 Beiträge
Ich bin auch Fachfrau und beobachte, dass in den letzten 10-15 Jahren die männlichen Patientenzahl sehr zugenommen hat! Als ich anfing, waren Männer in der Therapie die Ausnahme. Heute habe ich fast gleich viele Anfragen von Männern wie von Frauen - was ich nicht negativ bewerte!
-
Ich interpretiere die sehr hohe Nachfrage nach Psychotherapie ebenfalls aus 2 Blickwinkeln. Da ist zum Einen eine zunehmende Akezptanz dieser Hilfsmöglichkeit und auch die sich allmählich ausbreitende Erkenntnis, dass es keine "Schande" ist, wenn man zum Psychologen geht.
Zum anderen aber auch, wie weiter oben schon erwähnt, dass unsere Gesellschaft mehr Bedarf an dieser Form von Hilfe erzeugt. Viele Menschen haben in ihrem Umfeld zu wenig Personen, mit denen sie über ihre Probleme gut sprechen könnten. Gesellschaftliche Strukturen, die ehemals vielen Halt gaben, sind heute brüchiger. Viele Menschen sind vereinzelt.

Natürlich sollte ein Laie keine Diagnosen äußern.

Dass Laien aus seiner eigenen Lebenserfahrung und Perspektive heraus Kommentare, wohlmeinende Ratschläge oder Empfehlungen anderen Menschen gibt, die ihn danach fragen oder darum bitten, halte ich für normal-menschlich. Ich gehe davon aus, dass der "Empfänger" grundsätzlich auch in der Lage ist, zu differenzieren, wie er das Gehörte weiter verarbeitet. Sprich: er wird sicher nicht jeden Rat befolgen.
Ich schließe natürlich auch nicht aus, dass manchmal ein Schaden angerichtet werden kann. Ich traue den meisten Menschen zu, sich von ungebetenen oder ungeeigneten Ratschlägen zu distanzieren. Und sogar "objektiv gute" Ratschläge ... bewirken ja oft genug nichts. *zwinker*

Ich denke jetzt mal an die Menschen, die sich hier in diversen Foren und Gruppen manchmal mit diversen Problemen offenbaren und Rat oder zumindest Kommentare einholen. Ich betrachte das dann ein wenig wie eine Art "Selbsthilfegruppe" - dort sind auch keine Fachleute gefragt, sondern Menschen, die von - tatsächlich oder scheinbar "Ähnlichem" betroffen sind und ihre Erfahrungen, Solidarität, Empathie und Lösungsansätze mit anderen teilen. Durchaus häufig als begleitende Maßnahme hilfreich.

Also: so problematisch wie die TE das Phänomen betrachtet, sehe ich das nicht. Ich bin da ganz gelassene Beobachterin.
*****_72 Mann
362 Beiträge
Als "Halbgebildeter", der im Rahmen seines Berufes immer wieder seelische Krisen mal "so nebenbei" mit auffangen muß (oder auch als Hauptaufgabe), andererseits aber auch bereits in Therapie war, sitze ich ein bißchen zwischen den Stühlen - einerseits muß ich gelegentlich echte Störungen erkennen, kann dabei aber schlicht oft nix konkretes machen, das wirklich weiterhilft. Nach meinem Eindruck ist es aber wirklich eher kontraproduktiv, wenn ich da mit dem Wissen um die Ecke komme, das im Studium (leider nur am Rande) gereicht würde und hängen geblieben ist.
Die besten Erfahrungen habe ich - sowohl im Job als auch privat - damit gemacht, aktiv und intensiv zuzuhören, das Werten zu unterlassen und meine Gedanken zu äußern, möglichst ohne irgendwelche Fremdwörter, dafür aber mit Beispielen und Bildern aus dem direkten Umfeld des-/derjenigen.

Manchmal habe ich den Eindruck, daß gerade das Annehmen des Gegenübers den Deutschen extrem schwer fällt - (Ab-) Werten hingegen geht leichter von der Hand.
******tro Mann
264 Beiträge
@*****uja

Viele Menschen haben in ihrem Umfeld zu wenig Personen, mit denen sie über ihre Probleme gut sprechen könnten. Gesellschaftliche Strukturen, die ehemals vielen Halt gaben, sind heute brüchiger. Viele Menschen sind vereinzelt.

Nun kann man das Aufbrechen gesellschaftlicher Strukturen (auch) als Zugewinn von Freiheit interpretieren. Auf diese Ambivalenz hat ja schon Ulrich Beck in seiner "Risikogesellschaft hingewiesen. Leider bilden sich weniger neue solidarische Vergemeinschaftungsformen, sondern eher marktvermittelte (Konkurrenz-)verhältnisse, was bei steigendem kapitalistischen Verwertungsdruck nicht verwunderlich ist. Mitmenschlichkeit und Einfühlungsvermögen sind da weniger gefragt.
******tro Mann
264 Beiträge
@*****_72

Finde ich gut, was du schreibst. Lass mich raten - du bist Lehrer / Pädagoge??
*****_72 Mann
362 Beiträge
Mitmenschlichkeit und Einfühlungsvermögen sind da weniger gefragt.

Doch, gefragt sind sie, sehr sogar. Aber nur wenige nehmen sich die Zeit und machen sich die Mühe, diese Qualitäten zu erwerben und einzusetzen.

Leider.

Ich denke, der Verlust alter Strukturen hat beides, Gefahren und Chancen. Solange die Gesellschaft auf der Suche nach einem neuen Konsens ist, wird ein Engpaß bestehen bleiben - dieser ist Motor der Findungsprozesse, fordert aber auch Opfer: Tränen und Leid, und einige kommen leider auch unter die Räder.
*****_72 Mann
362 Beiträge
@******tro: Nein, zur Zeit ausschließlich als Notarzt tätig. Da sind viele Krisen sehr echt, akut und massiv, für Betroffene wie Angehörige.
******tro Mann
264 Beiträge
Aha, ich dachte an Lehrer oder so, weil denen oft das pädagogisch-psychologische Wissen fehlt, um ihre Schulklassen als positives Erfahrungsfeld für Miteinander und solidarisches Verhalten zu gestalten.

Damit will ich auch sagen, dass alles Beschriebene keine zwangsläufige objektive Entwicklung ist, sondern wir gestalten mit.
****ot2 Mann
10.242 Beiträge
Viele Menschen haben in ihrem Umfeld zu wenig Personen, mit denen sie über ihre Probleme gut sprechen könnten. Gesellschaftliche Strukturen, die ehemals vielen Halt gaben, sind heute brüchiger. Viele Menschen sind vereinzelt.

Ich möchte hier ein wenig Widerspruch einlegen, bzw. eine vielleicht eher "therapiekritische" Sicht einbringen.
Ich glaube nämlich sehr wohl, dass vielen Menschen, die professionelle psychotherapeutische Hilfe annehmen, durchaus damit geholfen wäre, wenn sie einen "empathischen Laien im Freundeskreis" hätten, auch wenn dieser überhaupt nichts von Therapiemethoden, Gesprächsführung, etc. pp. weiss, sondern einfach nur menschliche Wärme, Herzlichkeit und "gesunden Menschenverstand" mitbringt.
Beispielsweise gibt es engagierte "Laien" in der Telefonseelsorge (o.ä.), die hervorragende Arbeit leisten, aber den Begriff klientenzentrierte Gesprächsführung, bzw. Carl Rogers noch nie gehört haben.
Und auf der anderen Seite Psychotherapeuten, die mit sämtlichem theoretischen Hintergrund bestens vertraut sind, - denen aber ganz einfach die "Philantropie" (oder so) fehlt (vermutlich durch den vielen Kontakt zu Menschen mit Problemen selbst irgendwann empathisch "ausgebrannt").

Dies nur mal um der Ansicht entgegenzutreten: "Der Laie hat doch keine Ahnung, das kann nur der Profi."

VlG
Gernot
*****uja Frau
2.471 Beiträge
@ Gernot2

Ich stimme dir dahingehend zu, dass sicher ein wirklich guter Freund oftmals ausreichen würde bei der Bewältigung persönlicher Krisen aufgrund von kritischen Lebensereignissen! Nur... eben daran hapert es oftmals. So zumindest meine Beobachtungen in meinem schon erfahrungsreichen Leben *zwinker*
Ich habe ja keineswegs behauptet, dass NUR die "Profis" helfen könnten!

Es gibt allerdings auch psychische Verfassungen, mit denen Laien sicher überfordert sind, und manchmal auch "kontraproduktiv" mit ihren Ratschlägen (Bsp. wenn einem an schwerer Depression erkrankten zugesprochen wird "reiß dich mal zusammen, du musst nur mal xxx machen, dann geht's dir schon besser, oder wenn starke Zwänge und Wahnzustände gegeben sind)"

Ich schätze auch die Arbeit von engagierten Laien wie z.B. in der Telefonseelsorge, Hospiz o.ä. - allerdings werden diese Leute durchaus auch zumindest ein wenig von Profis geschult und vorbereitet, bevor sie solche Aufgaben übernehmen (so hab ich das erfahren, als ich mit Mitte Zwanzig Frau dort mitgemacht habe und kenne es von einigen Bekannten so).

Und darüber hinaus bin ich auch manchmal voller Hochachtung und Anerkennung, wenn ich lese, was manch ein guter Literat in seinem Roman an darlegt oder einfach so Menschen begegne, die mich mit ihrer enormen, fundierten "naiven" Menschenkenntnis und Klarsicht im Umgang mit der menschlichen Psyche beeindrucken - ganz ohne dass sie theoretisches oder wissenschaftlich erforschtes Wissen erworben haben!


@ encuentro:
ich stimme dir zu! frühere Strukturen mit festeren Regeln und Normen, insgesamt mehr "Stabilität" gaben manchen Menschen Halt - waren auf der anderen Seite auch einengend, sanktionierten sehr stark, wenn man etwas ANDERES wollte als üblich oder vorgegeben.

Ich persönlich bin sehr froh über die Freiheiten, die mir mein Leben in unserer Welt heute gibt!
******ere Frau
2.877 Beiträge
Gruppen-Mod 
Fachleute und Fachleute
Erst einmal fällt mir auf, dass hier nicht unterschieden wird zwischen Betroffenen, die in Stresssituationen sind und schon erste physische Anzeichen haben und denen, die schon echte psychische Probleme haben.

Ich bin als Coach und Stressmanager unterwegs und stelle fest, dass extrem gestresste Kunden irgendwann bei mir landen und mir dann erzählen, sie wären bereits seit zwei Jahren beim Psychologen gewesen, was ihnen aber leider nicht geholfen hat.
Kommen Menschen zu mir, die schon krank sind, verweise ich sie sofort in die Hände von Fachleuten und helfe ihnen evtl., wenn es dringend ist, vorläufig unterzukommen.

Allerdings wird mir gesagt, dass ich häufig im instrumentellen, regenerativen und kognitiven Bereich sehr gut hilfreich sein kann, mehr, als oft die Fachleute, woher sie kommen *zwinker*

etrangere
****low Frau
8.452 Beiträge
Auch ich habe mitbekommen, dass sich Menschen vermehrt in psychischer Behandlung begeben. Ich denke der heutige Druck und das heutige Leben sind weit anspruchsvoller geworden als damals.

Eine gute Bekannte von mir, seit mehr als 30 Jahren als Psychotherapeutin tätig bestätigte mir, dass sie eine Warteliste von ab sechs Monaten hat. Sie kann auch keinen an einen Kollegen weiterleiten, denn dort sieht es nicht anders aus. Ich empfinde, sich in eine Behandlung zu begeben wenn notwenig, als eine gute Idee. Dennoch habe ich auch schon Menschen kennengelernt, die seit über fünf Jahren, ja sogar über 20 Jahren in Therapie sind und da frage ich mich, wo der Sinn dahinter steckt und ob nicht unser Gesundheitssystem missbraucht wird Jemanden jahrelang einen "Gesprächspartner" zu finanzieren? Da würde ich mir auch die Frage stellen, ob man Niemanden im nahen Umfeld hat, mit dem man reden kann.

Eine frühere Arbeitskollegin war so eine die sauer auf die Krankenkasse wurde, weil man ihr nach 20 Jahren keine Behandlungsverlängerung mehr geben wollte. Basiert auf was sie mir als ihre Problematik beschrieben hat und, dass ich keine professionelle Therapeutin bin sage ich dennoch, es waren hausgemachte Probleme, die mit jedem hätten besprochen werden können. Und was man nach 20 Jahren Therapie noch nicht verarbeitet hat, kann man es überhaupt noch verarbeiten?

Und meine Bekannte sagte mir auch, dass die Antragsstellung oder die einer Verlängerung inzwischen so umfangreich geworden ist, dass sie sich dreimal im Jahr eine Auszeit gönnt um solche Anträge korrekt auszufüllen. Von 12 Monaten im Jahr ist sie inzwischen nur sieben davon in ihrer Praxis als Therapeutin tätig.
*******liv Frau
10 Beiträge
Danke, das ist ja ein tolles Thema, um sich . . .
. . . auszutauschen und zu diskutieren.

Ich habe beim Lesen ganz viele Aspekte von Euch gefunden, die mir aus der Seele sprechen, wo ich gerne noch etwas dazu ergänzen möchte und am liebsten wäre mir, wenn wir alle an einem Tisch sitzen würden, dann brauche ich nicht so ewig lang zum Tippen *zwinker*

@ Bjutifool - Du hattest etwas von den Auswirkungen einer digital - bestimmten Gesellschaft geschrieben. Ich finde, da hast Du einen wichtige Punkt angesprochen. Menschen, die sich nur noch über Facebook, WhatsApp etc. austauschen, sind vielleicht gar nicht mehr in der Lage 'echte' Nähe herzustellen bzw. brauchen im Umkehrschluss sich nicht von der wahren Seite (ihre Gefühle zu offenbaren) zu zeigen, weil bei dieser Art der Kommunikation eine künstliche Distanz vorhanden ist (das Erfahren bzw. Wahrnehmen von Gestik, Mimik und die Art und Weise wie etwas gesagt wird, fallen weg). Und da der Inhalt der Worte das am wenigsten ist, was bei einer Botschaft 'durchkommt' . . .

Dazu kommt, dass wir rund um die Uhr mit dem Außen (Handy, TV, PV etc.) beschäftigt sind und für unser Innen keine Zeit mehr wie Sinnieren, vor sich hin träumen, sinnlose Dinge wie einfach mal nichts tun etc. erübrigen. Das Innen meldet sich aber trotzdem *zwinker*

Und natürlich kann in 5 Sätzen nicht wegtherapiert werden, was sich über Jahre etc. aufgebaut wird. Alte und 'bewährte' Verhaltensmuster, die aus guten Gründen erlernt wurden, aber für das Leben als Erwachsener nicht mehr relevant sind. Diese aufzugeben, heißt ins Risiko zu gehen, dahin wo die Angst ist, wer macht das schon freiwillig? Erst wenn der Leidensdruck zu groß oder die Einschränkung der Lebensqualität zu gravierend ist. Psych. Erkrankung lässt sich nicht wegoperieren oder per Medikament eben mal so 'wegmachen'. Da wir in einer Gesellschaft laben, wo wir funktionieren sollen und wollen, um dazuzugehören, wird das schwierig.

@ Franca_Cosi
. . . doch zuhören hilft, mehr braucht es ja häufig gar nicht. Ein offenes Ohr bewirkt ja Wunder und wenn es einem zuviel wird bzw. das Gefühl bekomme ein seelischer Mülleimer zu werden, kann man/ frau liebevoll darauf hinweisen, dass er/ sie nicht helfen kann und professionelle Unterstützung ggf. hilfreich ist.

@********8864
Wieviel Zeit jemand für für die Bewältigung von Lebenskrisen etc. braucht ist so individuell verschieden, wie der Mensch selbst und natürlich auch, ob er sein Thema als 'Krise' oder Chance empfindet, etwas an seinem Leben zu verändern. Hier gibt es spannende Literatur zum Thema Bindung, kann ich nur empfehlen (John Bowlby, in de Psychologie mit am besten erforscht). Je nach Bindungstyp ist es für den betroffenen unmöglich eine Widerstandskraft bzw. Bewältigungsmechanismen für das Leben aufzubauen. Gewalterfahrung in der frühesten Kindheit inbes. von Bezugspersonen machen das schier unmöglich.

Reelle Gespräche, Berührungen = einfache Umarmungen genügen, einfach das Da-Sein spüren sind gute Wege aus der inneren Vereinsamung zu entfliehen und damit auch psychischen Erkrankungen vorzubeugen. In meinem Leben haben sich 'die Krisen' letztendlich immer als Glücksfall erwiesen, aber das wusste ich immer erst hinterher. Und so ist das Gesetz des Lebens ( - das klingt jetzt echt philosophisch *zwinker* nach jedem Tal kommt immer ein Berg, aber das kann ich nur bemerken, wenn ich nach vorne und nach oben schaue. Depression ist das Umgekehrte und die Opferhaltung bietet ja auch einige Vorteile.

Schönen Sonntag. Ich werde mich jetzt dem Badesee widmen - Barbaraliv
*******use Mann
3.197 Beiträge
Neue Medien und ein weiterer Aspekt
1. Neue Medien

Der berühmte Satz des Paracelsus scheint mir auch hier angebracht -neue Medien führen
nicht zwangsläufig zu Problemen, sondern können auch hilfreich sein.
Auch über große Entfernungen läßt sich Nähe herstellen. Ich fand schon Freundschaft und
Vertrauen vor der ersten persönlichen Begegnung -diese hat dann dieses Gefühl nur noch
bestätigt.
Ohne dieses Erlebnis hätte ich diese Möglichkeit zuvor verneint -zumal ich eher das bin,
was man einen Einzelgänger nennt.
Neue Medien können ganz sicher besonders hilfreich sein, Vereinsamung im Alter entgegen-
zuwirken, gerade wenn die Mobilität eingeschränkt ist.
Der übermäßige Gebrauch bewirkt sicher das Gegenteil, wie von @*******liv angesprochen.

2. Mit der Psychologie ist es ähnlich, wie mit der Politik:

Es ist egal, ob du dich für sie interessierst, denn sie interessiert sich für dich!
Psychologie wird benutzt, um bei Mitbürgern eine erwünschte Handlungsweise zu bewirken,
zB. Verkaufsstrategien (Düfte, Produktplazierung), Gesprächstechniken bis hin zur Beeinflussung
von Mehrheitsentscheidungen (Propaganda, Fragestellung bei Volksentscheiden).
Eine Beschäftigung mit diesem thema scheint also unumgänglich, will man nicht allzu leicht
Manipulationsopfer werden.
Psychologie ist also auch eine (mächtige) Waffe.
*******na57 Frau
22.186 Beiträge
JOY-Angels 
Zuhören reicht
manchmal wirklich - ich habe vor ein paar Jahren in einer schwierigen Situation eine "professionelle Zuhörererin" (=Therapeutin), die mir mein Hausarzt empfohlen hatte, aufgesucht, selber bezahlt und innerhalb von 5 Sitzungen den Knoten in meinem Leben lösen können. Sie hat i.W. zugehört, zusammengefasst und die richtigen Impulse gegeben.

Und wie oft löste sich ein Problem, wenn ich es aufgeschrieben hatte.

ABER das Zuhören ohne zu werten, das Hören auf das, was jemand wirklich sagt, das Herausfinden dessen, was jemand wirklich meint - das will auch gelernt sein und es erfordert eine Menge Selbstdisziplin. Ich jedenfalls ertappe mich auch immer wieder bei schnellen Beurteilungen der Lage und unvorsichtigen Ratschlägen.

Also - manchmal ist es sehr sinnvoll, eine Fachperson zu konsultieren.

Bei wirklichen Erkrankungen sind sie sowieso die einzigen sinnvollen Ansprechpartner. Eventuell auch für Freunde und Angehörige, damit diese wissen, wie sie dem Patienten helfen können.

*my2cents*
****low Frau
8.452 Beiträge
Als ich in New York neben meinem Hauptstudium, auch Kurse in Psychologie genommen habe, haben wir in einem der Semester uns mit dem Buch "Toxic Psychiatry" vom Psychiater Peter R. Breggin M.D. befasst.

Breggin schleuste einige seiner Schüler als Patienten in eine Psychiatry, um klinisch beweisen zu können, dass stark psychisch Kranken oft mehr mit Reden geholfen werden kann, als sie nur mit Medikamenten zu betäuben. Seine Schüler merkten in der Zeit in der Psychiatry, wie die Patienten mit denen sie anfingen Gespräche zu führen, sich langsam verändert haben was seine Theorie bewies, dass die Nähe zu einem Kranken, mit ihm zu sprechen, ihn anzuhören Wunder bewirken kann. Natürlich ist das kein Ersatz für die Medikamente, die manche nehmen müssen. Dennoch schien es dort Patienten gegeben zu haben, bei denen man mit Reden viel mehr erreicht hat, als mit den Medikamenten.

Erst gestern, als ich mit einer Freundin telefonierte und wir auch über dieses Thema ein wenig sprachen sagte ich zu ihr, wenn ich diese ganzen Handysüchtigen sehe, denen das Handy wohl an die Hand zugeklebt wurde frage ich mich, wie lange dauert es noch, bis wir unsere Fähigkeit des Zwischenmenschlichen komplett verlernt haben? Sie gehen wie Zombies durch die Straßen. Achten auf kaum etwas und starren, hören, sprechen oder schreiben mit ihrem Handy, als würde ihr Leben, ihre Zukunft, vielleicht sogar ihre Existenz daran hängen.

In unserem Einkaufszentrum MyZeil, besonders im Erdgeschoss, sind alle Sitzplätze mit genau solchen Menschen belegt. Man geht in ein Einkaufszentrum, um unter Menschen zu sein, um mit seinem Handy zu kommunizieren? Für mich als Jemand, der mit seinem ersten Handy erst mit 32 in Berührung kam und auch heute sehr wenig damit macht, finde ich diese Entwicklung erschreckend. Zumal wir diesem Teil oft einen höheren Stellenwert geben, als dem Menschen der uns vielleicht gegenüber sitzt. Da wundert es mich nicht, wenn Menschen das Miteinander immer mehr verlernen und sich - vielleicht auch deswegen zum Teil - in Behandlung begeben.?
*******liv Frau
10 Beiträge
Alles hat immer . . .
wie eine Wurst seine zwei Seiten.

@ Traeumer8864

So gesehen haben wir natürlich beide Recht, kommt immer auf die Perspektive an. Du, ich benutze auch Handy etc. , sonst wäre ich auch nicht auf dieser Plattform unterwegs *zwinker* Die Frage ist, gibt es in meinem 'richtigen' Leben noch reele Treffen, kann und will ich mich auf Menschen mit ihren Stärken und Schwächen einlassen? Kann und will ich mit Langeweile umgehen oder muss ich rund um die Uhr beschäftigt sein? 1000 Sinnfragen und mehr, die ich mir beantworten kann, wenn ich will. Resultierende in der Abeantwortung der Frage, übernehme ich die Verantwortung für mein Leben so wie es ist, bin ich der Kapitän oder die Kapiteuse auf meinem Lebensschiff. Und dann sind wir bei den elementaren Dingen angekommen. Wenn ich mit mir im Reinen bin, ist das auch der sicherste Weg, es mit anderen zu sein.

Schönen Sonntag - barbaraliv
***at Mann
2.887 Beiträge
unzugänglich
Erfolg mit psychologischen Behandlungen haben immer nur die Anderen!

Schön, wie z.B. David Schnarch in den Fallbeispielen seiner Bücher in kürzesten Zeiten anderen Menschen aus ihren ausweglosen Situationen geholfen hat..

Nur, wenn ich selbst Rat suche, dann erstickt das in Fragebögen und ähnlichen Formalitäten.

Gegen Ende des letzten Jahrtausends mußte auch ich durch die Mühle, durch die so viele Männer müssen. Meine Frau hatte ihren Sex abgeschaltet aber ich war noch voll im Schwung. Ich versuchte das was Männer seit Menschengedenken tun und ging in ein Bordell. Um nicht den Kriminellen des Gewerbes weiteren Auftrieb zu verschaffen, achtete ich darauf, dass die Elfe keine Osteuropäerin war, und möglichst heimischen Dialekt sprach... jedoch: Ich bekam keinen hoch! Obwohl die Damen noch so sexy waren.
---> Dann ging ich in psychologische Beratung: Ich, als Mann spitz wie Nachbar's Lumpi, und nicht 'mal fähig eine Hure zu vögeln?<---
Ich landete bei allerlei Experten, darunter auch einen leibhaftigen Professor aus München...
"?wenn Sie über einen mit Platten gepflasterten Platz gehen: treten sie lieber mitten in die Platte oder lieber auf die Ritze?...
und so weiter...

Irgendwann landete ich wieder bei einem "normalen" Psychologen oder -Therapeuten, ganz ohne akademischen Lack (den Vornamen "Dr." ausgenommen). Der hörte mir eine Weile zu und sagte dann:

"Sie stehen kurz vor einer Entsendung in die USA? Dann machen sie die Augen auf! bald wird etwas passieren, was ihnen vielleicht besser hilft als all die Sitzungen!" ...

Etwa im dritten Monat meiner Entsendung kam das Time Magazine mit einem Artikel über das soeben auf den Markt gekommene VIAGRA heraus. In der Liste von Ärzten, die sich bei der auch in den USA vorgeschriebenen Verschreibung nicht zieren, war auch eine Adresse in "meinem" bürgerlich-braven Millwaukee. Etwa anderthalb Jahre vor meinen deutschen Geschlechtskollegen durfte ich endlich in der Oberklasse vögeln!

...und da steht die für Normalos wie BFlat zugängliche "Psychotherapie" bis zum heutigen Tag!

Männerprobleme, laut der leisen Ahnung meiner Geliebten psychologisch bedingt? Dann wird schnell-schnell zur chemischen Keule gegriffen...

Fazit: mich hat mein Leben belehrt, dass die Segnungen der Psychotherapie stets nur anderen Menschen zugute kommt.

-Pardon für die unakademische Wortwahl!-
*****_be Mann
271 Beiträge
Den Segen bekommen nur die Reichen
Was mich am Thema "Psychotherapie" immer wieder betroffen macht, ist das Zweiklassensystem in diesem Lande: Ansätze, welche vormehmlich die Wiederherstellung der Arbeitsleistung und der Konsumfähigkeit zum Ziele haben, werden per KK gefördert. Solche therapeutischen Ansätze, welche versuchen Menschen und soziale Systeme ganzheitlich in den Blick zu nehmen und zu heilen, müssen in der Regel privat finanziert werden. Wer Geld hat, bekommt zudem sofort Hilfe und Unterstützung, wer arm ist, muss mindestens sechs Monate warten. Die Zulassung neuer Therapieformen ist ein reines Geschäft und wer glaubt, dass dabei nur "seriöse" Ansätze oder Therapeuten "gewinnen", irrt sich gewaltig (der Umkehrschluss gilt natürlich genau so wenig).
Ja, "professionelles Kliententum" ist ein Problem (vor allem für die Betroffenen selbst, unser KK-System kann das sicherlich genauso aushalten wie die "jede-Woche-zum-Arzt-Omas"), aber ich denke dennoch, dass die westliche Zivilisation einen Schritt vorwärts gemacht hat, in dem sie den Therapeutenberuf anerkennt. Wenn wir nun alle noch begreifen, dass Körper, Geist und Seele nicht zu trennen sind und "krank" und "gesund" niemals als binäre Gegensätze betrachtet werden dürfen, kommen wir auch in Zukunft bestimmt noch ein weiteres Stück voran *g*
******ere Frau
2.877 Beiträge
Gruppen-Mod 
wer arm ist....
@ Shabd

Ja, hört sich erst einmal so an. Aber auch wer arm ist, leistet sich die vielen Wege zu verschiedenen Ärzten, holt sich Medikamente noch und nöcher aus der Apotheke. Die Schmerzen (physisch und psychisch), der Leidensdruck gar nicht zu rechnen. Wieviele Nächte kann jemand vllt. nicht durchschlafen, fällt immer tiefer in die Spirale von Stress und Druck?

Wenn ich mir manchmal ansehe, was die Kunden bereits hinter sich haben, ist jede Maßnahme, die sie zahlen weit billiger....

etrangere
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