Was meine Erfahrung anbetrifft, würde ich sagen, Gespräche in Beziehungen - ganz gleich über welches Thema - können gelingen und gut sein ... oder schwierig und unbefriedigend. Das ist nun einmal so.
Ich bin kein Paartherapeut, habe aber Erfahrungen mit dem Thema Paartherapie. Weil das einmal angesagt war, um die Missverständnisse aufzulösen und besser mit meiner Partnerin (damals Ehefrau) reden zu können.
Was für mich und meine Erfahrung gilt, ist freilich keine Geschichte, die für alle gilt, gelten muss und allen helfen kann.
Aber: Wenn ich vor dem Hintergrund meiner Erfahrung das Thema anschaue, dann ist eines klar: Das ist in den allermeisten Fällen kein "Mann-versus-Frau-Thema" ... sondern eine Beziehungs- und Kommunikationsgeschichte.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass die meisten, die beim Thema "sexuelle Phantasien" merken, dass sie an einen Punkt kommen, an dem sie es plötzlich schwierig empfinden, von sich und ihrer Beziehung sagen würden, wir können, das was wir besprechen und regel müssen ganz gut besprechen (z. B. Aufgabenverteilung im Alltag, Zeitplanungen, Freizeitgestaltung, Umgang mit Freund:innen, Geldgeschichten und Urlaubsplanung). Was ja gut ist und im Alltag ungemein hilfreich! Und ja: Auch für Sicherheit und Verläßlichkeit sorgt. Vertrauen gibt.
Und dann taucht bei einem Thema, einem sexuellen Thema ein Punkt auf, bei dem Phantasien, eigene Wünsche, die Vorstellung davon, was mich wirklich erfüllt ... möglicherweise verbunden mit einem möglichen Überschreiten von gewissen geselschaftlich geprägten Mustern/Regeln/Gesetzen ... eine wahrnehmbare Sprachlosigkeit auf, die auch als eine Art "Blockade" wahrgenommen werden kann. Und dann denkt mensch sich: Was ist da los? Warum geht das nicht? Was haben wir da für ein Problem?
Ich bin mittlerweile seit über 7 Jahren hier und spreche auch privat im Bekannten- und Freundenkreis immer wieder sehr offen über solche Themen. Und mein Eindruck ist: Das geht - leider - verdammt Vielen so.
Was die Gründe dafür sind, ist vermutlich so vielfältig, wie wir als Menschen einfach sind. Herausfinden kann das immer nur der jeweilige Mensch oder das jeweilige Paar! Letztendlich kann das jedes Paar nur selber versuchen, herauszufinden was da dahintersteckt.
Was man/mensch aber versuchen kann, ist eine Geschichte, die ich als Anregung hier reingeben möchte:
Man/mensch kann versuchen, in diesen Alltagsgesprächen - ganz unabhängig vom Thema "Sex" - Träume, Wünsche, Phantasien zu formulieren, so als gäbe es alle Freiheiten und Möglichkeiten und keine Regeln und Einschränkungen. Ganz egal, ob es Freizeit, Urlaub, Job, Geld, Verwandtschaft oder Freundeskreis betrifft. Und ohne, gleich zu denken oder sagen, "Das geht ja aus diesen und jenen und tausend anderen Gründen nicht!" ... Einfach mal drauf los spinnen und gemeinsam drüber reden ...
Und wenn man/mensch die Erfahrung macht, solche Ideen, Wünsche und Phantasien auszusprechen, mit dem Partner zu teilen und einfach darüber zu reden und sich dabei gut zu fühlen, ohne dass die Erwartung besteht, das muss auch in Erfüllung gehen ... dann ist es vielleicht auch möglich, Träume, Wünsche und Phantasien zum Thema Sex auszusprechen.