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Weihnachtsgeschichte der anderen Art: Das Leuchten

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Weihnachtsgeschichte der anderen Art: Das Leuchten
Diese Geschichte habe ich für das Adventsspiel der Kurzgeschichtengruppe geschrieben. Ich möchte sie hier auch posten, weil ich denke, sie passt gut in diesen Thread.
*herz* lichst, Into



Das Leuchten

Es ist kurz vor Weihnachten und entgegen aller Voraussagen schneit es das erste Mal in diesem Jahr. Eiskristalle verfangen sich im dichten krausen Haar von Florence, der nun schon seit zwanzig Minuten an der Treppe zum Eingang des U-Bahnhofs Taubenstraße steht und wartet. Als sein Handy klingelt, nimmt er das Gespräch an und sein dunkles Gesicht wird noch finsterer. Dann legt er auf und flucht laut. Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass Molly ihm abgesagt. Er würde bei ihr keinen Stich machen, es war absolut sinnlos. Und er sollte sowieso damit aufhören, Schwesternschülerinnen zu daten. Molly ist ein besonders hübsches Pralinchen. Er hat jede Gelegenheit genutzt, sie zum kichern und giggeln zu bringen, wenn sie ihm in der Klinik über den Weg lief. Sie ist ein graziles Mädchen mit riesigen, schwarzen Augen im milchkaffeebraunen Gesicht und sie lockte ihn wie die köstlichste Zartbitterschokolade, die man sich nur vorstellen kann, frisch importiert von der Elfenbeinküste. Und ihr französischer Akzent ist einfach zuckersüß – das berühmte Sahnehäubchen auf der Torte, das er nur zu gern abgeleckt hätte.

Florence seufzt und steckt das Handy in die Hosentasche, schultert seinen Rucksack und steigt die Stufen zur U-Bahn hinab. Es hat den ganzen Tag geschneit und es riecht feucht und modrig im Untergrund. Er trottet durch die unterirdischen Flure, an der gelb gekachelten Wand entlang, dem Stammplatz von Sergej, der ihm schon von weitem zugrinst und inbrünstig sein Akkordeon bearbeitet. Mit viel Schmacht erklingt ein weiteres russisches Weihnachtslied. Florence nickt ihm zu und wirft eine Münze in seinen Hut. Am Ende der gelben Kachelwand kauert ein schmales Bündel Mensch, den Kopf mit den verfilzten Dreadlocks in einem schmutzigen Armyrucksack vergraben. Das Neonlicht beginnt zu flackern und Florence zögert. Er will nicht stehen bleiben, aber er tut es. Ihm ist plötzlich übel, und er denkt an den Rotwein, den er gestern Nacht getrunken hat. Dass Ashou auch immer diesen billigen Fusel kaufen muss!

Die Neonröhren über ihm zischen und röcheln und jetzt riecht es verbrannt. Plötzlich geht das Licht aus und wieder an, ein paar Mal: an, aus, an. Florence sieht verwirrt nach oben und im selben Moment wird ihm kurz schwarz vor Augen. Ein heftiges Zittern geht durch das Bündel Mensch zu seinen Füßen. Dann hebt die Obdachlose den Kopf und richtet ihre Augen wie zwei Scheinwerfer auf ihn. Nein, eher wie Laserstrahlen, die ihn durchdringen bis ins Mark. Florence fühlt sich plötzlich ganz leicht, sein Kopf ist leer wie ein Luftballon. Er wird eingesogen wie in einen Tunnel, fällt und versinkt, es gibt kein Entkommen. Keinen Widerstand, keine Wahl. Der Blick des Mädchens ist zwingend und präzise wie das Messer eines Chirurgen, das sacht in ihn eindringt wie in weiche Butter. Ihre hypnotischen Augen sind hell und strahlend wie gleißende Sonnen. Ihm wird heiß und kalt, Gänsehaut breitet sich über seinen ganzen Körper aus. Eine Armee an Schmetterlingen tanzt in seinen Eingeweiden, Funken regnen durch sein Gehirn. Dem Himmel so nah, denkt er noch, bevor alle Gedanken verschwinden.

Hey, Bro, wach auf! Du bist im falschen Film! Schreit es in seinem den Kopf, los jetzt, Mann, schnell! Und genauso plötzlich hört es auf. Florence steht wieder in einem U-Bahn-Tunnel, der intensiv nach Pisse riecht. Er zwinkert und sieht sich vorsichtig um. Was war das eben? Sekundenschlaf? Die Nachwirkung von getunetem Gras, dass er vor zwei Tagen mit Ashou geraucht hatte? Hinter seinen Schläfen pocht es und ihm ist flau im Magen. Er steht noch immer vor der schmutzig gelben Kachelwand und keinen Meter von ihm entfernt kauert eine Obdachlose mit verfilzten Rastalocken, den Kopf auf den Knien, völlig regungslos. Sergej stimmte gerade „Stille Nacht, heilige Nacht“ an. Ein paar Türkenjungs kommen um die Ecke, lautes Gelächter. Florence beugt sich hinunter zu der Frau und berührt vorsichtig ihre Schulter. Sie schnarcht nur leise und vergräbt den Kopf tiefer in ihrem Schlafsack.

Er wendet sich ab, zwingt sich, weiterzugehen, immer weiter. Wie ferngesteuert biegt er ab zur Rolltreppe, die hinunter zum Gleis führt. Er fühlt sich benommen und verkatert wie nach einer durchfeierten Nacht. Am Bahnsteig fährt die U-Bahn ein. Menschen steigen aus, andere steigen ein. Das Signal ertönt und die Türen schließen sich. Florence steht am Gleis und starrt dem Zug hinterher, der jetzt in der Schwärze des Untergrunds verschwindet. Da ist kein Gedanke, den er hätte fassen können. In seinem Kopf vollkommene Leere.

Jemand zupft zaghaft am Ärmel seines Parkas. Florence erwacht jäh aus seiner Trance und fährt erschrocken herum. Und da steht sie, direkt neben ihm, die Obdachlose, das Mädchen mit den Scheinwerferaugen. Ihr rechtes Auge ist blau wie der Himmel nach dem Regen, das linke braungrün wie frisch gemähtes Heu. Sie ist mager, ihre Kleidung zerschlissen und schmutzig, ihre ganze Erscheinung vom harten Leben auf der Straße geprägt. Und doch geht von ihrem Gesicht und ihren Augen eine Strahlkraft, ein Leuchten aus, das nicht von dieser Welt ist.
„Hast du auf mich gewartet?“, fragt sie mit heller Stimme und lächelt, als ob sie die Antwort schon wüsste. So, als ob ihre Frage völlig obligatorisch ist, nur eine Geste, um es für ihn leichter zu machen. Florence starrt sie an. Er registriert die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen und die Schatten unter ihren Augen. Er sieht die Narbe an ihrer Schläfe, die sich bis zum Lid des rechten Auges hinunterzieht. Die zotteligen Dreadlocks fallen ihr weit über den Rücken und haben mehrere Farben von graublond bis pink. Die zerrissenen Jeans waren sicher mal hellblau, sind jetzt aber Fifty Shades of Grey. Bei dem Gedanken muss er grinsen. Statt ihr zu antworten, fragt er zurück: „Wie heißt du?“ „Malin“, sagt sie und strahlt. Ihr Lächeln durchflutet ihn wie gleißendes Licht und entzündet ein Feuer, das alle Zweifel auslöscht.

Er tut etwas, was er noch nie getan hat in seinem zweiundzwanzigjährigen Leben: Er nimmt Malins eiskalte Hand und steckt sie zusammen mit seiner eigenen in die Seitentasche seines Parkas. Die nächste U-Bahn rollt in den Bahnhof ein. Menschen steigen aus, Malin und Florence steigen ein. Eng gedrängt stehen sie nahe den Türen im hintersten Wagen. Florence sieht hinaus in die Schwärze des vorbeifliegenden Untergrunds und gleichzeitig sieht er sein Spiegelbild: einen schlaksigen jungen Mann, an dessen Schulter ein Mädchen mit wilder Rastamähne lehnt. In den fast blinden Fenstern verschmelzen ihre Silhouetten zu einer Einheit.

Kaum sind sie in der Dachgeschosswohnung angekommen, die Florence mit Ashou teilt, steckt Ashou auch schon den Kopf aus der Küchentür. „Hey, Bro, deine Chefin hat angerufen, ob du an Weihnachten arbeiten kannst?“ Sein Freund tritt in den Flur. „Du, sag mal, hattest du dein Handy aus? Ich hab dreimal versucht, dich zu erreichen...“ Florence rollt die Augen und nickt nur. „Was ist los mit dir, Alter? Hast du was geraucht? Zu tief ins Glühweinglas gekuckt?“ „Nee, Ashou, lass uns morgen reden, okay? Ich hab Besuch mitgebracht, das ist Malin.“ Malin lächelt schüchtern hinter seiner Schulter hervor. Ashou starrt ihn an, verwirrt und etwas besorgt, doch bevor er etwas sagen kann, hatte Florence Malin in sein Zimmer bugsiert und hinter ihnen die Tür geschlossen.

Eine Stunde später, in der Badewanne. Florence und Malin reden immer noch und trinken Tee, dieses Mal den indischen Chai, den Ashou immer aus seinem Homieladen mitbringt. Alles zwischen ihnen ist so natürlich, so selbstverständlich, wie Florence es noch nie erlebt hat mit irgendeinem Mädchen. Nichts ist peinlich. Sie kichern beide, während ihre Kleidungsstücke nach und nach auf den gekachelten Boden fallen, als würden sie sich schon ewig kennen. Mit ihr ist alles ist so vertraut: zu reden, zu schweigen und über diesselben Dinge zu lachen. Und nackt mit ihr in der Badewanne zu liegen, so, als hätten sie das schon so oft zusammen getan.

Florence erzählt ihr von seiner Kindheit als amerikanisches Balg, das nie seinen Vater kennengelernt hat und in der Schule gemobbt wurde. Von der abgebrochenen Ausbildung und von seinem Job als Hilfspfleger in der Klinik. Von seinen Affären mit den Schwesternschülerinnen und von seiner Perspektivlosigkeit. Malin erzählt ihm von ihren „sieben Leben“: ihrer Ursprungsfamilie in Weißrussland, die abgelöst wurde von einer Pflegefamilie in Deutschland. Vom Stiefvater, der meist besoffen nachhause kam und sich an den Mädchen vergriff. Von ihrer Flucht in ein Frauenhaus und der völlig überforderten Pflegemutter. Sie lebte eine Weile auf der Straße, machte Bekanntschaft mit Machud und seinen Mädchen, mit Ecstasy und Crystal Meth. Dann arbeitet sie in einer Tabledance-Bar und schließlich im Laufhaus, bis Machud spurlos verschwindet und Achmed, „Das Messer“, wie er auch genannt wird, den Laden übernimmt. Eines Nachts, in einem günstigen Moment, kann sie fliehen. Sie hat Todesangst.

Während Malin erzählt, mit weicher, gleichmütiger Stimme, streifen ihre Füße und seine Hände über Lenden und Leisten, wandern über Brüste und durch Achselhöhlen, streichen entlang an den Säumen ihrer Fantasien. Florence lauscht ihrer Geschichte, dahingegossen im warmen Wasser, und lässt seine Hände sprechen. Er ist bewegt, erschüttert, fasziniert. Er ist schockverliebt. Sie lassen nichts aus, nichts ist zu peinlich. No need to hide.
Viel später, als das Badewasser kalt und ihre Haut schon ein wenig runzlig geworden ist, lieben sie sich auf dem großen Futon in Florence´kleinem Zimmer. Malins magerer Mädchenkörper rührt und verzaubert ihn. Sie zeigt ihm Geheimnisse, von denen er nicht einmal zu träumen gewagt hat. Sie beben und seufzen und wiegen sich, trunken vor Entzücken. Tränen fließen und vermischen sich mit Schweiß, vereinigen sich mit all den Säften ihrer Lust, bis sie schließlich erschöpft und ineinander verschlungen einschlafen.

Der Morgen graut, als Florence in einen unruhigen Schlaf fällt. Und träumt, er liefe nackt durch die Straßen seines Viertels. Es ist Nacht und es ist kalt und er sucht Malin überall, aber er kann sie nicht finden. Als er an das Ende einer Sackgasse kommt, beginnt die Erde unter ihm zu beben. Die Backsteinbauten um ihn herum bröckeln und fallen wie im Zeitraffer in sich zusammen. Er sieht, wie die Steine auf die Erde prasseln und versucht, ihnen auszuweichen, nackt wie er ist. Vor ihm entsteht ein Loch, das tiefer und tiefer wird, sich zu einem Graben auswächst. Und dann sieht er sie, Malin, auf der anderen Seite stehen. Ihre Augen leuchten hell wie Scheinwerfer zu ihm herüber, sie strahlen wie ein ganzer Regenbogen. Sie lacht und winkt: „Florence! Florence, du kannst mich nicht retten, Geliebter! Rette dich selbst, nicht mich! Florence, wirf dein Leben nicht weg, hörst du? Ich liebe dich, Florence!“ Er will schreien, will ihren Namen rufen, doch aus seinem Mund kommt kein einziges Wort.

„Florence! Verdammt, Flo, wach endlich auf! Du hast verschlafen, Bro!“ Das Hämmern an seiner Zimmertür lässt ihn im Bett hochfahren. Florence sieht sich verwirrt um. Er ist allein, Malin ist nicht da. Ist sie schon gegangen? Doch wann und warum? Und wie kann sie einfach so gehen, nach allem, was war zwischen ihnen? Er springt aus dem Bett, sucht das Zimmer ab, bevor er, nackt, wie Gott ihn schuf, die Zimmertür öffnet.
„Mann, es ist echt mühsam, dich wach zu kriegen.“ Ashou reicht ihm eine Tasse mit dampfendem Kaffee, mustert ihn von Kopf bis Fuß und grinst. „Ich weiß ja nicht, was du gestern genommen hast, Bro, aber das nächste Mal gibst du mir was ab von dem Zeug, okay?“
„Wo ist sie, Ashou?“ Florence nimmt die dampfende Tasse entgegen, drängt sich an ihm vorbei und läuft ins Bad. Seine Kleider liegen noch immer auf dem Boden zerstreut, genauso, wie er sie fallen gelassen hat am Abend zuvor. Doch außer der zweiten Teetasse auf dem Badewannenrand gibt es keine Spur von Malin. Er rennt zurück in sein Zimmer und zieht sich schnell an.
„Wer? Wer soll wo sein, Flo?“
„Malin! Wo ist sie hin? Hast du sie gesehen?“
„Bro, was redest du bloß?! Wer ist Malin?“
Florence packt Ashou am Arm und sieht ihn eindringlich an: „Ashou, hast du Zeit? Jetzt? Gut, dann hilf mir und komm mit. Wir müssen sie finden. Ich erzähl dir alles unterwegs.“

Schon von weitem sehen sie einen blinkenden Polizei- und einen Rettungswagen, die vor dem U-Bahn-Eingang quer geparkt haben. Ein uniformierter Polizist versucht gerade, den Eingang abzusperren, doch Florence und Ashou schaffen es, an ihm vorbeizuschlüpfen, die Treppen hinunter und dann weiter. Florence´Herz klopft bis zum Hals, als er den gelben Tunnel erreicht. Zuerst sieht er die Rettungssanitäter, die jemanden auf die Trage legen. Dann erkennt er Sergej, der mit einem Polizisten redet. Der Polizist nickt, bedankt sich und geht zurück zu den Sanitätern.
Sergej dreht sich weg, mit aschfahlen Gesicht und entfernt sich ein paar Schritte. Dann bemerkt er Florence, der auf ihn zukommt. „Sergej, was ist passiert? Hast du Malin gesehen? Sie ist doch nicht…“ Sergej schüttelt nur den Kopf und zündet sich mit zitternden Händen eine Zigarette an.
„Malinka, das Mädchen aus meiner Heimat.“ Er läßt sich auf seinen Schlafsack nieder und nimmt einen tiefen Zug aus der Selbstgedrehten. „Sie war auf Crystal Meth, ist ihrem Zuhälter abgehaun. Die letzten Tage war sie schon sehr schwach, ich hab öfter nach ihr gesehen. Aber heute Nacht hatte sie wieder einen Anfall, es hat sie richtig durchgeschüttelt, wollte gar nicht mehr aufhörn. Ich hab versucht, sie festzuhalten, aber ich konnte nichts für sie tun. Bis die Sanitäter endlich hier warn, war sie schon tot.“ Wieder schüttelt er den Kopf, sein Gesicht ist aschfahl.

Florence starrt ihn an, unfähig, sich zu rühren.
„Sergej, du sagst, du warst heute Nacht hier bei ihr? Die ganze Nacht?“
Sergej nickt. Dann schlägt er die Hände vor das Gesicht und schluchzt.
Ashou legt Florence den Arm um die Schultern, als die Sanitäter die Bahre mit dem Mädchen an ihnen vorbeitragen. Der schmale Körper ist mit einem weißen Tuch bedeckt. Als sie die Treppe zum Ausgang erreichen, weht eine Windböe das Laken von Malins leblosem Körper. Bunte Dreadlocks wehen hoch, pink, grau und blond, als wollten sie Florence zum Abschied noch einmal zuwinken.

Und später wird Sergej allen, die es hören wollen, erzählen, dass er das Leuchten gesehen hat, als Malinka weggebracht wurde.
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