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Ehrlichkeit/radikale Ehrlichkeit

****ba Frau
3.649 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ehrlichkeit/radikale Ehrlichkeit
Hallo Ihr Lieben,

im Forum läuft gerade dieses Thema: Ehrlichkeit steht überall in Profilen. Was ist gemeint?

Was ist denn für Euch Ehrlichkeit? Wie viel Ehrlichkeit wünscht Ihr Euch? Wo kommt Eure Ehrlichkeit an ihre Grenzen? Oder geht Ihr für radikale Ehrlichkeit? Und falls ja, was bedeutet das eigentlich? Welche Gedanken, Empfindungen habt Ihr noch zu dem Thema?
****686 Mann
83 Beiträge
Ich halte es so:
Ich spiele mit absolut offenen Karten und würde mich als sehr ehrlichen Menschen betiteln.
Unwahrheiten kommen immer schnell ans Tageslicht und man erreicht damit sowieso nur das Gegenteil von dem, was man sich erhofft hatte.

Desweiteren vertraue ich erstmal jedem und gebe jedem die Gelegenheit, mein Vertrauen auszunutzen.
Aber wer das dann auch macht hat es sehr schwer, meine Freundschaft wieder zu erlangen.

So bin ich bis jetzt immer gut gefahren.
****ne Frau
1.310 Beiträge
Genau so denke ich auch. Jede/r hat einen Vorschuß an Vertrauen. Ist das erst einmal dahin - dann hat man es verdammt schwer bei mir. Ich bin ehrlich, spiele total mit offenen Karten - denn Lügen haben kurze Beine. Das hat man uns schon als Kinder beigebracht.
****ba Frau
3.649 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Für mich geht Ehrlichkeit über die Wahrheit sagen hinaus. Es bedeutet für mich auch, mir selbst gegenüber aufmerksam und ehrlich zu sein. Mich selbst zu hinterfragen und auch zu dem zu stehen, was ich an mir nicht gut finde.

Mir ist eine "verbundene Ehrlichkeit" wichtig. Auch wahr zu nehmen, wenn meine Worte oder mein Handeln jemandem weh tun. Zu verarbeiten, was das mit mir macht und andere ggf. nicht im Regen meiner Ehrlichkeit stehen zu lassen - sofern sie/er das nicht selbst für sich wählt.
****ne Frau
1.310 Beiträge
Akkiba es ist doch selbstverständlich dass man sich nicht selbst belügt. Was hat man denn davon? Davon wird doch nichts besser oder anders.
***no Mann
14 Beiträge
Sehr interessante Gedanken von euch zum Thema Ehrlichkeit...
Grundsätzlich denke ich aber, dass sich viele Leute eben doch selber auch belügen (auch wenn das wohl nichts bringt). Sei es, um eigenes Handeln zu rechtfertigen, Situationen so zu sehen, dass sie erträglich sind oder einfach, weil es so der bequemere Weg ist und Konsequenzen umgangen werden. Also würde ich auch zustimmen, dass die Erlichkeit sich selber gegenüber Voraussetzung ist, um auch anderen Menschen gegenüber eben dies zu sein...
Für mich hat Ehrlichkeit auch mit dem Respekt vor dem Gegenüber, vor seinen Gefühlen zu tun. Und da kommt dann irgendwann der Punkt, wo es schwierig wird. Kann man denn alles vollkommen ehrlich dem Gegenüber "um den Kopf hauen" (ja... ich weiss.... der Ton macht die Musik) oder macht es manchmal auch Sinn, Dinge für sich zu behalten, weil man genau weiss, dass es den anderen verletzt? Ich spreche nicht von gravierenden Vertrauensbrüchen oder Lügen. Ich denke da eher z.B. an Fantasien, die für einen Partner vielleicht nicht "passend" sind. Oder wenn einer von beiden findet, ich flirte gerne und da kann es auch mal zu einem leidenschaftlichen Kuss kommen, während für den anderen ein Kuss etwas sehr intimes und weiterführendes ist... Vielleicht tut vollkommene Ehrlichkeit an so einer Stelle auch einfach nur weh, ohne dass es einen wirklichen Grund gibt?
Interessant finde ich auch den Gedanken, dass man vielleicht die eigene Ehrlichkeit irgendwie anders einschätzt, als die Ehrlichkeit eines Anderen. Dies hätte dann wohl auch damit zu tun, dass man ja die eigene Ehrlichkeit prüfen / hinterfragen kann und vielleicht auch dazu neigt, eigenes Verhalten (z.B. der oben genante Kuss: ist ja gar nichts dabei, also auch nicht wichtig) zu verniedlichen, während man ja vom Gegenüber eben nur die Ehrlichkeit präsentiert bekommt, die er preisgeben will...
Und dies wäre dann der Bogen zurück zur Ehrlichkeit sich selber gegenüber.... und der Tatsache, dass niemand jemanden hinter dem Ofen sucht, wenn er selber nie dahinter gesteckt hat...
Sooo viel geschrieben... und irgendwie weiss ich noch immer nicht mehr.
****ba Frau
3.649 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich denke, ehrlich zu sich selbst sein bedeutet auch, sich seine eigenen Gefühle an zu schauen. Ich konnte das früher nicht, weil es mal wichtig war, das ich sie besser gar nicht wahr nehme. Und mir war lange gar nicht bewusst, dass ich es nicht konnte.
Ich würde nicht sagen, das ich mich damals selbst belogen habe - aber ehrlich zu war ich damals auch nicht.

Wenn ich jemandem, der mir nahe ist, etwas verschweige um ihm nicht weh zu tun, schütze ich dann den anderen oder schütze ich meine Vorstellung, das der andere mit Schmerz nicht umgehen kann?
Sicherlich macht der Ton dabei die Musik, das meinte ich u. a. mit "verbundener Ehrlichkeit". Aber brauche ich nicht auch das Wahrnehmen von schmerzhaften, von ungeheilten Wunden in mir, um zu lernen und zu wachsen? Brauche ich nicht das Vertrauen meines Partners, dass ich für mich sorgen und auf mich achten kann, dass ich aufstehen kann, wenn ich gefallen bin, dass ich heilen kann, wenn ich verletzt wurde.
Und sicher brauche ich mein eigenes Vertrauen darin.

Ich denke, je näher sich zwei stehen, um so mehr Ehrlichkeit ist angebracht. Und Ehrlichkeit sollte Mitgefühl und Verständnis keinesfalls ausschließen - ganz im Gegenteil.
***no Mann
14 Beiträge
...du hast vermutlich recht... die Wahrheit ist ja trotzdem latent vorhanden, auch wenn sie nicht ausgesprochen wird. Eine offene Ehrlichkeit kann zwar schmerzen, verletzen, ungute Gefühle hervorrufen. Dort müsste man dann aber hinterfragen, woher diese Gefühle kommen. Oft haben sie mit einem selber zu tun. Sie sind Ausdruck von Erfahrungen, unseren Mustern (haben wir alle) und haben oft auch einen Ursprung im Selbstbewusstsein, was bei einem sensiblen Menschen oft auch etwas zu oft hinterfragt / untergraben wird. Aber das alles ändert gar nichts daran, dass diese vielleicht schmerzenden Themen beim Gegenüber trotzdem vorhanden sind... ob er sie ausspricht oder eben für sich behält, um den Partner vermeintlich zu schützen. Bis man (oder Frau) dann vor vollendeten Tatsachen steht und die geballte Ladung an Gefühlen auf einmal abbekommt. Also ist es vermutlich besser, auch unangenehme oder verletzende Dinge frühzeitig zu erfahren, als dann irgendwann im Regen zu stehen...
Ich habe für mich gelernt, Dinge unterschiechlich zu betrachten. Es gibt (als gefühlsbetonter Mensch geht es "leider" nicht anders) die Betrachtung aus emotionaler Sicht. Ich habe mir aber angewöhnt, dass wenn mich etwas schmerzt, dies auch ganz analytisch anzuschauen. Woher kommen diese Gefühle wirklich, was ist der Treiber dafür. Das hilft mir oft, Dinge einordnen zu können...
Aber das ist wohl auch so individuell, wie wir alle ganz unterschiedliche Wesen mit ebensolchen Bedürfnissen sind...
****e69 Mann
969 Beiträge
Für mich ist die Sache der Ehrlichkeit auch eine Sache des timemings! Doch dann kommt mir die Frage, wenn ich denke es macht wirklich Sinn lieber später mit ihr zu reden, weil sie gerade eh in einer Kriese steckt und es vielleicht wirklich zuviel würde, wie ehrlich bin ich bis zum Zeitpunkt der Offenlegung mir selbst gegenüber?
*******961 Mann
39.313 Beiträge
Ehrlichkeit ist ein wichtiges Gut unseres Daseins! Auch wenn es manchmal weh tut und/oder schwer fällt!

Jede Lüge ist auch eine Lüge an sich selbst!
****ba Frau
3.649 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Thema wieder geöffnet.
**********inado Mann
140 Beiträge
Interessantes Thema, weil das "sich selbst belügen" oder "zu sich selbst nicht ehrlich sein" hier erwähnt wurde... in manchen Extremsituationen ist diese Verdrängung und das Selbstbelügen eine Überlebensstrategie wenn man nämlich die ungeschminkte Wahrheit oder Realität gar nicht ertragen könnte. Wollte ich nur mal so in die Diskussion einwerfen...
*******_Fee Frau
3.195 Beiträge
@****ba
nach jahrelanger therapeutischer (Aus-) Bildung sehe ich es sehr ähnlich, wie Du.
Für mich hat dies aber auch etwas mit Reflektion und der Fähigkeit dazu zu tun.
Nicht jeder Mensch besitzt die Resilienz, sich seinen dunkelsten Schattenseiten offen zu stellen. Dieses Potenzial haben eher wenige Menschen.
Noch weniger besitzen die Gabe, einem anderen Menschen darin gesund oder sogar gesundend zu begegnen.

Und ja, zur Gesundung bedingt es Ehrlichkeit, die eben auch erstmal sehr schmerzhaft sein kann.

Spannendes Thema…
****ba Frau
3.649 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von **********inado:
Interessantes Thema, weil das "sich selbst belügen" oder "zu sich selbst nicht ehrlich sein" hier erwähnt wurde... in manchen Extremsituationen ist diese Verdrängung und das Selbstbelügen eine Überlebensstrategie wenn man nämlich die ungeschminkte Wahrheit oder Realität gar nicht ertragen könnte. Wollte ich nur mal so in die Diskussion einwerfen...

Vielen Dank für den, wie ich finde wichtigen, Impuls.
Mir passiert es oft, dass ich Menschen "Unfähigkeiten" oder "Dummheit" unterstelle, obwohl ich glaube verstanden zu haben, dass es sich tatsächlich um eine sehr intelligente Strategie des menschlichen Lebens und Zusammenlebens handelt.

Jede und jeder wird aus einer Gesellschaft, Gemeinschaft, Familie heraus geboren, in denen diese Verdrängungsstrategien wirken. Sie sind für uns daher nicht sichtbar, weil es "das Normale" zu sein scheint, allerdings stolpern wir sozusagen auf Schritt und Tritt über ihre Auswirkungen.

Und was auch wichtig ist, diese Strategie erfordert den Einsatz von Energie. Es ist nicht Verdrängung sondern ein aktives verdrängen in jedem einzelnen Moment. Bis in einem Moment genug Sicherheit und Verbundenheit empfunden wird, um einen Teil zu verarbeiten.
*******_Fee Frau
3.195 Beiträge
Interessant Dein Ansatz @****ba -
jedoch reicht diese Erklärung oftmals nicht aus.
Viele Menschen erleben in sehr jungen Jahren bereits Traumatisierendes! Inzwischen wissen wir durch psychologische und neurologische Forschung, dass eben solche Erfahrungen bei Menschen, je häufiger sie diese machen müssen und je heftiger diese sich auf den Organismus auswirken (sexuelle Gewalt) diese in unseren Gehirnen zur kompletten Verdrängung führen können!

Immer häufiger erlebe ich, dass Frauen ab ihrem 45ten Lebensjahr plötzlich Reife, Raum und Zeit in ihrem Leben erhalten, dass solche „alten Erinnerungsbruchstücke“ sich wieder Platz in den Gedanken dieser Frauen verschaffen und in der Therapie plötzlich immer mehr Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenfügen.

Unser Körper mitsamt des Gehirns ist geradezu genial darin, belastende Situationen, die zum Zeitpunkt des Geschehens nicht verarbeitet werden können, zu verdrängen.

Offenheit gelingt nur dort, wo Mensch dies selber möchte und sich Bewusstheit über sein Dasein verschaffen mag.
**********inado Mann
140 Beiträge
Ich kenne das auch aus der Kindheit, die ersten Male ist es schwer und kraftraubend aber wenn es immer wieder kehrt geschieht das Verdrängen irgendwie automatisch und fast unbemerkt.

Ist ähnlich wie im Straßenverkehr, die ersten gefährlichen Situationen bereiten noch schlaflose Nächte, irgendwann wird es Routine und kaum jemand zeigt Gefühlsregungen selbst wenn gerade der möglicherweise tödliche Zusammenprall gerade noch verhindert wurde.
*******o73 Frau
111 Beiträge
Also, ich finde das mit der Ehrlichkeit ein ganz schön schwieriges Thema, was auf mich nur auf den ersten Blick so einfach wirkt.
Die meisten haben wohl den Anspruch ehrlich zu sein und Ehrlichkeit zu erwarten.
Im Ernstfall ist es damit aber ganz schnell vorbei.
Und ist vielschichtig.

Ich würde Ehrlichkeit als einen Zustand der "Bewusstheit" bezeichnen.
Erstmal zu sich selber.

Wer weiß schon in jedem Moment, was er wirklich will oder was seine Bedürfnisse sind? Die sind ja mitunter versteckt hinter scheinbar anderen Gefühlen.
Und es dann im nächsten Schritt auch noch an die Mitmenschen zu kommunizieren?

Wichtig finde ich es jedenfalls, ein Feld zu schaffen, in dem die Möglichkeit zur Ehrlichkeit und Bewusstwerdung entstehen kann.
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