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7.3.21 Kiel - Borowski u. d. Angst der weißen Männer (1159)

******ier Frau
36.534 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
7.3.21 Kiel - Borowski u. d. Angst der weißen Männer (1159)
Interessantes Thema: Es geht um Misogynie. Das ist der krankhafte Hass von Männern auf Frauen, Männer, die von Frauen abgelehnt werden, dauerhaft, immer wieder, und dann durchdrehen und ihre Aggressionen, ihren Frust und ihre Wut an Frauen auslassen.
*oh2*
Ich bin gespannt, ich freue mich auf den Film. *g*

Im „Tatort: Borowski und die Angst der weißen Männer“ geht es um eine Männergruppe und ihren mörderischen Frauenhass.

Kiel. Der Weltfrauentag, der am kommenden Montag gefeiert wird, hinterlässt seine Spuren auch im Krimi. Im „Tatort: Borowski und die Angst der weißen Männer“ wird ein wichtiges gesellschaftliches Thema aufgegriffen, dessen Bezeichnung vielen Menschen noch unbekannt sein dürfte: „Incel“. Diese Abkürzung bezeichnet eine Bewegung, die ursprünglich aus den USA stammt.

Hinter dem Begriff des „involuntary celibate“ (unfreiwilliges Zölibat) scharen und radikalisieren sich Männer, die sich von Frauen abgelehnt fühlen. Sie sind empört und fühlen sich vorgeführt. Ihr Hass richtet sich auf Frauen, wird aber gern auch auf andere Gruppen, bevorzugt Minderheiten, wie Juden, Migranten oder Schwule übertragen.

Parkhauswächter Mario bekommt bei Frauen kein Bein an Deck

Das ist der üble Bodensatz, auf dem dieser Krimi basiert. Parkhauswächter Mario (etwas übertrieben psychopathisch: Joseph Bundschuh) bekommt bei Frauen kein Bein an Deck. Er gerät in maßlose Wut, wenn er eine Ablehnung erfährt, zum Beispiel in der Disco. Am nächsten Morgen findet man in unmittelbarer Nähe eine totgetretene junge Frau. Neben ihr ist die Zahl 14 in den Sand gestampft, eine Symbolzahl amerikanischer Neonazis.

Mario ist einsam, aber nicht allein. Er schließt sich der Gruppe um den Antifeministen Massmann (Arnd Klawitter) an, der Männer in brunftigen Ritualen zu vereinigen sucht und sie dabei gegen Frauen aufhetzt. „Wir werden sie jagen“, heißt es da und „Wo sind die Männer? Ihr habt sie vertrieben, ihr verdammten Schlampen.“ Eins ihrer Opfer ist die Politikerin Birte Reimers (Jördis Triebel), die mit Hass-Mails eingedeckt wird, die sie zunächst noch nicht einmal besonders ernst nimmt.

Borowski (Axel Milberg) schleust sich undercover in die Massmann-Gruppe ein und gerät in gefährliche Situationen. Mila muss sich mit einem profilierungssüchtigen Mann vom Berliner Staatsschutz auseinandersetzen, der sie „Liebste“ nennt und ihre Kompetenz untergräbt.

Tickende Zeitbomben in der Gesellschaft

Borowski hält solidarisch zu seiner Kollegin. Es ist erfreulich zu sehen, wie präsent und selbstbewusst Almila Bagriacik mittlerweile ihre Rolle ausfüllt. Das Problem „Incel“ kann natürlich so ein Krimi nicht lösen. Er ist aber eine willkommene Erinnerung und Warnung daran, welche tickenden Zeitbomben sich in der Gesellschaft verbergen und welche verheerenden Folgen gesellschaftliche Zurückweisung haben kann, von Massakern von Hanau bis Utøya.

Regisseurin Nicole Weegmann sagt: „Mir war vor unserem ,Tatort‘ nicht in dem Maße bewusst, dass Frauenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft noch für Massen konsensfähig ist und dass sich damit so viele Männer in Bewegung setzen lassen, indem man an ihre Instinkte appelliert.“
(Quelle: Hamburger Abendblatt online)
******ier Frau
36.534 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
starker Film, stark gespielt
sehr spannend, ergreifend, erschütternd

faszinierend und intensiv gespielt / dargestellt von den Schauspielern, allen voran der junge schüchterne Mann, der irgendwann nach so viel Ablehnung richtig abdreht

und auch dieser Guru im weißen Anzug (Arnd Klawitter perfekt für diese Rolle), unglaublich, mega, wie er sie alle beeinflusst hat und dabei so schmierig freundlich blieb

das Thema (selbstbewusste Frauen und abgelehnte Männer, die sich im Netz organisieren und radikalisieren) bringt Ohnmacht mit sich

im Datum der Ausstrahlung des Films ist es passend gewählt, morgen ist internationaler Frauentag

das offene Ende lässt mich / uns sprachlos zurück, aber es ist auch irgendwie logisch, denn es sind "viele"

der ältere Borowski und die junge Sahin passen sehr gut zusammen, das ist schön anzusehen
Ein ganz starker Tatort !!!
...und darüber hinaus mit einem sehr beklemmenden Thema. Eindrucksvoll und nachdenklich stimmend in Szene gesetzt: der Bogen, befeuert durch Demagogen in ihren weißen Westen, an dessen Ende nur Hass und Gewalt übrig bleiben.
*******ase Mann
797 Beiträge
Ein Mann spürt...
Das war er also, der NDR-Tatort aus Kiel zum Weltfrauentag am 08.03. mit Klaus Borowski und Mila Sahin, alias Axel Milberg und Amila Bagriacic.

Und ja – auch ich finde wie andere Rezensenten im Netz, er war ziemlich dick mit der Moralkeule aufgetragen und die Kombination von Guru für männliche „Gleichberechtigung“ und „Rechte Szene“ incl. Staatsschutz mindestens eine Facette zu viel. Aber dafür war er durchaus spannend und kurzweilig und am Ende sogar hoch dramatisch. Die Schauspieler haben in meinen Augen allesamt gut agiert, auch wenn mich die sehr verklemmte Art von Mario Lohse Anfangs ziemlich genervt hat. Doch seine Wandlung vom Komplex behafteten Niemand zur wandelnden Zeitbombe war erschreckend konsequent inszeniert.

Auch Amila Bagriacic konnte ihrer Rolle mehr Tiefgang geben und zudem durfte der Tatort-Fan erfahren, wieso sie von Berlin nach Kiel gekommen ist.

Ärgerlich aber finde ich immer wieder die in vielen Tatortfolgen eingebauten vollkommen unrealistischen Alleingänge der Ermittler – hier erst die von Borowski und dann später von Sahin. Sag mal, schauen die alle keine Tatorts und sehen dort, wie stümperhaft und leichtsinnig und gefährlich solche Aktionen sind, die in der Realität im Polizeidienst so niemals vorkämen *zwinker*??? Ich finde diese überflüssigen „Zugeständnisse“ an die Dramaturgie jedes mal unsäglich.
Ebenfalls unglücklich empfand ich das offene Ende, denn man fragt sich ja schon, sind in Realität die Ermittler vom Staatsschutz denn wirklich so dilettantisch, dass sie selbst das Offensichtliche nicht durchblicken und bei einem solchen Ramboauftritt der „Weißen Männer“ am Ende nicht genügend Spuren zurückbleiben, um die Schuldigen zu finden?

Highlight in dem Frauentag-Tatort war für mich aber skurrilerweise ein Männerspruch… nämlich der des Cybercrime-Ermittlers Paulig, als Borowski ohne Kommentar das Büro verlässt:
„Ein Mann spürt, wenn er losziehen muss“ *haumichwech*

Summa summarum bin ich mit wohlwollenden drei von fünf Sternen dabei.
********is_O Paar
1.280 Beiträge
radikalisiert
Das war ein toller Tatort und eine Menge Stoff zum nachdenken.
Leider gibt es nicht selten die Schlußfolgerung, daß man sein eigenes Unvermögen, das Leben zu meistern oder sein Glück zu finden, anderen Menschen zuschiebt.
Mal sind es die Ausländer, die Juden oder auch nur die Frauen, die immer stärker werden.
Mit der richtigen Anleitung kann man diese Menschen radikalisieren, hier einfach nur gegen Frauen.

Da gab es einige feine Szenen, die die Differenzen zur Frauenpower deutlich machten.
Wie reagiert man darauf, wenn man einer Frau so ohnmächtig gegenüber steht.
Z.B. "Sprich bitte im ganzen Satz",- der hatte gesessen. *top*
Mario war gebrochen.
Auch vor Kollegin Sahin machte er keine gute Figur.
... und dann kommt der Rattenfänger aus dem Internet genau richtig, der die verirrten Schafe in den inszenierten Abgrund leitet.
Die Anspielung auf "Taxi Driver" war ebenfalls klasse.
Sicherlich alles ein wenig überspitzt, aber durchaus realitätsnahe und nachvollziehbar.

Heute ist internationaler Frauentag. *blume*
Der Termin für diesen Tatort dürfte bewußt gewählt worden sein.
Ich mache mir so meine Gedanken, welche Probleme Frauen jetzt und hier in Deutschland noch haben,
... aber ich denke noch mehr daran, welche Probleme Frauen in anderen Ländern dieser Welt haben, wo ihre Rechte noch deutlicher eingeschränkt sind.
Immerhin, in Saudi-Arabien dürfen Fauen jetzt den Führerschein machen und allein ein Auto fahren.
"Frauen stehen dem Mann biologisch zur Verfügung", das ist schon ein krasses Bild. *pfui*

Ich ertappe mich immer wieder dabei, daß ich Axel Milberg für einen guten Kriminalermittler halte. Man mag mit ihm grübeln, das Tatmotiv ergründen und den Täter überführen.
Klaus Borowski ist nur eine Figur in einem Sonntagsabendkrimi, die allerdings absolut authentisch erscheint und mich fesselt.
Genau deshalb schaue ich gern den Tatort. *top*


ER
Zum Frauentag ein Frauenhasser-Tatort, puh, sehr spannend und mitreißend, viele Facetten männlicher Gewalt, für mich eine gute 8/10.
Was mich insbesondere störte, waren zum einen die 2 "Freundinnen" die das Opfer 1 unter Drogen gesetzt haben und natürlich der Unsympath vom Staatsschutz. Allein wie er Sahin als Liebste ansprach und wie sie sein Vorgehen in Berlin schilderte, so ein klein wenig war er wohl auch ein Frauenhasser... Diese Radikalisierung über Incel-Foren und Workshops war echt erschreckend, aber wohl leider real, Borowski hatte von Anfang an den richtigen Riecher.
Gut dass der Täter wenigstens sein Date am Leben lies, die arme Frau ist nun erst richtig traumatisiert, die Büroleiterin der Politikerin ja sowieso.
*******ase Mann
797 Beiträge
Übrigens - heute ist über Tagesschau.de ein sehr interessanter und ausführlicher Hintergrundberichte zum Thema Incels verlinkt:

https://story.ndr.de/incels/index.html

Die Realität ist fast noch erschreckender als in „Borowski und die weißen Männer“ dargestellt.
*****ida Frau
17.012 Beiträge
nun ja...
is jetzt (leider) keine Neuigkeit in feministischen Kreisen, dass es die sich zunehmend radikalisierende falschverstandene Männlichkeit gibt, die für das eigene Versagen, die eigenen Schwächen und die eigenen Verfehlungen pauschal 'die Frauen' verantwortlich macht.
Und auch wieder schön, dieses Thema so präsent zu machen - wenigstens einmal im Jahr und wenn es zu diesem peinlichen Welt-'Frauen'-Tag sein muss. Immerhin. Ich weiß *g*

Und natürlich viel zu komplex die ganze Chose, da werden die Incels erwähnt (involuntary celibacy - also unfreiwilliges Zölibat), die Identitären, die Anhänger von '14 words' - es wurden also die ganz großen Geschütze aufgefahren.
Was dann auch den Staatschutz auf den Plan rief; letzten Endes.
(heißt der jetzt offiziell so?! und nicht mehr BND, bzw Verfassungsschutz??)

Genau dieses Auffahren der großen Geschütze verdeckt meines Erachtens das Grundproblem: den alltäglichen Sexismus, die alltägliche Misogynie und das alltägliche Frauen-Klein-Halten.
Denn, wie @********fOld schon erwähnte, DAS war für mich die Schlüsselszene des gestrigen Tatort: der Unsympath aus Berlin sagt zu Sahin zweimal (ZWEImal!) vor ihren beiden Vorgesetzten "Liebste" zu ihr, in eindeutig abwertender Absicht und keiner (KEINER) der Anwesenden reagiert darauf?!?!
So geht Misogynie. So geht Frauenverachtung. So geht Frauen-Klein-Halten.
Mit nur einem einzigen Wort, nebenbei, jederzeit, alltäglich eben.

Sehr sehr schade, dass darauf nicht eingegangen wurde.

Was die schauspielerische Leistung betrifft: alle Achtung, der Typ, der Mario spielte *hutab*, hat mir sehr sehr gut gefallen; der schüchterne, völlig zurückhaltende, zurückgewiesene Typ, der dank verquerer Ideologie und falsch verstandenen "Männlichkeits"geblubbers zum Radikalen, zum Terroristen, zum absoluten Frauenhasser mutiert, das war toll dargestellt und konnte ich ihm gut abnehmen.

Borowski und Sahin gefallen mir als Team gut, das wird *g*
****a26 Mann
501 Beiträge
Tja, und wieder bin ich spät dran und das meiste ist schon gesagt.
Ich bin kein Borowski Fan, aber in diesem Tatort und vor allem im Zusammenspiel mit Sahin hat mir das ganze sehr gut gefallen. Die bisherigen Kommentare sind sehr tiefgehend, interessant und treffen in vielen Punkten auch meine Perspektive.
Deshalb möchte ich eine andere aufmachen. Sind wir doch mal ehrlich, 80% der sonntäglichen Zuschauer weis nichts mit Incels anzufangen und hat das ganze als eine der üblichen Verschwörungstheorien abgetan. Hier hätte es meiner Meinung nach etwas mehr Hintergrundinformationen gebraucht - wäre leicht in eine der Dialoge einzubauen gewesen - um mehr Leute abzuholen. So wird das ganze von vielen als etwas überspannte Hysterie abgetan, die es in einem Tatort nicht gebraucht hätte. Aus meiner Sicht schade.
******ier Frau
36.534 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Wiederholung von diesem sehr sehenswerten und sehr beeindruckenden Tatort am Dienstag Abend und in der Nacht zum Mittwoch: Tatort-Fans: 👁️~2022 - Welche Folge läuft wann wo?
****med Frau
8.516 Beiträge
Gruppen-Mod 
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****med Frau
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