Die haben sich z.B. in Ihren Ritualen mit der Asche von Toten eingerieben um eine Gegengewicht zu dem Totentabu der Brahmanen zu schaffen. Oder wilde ekstatische Tanzrituale gemacht als Gegenpol zur brahmanischen Selbstkontrolle. Oder auch Massagerituale zur körperfeindlichen Kultur der Besatzer. Das Prinzip war immer genau das Gegenteil dessen zu tun was verboten war.
Der linkshändische Pfad hat sich nicht nur als Provokation zum den Brahmanen bzw. zu den geltenden hinduistischen Regeln entwickelt. Dahinter verbirgt sich ein anderer Ansatz !
Auf Verbrennungsstätten lebende tantrische Saddhus machen sich das Leben anhand des Totes bewusst. Zum alten Tantra war der Bezug zum Tod und zur Vergänglichkeit ein wesentlicher Bestandteil.
Das selbe gilt auch für die Rituale der 5M bzw. dem Konsum von Drogen (bspw. Stechapfel und Cannabis, die Shiva zugeordnet werden). Es geht immer um einen bewussten Umgang mit den "Lastern". Nichts aus dem Selbstnutz heraus.
Auf einem asketischen Weg würde man sich zwingen gewisse Regeln einzuhalten - der tantrische Weg durchdringt das. Er sagt Dir, wenn Du etwas hinter Dir lassen willst, dann musst Du es verstanden haben , durchlebt und erfahren. Einmal richtig schlecht geworden vom süßen Kirschlikör heilt Dich von weiterem Genuss desselben. Überwinden durch Erfahren - wobei das nicht so gemeint ist, dass man jede Untugend, jedes Laster ohne Rücksicht auf andere und sich selbst durchlebt. Eher die Such nach der Mitte und das Abstreifen von Gewohnheiten und Eigenheiten, die spirituell hemmen, ist das Ziel.
Es ist wie mit dem Sex im linkshändischen Pfad - dieser dient auch nur als Werkzeug, ist nicht zentral ! Mein Lehrer Andro pflegt zu sagen, wenn Du rotes Tantra praktizieren willst, dann musst Du genug "Haushalts"-Sex daheim haben.
Wie recht er hat ! Denn wenn Du sexuell ausgehungert bist, dann kannst Du nicht die Energie aufbauen und verwenden, die du brauchst, um spirituell zu arbeiten. Du bleibst im Sex "stecken".
Und genau das ist auch die Schwierigkeit des tantrischen Weges - Dinge zu tun,
nur weil sie provozieren,
nur weil sie kein Dogma haben,
nur weil sie Spaß machen. Dagegen ist nichts zu sagen. Spaß darf man haben.
Es ist dann aber reiner Hedonismus - aber kein Tantra !
Namasté
Bastian