„Es ist aufschlussreich, dass die TMV-Definition von Tantramassage all diese oben genannten Punkte in keiner Weise auch nur ansatzweise erwähnt. Überraschend ist das jedoch nicht: Ich habe keinen Tantramassagelehrer getroffen, der sich damit mehr als nur oberflächlich auseinandergesetzt hat, wenige haben ein wenig in den Bereich des traditionellen Tantra reingeschnuppert, aber offenbar nicht genug, um beispielsweise "Absichtslosigkeit" im Sinne der Tantramassage und im Sinne traditioneller Meditationstechniken unterscheiden zu können.
Was soll ich dazu sagen?
Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall.
Für Menschen, die wenig spirituelle Interessen haben oder sich in einer anderen spirituellen Richtung verorten, ist es toll, das die Tantramassage TMV die traditionellen Tantra-Wurzeln weitestgehend hinter sich gelassen hat.
Mir wäre für den beschriebenen Erfahrungsraum der Tantramassage TMV zwar ein Name ohne "Tantra" lieber. Aber diesen Namen hat das Kind nun.
Diverse Praktiken und Techniken sind mir aus ganz anderen spirituellen Zusammenhängen bekannt... Wicca, Hexentum, Druidentum, Schamanismus, Alchimistentum, etc.pp. sind sehr viel älter als Tantra. Und die Vertreter unterschiedlicher Glaubenssysteme standen schon immer im Austausch miteinander. Methoden, welche gut funktionierten, der Heilung und/ oder den eigenen spirituellen Zielen förderlich waren, wurde übernommen, angepasst, integriert, weiterentwickelt und beim nächsten Erfahrungsaustausch abermals weitergegeben.
Ich glaube, dass viele der heutzutage innerhalb einer Tantramassage TMV angewandten Techniken und Abläufe, eine Co-Kreation der verschiedensten Glaubensysteme sowie westlicher Psychologie & Pädagogik sind. Damit kann ich mich identifizieren. Also: Ja, ich praktiziere Tantramassage. Aber Tantra? - Nö, Hinduismus und Buddhismus sind nicht so ganz mein Ding.
Apropos: Einst lernte ich auf einem Treffen von einem Druiden Namens Karl ein Ritual. Dieser hatte es vor Jahrzehnten von einer sibirischen Schamanin erlernt und diese von ihren Ahnen. Einfach so im 1:1 Erfahrungsaustausch über die Generatonen hinweg.
Ein paar Jahre später traf ich einen Buddhisten. Wir unterhielten uns über eine bestimmte seelische Problematik und mögliche Heilungsansätze. Ich offenbarte ihm das Ritual, welches ich über Karl kennen gelernt und in mein Repertoire aufgenommen hatte. Er offenbarte mir ein Buddhistisches Ritual, 4000 Jahre alt. Wir stellten fest: Im Grunde genommen ist es dasselbe in grün.
Ein paar Jahre später traf ich in Brasilien einen Künstler, welcher sich dem Macumbe zugehörig fühlte. Macumbe ist eine Mischung aus Vodoo und Katholizismus. Abermals dasselbe in grün.
Ein paar Jahre später begegnete ich einer Drama-Therapeutin. Und sie berichtete mir von einer brandneue entwickelten Therapie-Methode der Dramatherapie. Diese wurde vor weniger als 10 Jahren entwickelt und deren therapeutische Wirksamkeit wurde in wissenschaftlichen Studien bestätigt. Auch wieder dasselbe Ritual in grün.
Die Methoden und Abläufe des Rituals waren im Wesentlichen dieselben. Die Namen vielfältig. Die Symboliken entfalteten in ihrem Kulturraum oft die erwünschte Wirkung. Das Ritual öffnete dem Menschen eine Türe, die zuvor verschlossen war und war der Lösung von Blockaden, Integration und Heilung förderlich. Zwischen den dahinter stehenden Glaubensrichtungen und den Erklärungsversuchen der Wirkung lagen jedoch Welten.
Ich habe für mich festgestellt: Wenn die Wellenlänge stimmt und mein Gegenüber mich nicht auf Teufel komm raus zu seinem Glauben missionieren will sondern sich auf die Vermittlung des Wesentlichen besinnt, bekomme ich einen Zugang zu seinen Methoden und umgekehrt. Die Energie, die dann fließt ist dieselbe. Die Wirkung ist dieselbe. So unterschiedlich unser Glauben und unsere Symboliken auch sein mögen. Das ist etwas zutiefst Zwischenmenschliches.
Aufgrund dieser und anderer Lebenserfahrungen glaube ich nicht, dass sich ein/e Tantramasseur/in mit spirituellem Tantra auseinander gesetzt haben muss, um einen sehr wirksamen und heilsamen Selbsterfahrungs-Raum für den/ die Empfänger/in seiner Massage zu öffnen, zu halten und gegen Ende wieder sauber zu schließen.
Wichtig ist, dass der Tantramasseur seinen persönlichen Zugang gefunden hat.
Welcher Zugang das ist, ist unwichtig.
Die zertifizierte Ausbildung zum Tantramasseur TMV garantiert zwar nicht, dass Einer seinen persönlichen Zugang gefunden hat. Doch sie macht dies wahrscheinlich. Und zur Not bietet die Beschwerdestelle des TMV die Möglichkeit zur Korrektur. Dieses Vorgehen halte ich in unserer gegenwärtigen Kultur für angemessen & sinnvoll.
Ich sehe in dem vom TMV gesetzen Rahmen für eine Tantramassage auch keine Einschränkung für Tantriker. Ritualisierte tantrische Vereinigungsrituale aus irgendeiner Tantra-Tradition werden nach meinem bescheidenen Kenntnisstand sowieso nicht unter Tantramassage sondern Vereinigungsritual XY geführt. Vorbereitungen dazu werden Tantra-Übungen genannt und nicht Tantramassage. All dies sowie die von dir genannten Punkte haben in der Tantragruppe doch auch ihre Bereiche.
Dementsprechend schließe ich mich dem an:
„Fühl Dich frei, hier ein Thema zu eröffnen. Der Forenbereich "Fortgeschrittene" fällt mir dafür spontan ein.
Mein Beitrag zielte bloß darauf ab, dass das, was im Über-Uns-Text erwähnt wird, sich so nicht in der Forenstruktur wieder findet und daher zu Irritation und Missverständnissen führen könne. Also die Abgrenzung zu "Sex mit Räucherstäbchen" schwieriger mache.
Via CM hat mir der GL bereits nachvollziehbare Gründe mitgeteilt, warum das mit den ausdifferenzierten expliziten Bereichen für diverse Tantra-Strömungen so schwer umzusetzen ist. (Jedenfalls nicht ohne drastisch erhöhten Arbeitsaufwand.)