...gute Frage, nein ich denke nicht, daß Mitleid eine Form von Mitgefühl ist.
Mitleiden kannst du nur wenn du etwas zu dir persönlich in Bezug setzt.
Die Ebene ist anders bei Mitgefühl, schwierig zu beschreiben...
Normal betrachtet jeder von uns die Welt durch seinen persönlich gefärbten Filter, (Prägungen, Konditionierungen, Vorlieben usw.) in der Regel denken wir, das was wir durch diesen Filter wahrnehmen ist die Aussenwelt, Realität :d das ist Maya, Täuschung.
Also möglicherweise sehe ich etwas, mein Filter sagt mir das ist leidvoll, unmoralisch, schlecht irgend sowas, was meinen Vorstellungen und Konditionierungen entspricht, für jemand anders sieht das aber vielleicht ganz anders aus.
Mitgefühl ermöglicht mir den Filter mal an die Seite zu schieben
Ein Beispiel: Ich war in Nordafrika, lebte bei einer Berberfamilie, es gab soweit ich das mitbekommen hatte 13 Kinder unterschiedlichen Alters. Bis dahin war mir nichts aufgefallen, bis ich eines Tages im Gespräch mit einem ca. 15 jährigen Mädchen feststellte das sie...also sie sagte mir sie sei keine Tochter der Familie, sondern Leibeigene, und ihre Eltern hätten sie als Baby auf dem Markt verkauft.
Ich war jung da, bin erstmal voll zusammengebrochen, kam überhaupt nicht klar auf die Vorstellung.
Leibeigene, Sklavin, nicht aus Spiel, sondern knallharte Realität
Niemals heiraten, nie Kinder haben, niemals selbstbestimmen was man tut oder lässt. Das sprengte alle meine Grenzen von Vorstellungsvermögen und konnte definitiv nur leidvoll sein.
Ich hab ihr gesagt wie es mir damit geht, sie hat gelacht, und gemeint ja, aber sie wäre zufrieden, da sie wüsste es hätte ihr viel schlimmer gehen können. Ihre Eltern waren zu arm sie zu ernähren, und es gäbe andere, die ihre Kinder an Bordelle verkauften, oder ihnen Arme oder Beine abschnitten und sie betteln schickten, und sie würde hier behandelt wie die eigenen Kinder.
Ja, ich wäre auch vorher nicht auf die Idee gekommen....im Nachinein fiel mir auf, ja sie stand als erstes auf, und ging als letztes schlafen oft, aber auch andere arbeiteten, im Vergleich zu hier, immer war Lachen irgendwo zu hören, kaum Frauen oder Mädchen, die arbeiteten ohne dabei zu singen, sich zwischendrin zu balgen, rumzualbern.
Trotzdem schwierig, keine Frage, aber ich bin Fatma sehr dankbar, daß sie mir geholfen hat ein Stück weit zu verstehen....das ihre Realität anders ist, als es mir erstmal so scheint, fremd aber nach ihrem Empfinden offensichtlich nicht bemitleidenswert.
Und wir hatten weiterhin eine unbeschwerte, gute Zeit miteinander.