Toleranz
Danke für diesen interessanten Beitrag! Ich fang gleich mal an meine "unterschiedliche Auffassung" hier loszuwerden:
"Toleranz" verstehe ich als Gewalt, die jemand sich selbst zufügt indem er etwas erduldet, was ihm eigentlich nicht gefällt. Ich denke wir sollten nicht anstreben uns selbst Gewalt zuzufügen.
Die Tantra-Gruppe geht den Weg der Toleranz und des Annehmens eines jeden in seiner Individualität.
Das liebevolle Annehmen im Tantra würde ich nicht als Toleranz bezeichnen. Für mich ist es eher eine explorative Annäherung, ein Erforschen des Unbekannten im Anderen. Ungeachtet der individuellen oberflächlichen Eigenschaften (Körpergrösse, Haarfarbe, Beleibtheit, Ausdünstung, Verhalten, Gesinnung, Wortwahl ...) geht dieses Erforschen mit einer Art Geilheit einher. Das Verbindende ist also nicht eine gegenseitige Toleranz, sondern der Aufbau einer gemeinsamen Lust, die den "Kitt" liefert, damit Nähe entstehen kann.
Lesen der Meinung des anderen ohne zu werten oder zu urteilen...
Das Urteil kommt oft schneller als man einen Satz fertiglesen kann. Wir können es nicht wirklich vermeiden ohne uns selbst gewaltsam zurückzuhalten. Die einzige Chance, die uns bleibt, ist, dass die Lust am Anderen grösser ist als die Abneigung, wenn etwas gegen unsere Vorstellungen verstösst.
Das finde ich eigentlich einen grossartigen Aspekt am Tantra: Was sonst nur durch Gesetze, Konventionen, Zwang, Reglementierungen, oder Toleranz erreicht wird, das schaffen wir hier, indem wir es verstehen unsere Lust zu wecken.