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remember Titanic

remember Titanic
Dieser Artikel hat eine Vorgeschichte, die mit meinem ersten Tag im JC begann. Hier habe ich gelernt, dass, wenn man Menschen erreichen will, man sie nicht vor den Kopf stoßen, sondern sie zum Nachdenken bringen muss. Er beschreibt die Situation einer Randsportart, wie es mittlerweile viele in unserer profitorientierten Welt geworden sind, und könnte damit auch für diese anderen Sportarten geschrieben sein.
Er liest sich nicht reißerisch, doch werden in ihm einige Tabus gebrochen, die unter Bowlingspielern, zwischen Vereinen und auch zwischen Bowlingbahnbesitzern gang und gäbe sind.
Ich habe ihn gestern an die Wände der beiden Bowlingcenter in Schwerin und auf Facebook gepostet. Seit dem steht mein Telefon nicht mehr still. Danke Joy!


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Kennt Ihr den Unterschied zwischen dem Bowlingsport in Mecklenburg-Vorpommern und der Titanic? Die Titanic ist bereits gesunken.

Liebe Freunde,

ich bin in den letzten Tagen mehrmals gefragt worden, warum der Verein „Bowlingfreunde Schwerin e.V.“ es nötig hat, nach neuen Mitgliedern zu suchen. Meine Antwort: „Nicht wir nur wir haben es nötig, sondern du auch“, brachte mir mindestens ein ungläubiges Lachen ein.
Wenn ich dann das, was ich jetzt hier schreibe, erzählte, folgte ein Abwinken und meistens ein „Es wird schon so weitergehen.“

Nein, es wird nicht so weitergehen.

Jedes Jahr sinkt in unserem Land die Anzahl der Vereinsmitglieder, der aktiven Bowlingspieler und damit auch die Anzahl der Ligen, in denen Bowling als Turniersport betrieben wird. Im ganzen Land Mecklenburg-Vorpommern existieren nur noch sechs Anlagen mit überalterter Technik, die von der DBU zugelassen sind. In Kürze schließt das HCC in Rostock und damit existieren nur noch 5 Anlagen. Sterben die Turnieranlagen, stirbt auch der Bowlingsport, wie Ihr ihn kennt. Wir treffen uns dann in Zukunft auf verkürzten, ungeölten Spaßbahnen und aus dem Sport wird dann ein Kneipenvergnügen.

Ich kann das HCC nicht kaufen und auch die bestehenden Bahnen nicht modernisieren. Ich kann auch nichts dagegen tun, das Bowling-Events von den Medien nicht angekündigt und die Ergebnisse totgeschwiegen werden, während wir hier den Fußballnachwuchs großziehen, mit dem Bayern München und Borussia Dortmund die dicke Kohle machen und alles andere, was keinen Profit bringt, den Bach hinuntergeht.

Aber ich kann diesen Artikel schreiben und versuchen, Euch ein wenig für die Belange dieses Sports - und damit für Eure eigenen Belange - zu sensibilisieren. Ich kann fragen, wie die noch existierenden Vereine aktiv etwas dagegen unternehmen wollen. Ich kann fragen, warum es viele Menschen gibt, die regelmäßig Bowling spielen, aber nicht in einem Verein organisiert sind.
Ich glaube, dass genau das die entscheidende Frage ist, denn eine Stimme, die gehört wird und sich gegen den Untergang des Turniersports wehrt, kann nur von den Bowlingvereinen kommen. Je weniger Mitglieder diese Vereine jedoch haben, um so leiser wird sie. In Mecklenburg-Vorpommern ist es offenbar nur noch ein Flüstern.

Ich habe mich in den letzten Tagen mit vielen Menschen unterhalten, von denen ich weiß, dass sie sehr häufig Bowling spielen, auch an Freizeitturnieren teilnehmen und habe im Wesentlichen immer wieder fünf Gründe gehört, warum sie nicht Mitglied in einem Bowlingverein sind, obwohl sie diesen Sport lieben:

1. Die Mitgliedschaft ist mir zu teuer.
Nun ja, die Mitgliedschaft in meinem Verein kostet mich 35 Euro im Monat. Dafür kann ich 10 Stunden Bowling spielen - also 3,50 Euro für eine Stunde. Kinder und Jugendliche bekommen das Gleiche für 5 Euro im Monat. Außerdem kann ich als Vereinsmitglied auf den meisten Bowlinganlagen deutlich günstiger bowlen.
Eine Vereinsmitgliedschaft verteuert also nicht den Spaß, sondern vergünstigt ihn oder anders gesagt - rein finanziell gesehen, bringt mir eine Vereinsmitgliedschaft richtig Spaß. Übrigens sind die Gebühren bei den Vereinen, die ich kenne, ähnlich ...


2. Ich will mich nicht langfristig binden.
Ja, verständlich. Ich kenne Vereine (auch unserer), die haben monatliche oder zweimonatige Kündigungsfristen, also keine lange Vertragsbindung.


3. Ich mag keinen Leistungsdruck und keinen Zwang. Ich will Bowling spielen, wenn ich Lust habe und nicht, wenn ich muss.
Menschen sind verschieden, deshalb ist das Zusammensein mit ihnen auch immer so interessant. In meinem Verein gibt es weder den Zwang, regelmäßig am Training teilzunehmen, noch an bestimmten Turnieren oder an den Punktspielen. Das entscheidet jeder selbst. Ich denke, dass es auch in anderen Vereinen ähnlich gehandhabt wird.


4. Ich bin nicht gut genug / ich bin zu alt dafür.
Was ist gut genug? Was ist zu alt? Ich habe im Alter von 45 Jahren mit Bowlingspielen angefangen, spiele einen Schnitt von 170 und verliere gegen so manchen Freizeitspieler. Trotzdem habe ich Spaß. Wir haben Mitglieder, die spielen einen Schnitt von 100, 120 oder 150 Pins - na und?


5. Mich hat ja keiner gefragt ...
Ja, das ist dann wohl der entscheidende Punkt. Ich weiß aus unseren vergangenen Jahren, dass wir immer ein Auge auf die „Guten“ und - natürlich - die Kinder hatten. Ich denke, dass das ein Fehler war. Wir haben daraus und aus der jetzigen Situation gelernt - und das ist der zweite Grund für diesen Artikel. Wir sind offen für jeden und wir freuen uns über jeden, der gemeinsam mit uns Spaß an diesem schönen Sport hat. Es ist egal, in welchem Verein er das tut, bei den Bowlingfreunden, dem BC oder dem SBV und ob er das hier oder am Slüter im Bowl-In tut.

Bitte denkt einen Moment kleinen Moment darüber nach und vielleicht wird aus dem Flüstern dann doch ein mahnender Schrei, der auch gehört wird.

Wir haben nicht mehr viel Zeit ...

R. S.

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Erklärung für den Joyclub: In Mecklenburg-Vorpommern bezahlt man für eine Stunde Bowling zwischen 13 und 15 Euro. Das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was in Hamburg oder München genommen wird. Na klar, das Leben dort ist auch teuer. Nur - die Ernegiekosten und die Betriebskosten sind hier wie da die gleichen. Sorry, aber die Urlauber "aus dem Westen" feiern hier Feten auf der Bowlingbahn, weil diese niedrigen Preise ein Lacher sind für sie. Das Land und die Menschen hier haben nicht genug Geld, um höhere Preise zu akzeptieren. Bowlingbahnen sind Privatunternehmen und sie stehen hier immer an der Grenze zum Bankrott - oder werden wie das HCC in Rostock - zum Spekulationsobjekt für eine ausländische Reederei.
****ot2 Mann
10.344 Beiträge
Hat zwar nichts mit Bowling zu tun...
... aber das Problem etlicher traditioneller Sportarten ist der Nachwuchsmangel.

Ich kenne es aus dem Tischtennissport gut (obwohl nicht mehr aktiv).
Hier gibt es drei Probleme:
a) Tischtennis ist unsexy.
Man kann mit tollen Topspins kaum Mädel so beeindrucken wie mit einem Trick auf dem Skateboard
b) Jugendliche sind bei wettbewerbsorientierten Sportarten schnell desillusioniert, wenn sie beim Übergang von der Jugend zum Erwachsenenbereich nicht hinreichend gute Erfolge haben. Es ist nicht witzig für einen 18jährigen von einem routinierten Mittvierziger mit Bauchansatz, atypischem Spielstil und Schläger (Materialspiel) weggeputzt zu werden. Übrig bleiben da nur die Allerbesten, der Rest streicht die Segel.
c) Vielleicht finden junge Menschen wettbewerbsorientierten Sport grundsätzlich wenig anziehend und machen lieber etwas, das "Fun" bringt. Schließlich ist bei vielen Sportarten regelmäßiges Trainung (zwei Abende die Woche + "Punktspiel" am Wochenende unerlässlich und so viel Zeit mag kaum noch jemand investieren.

Vielleicht kann man ja irgendwie 'ne Paralle zum Bowling ziehen.

Lg
Gernot
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